• Keine Ergebnisse gefunden

5.3 Verwendung von Anthracen als Photovernetzer

5.3.5 Bestimmung der Glasübergangstemperaturen

Für die Bestimmung der mechanischen Eigenschaften der unvernetzten und vernetzten ANMA-Copolymere werden Zugversuche bei Raumtemperatur durchgeführt. Da die mecha-nischen Eigenschaften unter anderem durch den Glasübergang stark von der Temperatur abhängig sind, ist es von großer Bedeutung die Glasübergangstemperatur(en) der Polymere zu kennen.

Eine Methode zur Bestimmung des Glasübergangstemperaturen ist die dynamisch-mechanischen Analyse (DMA).[218] Während der dynamisch-mechanischen Analyse wird die Probe einer sinusförmigen Belastung in Abhängigkeit der Temperatur ausgesetzt. In die-ser Arbeit wurde für die periodische Belastung der 1-Punkt-Biegeversuch verwendet. Im Bereich der Glasübergangstemperatur erweicht das Polymer und der BiegemodulB nimmt sprunghaft ab. Der elastische Part des Biegemoduls ist der SpeichermodulB0, dessen Wert ebenfalls sprunghaft im Bereich des Glasüberganges abnimmt. Der Verlustmodul B00 spie-gelt den viskosen Anteil am Biegemodul wieder. Der Verlustfaktor tan(δ) entspricht nach Gleichung 5.1 dem Quotienten aus Verlust- und Speichermodul. Anhand des Minimums in der Ableitung der Speichermodulkurve, des Maximums des Verlustmoduls und des Maxi-mums des Verlustfaktors kann die Glasübergangstemperatur bestimmt werden. Die mittels B0,B00undtan(δ)ermitteltenTgvariieren leicht.

tan(δ) = B00

B0 (5.1)

Ermittlung der Glasübergangstemperaturen der statistischen Copolymere

Die Glasübergangstemperaturen werden im Folgenden mittels dynamisch-mechanischer Analyse ermittelt (DMA), da eine Bestimmung der Tg mittels dynamische Differenzkalori-metrie (DSC) nicht möglich war. Das könnte daran liegen, dass das Homopolymer PLMA teilkristallin ist und die Sensitvität des DSC daher nicht ausreicht.[219,220] Die DMA ist je-doch sensitiver als die DSC in der Bestimmung desTg.[220]Die meisten unvernetzten sta-tistischen Copolymere aus Tabelle 5.3 fließen bei Raumtemperatur, sodass keine Proben-körper hergestellt werden können. Daher wurden die Proben mit Hilfe einer Materialtasche

5.3 Verwendung von Anthracen als Photovernetzer

gemessen. Dazu werden 20 bis 40 mg der Probe in die Taschen aus Stahl gegeben und die Tasche zugebogen. Die Tasche wurde dann ebenfalls im 1-Punkt-Biegeversuch vermessen.

Dabei wird hauptsächlich der Modul der Tasche gemessen, diese sind für die Probe nicht repräsentativ. Im Bereich des Glasübergangs des Polymers fällt B0 aufgrund des sich er-weichenden Polymers innerhalb der Materialtasche trotzdem ab bzw.B00und tan(δ) zeigen trotzdem ein Maximum. Die mit Hilfe der Materialtaschen bestimmten Glasübergangstem-peraturen sind identisch mit denTg, der anhand eines Probenkörpers bestimmt wurde.[221]

Abbildung 5.13 zeigt anhand P(LMA0,95-co-ANMA0,05) beispielhaft die mittels der Materi-altaschen in der DMA erhaltenen temperaturabhängigen Kurven des Speichermoduls, Ver-lustmoduls und des Verlustfaktors. Eine Bestimmung des Tg ist sowohl anhand des Ma-ximums des tan(δ) und des B00 als auch anhand des Minimums der Ableitungskurve des Speichermodul möglich. In dieser Arbeit wird bei allen Polymere die Glasübergangstempe-ratur bevorzugt anhand des Maximums des tan(δ)bestimmt.

Tabelle 5.7 zeit die anhand des tan(δ) ermittelten Glasübergangstemperaturen der vier statistischen Copolymere. Es ist bekannt, dass in statistischen Copolymeren der Tg

zwischen demTgbeider Homopolymere liegt.[222,223]Alle Copolymere aus LMA und ANMA weisen eine höhere Glasübergangstemperatur auf als der in der Literatur bestimmteTgvon

Abb. 5.13.Mittels Materialtaschen erhaltene DMA-Kurven der Probe P(LMA0,95-co-ANMA0,05).

Tab. 5.7.Die Zusammensetzungen der statistischen Polymere sowie deren Glasübergangstem-peraturen, die mittels DMA anhand des Maximums des Verlustfaktors bestimmt wurden.

Probe FANMAa/% Tg/C P(LMA0,85-co-ANMA0,15) 15 0 P(LMA0,92-co-ANMA0,08) 8 -12 P(LMA0,95-co-ANMA0,05) 5 -19 P(BMA0,9-co-ANMA0,1) 10 60

aAnteil ANMA im Polymer bestimmt über1H-NMR-Spektroskopie.

-48 bis -65C für das Homopolymer PLMA.[205,206]Zudem steigt die Glasübergangstempe-ratur mit zunehmenden Anteil des ANMA an. Daraus lässt sich schließen, dass der Glas-übergang des ANMA-Homopolymers bei höheren Temperaturen liegt, als der des PLAM.

Obwohl der Tg des ANMA-Homopolymers nicht gemessen wurde bzw. nicht bekannt ist, ist diese Beobachtung mit der sterisch anspruchsvolleren und weniger flexiblen Seitenkette des ANMA zu erklären, die den Tg des Copolymers gegenüber dem Homopolymer PLMA erhöht.[119,223] Der Tg des Copolymers P(BMA0,9-co-ANMA0,1) ist mit 60 C etwas höher als der Literaturwert von etwa 53 C für das Homopolymer PBMA, der ebenfalls über den tan(δ) bestimmt wurde.[208] Daher ist anzunehmen, dass das Homopolymer PANMA auf-grund seiner sterisch anspruchsvollen Struktur und geringeren Flexibilität einen höherenTg als PBMA hat.

Ermittlung der Glasübergangstemperaturen der Blockcopolymere

Die Blockcopolymere P(BMA-co-MMA)10k-P(LMA-co-ANMA)19k und PLMA21k -P(BMA-co-ANMA)21k werden zur Untersuchung des Einflusses der Photovernetzung auf deren me-chanischen Eigenschaften verwendet. Daher wurde auch die Glasübergangstemperaturen dieser beiden Polymere bestimmt.

Die Abbildungen 5.14 A und B zeigen die mittels der Materialtaschen in der DMA erhal-tenen temperaturabhängigen Kurven des Speichermoduls, Verlustmoduls und des Verlust-faktors der Blockcopolymere P(BMA-co-MMA)10k-P(LMA-co-ANMA)19k (A) und PLMA21k -P(BMA-co-ANMA)21k (B). Blockcopolymere, die Mikrophasenseparation zeigen, besitzen für beide Blöcke jeweils einen Glasübergang.[224] Die Glasübergangstemperatur des wei-chen Blockes ist bei beiden Polymeren deutlich anhand des tan(δ) zu erkennen und liegt bei -3 C für P(BMA-co-MMA)10k-P(LMA-co-ANMA)19k und -13C für PLMA21k -P(BMA-co-ANMA)21k. DerTgist bei ersterem durch den Anteil von 5 mol% ANMA etwas höher. Auch im Vergleich zum statistischen Copolymer P(LMA0,95-co-ANMA0,05), welches ebenfalls et-wa 5 mol% ANMA enthält, ist derTg P(BMA-co-MMA)10k-P(LMA-co-ANMA)19k etwa 15C höher. Bei Blockcopolymeren verschieben sich dieTgbeider Blöcke aufeinander zu, da ein Teil der Kette des einen Blockes in die jeweils andere Phase übergehen kann.[224]Der harte Block erhöht also denTgdes weichen Blockes.

Bei P(BMA-co-MMA)10k-P(LMA-co-ANMA)19k konnte weder mit den Materialtaschen noch mit der Messung von Probenkörper ein Tg des harten Blockes ermittelt werden, obwohl die Probe Mikrophasenseparation zeigt (siehe Abschnitt 5.3.3). Ursache da-für ist vermutlich, dass sich bei Überschreiten des ersten Tg die Feststellschrauben in der DMA lösen und die Probe dann nicht mehr fest eingespannt ist. Bei PLMA21k -P(BMA-co-ANMA)21k konnte anhand des Wendepunktes des Speichermoduls ein Tg

von 58 C für den BMA-Block ermittelt werden. Der tan(δ) zeigt jedoch nur für den LMA-Block einen Tg. Beide BCP wurden daher auch mittels DSC analysiert, wel-che den Wärmefluss in Abhängigkeit der Temperatur misst. Durch die DSC konnten die Glasübergangstemperaturen der BMA-Blöcke beider BCP ermittelt werden. Dabei ist der Tg bei P(BMA-co-MMA)10k-P(LMA-co-ANMA)19k vermutlich aufgrund der kürzeren

5.3 Verwendung von Anthracen als Photovernetzer

Abb. 5.14.DMA-Kurven der Blockcopolymere P(BMA-co-MMA)10k-P(LMA-co-ANMA)19k(A) und PLMA21k-P(BMA-co-ANMA)21k (B). Die Absolutwerte spiegeln hauptsächlich den Speicher- und Verlustmodul der Materialtasche wieder.

Tab. 5.8. Die mittels DMA und DSC ermittelten Glasübergangstemperaturen der Blockcopoly-mere.

Polymer DMA DSC

Tg, LMA Tg, BMA Tg, BMA

P(BMA-co-MMA)10k-P(LMA-co-ANMA)19k -3a -b 39 PLMA21k-P(BMA-co-ANMA)21k -13a 58c 46

aBestimmt anhand des Maximums des Verlustfaktors.

bBestimmung war mittels DMA nicht möglich.

cBestimmung anhand des Wendepunktes der Speichermodulkurve.

BMA-Blocklänge niedriger und das Signal des Tg weniger ausgeprägt (Abb. A10 im An-hang). Der Tg sinkt mit abnehmender Molmasse.[11,12] Des Weiteren kann es auch sein, dass ANMA als Comonomer denTg des BMA-Blockes stärker erhöht als das Comonomer MMA. Tabelle 5.8 fasst die mittels DMA und DSC ermitteltenTgder beiden Blockcopolyme-re zusammen. Der Tg des BMA-Blockes unterscheidet sich je nach Messmethode und ist in der DSC niedriger als in der DMA. Diese Beobachtung, dass der Tg abhängig von der verwendeten Messmethode und den Messparametern ist, ist literaturbekannt.[225,226]

5.3.6 Untersuchung des Einflusses der Photovernetzung auf die