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4. Ergebnisse und Interpretation

4.1. Bestandsaufnahme und Mindestindividuenzahl

Es zeigte sich ein hoher Fragmentierungsgrad der Knochen sowie eine ungleiche Anzahl paariger Skelettelemente, was sich durch unsachgemäße Bergung und der zwischenzeitlichen Lagerung zumindest teilweise erklären lässt. So z.B. sind nur wenige fragile Knochentypen (etwa Scapulae und Fibulae) unbeschadet überliefert, während stabilere Knochen in der Regel weniger stark fragmentiert vorliegen. Jedoch zeigen selbst die Femora in der Mehrheit der Fälle postmortale Beschädigungen wie etwa fehlende Epiphysen, die z.T. gefunden und wieder angeklebt werden konnten (Abb. 4.1 und 4.2).

Ergebnisse – Kapitel 4.1.

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Das häufigste Skelettelement stellen Femora dar, wobei sich insgesamt 106 linke bzw. rechte Femora in den Särgen befanden, was somit die morphologisch nach-weisbare Mindestindividuenzahl darstellt. Die Anzahl der anderen Langknochen ist dagegen deutlich geringer: Insgesamt 179 Tibiae, 169 Humeri, 141 Ulnae, 137 Radii und nur 125 Fibulae sind überliefert worden (Tab. 4.1).

Von den weiteren paarigen Skelettelementen sind z.T. deutlich weniger überliefert.

So z.B. befinden sich 123 Claviculae unter den Knochen, aber nur 81 Scapulae. Von den Ossa pedes sind die großen Knochen Calcaneus (104) und Talus (95) noch ver-gleichsweise häufig. Von den Ossa manus sind dagegen die Metacarpalia die häu-figsten, während Carpalia deutlich unterrepräsentiert sind. Die Ossa coxae sind in der Regel stark fragmentiert, dennoch ließen sich die Fragmente zu 182 verschiedenen Os coxae zuordnen. Die Schädelfragmente ließen sich zu 94 verschiedenen Individu-en zuordnIndividu-en, wobei viele kleinere FragmIndividu-ente isoliert bliebIndividu-en. Insgesamt fandIndividu-en sich über 1600 Wirbel, die z.T. zu Wirbelsäulen(-abschnitten) rekonstruiert werden konn-ten.

Die Verteilung der Knochentypen über die Särge ist stark unterschiedlich. Tabelle 4.1 zeigt die starke Diskrepanz zwischen Knochentypen der Langknochen in den jeweiligen Särgen. Während z.B. 25 rechte Femora aus der Mainzer Stichprobe über-liefert worden sind, wurden nur acht aus Sarg 3 geborgen.

Tabelle 4.1: Anzahl gefundener Langknochen je Sarg. Fe = Femur, Ti = Tibia, Fb = Fibula, Hu =

Zu 104 Femora konnte weitere Skelettelemente zugeordnet werden. Diese Individuen wurden mit „KS“ und einer fortlaufenden, zweiziffrigen Nummer bezeichnet (z.B.

KS01, KS02 usw.). Abbildung 4.3 zeigt beispielhaft die Individuen KS05 und KS88.

Nur wenige Individuen sind vollständig überliefert worden, was sich durch das Un-gleichgewicht in der Anzahl der überlieferten Knochentypen bereits andeutete. Den meisten Individuen fehlen beispielsweise Scapulae. Zu einige Individuen konnten nur wenige Knochen zugeordnet werden, meist unteren Extremitätenknochen. Über-sichtsfotos aller Individuen sind auf der beigelegten CD zu finden. Die Individuen KS01 bis KS18 wurden, mit einigen Neusortierungen, von Zipp (2010) übernommen.

Ergebnisse – Kapitel 4.1.

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Abbildung 4.3: Individuum KS05 und KS88. Während KS05 annähernd vollständig überliefert wurde, konnten zu KS88 nur wenige Skelettelemente zugeordnet werden.

Abbildung 4.4: Elektropherogramm einer Heptaplex-Amplifikation mit DNA-Extrakt des Femurs KS6-Fe-21 (Individuum KS102). Durch den sehr guten DNA-Erhalt war eine vollständige Typisierung aller Systeme möglich.

Die DNA-Erhaltung in den Knochen war für bodengelagertes Material in den meis-ten Fällen gut bis sehr gut. Die durchgeführmeis-ten stichprobenartige Quantifizierung einiger Femora-Extrakte ergaben einen durchschnittlichen humanen DNA-Gehalt von etwa 100pg/µl, was für Knochenmaterial ein sehr gutes Ergebnis ist (Seidenberg et al. 2012). Dementsprechend erfolgreich war auch die Ermittlung des genetischen Fingerabdrucks (Abb. 4.4, vgl. Kap. 3.4.4.) der Individuen und die Überprüfung der morphologischen Zuordnung. Dabei zeigte sich jedoch, dass die großen, kompakten Femora und Tibiae im Allgemeinen bessere DNA-Erhaltung aufwiesen als bei-spielsweise Humeri oder Zähne.

Ergebnisse – Kapitel 4.1.

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Abbildung 4.5: Isolierte Skelettelemente, die aufgrund ihres genetischen Fingerabdrucks isoliert bleiben und somit die Mindestindividuenzahl auf 126 erhöhen.

Abbildung 4.2: Auswahl an tierlichen Kno-chen, die Schweinen oder equiden Spezies zugeordnet werden konnten.

Bei der stichprobenartigen Überprüfung stellte sich heraus, dass zu den 104 benann-ten Individuen 22 Skelettelemente auf Grundlage ihres Fingerabdrucks diesen nicht zugeordnet werden können und somit isoliert bleiben. Es handelt sich dabei um 18 Femora, zwei Humeri, eine Tibia und eine Maxilla (Abb. 4.5). Dadurch erhöht sich die Mindestindividuenzahl auf 126. Mehr Details zu einzelnen Überprüfungen kann bei Holzgräfe (2013) nachgelesen werden. Insgesamt konnten 109 Individuen voll-ständig typisiert werden. Es war eine vollvoll-ständige Typisierung der kurzen Systeme TH01 und D13S317 möglich. Die Ergebnisse aller Einzelamplifikationen sowie der jeweiligen Bearbeiter sind in der Excel-Tabelle Einzelamplifikationen.xlsx auf der beigefügten CD. Tabelle 4.2 zeigt den Konsensus-Genotyp der Individuen.

Aufgrund des hohen Fragmentierungsgrades blieben diverse Bruchstücke ohne Zu-ordnung zu Individuen. Dazu zählen in erster Linie Epiphysenfragmente der Lang-knochen, die nicht sicher einer Diaphyse zugeordnet werden konnten, sowie stark fragmentiertes Material von Schädeln und Becken.

Neben den menschlichen Skelettelementen fanden sich auch einige Knochen tierlichen Ursprungs. Diese überwiegend stark frag-mentierten Knochen konnten z.T. equiden Spezies oder Schweinen zugeordnet werden.

Sie traten jedoch nur vereinzelt auf und nicht alle anatomischen Regionen sind ver-treten, so dass eine „Bestattung“ von voll-ständigen Tieren höchst unwahrscheinlich ist. So z.B. fanden sich mehrere Kiefer-fragmente unterschiedlicher Schweine (Abb.

4.3), aber nur wenige Wirbelfragmente.

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Tabelle 4.2: Konsensus-Genotyp der Individuen. Ind. = Individuum. ( ) = Allel nur einmal amplifiziert.

Fortsetzung auf den nächsten zwei Seiten.

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Abbildung 4.6: Drei rechte Femora von posterior. Das unterste Femur (KS6-Fe-16) ist durch die sehr robuste Linea aspera (Muskelansatz in der Mitte der Diaphyse) und seine Größe eindeutig männlich.

Das Femur in der Mitte (KS6-Fe-16) ist dagegen deutlich graziler, die Geschlechtsbestimmt anhand der Morphologie nur tendenziell männlich. Das oberste Femur (KSM-Fe-22) weist neben den gerin-gen Muskelmarken noch einen kleineren Collo-Diaphysenwinkel auf und wurde als weiblich be-stimmt.

Abbildung 4.7: Zwei rechte Ossa ilia. Das Linke weist eine enge Incisura ischi-adica major (Pfeil) und einen einfachen Arc composé auf und kann folglich als männlich bestimmt werden. Das Recht besitzt eine weite Incisura und einen doppelten Arc composé, was für ein weibliches Individuum spricht.