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Bestand und Betroffenheit von Säugetieren

6 Maßnahmen zur Vermeidung, Minderung und des Ausgleichs

7.2 Methodik der Prüfung nach USchadG

7.3.1 Bestand und Betroffenheit von Säugetieren

7.3.1.1 Konfliktanalyse Kegelrobbe (Halichoerus grypus) Code: 1364, FFH II, RL D 2, RL MV II

Lebensraumansprüche und Verbreitung

In deutschen Küstengewässern sind zwei Unterarten der Kegelrobbe anzutreffen. Die Ost-atlantische Kegelrobbe H. g. atlanticus besiedelt die Nordsee im Bereich Helgoland und Nordfriesische Inseln. Vom Kattegat über die Deutsche Bucht bis in die östliche Ostsee ist die Ostsee-Kegelrobbe H. g. balticus anzutreffen. Das Hauptverbreitungsgebiet der Ost-seekegelrobbe liegt nördlich des 58. Breitengrades, wobei eine zunehmende Ausbreitung in südlicher Richtung beobachtet wird. Eine ostseeweite Zählung ergab im Jahr 2011 ca.

24.000 Individuen. Ergebnisse eines Monitoringprogramms zwischen Dezember 2006 und März 2012 weisen einen Robbenliegeplatz am Darßer Ort als Nächstgelegenen zum Un-tersuchungsgebiet aus. Dieser wurde während der Beobachtungen jedoch nicht regelmäßig genutzt (Hermann, C., 2012). Neue Liegeplätze befinden sich auf Ertholmene bei Bornholm, im Greifswalder Bodden sowie innerhalb der Weichselmündung.

Während der Reproduktion benötigt die Kegelrobbe geschützte Wurfhabitate in Form von Felsküsten, Kies- oder Sandstränden. Die Wurfzeiten der Ostseepopulation liegen zwi-schen Februar und April.

Kegelrobben jagen i. d. R. verschiedenste Fischarten je nach regionalem Angebot, aber auch Tintenfische und Krebse. Dafür werden nicht selten Nahrungsgründe im Umkreis von über 50 km um die Ruhe-/Liegeplätze aufgesucht. Aktionsräume zwischen 36 – 195 km für die Kegelrobben auf Rødsand belegen den, im Vergleich zu Seehunden deutlich größeren Aktionsraum. Eine Gefährdung der Kegelrobbe ergibt sich aus der Jagd in Schweden und Finnland, der Meeresverschmutzung, dem Mangel an geeigneten Wurf-/Ruhe-/Liegeplät-zen, aus der schlechte Nahrungsverfügbarkeit aufgrund von Überfischung sowie durch das Verletzen bzw. Ertrinken, insbesondere von Jungtieren, durch Verfangen in Fischereianla-gen (LUNG, 2007b).

Der Erhaltungszustand der Art in der kontinentalen Region wurde gemäß nationalem Be-richt des BfN (2013b) insgesamt mit ungünstig – unzureichend bewertet.

Vorkommen im Untersuchungsraum

U m w e l t s c h u t z

Das Vorhaben teilt sich in verschiedene Teil-Untersuchungsgebiete, die östliche Erweite-rung der KS 552a, den Außen- und Innenbereich des Seekanals und den Breitling. Unter der Annahme, dass Kegelrobben einen hohen Aktionsradius besitzen und außerhalb der Fortpflanzungszeit weite Wanderungen unternehmen, kann ein gelegentliches Vorkommen einzelner Kegelrobben in den jeweiligen Teil-Untersuchungsgebieten nicht ausgeschlossen werden. Die Sichtungskarte des Deutschen Meeresmuseums weist die Sichtung eines Ein-zeltieres vor Markgrafenheide sowie mehrere Sichtungen einzelner Kegelrobben vor dem Darß auf. 2018 wurden insgesamt drei Tiere innerhalb des Segelhafens Hohe Düne gesich-tet. Nachweise im inneren Seekanal und im Breitling liegen nicht vor.

Die östliche Erweiterung der KS 552a bietet die im Untersuchungsgebiet geeignetsten Nah-rungshabitate. Da in der weiteren Umgebung jedoch keine regelmäßig genutzten Liege- bzw. Wurfplätze bekannt sind, wird von einem nur sporadischen Vorkommen der Art aus-gegangen.

Potenzielle Betroffenheit gegenüber den Wirkungen des Vorhabens

Grundsätzlich sind Verletzungen bzw. Tötungen von Kegelrobben durch Kollisionen mit Baggerschiffen und Schuten möglich. Da die im Vorhaben eingesetzten Schiffe jedoch zum Typ „langsam fahrendes Schiff“ gehören und sich die Kegelrobben aufgrund ihrer natürli-chen Verbreitung und ihres natürlinatürli-chen Meideverhaltens nicht hauptsächlich im Vorhaben-gebiet aufhalten, ist davon auszugehen, dass solche Kollisionen extrem unwahrscheinlich sind. Die Tiere besitzen zudem eine ausreichende Mobilität, um den Schiffen des Vorha-bens auszuweichen. Ein gegenüber dem Ausgangszustand signifikant erhöhtes Risiko für im Vorhabenbereich auftretende Individuen, ist ausgeschlossen. Dies gilt ebenso für die betriebsbedingten Unterhaltungsbaggerungen.

Durch die baubedingte Flächeninanspruchnahme durch Boden- und Sedimentablagerun-gen auf der Umlagerungsfläche KS 552a und deren Erweiterungsfläche lassen sich keine negativen Auswirkungen auf essentielle Lebensräume der Kegelrobben ableiten. Die Nut-zung der KS 552a und deren Erweiterungsfläche wird generell als gering angesehen. Wei-terhin sind in der direkten Umgebung ausreichend alternative Nahrungshabitate vorhanden (FIUM, 2017), sodass die Beschüttung der benannten Flächen zu keinem Verlust eines essentiellen Nahrungshabitats führt.

Die baubedingt zu erwartenden Emissionen (Schall, Licht, u.a.) und visuellen Wirkungen sind im Hinblick auf das Verbreitungsgebiet und die Abundanz der Robben als kleinräumig und kurzfristig zu bewerten. Störungen dieser Art führen zu keiner Beeinträchtigung der lokalen bzw. der biogeographischen Population. Wurf- und Liegeplätze sowie essentielle Nahrungs- oder Ruhestätten sind im Wirkbereich des Vorhabens nicht bekannt. Baube-dingte Störungen auf diese sind somit ausgeschlossen.

Prognosen zufolge nimmt der Schiffsverkehr nach Durchführung des Vorhabens ab. Eine langfristige Störung durch betriebsbedingte Wirkungen ist somit ebenfalls ausgeschlossen.

Das bau-, anlage- oder betriebsbedingte Gefährdungsrisiko der Kegelrobben steigt durch das Vorhaben nicht signifikant und geht nicht über das allgemeine Lebensrisiko der Kegel-robben in dieser anthropogen überformten Landschaft hinaus. Der Erhaltungszustand der

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biogeographischen Population der Kegelrobbe wird sich durch die Vorhabenwirkungen nicht verschlechtern.

7.3.1.2 Konfliktanalyse Seehund (Phoca vitulina) Code: 1365, FFH II, RL D 3, RL MV 0/II

Lebensraumansprüche und Verbreitung

Der Seehund besiedelt die Küstengewässer der nördlichen gemäßigten Breiten mit fünf Unterarten. In Europa ist er in der gesamten Nordsee, im Kattegat, in der südwestlichen Ostsee (Dänemark) sowie mit einer isolierten Population im Kalmarsund (Schweden) in der zentralen Ostsee verbreitet. In deutschen Küstengewässern tritt der Seehund insbesondere an der Nordseeküste (Wattenmeer) und auf Helgoland auf. Teilweise zieht er bis in die Unterläufe der Flüsse Elbe, Weser und Ems. An der deutschen Ostseeküste existieren der-zeit keine festen Liegeplätze. Die sporadisch zu beobachtenden Individuen werden nach Schwarz et al. (2003) der Population der westlichen Ostsee zugeordnet, die ihren Verbrei-tungsschwerpunkt in der Beltsee und im Öresund aufweist. Angesichts der geringen Ent-fernung ist davon auszugehen, dass die Küstengewässer von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern Bestandteil des Nahrungs- und Streifgebiets der Seehunde der Liegeplätze Vitten/Skrollen und Rødsand sind.

Seehunde verbleiben überwiegend im Umfeld ihrer Liegeplätze. Auf der Suche nach Nah-rungsgründen legen sie jedoch Entfernungen von bis zu 60 km zurück. Das breit gefächerte Nahrungsspekturm umfasst neben Platt- (Flunder, Steinbutt, Kliesche, etc.) und Schwarm-fischen (Hering, Sprotten, etc.) auch Kleinkrebse, Schnecken, Muscheln und Tintenfische.

Gefährdungsursachen liegen in anthropogenen Störungen, schadstoffbelasteter Nahrung sowie in fischereilichen Anlagen, in denen sich die Tiere verfangen können.

Im Rahmen eines Monitoringprogramms zwischen Dezember 2006 und März 2012, wurden die zur Küste Mecklenburg-Vorpommers am nächsten gelegenen Robbenliegeplätze auf dem Rødsand mit ca. 200 Tieren (größter Liegeplatz der südwestlichen Ostsee) sowie bei Vitten/Skrollen mit ca. 10 Tieren festgestellt. Der zum Untersuchungsgebiet nächstgele-gene potenzielle Robbenliegeplatz liegt am Darßer Ort. Dieser wurde im Laufe des Monito-ringsprogramms jedoch nicht regelmäßig frequentiert. Im Umfeld des Robbenforschungs-zentrums der Universität Rostock wurden innerhalb des Yachthafen Rostock-Hohe Düne regelmäßig freilebende Seehunde beobachtet. Diese Tiere dürften den Liegeplätzen Rødsand und Vitten/Skrollen bzw. Falsterbo zuzuordnen sein (Hermann, C., 2012).

Der Erhaltungszustand der Art in der kontinentalen Region wurde gemäß nationalem Be-richt des BfN (2013b) insgesamt mit ungünstig - unzureichend bewertet.

Vorkommen im Untersuchungsraum

U m w e l t s c h u t z

Hinsichtlich des Vorkommens von Seehunden im Bereich des Vorhabens erfolgt die Ein-schätzung im Rahmen einer Potenzialanalyse, da sich regelmäßige Beobachtungen auf Einzeltiere beschränken.

Der Vorhabenbereich teilt sich in verschiedene Teil-Untersuchungsgebiete: Die östliche Er-weiterung der KS 552a, den äußeren und inneren Seekanal und den Breitling. Unter der Annahme, dass der innere und äußere Seekanal sowie der Breitling stark anthropogen be-einflusst sind, ist ein regelmäßiges Vorkommen von Seehunden weitestgehend ausschließen. Da die Individuen während der Nahrungssuche jedoch erhebliche Strecken zu-rücklegen können und einzelne Tiere allgemein geringe Meidereaktionen zeigen, ist ein kurzeitiges Auftreten im Vorhabenbereich nicht mit Sicherheit auszuschließen.

Die östliche Erweiterung der Umlagerungsfläche KS 552a stellt aufgrund der relativ großen Entfernung zur Küstenlinie bzw. zum Seekanal und der guten Nahrungsverfügbarkeit (FIUM, 2017) ein geeignetes Nahrungshabitat des Seehundes dar. Da in der weiteren Um-gebung keine regelmäßig oder unregelmäßig genutzten Liege- bzw. Wurfplätze bekannt sind, wird von einem sporadischen Auftreten von einzelnen Individuen ausgegangen.

Potenzielle Betroffenheit gegenüber den Wirkungen des Vorhabens

Die Wahrscheinlichkeit von im Untersuchungsgebiet vorkommenden Seehunden ist auf-grund aktueller Verbreitungsdaten (Sichtungskarte des DMM) im Vergleich zur Kegelrobbe geringer einzustufen. Die Betroffenheitssituation potenziell auftretender Seehunde ist je-doch vergleichbar. Die für die Kegelrobbe getroffene Bewertung der Betroffenheit ist somit vollumfänglich für den Seehund zu übernehmen.

7.3.2 Bestand und Betroffenheit von Fischen und Rundmäulern