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No v..kehrt Bernt v.Gertten von einer wichtigen Mission nach Reval zwecks Yorhandlùr^çen ait Herzop, Karl zurück und erstattet

dem Rat Bericht über dieselbe . Er scheint alle Dünsche der Stadt dem Herzog vorgetragen und versucht zu haben, in letzter Stunde,kurz vor der Abreise dea Herzogs nach Finnland, noch Hilfe für die Stadt

zu erlangen in militärischer und wirtschaftlicher Beziehung.

1) Hat er, da eine Belagerung im hinter zu erwarten sei (?), den Herzog ersucht., Dorpat mit allerhand Abwehrmaachinen,wie Sturmstücken und Schanzenbrechem auszurüsten, worauf der Herzog auch versprochen habe, allerhand Inventar aus Reval und Habsal zu schicken.

2) Habe er sich bemüht, den Fürsten zu veranlassen, die Auslie-ferung der sogen. Rigischen Schulden" zu erlangen, d.h. die Rückgabe dea Vermögens, welches die Dorpater Bürger vor der Belagerung nach Riga geschafft hatten. Der Fürst habe darauf nichts Bestimmtes geantwortet, immerhin aber gesagt, die Bürger möchten Listen des abhanden gekommenen Vermögens dem

Statthalter zu Dorpat «wsliefern.

3) Habe sich v.Gertten für die 3 Verhafteten verwandt, waa wir bereits eingehend besprochen haben.

4) Habe er die Aufmerksamkeit dea Fürsten auf den Verfall dea Handels gelenkt, und ihm berichtet, wie im vergangenen Sommer die Kaufleute ihren v'/eg an Dorpat vorbei nach Narva und Ples-kau genommen hatten, wodurch der Zoll in Dorpat nichts einge-bracht habe und in Zukunft noch weniger einbringen werde, worauf der Fürst versprochen habe, diesen M i ß s t a n d durch Mandate abzustellen und die alte Handelsniederlage Dorpats

zu erhalten.

5) Endlich habe er noch dem Fürsten einige Besitzstreitigkeiten betr.Immobilien zwischen dem Rat und Privatpersonen vorgelegt und die Zusicherung erhalten, dass diese Immobilien im Besitz

Dorp

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l) Dorp.Stadtarchiv,

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fi-dor Staat bleiben solitari.

С) Habe der Fürst zu wissen begehrt, wieviel Proviant in der Stadt

sei. Die Daten sollten schriftlich auf dem Schloss übergeben werden, i'/ir sehen ad.l., dass man 3ich in Dorpat schon auf eine Belagerung im

«Vinter 1601/02 gefasst machte,und allerdings hatte man Grund dazu, demi nach dem Fall Colmars, welcher im Dez.erfolgte und der Ende Now.

wohl schon vorauszusehen war, war ein Vordringen der Polen nach Nord-livland nicht unwahrscheinlich. Tatsächlich hielten jedoch die Polen im Vormarsch inne und bezogen linterquartiere in der Gegend von Antzen, welche auf das Schlimmste heimgesucht wurde . Ad 2. können wir nicht klar erkennen, welche Lösung der rigischen Schuldenfrage vom Rat

erstrebt wurda. Eine Ersetzung durch den schwedischen Staat kam natür-lich nicht in Frage und ist wohl auch vom Rat nie begehrt worden.

Es handelte sich wohl darum, den Fürsten willig zu raachen, seinen Ein-fluss geltend zu machen, um von Riga die Auslieferung zu erlangen,oder bei einem etwaigen Friedensschluss, bzw. Einnahme Rigas, auf dôr Ab-lieferung der Waren su bestehen. Dass Karl sich hierzu sehr skeptisch verhielt, ist nur zu verständlich. Konnte die Stadt, wàlche doch immer-hin durch Banda des Bluts und der Tradition mit Riga verbunden war, nicht die Auslieferung ihres Vermögens erlangen, wie sollte es ihn, Herzog Karl, gelingen, welchen Riga doch als seinen Feind ansah und dessen Aufforderurigen z$m Anschluss es so scliroff abgewiesen hatte.

Immerhin konnte eine Registrierung, der v/erte nicht schaden, um bei einem etwaigen Friedensschluss die v/aren herauszubekommen. Wir sehen auch, dass Bernt v.Gertten selbst als Erster die Liste seiner rigaschen Schuldner und Glaubiger zu Schloss einreicht und zwar am IS.Febr»1602~^.

Eshandelt sich bei ihm hauptsachlich um Bargeld. Als seine Glaubiger erscheinen hauio ta achlich Rigaer Bürger und hollandische Kaufleute.

Ad.4. Was den Verfall dea Dorgater Handels betrifft, ao handelt ea sich nicht nur um eine Folgeerscheinung der letzten Kriegsperiode,

sondern um die Auslaufer einer Entwicklung, welche bereits viel früher begonnen hatte und zwar mit der Schliessung des St.Peterhofea zu Nov-gorod 1478 und mit dem fortschreitenden Niedergang der Hansa im Laufe 1) Gadebusch II, pag.281.

2) Ratsprot.1602, pag.4.

S-3.

dea lô.Jahrh.1^ Zur Zeit seiner Blüte war Dorpat der bedeutendste XÄnschlagsplatz für die russischen v'/aren gewesen '. Dank der unbe-strittenen Herrschaft des hansischen Kaufmanns konzentrierte sich der Handel nur in solchen Stedten, welchô der Hansa angehörten und da bei Dorpat dieses wohl schon seit dem Ende des 13.Jahrh.der Fall war з) , erfreute sich Dorpat das ganze 15-te Jahrh.hindurch, abgese-hen von den einzelnen Handelssperren, eines lebhaften Transithandels mit Pleskau und Nowgorod. Ja, es war Dorpat gelungen, den Handel mit Nowgorod fast ausschliesslich in seine Hunde zu bringen, was

eine Rivalität zu den wendischen Städten, vor allem Lübeck, hervor-gerufen hatte. Die imraer eigennütziger werdende Handelspolitik Dor-pats führte endlich zu einem völligen Bruch zwischen Lübeck und den livlündischen Städten, so dass ersteres bei Ausbruch des russischen Krieges 1558 sich nicht scheute, sogar die Bussen mit Kriegsmaterial und Handwerkern zu versorgen 4) . Die wachsende Macht der skandina-vischen Staaten und Russlands war der Aufrechterhaltung der Macht des Städtebundes gleichfalls schädlich. Es kündigte sich anstelle der Periode der Stadtwirtschaft die kommende Periode der Staatswirt—

schaft an, welche unter dem absolutistischen Regime eines Ludvig XIV durch den Merkantilismus Colberts zur Blüte gebracht werden sollte.

Dorpat war fast ausschliesslich durch den Transithandel reich gewor-den. Dort stapelten die russischen Kaufleute ihre Waren, unter denen wohl Wachs,und Pelzwerk an erster Stelle standen, und mussten von

ihnen der Stadt den Zoll erlegen. Hier sammelten sich aber auch die deutschen Kaufleute, um die russischen Waren zu kaufen und die Erzeug-nisse Westeuropas - ü^udie, Weine, Waffen und Gebrauchsgegenstände aller Art an die Russen zu verhandeln. Dabei erschien wohl auch die reiche Stadt Dorpat als kaufkräftige Abnehmerin. Jedoch mit der sin-kenden Macht der Hansa beginnen schon in den ersten Jahren des 16.

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Jahrhunderts Klagen laut zu werden über sogen. пНалйкуагег", welche auf Umwegen eieSBBKichtig mit Russland Handel treiben unter tfeagehung 1) Tartu, Koguteos,

pag.26-33-2) - " - « pag.25-29.

3) - - - - pag.18.

4) - " - » pag.25-33.

/ 4 .

Dorpats "" , vor allem aber war ез Narwa, welches alo nicht sur τ ì

Hansa gehörig, dora Handel Dorpats schweren Schaden zuzufügen "begann.

So war die vorherrschende Stellung Dorpats in Handel mit Russland schon erschüttert worden, а!з da3 furchtbare Kriegseleiid über die Stadt hereinbrach. Hit der völligen Verelendung und Verarmung der Stadtur.ter russischer und polnischer Herrschaft, war natürlich auch ein vollkommener Niedergang des Handels verbunden. Die ewigen Kriegs-aktionen und die allgemeine Unsicherheit И е з з е п diesen wohl über-haupt fast völlig stocken. Vor allem lag aber weder den russischen, noch den deutschen Kaufleuten irgend etwas daran, den verödeten

Flecken üorpat zu berühren, welchem sie nur Zoll zahlen mussten, ohne irgendwelche Vorteile davon zu haben, weil das Handelsleben dort tot war. Allmählich lief sich der Handel auf anderen .'/egen ein -einerseits auf dem Trakt Riga - Neuhausen - Pleskau, andererseits Über Pernau nach Narwa-lwangorod,und alle Privilegien und Mandate zugunsten. Dorpat3 als Stapelplatz hatten schon zu polnischer Zeit ihre v/irkungslosigkeit bewiesen 2) . Auch Herzog Karl hatte ja bereits durch sein Privilegium Dorpat zum alleinigen Stapelplatz für den rus-sischen Handel bestimmt und die Zuwiderhandelnden mit Verlust der Waren bedroht, jedoch wahrend des Krieges lies3 sich wohl schwer Über die Einhaltung, dieser Beatimmungen wachen. So mussten auch die detsigen Versprechungen des Herzogs den Dorpatensern nur ein schwa-cher Trost 3ein und wir sehen, dass auch im Laufe der spateren Schwedenzeit der Handel Dorpats sich nicht mehr hat erholen können

Au3 der Tatsache, dass der Hersog ad 6.) zu wissen begehrt habe, wieviel Proviant in der Stadt sei, scheint hervorzugehen, dass

&er Rat die ..heimliche Musterung','um welche der Statthalter bereits

14»August nachgesucht hatte, entweder noch nicht durchgeführt oder dem Statthalter nicht angezeigt hatte. Allerdings hatten sich wohl die Vorrate in der Zeit von August-Dezember stark vermindert, weshalb eine erneute Bestandaufnahme schon gerechtfertigt erscheint.

Um diese Zeit erkrankt der Sekretär Salomon Unbereit, bis zum 27.Febr.1602 fungieren andere Protokollführer und bald darauf J) Tartu, Koguteos, pag.30.

- " pag.50.

4) Ratsprõt.1601, pd&.%$^.~93*

«ird die Stadt fron einem schweren Unglück betroffen - das Rathaus

versehrt. liit diesan: traurigen, unglückverheissenden Ereignis klingt das für Dorpat so hoffnungsvoll beginnende Jahr 1601 aus» Um dieselbe Zeit verlasst Herzog Karl, Herzog Johann Adolf von IIolstein-Gottorp als Gouverneuren von Est-und Livland und Graf Johann v.Kassau als' Oberbefehlshaber in Lande zurücklassend, zu Schiff von Reval aus, das Land, urn über Finnland nach Schweden zu gehen wo\ . Seitdem hat er persönlich nur noch durch Briefe in die Geschicke des Landes, speziell Dorpats, eingegriffen. Hatte er vor einem Jahr,unter dem Jubel der deutschen Bevölkerung Liviands und mit grossen Erwartun-gen begrüsst,den Boden Liviands betreten, so sah man ihn jetzt wohl nur ait unheilschwangeren Ahnungen scheiden.

Hatte 3 e i n e einjährige Tätigkeit im Lande greifbare Resultate