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Belastungen durch Faktoren der Vorbereitung und Durchführung des

2.3 Belastungen beim Tiertransport

2.3.2 Belastungen durch Faktoren der Vorbereitung und Durchführung des

Ein schonender belastungsarmer Tiertransport beginnt bereits mit der Planung. Viele mögli-che Belastungen lassen sich durch eine gute Planung vermeiden oder vermindern (BROOM

2005). Der erste Punkt ist dabei die Verladezeit. Schweine werden weniger belastet, wenn sie nicht zu den Uhrzeiten verladen werden, zu denen sie normalerweise gefüttert werden (HONKAVAARA 1991). Auch sollte die Verladezeit nicht in der Mittagshitze liegen, da wäh-rend der Verladung allein durch die ungewohnte motorische Belastung Ansprüche an das Thermoregulationsvermögen der Tiere gestellt werden. Hohe Umgebungstemperaturen kön-nen hier zu einer zusätzlichen Belastung führen.

Ein weiterer sorgfältig einzuplanender Punkt ist die Transportentfernung bzw. die Transport-dauer. Die Auswirkung der Transportdauer bzw. -entfernung auf den Tierorganismus wird allerdings von verschiedenen Autoren unterschiedlich bewertet. Laut BERRY UND LEWIS

(2001) ist ein längerer Transport belastender für die Tiere als ein kurzer. Gründe dafür sind das zunehmende Risiko von Ermüdung sowie Futter- und Wassermangel. Auch können die Schweine bei langen Transporten erheblich stärker unterschiedlichen Wetterbedingungen ausgesetzt sein als bei kurzen Beförderungen über wenige Stunden (LAMBOOIJ 2000).

MANTECA (2008) führt bei Transporten von unter 75 km eine Verlustrate von 0,12 % an, die bei Transporten von über 150 km um 50 % ansteigt. SCHÜTZ (1975) berichtet dagegen von geringeren Transportverlusten bei Transporten über 100 km als bei geringeren Entfernungen.

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Forderungen nach einer möglichst kurzer Transportdauer entspringen laut verschiedener Au-toren der Vermutung, dass „kurz“ auch gleichzeitig „belastungsarm“ ist. Aber die meisten Schweine zeigen mit zunehmender Länge des Transportes Anpassungserscheinungen (GÖLLNITZ 2004) und haben länger Zeit, sich von der Belastung des Beladens zu erholen (AUGUSTINI 1976). CHEVILLON et al. (2003) berichten, dass die Schweine mit zunehmender Transportdauer vermehrt liegen oder sitzen und führen das auf ein Ausruhverhalten und nicht auf Erschöpfung zurück. LEACH (1977) konnte anhand von Blutwerten feststellen, dass Tiere nach einem 15 Meilen-Transport stärkere Belastungsreaktionen zeigten als Tiere, die über 150 Meilen transportiert wurden. Mittels Bestimmung des Harn-Proteingehaltes bei unterschied-lich lang und weit transportierten Schweinen fanden KREUTZERUND STEHLE (1985) Hinweise auf eine relativ höhere Belastung für Schweine bei kürzeren Transporten. BRADSHAW et al.

(1995) halten längere Transporte ebenso für weniger belastend, da eine Gewöhnung der Tiere an die neue Umgebung eintritt. Sie berichten davon, dass ein Transport über acht Stunden zwar sehr belastend ist, aber insgesamt weniger anstrengend als nach den ersten fünf Stunden.

Auch BENCH et al. (2008) sprechen bei langen Transporten von einer Gewöhnung und halten kürzere Transporte für belastender.

Laut VO (EG) Nr. 1/2005 ist für Schweine eine durchgängige Transportzeit von 24 Stunden möglich. Nach dieser Zeit müssen die Tiere für 24 Stunden abgeladen, getränkt und gefüttert werden, bevor ein weiterer Transport über weitere 24 Stunden erlaubt ist. Es steht den Mit-gliedsstaaten jedoch frei, nationale Schlachttiertransporte zeitlich enger zu begrenzen.

Deutschland hat diese auf eine maximale Dauer von acht Stunden reduziert (TierSchTrV 2009).

Die Transportstrecke hat nicht nur durch die Transportdauer einen Einfluss auf die Tiere, da auch die Straßenverhältnisse und die Art der Straßen bedacht werden sollten. Wichtige Ursa-chen für eine Belastung von Schweinen während eines Transports sind die Vibrationen und Beschleunigungen des Fahrzeugs (MARÌA 2008). Der Boden des Transportfahrzeuges gerät in Abhängigkeit von Beladungszustand, Ladungsverteilung, Fahrtgeschwindigkeit, Straßenober-fläche, Unwucht der Räder sowie Kurvenreichtum oder Unebenheit der Straßen als auch all-gemein durch den Fahrstil in Schwingungen (STEFFENS 1999; GÖLLNITZ 2004; PEETERS et al.

2008). In einem durch schlechten Fahrstil oder schlechte Straßen schwankenden Fahrzeug würden Menschen sich für eine bessere Balance setzen, Tiere jedoch bleiben stehen (BROOM

2005). Stehend können Schwingungen und Kurven ebenso wie plötzliches Bremsen jedoch viel schlechter ausbalanciert werden (BROOM 2005). Schwankungen, Schwingungen und

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schleunigungen des Fahrzeugs können längs zur Fahrzeugachse, seitlich oder vertikal ausfal-len (PEETERS et al. 2008) und durch entsprechende Planung der Strecke und einen angepassten Fahrstil vermindert werden.

Beim Menschen lösen niederfrequente Vibrationen mit einem Maximum bei 0,2 Hertz Übel-keit und MüdigÜbel-keit aus (STEFFENS 1999; VON RICHTHOFEN 2003) und führen zu einer Zu-nahme der Herzfrequenz und des Blutdrucks (PEETERS 2008). Dieses Modell der menschli-chen Reisekrankheit stimmt mit den Reaktionen von Schweinen auf Vibrationen überein (PEREMANNS et al. 1995). Bei vollem Magen müssen sich reisekranke Schweine unter Um-ständen übergeben, wobei es in Folge des Schocks oder durch Inhalation des Erbrochenen zu Todesfällen kommen kann (LAMBOOIJ 2000).

GROTH (1987) betont, dass insbesondere die Fahrweise der Fahrer einen großen Einfluss auf das Vorkommen und die Anzahl von Todesfällen während des Transportes hat. Durch die gezielte Weiterbildung der Fahrer von Schweinetransportern hat sich in Frankreich seit 1990 die Anzahl von Hautverletzungen, die auf den Schlachthöfen erhoben wurden, reduziert (PEETERS et al. 2008).

Von verschiedenen Autoren wird das Verladen der Tiere als die entscheidende Belastungssi-tuation beim Transport gesehen (ROESER 1995; LINDNER 1998; BROOM 2008). LINDNER

(1998) nennt das Beladen als eine Belastung, die zu Transportverlusten führen und auch durch besonders schonenden Transport nicht mehr ausgeglichen werden kann. Grund für diese An-nahme ist, dass beim Verladen der Tiere in kürzester Zeit viele Stressoren auf die Tiere ein-wirken (BROOM 2008). Zum Beispiel erfolgt das Aufladen über oft zu steile Rampen (GÖLLNITZ 2004). Das Überwinden einer Rampe stellt einerseits eine völlig neue Situation für die Tiere dar, bedeutet andererseits aber auch eine ungewohnte physische Anstrengung (BROOM 2008). GRANDIN (2000) macht deutlich, dass ein trittsicherer Boden wichtig für die Verladung ist, dass die Rampe nicht mehr als 20 ° ansteigen sollte und dass der Abstand der an der Rampe montierten Querstreben das Betreten der Rampe nur dann vereinfacht, wenn er auch zur Schrittlänge des Tieres passt. SCHÜTTE et al. (1995) empfehlen einen Lift oder eine ebene Rampe, um die Belastung durch das Beladen zu reduzieren. Und auchBOCKISCH (1995) kam nach der Untersuchung von 203 Transporten mit rund 10000 Mastschweinen zu dem Schluss, dass eine möglichst waagerechte Beschickung des Fahrzeuges erforderlich ist.

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