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Begründung der Handlungsentscheidung für Gehorchen

Kapitel 6 Ergebnisse der empirischen Untersuchung

2 Ergebnisse

2.2 Ergebnisse zur Handlungsorientierung bzw. Handlungsbegründung

2.2.2 Ergebnisse zur „Begründung der Handlungsentscheidung“

2.2.2.1 Begründung der Handlungsentscheidung für Gehorchen

3). Kernergebnisse

Insgesamt kann man sagen, dass die deutschen Probanden sich bei der Emotionsbegründung für Nicht-Gehorchen häufig an verschiedenen „ICH“-Aspekten orientieren. Die chinesischen Probanden beider Stichproben haben sich dabei (wie bei der Emotionsbegründung für Gehorchen) hauptsächlich in Eltern- und Lehrer-Dilemmata am

„Bedürfnis“ orientiert. Die deutschen Probanden betonen in Eltern- und Lehrer-Dilemmata viel häufiger die Identität, als die beiden chinesische Stichproben. Die chinesischen Stichproben haben erst im Öffentlichkeits-Dilemma ähnlich häufig wie die deutschen von Identität (vor allem Abgrenzung zu Fremden) gesprochen. In Bezug auf Autorität haben sich alle drei Stichproben in Eltern- und Lehrer-Dilemmata überwiegend an der Sanktion seitens der Autoritäten, und wenig an Regeln, bzw. Forderungen der Autoritäten orientiert. Erst im Öffentlichkeits-Dilemma diskutieren alle drei Stichproben sehr häufig über die Konvention der Öffentlichkeit. Während die deutschen Probanden sich kaum mehr an Sanktionen orientieren, machen sich die beiden chinesischen Stichproben häufig Gedanken darüber.

in Bezug auf „Autoritäts-Aspekt“ könnten die Probanden inhaltlich folgendes ausgesagt haben: Manche nennen die „Regeln“, bzw. „Forderungen“ der Autoritäten, manche reflektieren über die Inhalte der Forderungen der Autoritäten, zeigen Verständnis, bzw. eigene Einsicht dafür; manche sprechen von der Vermeidung einer möglichen „Sanktion“. Manche machen sich Gedanken über eine gute, vertraute Beziehung zur Autoritätspersonen und über die Empathie zur Autoritätsperson, oder über die Anerkennung der Autoritätsrollen.

1). Datenanalyse auf der Ebene „ICH-Aspekt“:

Die Diagramme in der Abbildung 11 veranschaulichen, dass die Probanden aller drei Stichproben sich bei der Begründung der Handlungsentscheidung für Gehorchen im Eltern-Dilemma hauptsächlich, und im Lehrer-Dilemma sehr häufig, an der

„Schulleistung“, bzw. an der „Schulausbildung“ orientiert haben, dabei die chinesisch-ländlichen Probanden am häufigsten. Bei der Begründung argumentieren die Probanden aller drei Stichproben in Eltern- und Lehrer-Dilemmata ähnlich häufig mit der Kalkulation, bzw. Abwägung der Vor- und Nachteile der Bedürfnisbefriedigung und mit der Bedürfnisverschiebung (unter Kategorie „Rechtfertigung/Kalkulation“), dabei im Lehrer-Dilemma häufiger als im Eltern-Dilemma. Die deutschen Probanden orientieren sich in allen drei Dilemmata häufiger als die chinesischen Probanden an der eigenen Identität (also an der eigenen Persönlichkeit, Wertvorstellungen und Gewissen). Die chinesisch-städtischen Probanden orientieren sich im Öffentlichkeits-Dilemma häufig an eigener Identität, während die chinesisch-ländlichen Probanden dabei kaum die ICH-Aspekte erwähnen.

33,7 28,4

74,7

25,9 14,8

69,1

29,1

5,1 83,5

0 20 40 60 80 100

Prozent

Deutschland China-Stadt China-Land Eltern-Dilemma

166

45,3

28,4 53,7

34,1

12,2 47,6

38,5

10,3 61,5

0 20 40 60 80 100

Prozent

Deutschland China-Stadt China-Land Lehrer-Dilemma

15,9 47,8

0 13,6

32,2

0

22 18,7 0 0

20 40 60 80 100

Prozent

Deutschland China-Stadt China-Land Öffentlichkeit-Dilemma

Kalkulation Identität Schulausbildung Abbildung 11: Häufigkeit (%) der Argumente in Bezug auf „ICH- Aspekt“ bei der Begründung der Handlungsentscheidung, Gehorchen, alle Dilemmata, im Vergleich der drei Stichproben, Eltern-Dilemma:

„Deutsch“ N=95, „China-Stadt N=81, „China-Land“ N=79; Lehrer -Dilemma: „Deutsch“ N=95, „China-Stadt“ N=82, „China-Land“ N =78;

Öffentlichkeits-Dilemma: „Deutsch“ N=69, „China-Stadt“ N=59,

„China-Land“ N=59

2). Datenanalyse auf der Ebene „Autoritäts-Aspekt“

Die Diagramme in der Abbildung 12 zeigen, dass die deutschen Probanden sich bei der Begründung für Gehorchen in Eltern- und Lehrer-Dilemmata hauptsächlich an

„Sanktion“, bzw. an „Vermeidung der Sanktion“ seitens der Autoritäten orientieren. Die chinesischen Probanden beider Stichproben orientieren sich dabei häufig an allen drei

„Autoritäts-Aspekten“ („Regelorientierung“, „Sanktion“, „Autoritätsperson“). Sie berücksichtigen in Eltern- und Lehrer-Dilemmata häufiger den Aspekt „Autoritätsperson“

(Beziehung zu ihnen, Empathie mit ihnen) als die deutschen Probanden, und denken dabei häufiger über die „Regel“ oder Forderung der Autoritäten als die deutschen

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Probanden. Erst im Öffentlichkeits-Dilemma orientieren sich die deutschen Probanden auch so häufig wie die chinesischen Probanden an Regeln, bzw. Konventionen der Öffentlichkeit. Erst im Öffentlichkeits-Dilemma diskutieren die deutschen Probanden sehr häufig über die Autoritätsperson (mehr über Empathie und Anerkennung der Autoritätsrolle), während die Orientierung bei den beiden chinesischen Stichproben im Vergleich zu den Eltern- und Lehrer-Dilemmata viel weniger häufig geworden ist. Auch im Öffentlichkeits-Dilemma orientieren sich die deutschen Probanden kaum mehr an

„Sanktion“, aber die chinesischen Probanden beider Stichproben sprechen immer noch sehr häufig von Sanktion. Die Tendenz der Orientierung an „Sanktion“ steigt sogar bei den chinesischen Probanden in der Dilemma-Reinfolge: Eltern, Lehrer, Öffentlichkeit.

28,4 49,5

25,3

40,7 37 33,3

43

31,6 43

0 20 40 60 80 100

Prozent

Deutschland China-Stadt China-Land Eltern-Dilemma

27,4 48,4

21,1

69,5 46,3

30,5

56,4 43,6

30,8

0 20 40 60 80 100

Prozent

Deutschland China-Stadt China-Land Lehrer-Dilemma

168

49,3

18,8 44,9

54,2 59,3

18,7 52,5

59,3

28,8

0 20 40 60 80 100

Prozent

Deutschland China-Stadt China-Land Öffentlichkeit-Dilemma

Regelorientierung Sanktion Autoritätsperson Abbildung 12: Häufigkeit (%) der Argumente in Bezug auf „Autorität -Aspekt“ bei der Begründung der Handlungsentscheidung, Gehorchen, alle Dilemmata, im Vergleich der drei Stichproben; Eltern-Dilemma:

„Deutsch“ N=95, „China-Stadt N=81, „China-Land“ N=79; Lehrer- Dilemma: „Deutsch“ N=95, „China-Stadt“ N=82, „China-Land“ N =78;

Öffentlichkeits-Dilemma: „Deutsch“ N=69, „China-Stadt“ N=59,

„China-Land“ N=59

3). Kernergebnisse

Insgesamt kann man sagen, dass alle drei Stichproben bei der Begründung der Handlungsentscheidung Gehorchen im Eltern-Dilemma in Bezug auf den ICH-Aspekt hauptsächlich von „Schulleistung“, bzw. „Schulausbildung“, und im Lehrer-Dilemma sowohl häufig von „Schulausbildung“, als auch häufig von „Abwägung/Kalkulation“

gesprochen haben. Während die deutschen Probanden im Öffentlichkeits-Dilemma hauptsächlich mit eigener Identität (eigenen Wertvorstellungen, Gewissen) argumentiert haben, haben die chinesischen Probanden beider Stichproben dabei sehr wenig ICH-Aspekte berücksichtigt. Die Unterschiede zwischen deutschen und den beiden chinesischen Stichproben wurden deutlich in Bezug auf den „Autoritäts-Aspekt“

beobachtet. Die deutschen Probanden orientieren sich in Eltern- und Lehrer-Dilemmata hauptsächlich nur an „Sanktion“, während die beiden chinesischen Stichproben häufig alle drei Aspekte der Autoritäten angesprochen haben. Erst im Öffentlichkeits-Dilemma diskutieren die deutschen Probanden bei der Begründung ähnlich häufig wie die chinesischen Probanden über die Regel, bzw. Konvention der Öffentlichkeit. Während die chinesischen Probanden sich weiterhin viel häufiger Gedanken über Sanktion aus der Öffentlichkeit (als die deutschen Probanden) machen, diskutieren die deutschen

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Probanden viel häufig über die Autoritätsperson (Empathie, Autoritätsrolle), als die beiden chinesischen Stichproben.