• Keine Ergebnisse gefunden

Während die Kleine Kohlfliege im Kohlanbau bereits seit vielen Jahren als bedeutender Schädling gilt, wird sie im Rapsanbau erst seit Mitte der 90er Jahre verstärkt wahrgenommen.

Der Eiablage wird hierbei die entscheidende Rolle für Auftreten und Ausmaß von Larvenfraß an der Wurzel zugeschrieben. Ob es zu einer Eiablage kommt, hängt dabei nicht nur vom Vorhandensein einer ausreichend hohen Kohlfliegenpopulation, sondern auch einer Reihe weiterer Faktoren ab. Die Wahl der Wirtspflanze wird durch olfaktorische sowie optische Reize stimuliert. Abgesehen von den für Kruziferen charakteristischen Senfölen, die durch Hydrolyse von Glucosinolaten gebildet werden und einen starken olfaktorischen Reiz auslösen (Traynier, 1965; Finch, 1978; Nottingham & Coaker, 1985; Nottingham, 1988;

Tuttle et al., 1988; Baur et al., 1996a, 1996b), spielen optische Faktoren wie Pflanzengröße und Auffälligkeit bei der Ortung einer Wirtspflanze ebenfalls eine wichtige Rolle (Yaman, 1960; Traynier, 1967; Prokopy et al., 1983a, 1983b; Roessingh & Städler, 1990; Kostal, 1993). Nach der Landung reifer Weibchen auf der Pflanze kommt es nach Zohren (1968) und Städler (1978) zu einer weiteren chemotaktilen Stimulation der Kohlfliege, die über Chemorezeptoren an den Sinneshaaren der Tarsen wahrgenommen wird. Weiterführende Untersuchungen von Roessingh et al. (1992, 1997), Baur et al. (1998), Marazzi & Städler (2004) sowie De Jong (2000) liefern Hinweise, dass nicht nur Glucosinolate, sondern auch andere stoffliche Verbindungen für diese Stimulierung verantwortlich sind. Nach dem Blattspreitenlauf, der von Zohren (1968) als Indiz für eine erfolgreiche Stimulierung angesehen wird, begibt sich das Kohlfliegenweibchen an die Pflanzenbasis, wo mit einem Legebohrer, dem so genannten Oviposator, Eier an den Wurzelhals oder in nahe gelegene Bodenrisse abgelegt werden.

Eine Reihe von Versuchen an Raps und anderen Brassica-Arten zeigen, dass Kohlfliegen- weibchen bei Wahlmöglichkeit größere Pflanzen gegenüber kleineren Pflanzen bei der Eiablage bevorzugen (Finch, 1989). Ob es allerdings zu einer Eiablage kommt, hängt auch vom Entwicklungsstadium der Wirtspflanze ab. In Freilanduntersuchungen von Swailes (1958) und Maack (1977) konnte eine Eiablage an Blumenkohl erst ab dem dritten bis vierten Laubblattstadium festgestellt werden, obgleich keine weiter entwickelten Witspflanzen in unmittelbarer Nähe vorzufinden waren. Als Begründung führten die Autoren einen zu geringen Pflanzenbedeckungsgrad des Bodens und eine damit verbundene zu geringe optische sowie olfaktorische Stimulierung der Kohlfliege an. Die gezielte Wahl des Saattermins bietet eine Möglichkeit, Kohlfliegenbefall zu verringern, in dem der Saattermin so gelegt wird, dass das anfällige Entwicklungsstadium einer Wirtspflanze nicht mit dem Höhepunkt der Eiablage zusammenfällt (Maack, 1977; Coaker, 1987; Finch, 1989; Dosdall et al., 1995, 2006). Beobachtungen aus der Praxis haben gezeigt, dass früh gesäte Winterraps- bestände bei der Eiablage im Herbst gegenüber später gesäten Beständen häufig präferiert und demzufolge stärker geschädigt werden (Erichsen & Hünmörder, 2005; Ulber et al., 2006).

Um in eigenen Versuchen am Standort Göttingen einen möglichst hohen Befallsdruck zu gewährleisten, erfolgte die Aussaat mit Ausnahme einer Spätsaatvariante (Aussaat Ende August) in der ersten Augusthälfte. Bei den früh gesäten Varianten, in denen keine Kontrolle des Kohlfliegenbefalls vorgesehen war, wiesen im Untersuchungszeitraum 2005-2007 im Herbst durchschnittlich 60-70% der untersuchten Wurzeln Kohlfliegenbefall auf, während in der Spätsaatvariante des Anbaufaktorenversuchs maximal 20% der Wurzeln befallen waren.

Nennenswerter Starkbefall (12-15%) trat ebenfalls nur nach einer Frühsaat auf. Zum Zeitpunkt des anhand von Gelbschalenfängen kontrollierten Hauptzufluges der Kohlfliege Mitte September hatten die früh gesäten Bestände bereits vier bis fünf Laubblätter entwickelt, während sich der später gesäte Raps erst im zweiten Laubblattstadium befand. Die für eine hohe Eiablage erforderliche Koinzidenz zwischen starkem Kohlfliegenflug und attraktiven Wirtspflanzenstadium war demnach nur für die Frühsaaten gegeben. Ein Zusammenhang zwischen Saattermin und Kohlfliegenbefall war auch an den Monitoringstandorten festzustellen, wo die Versuchsflächen im ersten Jahr in der ersten Augusthälfte, im zweiten Jahr aufgrund von ungünstigen Witterungsbedingungen jedoch erst Ende August bestellt werden konnten. Der Anteil durch die Kohlfliege befallener Pflanzen im Herbst variierte je nach Standort zwischen 50-90% im ersten und 25-32% im zweiten Versuchsjahr. Auch wenn

mögliche jahresbedingte Populationsschwankungen der Kohlfliege nicht ausgeschlossen werden können, so deutet sich auch hier ein Effekt des Saattermins an.

Nach eigenen Untersuchungen können Bodenbearbeitungseffekte Kohlfliegenbefall im Herbst ebenfalls beeinflussen. Im Anbaufaktorenversuch, bei dem in den ersten beiden Versuchsjahren neben dem Faktor Saattermin (früh/spät) auch die Art der Grundboden- bearbeitung (Grubber/ Pflug) variiert worden war, wiesen die vor der Aussaat gepflügten Varianten nach einer Frühsaat deutlich höheren Kohlfliegenbefall auf als gegrubberte Varianten. Die unterschiedliche Entwicklung des Rapses nach Pflug- bzw. Grubberbe- arbeitung kann hier als möglicher Grund angeführt werden. In den gepflügten Parzellen lief der Raps zügiger auf, wodurch es zu einem Entwicklungsvorsprung kam, der sich bis Ende September beobachten ließ. Aufgrund der bereits erwähnten Präferenz größerer Pflanzen bei der Eiablage waren die Pflanzen nach einer Pflugsaat offenbar attraktiver. Ein weiterer Grund für den geringeren Kohlfliegenbefall nach einer Grubberbearbeitung lässt sich möglicher- weise auf Erntereste der Vorfrucht (Wintergerste) zurückführen, die nach einer mischenden Bodenbearbeitung an der Bodenoberfläche verbleiben. Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass Unkräuter (Dosdall et al., 2003), Mischanbau mit Nichtwirtspflanzen (Ryan et al., 1980; Tukahirwa & Coaker, 1982; Björkman et al., 2007) sowie Untersaaten (Finch, 1996) zu einer Störung des Wirtsfindungsvermögens der Kohlfliege führen können. In unseren Untersuchungen waren Pflug- und Grubbervarianten direkt nebeneinander angeordnet. Fraglich ist, ob die Befallsunterschiede zwischen beiden Varianten auch bei einem Vergleich in größerem Maßstab (Schlagebene) aufgetreten wären, da geringe Attraktivitätsunterschiede von der Kohlfliege nach Finch & Skinner (1975) nur über kurze Distanzen wahrgenommen werden können. Generell wird der Faktor Bodenbearbeitung als wichtiges Instrument einer integrierten Kohlfliegenbekämpfung betrachtet (Finch, 1989), wobei hier nicht die Bodenbearbeitung vor, sondern insbesondere die Bodenbearbeitung nach dem Anbau einer anfälligen Wirtspflanze im Vordergrund steht. In Versuchen von Finch &

Skinner (1980) sowie Dosdall et al. (1996) führte eine Bodenbearbeitung mit Pflug bzw.

Scheibenegge nach dem Anbau von Raps zu einer Verminderung des Kohlfliegenschlupfes um bis zu 75%, was vornehmlich auf eine mechanische Zerstörung der Kohlfliegenpuppen zurückgeführt wurde.

Neben den bisher erörterten indirekten Kontrollmaßnahmen, die auf eine Beeinflussung der Populationsgröße, sowie das Eiablageverhalten ausgerichtet sind, stellt ein Insektizideinsatz eine direkte Form der Bekämpfung dar. Versuche zur Kontrolle der Imagines sowie Larven

mittels Spritzapplikation haben dabei häufig nur geringe Wirkungsgrade erzielen können (Erichsen et al., 2004; Erichsen & Hünmörder, 2005). Teilweise führte eine Spritzapplika- tion sogar zu einer Erhöhung des Kohlfliegenbefalls, was mit einer möglichen Nebenwirkung auf Gegenspieler begründet wurde (Coaker & Williams, 1963; Erichsen & Hünmörder, 2005). Im Kohlanbau wurden Insektizide in der Vergangenheit häufig als Gießapplikationen oder in Granulatform in den Boden eingebracht. Eine Saatgutbehandlung mit Insektiziden, die auf eine Bekämpfung der Kohlfliegenlarven abzielt, stellt im Rapsanbau die einzig praktikable Bekämpfungsmaßnahme dar. Unter der Voraussetzung, dass eine effektive Kontrolle der Larven gewährleistet wird, bietet diese prophylaktische Maßnahme sowohl aus Kostengründen, als auch aus umwelttoxikologischen Gründen Vorteile, da hier im Vergleich zu Spritzapplikationen nur sehr geringe Wirkstoffmengen je Flächeneinheit ausgebracht werden (Heitefuss, 2000). Insektizide Wirkstoffe, die im Rapsanbau für eine Saatgutbe- handlung in Frage kommen, haben in bisher durchgeführten Untersuchungen unterschiedlich hohe Wirkungsgrade erkennen lassen. Während das seit 2003 zugelassene Standardpräparat Chinook (Wirkstoffe: Imidacloprid + Beta-Cyfluthrin) nur eine sehr geringe Wirkung gegenüber den Larven der Kohlfliege aufweist (Ester et al., 2003; Haarstrich, 2007), konnten mit dem seit 2005 zur Verfügung stehenden Präparat Elado (Wirkstoffe: Clothianidin + Beta-Cyfluthrin) in Versuchen von Erichsen & Hünmörder (2005) deutlich höhere Wirkungsgrade erzielt werden. Eine Saatgutbehandlung mit Elado führte gegenüber einer Saatgutbehandlung mit Chinook in einem an dreizehn Standorten in Mecklenburg-Vorpommern im Herbst 2004 durchgeführten Praxisversuch zu einer Verringerung fraßgeschädigter Pflanzen um durchschnittlich 45% sowie einer Senkung des Starkbefalls um etwa 80%.

In eigenen Versuchen (Sortenversuch 2005/2006) wurde daraufhin versucht, mit Hilfe von Elado in Kombination mit dem insektiziden Streumittel Nexion Neu (Wirkstoff: Chlorpyri- phos) ein im Vergleich zu Chinook deutlich geringeren Kohlfliegenbefall im Herbst einzustellen. Zwischen den beiden Insektizidvarianten traten bei insgesamt hohem Befalls- druck allerdings lediglich geringe Unterschiede im Starkbefall auf. Bei der Befallshäufig- keit (BH) waren keine Unterschiede auszumachen. An den Monitoringstandorten ließen sich im Versuchsjahr 2005/2006 ebenfalls nur geringe Befallsunterschiede zwischen den Insektizidvarianten Chinook und Elado erkennen. Deutlich geringere Wirkungsgrade des Präparats Elado im Vergleich zu den von Erichsen & Hünmörder (2005) durchgeführten Untersuchungen lassen auf eine begrenzte Wirkung von Elado bei hohem Kohlfliegenbefall schließen. Haarstrich (2007) testete die Wirkung verschiedener insektizider Saatgutbe- handlungsmittel gegenüber den Larven der Kohlfliege an Raps im Gewächshaus. Eine

Teilwirkung des Präparates Elado konnte hier ebenso bestätigt werden wie die unzureichende Wirkung des Präparates Chinook. Auffällig war, dass das bis zum Jahr 2003 zugelassene Präparat Oftanol T (Wirkstoff: Isofenphos) den mit Abstand höchsten Wirkungsgrad erzielte.

Im dritten Versuchsjahr 2007/2008 wurde daraufhin versucht, Herbstbefall der Kohlfliege mit Hilfe von Chinook und Oftanol T abzustufen. In einer Variante wurde in den mit Oftanol T behandelten Parzellen zusätzlich das insektizide Streumittel Nexion Neu in die Saatreihen ausgestreut. In der Insektizidvariante „Oftanol T + Nexion Neu“ ließen sich Häufigkeit und Stärke des Kohlfliegenbefalls um etwa 50% gegenüber Chinook reduzieren. Eine alleinige Saatgutbehandlung mit Oftanol T führte zu einer Verringerung des Befalls um etwa 30%. Die mit den Organophosphorsäureestern Isofenphos und Chlorpyriphos erreichte Verringerung des Kohlfliegenbefalls steht im Einklang mit Untersuchungsergebnissen von Thompson et al.

(1979), Ester et al. (1993) sowie Ester (1994), die im Kohlanbau vergleichbar hohe Effekte feststellten. Unterschiedliche Wirkungsgrade des insektiziden Streumittels Nexion Neu im ersten und dritten Versuchsjahr hängen möglicherweise mit der Ausbringtechnik zusammen.

Nach Untersuchungen von Bevan & Kelly (1975) führt eine flache Einarbeitung der insektiziden Granulate zu einer effektiveren Larvenbekämpfung als eine Ausbringung auf der Bodenoberfläche, was auf eine höhere Bodenfeuchte, die eine stärkere Wirkstofffreisetzung bedingt, zurückgeführt wurde. Eine weitere Ursache geringer Wirkungsgrade bei Oberflächenausbringung könnte eine zu geringe Wirkstoffakkumulation am Fraßort sein, da die Larven nach dem Schlupf i. d. R. nur kurze Distanzen bis zur Wurzel zurücklegen (Hassan, 1969). Während im ersten Versuchsjahr 2005/2006 eine breitflächige Ausbringung erfolgte, wurde Nexion Neu im dritten Versuchsjahr 2007/2008 ausschließlich in die Saatreihenvertiefungen des in Einzelkornsaat bestellten Rapses ausgestreut. Dieses hatte vermutlich eine höhere Wirkstoffakkumulation im Bereich des Samens zur Folge. Eigene Untersuchungen sowie die von Haarstrich (2007) erhobenen Daten lassen die Vermutung zu, dass die mit dem Ende der Zulassung von Oftanol T im Jahr 2003 einhergehende Erhöhung des Kohlfliegenbefalls im Raps auch auf eine geringe Kohlfliegenwirkung der seitdem verwendeten Saatgutbehandlungsmittel zurückzuführen ist.

Abgesehen von den bisher beschriebenen Maßnahmen, Kohlfliegenbefall zu verringern, bieten Kulturschutznetze eine Möglichkeit, Kohlfliegenbefall auszusschließen. Während Kulturschutznetze im ökologischen Kohlanbau häufig erforderlich sind, um einen wirtschaftlichen Anteil marktfähiger Ware zu produzieren (Crüger et al., 2002; Merz, 2005), kommt ein Einsatz im Rapsanbau aus Kostengründen nicht in Betracht. In eigenen Feld-

versuchen kamen Kulturschutznetze (Rantai K 1,35 mm x 1,35 mm Maschenweite) zur Anwendung, um Kohlfliegenbefall effektiv ausschließen zu können. Durch verschiedene Netzabdeckungsvarianten im Herbst und Frühjahr bot sich hier zudem die Gelegenheit, auch den Einfluss von Kohlfliegenbefall im Frühjahr zu untersuchen, was mit Insektiziden, die nur den Befall im Herbst beeinflussen können, nicht möglich ist. In Übereinstimmung mit Untersuchungen an Kohl (Lukoschik, 1990; Merz, 2005) konnte Kohlfliegenbefall mit Hilfe von Netzabdeckungen effektiv ausgeschlossen werden. Ein geringer Anteil geschädigter Pflanzen trotz Netzabdeckung lässt sich vermutlich auf kleine Lücken am Rand der Befestigung zurückführen, wodurch Eintrittspforten entstanden sein könnten. Netzab- deckungen führten allerdings auch zu einer Beeinflussung des Mikroklimas, was pflanzenmorphologische Effekte zur Folge hatte. Im Vergleich zu den nicht abgedeckten Parzellen war die Bodentemperatur unter den Netzen im Untersuchungszeitraum August bis Oktober 2007 um durchschnittlich 1,1º C erhöht. Eine Netzabdeckung im Herbst führte zu einer Förderung des Blattwachstums, wodurch es zu einer Erhöhung der Pflanzenfrischmasse von 10-20% gegenüber nicht abgedeckten Parzellen vor Winter kam. Eine Beeinflussung des Wurzelwachstums war hingegen nicht festzustellen.

Netzabdeckungen übten teilweise auch einen Einfluss auf den Ertrag aus. Im Versuchsjahr 2006/2007 wies die Variante „Netz im Herbst + Frühjahr“ signifikant niedrigere Ertrags- sowie TKG-Werte im Vergleich zu den anderen Netzabdeckungsvarianten („ohne Netz“;

„Netz im Herbst“) auf. Es ist vorstellbar, dass die während des gesamten Blühzeitraumes errichteten Netzkäfige trotz einer relativ großen Maschenweite (1,35 mm) zu einer geringeren Bestäubungsleistung geführt haben. Da es sich bei Raps um eine vorwiegend selbstbe- fruchtende Kultur mit partieller Fremdbefruchtung handelt (Becker et al., 1992), deren Bestäubung maßgeblich über Wind erfolgt, liegt die Vermutung nahe, dass die Luftbewegung in den Netzkäfigen vermindert war. Ob auch ein gewisser Anteil des Ertragsverlustes auf den Ausschluss blütenbestäubender Insekten, wie der Honigbiene, zurückzuführen ist, bleibt ungewiss, da Angaben zur Bedeutung von Bienen für den Rapsertrag von gering (Langridge

& Goodman, 1982) bis hoch (Fries & Stark, 1983; Williams et al., 1987) reichen.

Flugbeginn und Flugverlauf der Kohlfliege wurden an den Göttinger Feldversuchsstandorten anhand von Gelbschalenfängen kontrolliert. Der Zuflug der dritten Kohlfliegengeneration im Herbst fand im Untersuchungszeitraum 2005-2008 zwischen Ende August und Anfang Oktober statt. Im Frühjahr setzte erster Zuflug der ersten Generation ab Ende April ein und dauerte bis Ende Mai/Anfang Juni an. Flughöhepunkte lagen im September bzw. Mai. Die

Populationsdynamik entsprach den Ausführungen anderer Autoren (Collier & Finch., 1983a, 1983b; Crüger, 2002; Hoffmann & Schmutterer, 2002). In den ersten beiden Versuchsjahren wiesen nach dem Zuflug der ersten Generation im Frühjahr nahezu alle untersuchten Wurzeln, die aus nicht abgedeckten Parzellen stammten, Larvenfraß der Kohlfliege auf und zwar unabhängig von der Höhe des Herbstbefalls. Dieses Ergebnis stimmt mit Beobach- tungen von Hünmöder (2003) überein, wonach im Frühjahr häufig mehr Pflanzen geschädigt werden als im Herbst. Finch & Jones (1987) halten Kohlfliegenbefall von Winterraps im Frühjahr nur dann für möglich, wenn es bereits im Herbst zu Larvenfraß an der Wurzel gekommen ist. Eine über Winter einsetzende starke Verhärtung des Wurzelgewebes wurde hierfür verantwortlich gemacht. In eigenen Versuchen konnte jedoch gezeigt werden, dass sogar in Varianten, bei denen Kohlfliegenbefall im Herbst mit einer Netzabdeckung ausgeschlossen worden war, fast alle Pflanzen im Frühjahr befallen wurden. Im dritten Versuchsjahr 2007/2008 war der Kohlfliegenbefall im Frühjahr nicht mit der Befallssituation der Vorjahre zu vergleichen. Trotz eines im Vergleich zu den Vorjahren nur geringfügig niedrigeren Kohlfliegenzufluges im Mai 2008 wurden nur wenige Pflanzen im Frühjahr befallen. Eine mit dem Kohlfliegenflug im Mai koinzidierende sechswöchige Trockenperiode ist möglicherweise ein Grund für geringen Kohlfliegenbefall, da Untersuchungen von Mukerji (1971) darauf hinweisen, dass es bei Bodentrockenheit zu einer hohen Ei- und Junglarvenmortalität kommen kann.

Kohlfliegenbefall wurde in den Halbfreilandversuchen sowie im Gewächshaus durch das Ansetzen von Kohlfliegeneiern gezielt gesteuert. In der mit einem Kulturschutznetz abgedeckten Betonkastenrahmenanlage wiesen in den Versuchsjahren 2006 und 2007 nahezu alle Sommerrapspflanzen, bei denen zehn Kohlfliegeneier an den Wurzelhals angesetzt worden waren, Larvenfraß an der Wurzel auf. Mit durchschnittlich 24% geschädigter Wurzeloberfläche und einem Anteil stark befallener Pflanzen von etwa 5% war die Schädigung moderat. Im Gewächshaus erfolgte die Simulierung des Kohlfliegenbefalls in ähnlicher Weise wie bei den Halbfreilandversuchen, wobei jedoch anstatt zehn i. d. R. acht Kohlfliegeneier an den Wurzelhals angesetzt wurden. Trotz dieser geringeren Eizahl lag das durchschnittliche Fraßschädigungsniveau mit 41,4% geschädigter Wurzeloberfläche deutlich über dem der Halbfreilandversuche. Dieses Ergebnis deutet auf eine höhere Larvenent- wicklungsrate im Gewächshaus hin, die ihre Ursache in einer geringeren Mortalität haben könnte. Im Freiland entwickeln sich gewöhnlich nicht mehr als zehn bis zwanzig Prozent der abgelegten Kohlfliegeneier zu Larven und schließlich zu Puppen (Mukerji, 1971; Maack, 1977). Eine besonders hohe Mortalität tritt im Ei- sowie ersten Larvenstadium auf, was

insbesondere auf eine zu geringe Bodenfeuchtigkeit, hohe Bodentemperaturen, Starkregen- ereignisse und ein fehlendes Penetrationsvermögen von Junglarven in die Wurzel der Wirtspflanze zurückgeführt wird (Finch & Coaker, 1969; Mukerji, 1971; Vereecke &

Hertveldt, 1970). Neben witterungs- und dichteabhängiger Mortalität (Zohren, 1968) werden weitere Verluste natürlichen Gegenspielern zugeschrieben. Von Bedeutung sind u. a. Käfer und Larven der Kurzflügler Aleochara bilineata und Aleochara bipustulata. Während die Käfer als Ei-, Larven und Puppenräuber auftreten, können die Käferlarven als Puppen- parasitoide agieren (Coaker & Williams, 1963; Bromand, 1980). Als Eiräuber fungierende kleine Laufkäferarten wie bspw. Bembidion lampris und Amara familiaris (Hughes, 1959;

Mitchell, 1963; Coaker & Williams, 1963; Finch & Elliott, 1992) sowie die Gallwespe Trybliograha rapae (Reader & Jones, 1990; Hemachandra et al., 2007), welche ihre Eier in Kohlfliegenlarven legt, gelten als weitere bedeutende Gegenspieler der Kohlfliege.

Der Anbau von resistenten Sorten wäre eine weitere Möglichkeit, Kohlfliegenbefall vorzubeugen. Eine geringere Fraßschädigung an der Wurzel kann dabei entweder auf einer verminderten Eiablage aufgrund von Nicht-Präferenz (Antixenosis) oder auf einer gehemmten Larvenentwicklung (Antibiosis) beruhen (Birch, 1988). In einer Reihe von Wahlversuchen wurden bei einigen Brassica-Arten Sortenunterschiede im Kohlfliegenbefall beobachtet, die sich vornehmlich auf eine differierende Präferenz bei der Eiablage zurückführen ließen (Swailes, 1960; Schnitzler, 1969; Ellis & Hardman, 1975, 1983). Beim Besatz von Pflanzen mit einer festgelegten Anzahl von Eiern bzw. Larven fielen die Sortenunterschiede gering aus. Nur vereinzelt war bei Sorten mit einer vergleichsweise hohen Wurzeltrockenmasse [%] auch eine leichte Reduktion des Wurzelfraßes zu erkennen, was auf Antibiosiseffekte schließen lässt (Birch, 1988; Hopkins et al., 1999; Felkl et al., 2005). In eigenen Feldversuchen waren nur geringe Sortenunterschiede beim Herbstbefall der Kohlfliege festzustellen. Hierbei setzten sich in den jeweiligen Versuchsjahren die Sorten mit relativ niedrigem (hohen) Kohlfliegenbefall von den übrigen Sorten ab, die auch gleichzeitig die langsamste (zügigste) Entwicklung vollzogen. Beim Kohlfliegenbefall im Frühjahr konnten keine Sortenunterschiede mehr festgestellt werden. Im Gewächshaus, wo alle Pflanzen gleichen Bedingungen (Anzahl Kohlfliegeneier) ausgesetzt waren, zeigten sich keine Sortenunterschiede im Fraßschädigungsniveau. Antibiosiseffekte können hier ausge- schlossen werden. Inwieweit die in Canada verfolgten Ansätze zur Erhöhung von Kohl- fliegenresistenz bei Raps (Dosdall et al., 2000; Ekuere et al., 2005) Aussicht auf Erfolg haben, erscheint fraglich, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass die im Wesentlichen

auf Antixenosis beruhenden Sortenunterschiede ausschließlich in Versuchen mit Wahlmög- lichkeit gewonnen worden sind.

Die direkte Schadwirkung von Kohlfliegenbefall lässt sich nur schwer vorhersagen. Ob es durch Larvenfraß an Haupt-, Seitenwurzel und Hypokotyl zu einer Beeinträchtigung des Pflanzenwachstums kommt, hängt dabei nicht nur vom Ausmaß der Fraßschädigung, sondern auch vom Entwicklungszustand und Regenerationsvermögen der Pflanze (Wurzel) ab.

Untersuchungen an Blumenkohl haben gezeigt, dass starker Kohlfliegenbefall zu einem frühen Entwicklungsstadium massive Pflanzenausfälle zur Folge haben kann, während ein vergleichbar hoher Befall bei fortgeschrittener Pflanzenentwicklung weitaus besser toleriert wird (Maack, 1977; El Titi, 1977a, 1977b, 1979; Bligaard, 1999). Bei Winterraps wird der im September/Oktober erscheinenden dritten Kohlfliegengeneration die größte Bedeutung beigemessen, da Larven an jungen Rapspflanzen starke Fraßschädigungen hervorrufen können, die bei Kappung der Hauptwurzel häufig zum Absterben der Pflanze führen (Erichsen et al., 2004). Der ersten Kohlfliegengeneration im Frühjahr wird nur eine untergeordnete Schadrelevanz zugeschrieben, da sich Winterraps zu Beginn de Zufluges bereits im Stadium der Blüte befindet und i. d. R. in der Lage ist, Larvenfraß an der Pfahlwurzel besser zu tolerieren. Bei Sommerraps liegt eine andere Situation vor. Aufgrund des mit der Jugendphase zusammenfallenden Frühjahrszufluges kommt der ersten Kohlfliegengeneration hier die entscheidende Bedeutung zu (McDonald & Sears, 1991;

Morgan, 1992; Dosdall et al., 2004).

Bislang existieren nur wenige Untersuchungen, die sich mit der Schadwirkung eines nicht letalen Kohlfliegenbefalls auseinandergesetzt haben. Generell wird davon ausgegangen, dass eine durch Larvenfraß bedingte Zerstörung des Wurzelsystems zu einer Beeinträchtigung der Wasser- und Nährstoffaufnahme führt, die sich letztlich in einer geringeren Biomassproduk- tion niederschlägt (Richard & Thurling, 1978; McDonald & Sears 1991; Morgen, 1992). Je nach Versuchsansatz schwankten befallsinduzierte Verluste von Wurzel- und Sprossmasse zwischen 0 und 47%, wobei die Effekte mit ansteigender Befallsintensität i. d. R. zunahmen.

In Klimakammerversuchen von McDonald & Sears (1991) war eine Reduktion der Pflanzen- biomasse um 19% lediglich bei einem hohen Fraßschädigungsgrad der Wurzel (> 50%) zu verzeichnen, während geringere Schädigungen keine signifikanten Effekte zur Folge hatten.

Hopkins et al. (1999) konnten in Gewächshausversuchen bei moderater Fraßschädigung

Hopkins et al. (1999) konnten in Gewächshausversuchen bei moderater Fraßschädigung