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Beeinträchtigungen und Gefährdungen

3  Ausstattung und Zustand des Natura 2000-Gebiets

3.4  Beeinträchtigungen und Gefährdungen

Dieses Kapitel beschreibt ausschließlich Beeinträchtigungen, die das Natura 2000-Gebiet als Ganzes betreffen. Allgemeine lebensraum- und artspezifische Beeinträchtigungen sind bereits in den Kapiteln 3.2 und 3.3 aufgeführt und werden hier nicht wiederholt.

Aufgrund der Verlandungsprozesse im Norden und Osten des Kohlplattenschlags sind mit Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus) und Rohrweihe (Circus aeruginosus) weitere Schilfbewohner aus dem Vogelschutzgebiet verschwunden. Dem Baumfalken (Falco subbuteo) diente der Schilfgürtel ehemals als Nahrungshabitat. Auch für diese Art hat das Gebiet an Wert verloren. Das Verschwinden von kleinen, temporären Pioniergewässern führte zu einer starken Dezimierung von Kreuzkröte (Bufo calamita) und Wechselkröte (Bufo viridis).

Am Südostufer des Sees ist die Entsorgung von Abfällen v.a. eine stoffliche Belastung für den Kohlplattenschlag. Die Lebensstätte des Kiebitz (Vanellus vanellus) auf den neu geschaffenen Rohbodenflächen am Südwestufer wird durch die einsetzenden Sukzessionsprozesse und durch die erhöhte Störungsintensität aufgrund der Besucherplattform beeinträchtigt. Außerdem behindert hier die in sehr hohen Dichten vertretene Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) die Ansiedlung heimischer Vegetation. Mit der Robinie (Robinia pseudoacacia) hat sich ein weiterer Neophyt v.a. am Südufer ausgebreitet und sorgt dort für eine lokale Nährstoffanreicherung sowie ebenfalls für die Verdrängung heimischer Pflanzenarten. Am Westufer des Sees befindet sich ein potentieller Brutplatz des Fischadlers (Pandion haliaetus). Die Art versuchte im Jahr 2010 dort zu brüten. Der Zaun führt hier sehr nah am Horststandort vorbei, wodurch die Art stark gestört wird (Ernst Frey, mündl. Mittlg. 2010).

Sowohl Kraich- als auch Kriegbach grenzen abschnittsweise an Ackerflächen, so dass zu vermuten ist, dass Nährstoff- und Pestizideinträge die Gewässer belasten.

Im Offenland ist darüber hinaus davon auszugehen, dass in beiden Gewässern regelmäßig Eingriffe in Form von Entkrautungen und/oder Sohlräumungen ins Gewässerbett als Lebensraum der Flussjungfer-Larven stattfinden.

Die kanalartige Strukturierung beider Gewässer ist ebenfalls als Beeinträchtigung zu bewerten.

Allgemeine Situation1

Im Hinblick auf eine gesamthafte Betrachtung der Beeinträchtigungen im Natura 2000-Gebiet sind die Aspekte Wasserversorgung, Neophytenbestand und Maikäfervorkommen hervorzuheben. Sie wirken sich mit unterschiedlicher Intensität auf die vorhandenen Lebensraumtypen und Arten aus.

Wasserversorgung

Die hydrologische Situation des Gebietes ist durch große Grundwasserflurabstände, relativ geringe Jahresniederschläge und eine geringe Wasserspeicherkapazität der vorhandenen Böden gekennzeichnet.

1Die nachstehenden Ausführungen wurden dem „Pflege- und Entwicklungsplan für das Natura 2000-Gebiet „Hardtwald zwischen Graben und Karlsruhe“ 6916-342 (FFH-2000-Gebiet), „Hardtwald nördlich von Karlsruhe“ 6916-303 (Vogelschutzgebiet)“ entnommen und an die Verhältnisse in der Lußhardt ange-passt.

Verschiedene Grundwasserentnahmen haben in der Vergangenheit lokal zu zusätzlichen Absenkungen des Grundwasserpegels geführt. Der Grundwasserleiter steht folglich für die Wasserversorgung der Waldbestände in der Regel nicht zur Verfügung. Die Deckung des Wasserbedarfs erfolgt vorwiegend über Niederschläge.

In der jüngsten Zeit haben ausgeprägte Trockenjahre (vor allem 2003) in Verbindung mit hohen sommerlichen Temperaturen zu erheblichem Wassermangel geführt. In der Folge sind im Gebiet verstärkt Trockenschäden im Kronenbereich und eine verminderte Baumvitalität zu beobachten. Entsprechende Beeinträchtigungen machen sich nicht zuletzt bei Buche und Eiche zunehmend bemerkbar.

Die Klimaveränderung und eine damit verbundene weitere Zunahme von Trockenjahren stellen somit für die Nachhaltigkeit der im Natura 2000-Gebiet vorhandenen Waldlebensraumtypen, insbesondere für die Buchenwälder, eine mittel- bis langfristige Gefährdung dar.

Neophytenvorkommen

Das Vorkommen von Neophyten macht sich innerhalb des Gebietes mit unterschiedlicher Intensität bemerkbar. Die Beschattung des Bodens durch krautige Neophyten (z.B.

Kermesbeere) wirkt sich bei dichtem Bestand negativ auf die Verjüngung der gesellschaftstypischen Baumarten, insbesondere der lichtbedürftigen Eichen, aus.

Nachhaltige Gefährdungen für die Wald-Lebensraumtypen gehen von diesen Arten derzeit aber nicht aus.

Gravierender sind Beeinträchtigungen durch die Späte Traubenkirsche, deren Ausbreitung zum Teil erhebliche forstwirtschaftliche Schäden zur Folge hat. Die Späte Traubenkirsche dringt vorzugsweise in aufgelichtete Bestände ein und breitet sich teilweise massiv im Unter- und Zwischenstand aus. Neben dem damit verbundenen Bestandsumbau kommt es zu einer nachhaltigen Verschattung, welche ebenfalls die Verjüngung heimischer Baumarten verhindert. Vor allem die lichten Eichenwälder des Gebietes werden von der Ausbreitung der Späten Traubenkirsche zunehmend bedroht.

Für viele lichtliebende Vogelarten (Ziegenmelker, Heidelerche) im Hardtwald nördlich von Karlsruhe kann der Verlust offener Bodenflächen durch die starke Ausbreitung der o.a.

Pflanzenarten eine Gefährdung darstellen.

Maikäferbestand

Das Rheintal gehört auf Grund seiner wärmebegünstigten Lage und der trockenen, durchlässigen Sandböden seit jeher zum Verbreitungsgebiet des Waldmaikäfers. Seit Mitte der 1980er Jahre hat dessen Bestand in der nördlichen Oberrheinebene wieder deutlich zugenommen. Ab 2018 wird in der Lußhardt eine flächige Verbreitung erwartet.

Während der Blattfraß der erwachsenen Käfer von untergeordneter Bedeutung ist, können durch den Engerlingsfraß erhebliche, waldbauliche Schäden entstehen.

Bestandsbedrohende oder wirtschaftlich fühlbare Schäden treten vor allem in Pflanzungen und Laubholzunterständen auf. Im Gegensatz zu Jungwuchs und Stangenholz werden Altbestände durch den Engerlingsfraß nach bisherigen Erkenntnissen nicht erheblich geschädigt. Allerdings sind Vitalitätseinbußen durch den Fraß an Feinwurzeln auch in diesem Fall nicht auszuschließen.

Vor dem Hintergrund zunehmender Waldschäden wurde bereits vor Jahren von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) ein Monitoring der Waldmaikäfer-Population eingerichtet. Dabei werden durch Wurzelfraß verursachte Schäden turnusmäßig erfasst. Die Durchführung von systematischen Probegrabungen dient der Abschätzung der Larvendichte im Boden und des zu erwartenden Käferfluges in den

Hauptflugjahren. Auf Grund der prognostizierten Waldschäden erfolgte in Teilbereichen des FFH-Gebietes in den vergangenen Jahren eine Bekämpfung des Waldmaikäfers mit Pflanzenschutzmitteln. Auf Grund der Ergebnisse von Untersuchungen der FVA (FVA 201 0) stehen momentan keine geeigneten Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung des Waldmaikä-fers zur Verfügung. Die Auswirkungen großflächiger Behandlungen auf die FFH-relevanten Arten sind bisher weitgehend ungeklärt. Aufgrund nichtletaler Wirkungsweisen laufen mögli-che Nebeneffekte möglimögli-cherweise „im Verborgenen“ ab.

Als maßgebliche Wirkungen des Maikäfervorkommens sind zu nennen:

• Verstärkte Auflichtung und in der Folge zunehmende Vergrasung der Bestände, einschließlich Flächen der FFH-Wald-Lebensraumtypen. Durch die Vergrasung steigt zudem die Waldbrandgefahr.

• Weitere Ausbreitung der Späten Traubenkirsche. Diese verkraftet den Engerlingsfraß besser als die einheimischen Baumarten.

• Beeinträchtigung der Eichennachhaltigkeit im Gebiet durch Ausfall der Eichenverjüngung, erschwerte Verjüngung der Eiche nach Einwanderung der Späten Traubenkirsche.

• Ausfall des Unter- und Zwischenstandes in Laubwaldbeständen.

• Als günstig für die Erhaltung des Ziegenmelkers erwiesen sich in den letzten Jahren Freiflächen mit fehlgeschlagenen Eichenbegründungen aufgrund zu hoher Engerlingsdichten des Waldmaikäfers, die über einen längeren Zeitraum ihren offenen Charakter behielten. Hier konnten sich Ziegenmelker teilweise seit mehr als zehn Jahren auf den gleichen Standorten halten.

Die aktuellen Daten des Maikäfer-Monitorings belegen forstwirtschaftlich spürbare Schäden durch Engerlingsfraß des Maikäfers. Langfristig ist von einer Gefährdung des Fortbestands der Waldlebensraumtypen, insbesondere der Eichenwälder, auszugehen.

Bodenschutzkalkung:

Inwieweit sich auch eine fachgerecht durchgeführte Kalkung direkt auf die Vorkommen von Dicranum viride oder auch indirekt auf die Ausbreitungsmöglichkeiten der Art auswirkt, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall ist auf das Verblasen von Kalkstäuben zu verzichten, da es im Rahmen dieser Maßnahme zumindest kurzfristig zu erheblichen Änderungen der Standortsbedingungen wie z.B. des pH-Wertes und in deren Folge auch zu Änderungen in den Konkurrenzbedingungen durch vergesellschaftete Moosarten kommt. So muss man davon ausgehen, dass durch die Kalkungsmaßnahmen die an die Standorte angepasste typische, azidophytische Moosflora erheblich beeinträchtigt wird, während konkurrenzkräftige neutro- und basophytische Moosarten wie z.B. Brachythecium rutabulum gefördert werden.

Derzeit werden die Auswirkungen der Ausbringung von erdfeuchtem Material an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg überprüft und daraus Handlungsempfehlungen für die Praxis abgeleitet. Derzeit ist nur die Luftausbringung in Form von erdfeuchtem Kalk-Dolomit-Material oder Kalk-Granulat im Bereich der Besenmoos-Lebensstätten möglich.