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Baron Vehr

Im Dokument Bandtagsarteil 1848. (Seite 107-117)

Emil Nopp

A. Baron Vehr

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F r a g e i .

Soll die Ritterschastscommittee auf Grund der projectirten theil-weisen Umwandlung der jetzigen Prästanden in Naturalleistungen hö­

hern Orts die Bewilligung der eigenen Verwaltung der Prästanden nachsuchen?

F r a g e 2 .

Soll die Ritterschastscommittee die Trennung der Prästanden des Landes von denjenigen der Städte nachsuchen?

F r a g e Z .

Soll, im Falle die Bewilligung der Selbstverwaltung der Prä­

standen von der Regierung erlangt wird, eine Commission aus 5 Glie­

dern unserer Ritterschaft — aus jeder Oberhauptmannschast eines — auf alsdann von her Committee Auszuschreibenden Oberhauptmann­

schaftsversammlungen erwählt werden, um einen detaillirten Plan zu einer neuen Prästandeneinrichtung auf Basis der oben ausgesproche­

nen Grundsätze, im Vereine mit der Ritterschastscommittee zu ent werfen, welcher Plan auf dem alsdann zunächst einfallenden Land­

tage der Ritterschaft zur Beschlußnahme vorzulegen wäre?

B e m e r k u n g d e r L a n d b o t e n .

Die Landboten verweisen auf die beiden sich auf diesen Gegenstand beziehenden Sentiments der Prästandencommission und des Landboten von Windau, welche hier nachfolgen.

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No. 56. ?roä. den 23sten Januar 1848. Kurl. Landesversammlung.

Hochzuehrender Herr Landbotenmarschall!

Hochzuehrende Herren Landboten!

o ehrenvoll der Auftrag ist, den Sie uns ertheilt, Ihnen ein Senti-ment über den Vorschlag der Commission zur Entwerfung eines Planes für Regulirung und Beschaffung der Prästandenbedürsnisse nach Analo­

gie Livlands, vorzulegen — eben so schwierig mußte derselbe sein, da uns nur einzelne Momente vorgelegen und, um weiterreichende besondere Auskünfte und Nachrichten einzuziehen, die Zeit um so weniger ausrei­

chen konnte, als es den Herren Commissarien, deren Arbeit uns vor­

liegt, in dem Zeiträume von Z Jahren nur unvollständige Notizen sich zu verschaffen möglich gewesen. Wir können daher den Gegenstand nur im Allgemeinen beleuchten und müssen aus dem bezogenen Grunde auf ein specielles Eingehen in die einzelnen Punkte verzichten.

Es ist nicht zu verkennen, daß der Entwurf mit anerkennenswerther Mühe und Sorgfalt gearbeitet, und wenn die Aufgabe nicht ganz gelöst worden, so kann dies nur in der Schwierigkeit des Gegenstandes selbst liegen. — Der Hauptzweck einer Umgestaltung unserer Prästandenver-haltnisse dürfte in der Hoffnung liegen, die Verwaltung derselben der

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Ritterschaft zuzuführen, daß aber diese Hoffnung sich wirklich dadurch realisiren ließe, möchte um so mehr zu bezweifeln sein — als es über­

haupt schwer ist Bestimmungen herbeizuführen, welche bereits lange bestehende und den Autoritäten gewohnte Staatseinrichtungen aufheben oder sie doch gänzlich umgestalten, hier im concreten Falle aber so manche Interessen dieser Umgestaltung entgegen treten dürften. — Wird aber dieser Zweck nicht erreicht und die Verwaltung bleibt dieselbe — so könnte leicht durch die neue, bedeutend complicirtere Verwaltuugsart sich leicht die Folge ergeben, daß ausser den Naturalleistungen — die Geldzahlun­

gen, wenn nicht ganz dieselbe, doch eine Höhe erreichen würden, welche zusammen mit den Naturalleistungen die jetzigen Prästanden bedeutend überstiege. — Selbst aber auch, wenn eine ritterschaftliche Verwal­

tung dieser Art bewirkt werden könnte, ist es zweifelhaft, ob nicht die vielen Kreisverwaltungen, die Verwaltungen bei den einzelnen Städten und die Oberverwaltungen zusammen mehr Kosten verursachen würden und durch die vielen anzustellenden stehenden Protokollführer bei den Kreisverwaltungen die Möglichkeit einer größern Dissipation gegeben wäre — da eine Überwachung der mehrfachen Geschäftsführung bedeu­

tend schwieriger als einer einzigen ist. — Auch möchte die jedesmalige Ablieferung der Naturalien ihre Schwierigkeit haben, für kleinere Güter dürfte der Transport der zu liefernden Gegenstände oder die Sendung zur Einigung auf Geld oft den Werth des zu liefernden Gegenstandes über­

steigen; — die bei der Beteiligung der Verwaltung von den Gutsbe­

sitzern zu machenden Fahrten zu den Versammlungen würden eine Zeit und einen Geldaufwand erfordern, der jetzt wenigstens erspart ist, kurz alle die Unkosten, Schwierigkeiten und Unbequemlichkeiten eintreten,

Vereinfachung aller Verhaltnisse zu dringen, — rechnet man noch hinzu, daß bei einer abgesonderten Verwaltung der Städte diese der Einwirkung der Ritterschastscommittee entzogen würde und dadurch der Bedarf für die von ihnen zu machenden Leistungen leicht eine Höhe erreichen könnte, welche sie aufzubringen nicht im Stande und das Land dann zur Aushülfe gezwungen wäre — so erscheint — schon bloß aus diesen wenigen hier hervorgehobenen Momenten, denen leicht noch mehrere hinzugefügt wer­

den könnten, der eingebrachte Plan, wie er zur Zelt vorliegt — noch nicht hinlänglich gereift, um ihn so dem Lande zur Abstimmung vorzule­

gen — und glauben die Unterzeichneten daher vorschlagen zu müssen, denselben einstweilen nur der Ritterschastscommittee als Material zu künftigen desfallsigen Arbeiten zuzuweisen und hoffen, daß bei einer noch mehr in's Detail gehenden Einwirkung der Ritterfchastseommittee in die jetzige Verwaltung der Prästanden dieselben sich bedeutend vennindern müssen, zumal wenn nach dem diesseitig gestellten Deliberatorium No. 1 zu Unterstützung der Operationen Einer Kurländischen Ritterschasts­

committee nicht unbedeutende Geldmittel sich ansammeln würden.

Schließlich erklärte der Selburgsche Herr Commissarius, daß der­

selbe den vorliegenden Plan in der Ansicht mit unterschrieben, daß der­

selbe nur als Material für künstige Arbeiten, nicht aber als Vorlage zur Abstimmung im Lande angesehen werde.

Wittenheim,

Deputirter von Selburg.

Brincken/

Deputirter von Talßen.

PrSst. 1848.

Graf Keyserling,

Landbote für Frauenburg.

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z<o. 75. ?ro<j. den 27sien Januar 1848. Kurl. Landesversammlung.

Hochzuehrender Herr Landbotenmarschall!

Hochzuehrende Herren Landboten!

Zuerst muß ich mich gegen die Behauptung der Prastandencommiffwn verwahren, daß der Commission zur Entwerfung eines Planes für eine Prästandeneinrichtung nur unvollständige Notizen vorgelegen. Welche Notizen den Herren Commissarien von Goldingen und Selburg vorge­

legen weiß ich nicht, was aber die übrigen Commissarien betrifft, so lagen ihnen erstlich die ausführlichen Auskünste vor, die ich bei einem langern Aufenthalte in Riga, wohin ich in ihrem Austrage reiste, durch die Güte und das nachbarliche Entgegenkommen der livländifchen Ritter-schastsrepräsentation und durch Besprechung mit verschiedenen livländi­

fchen Herren, die dort mit den Prästanden zu thun haben, eingezogen hatte, und ferner alle Auskünste über unsere Prästandenverhältnisse, die wir durch unsern Präsidenten den Herrn Kreismarschall von Vietinghoff erhielten.

Ganz richtig hat die Prästandencommiffion erkannt, daß wir als Hauptzweck der projectirten Umgestaltung unserer Prästandenverhältnisse, die Notwendigkeit erkannten, die Prastandenverwaltung der Ritterschaft

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zuzuführen und die Erreichung dieses Zwecks scheint ihnen eben so wün-schenswerth als uns. Die übrigen von uns gemachten Vorschlage sind eben nur Vorschlage, die überhaupt nur in Betracht kommen wegen und nach Erreichung des Hauptzwecks, ohne diesen aber von vornherein zu Boden fallen müssen und daher keine der in dem Berichte der Prästanden­

commiffion ausgesprochenen Befürchtungen zulassen.

Was die Unerreichbarkeit des gewünschten Hauptzwecks betrifft, die die Prästandencommiffion in der lange bestehenden Staatseinrichtung zu finden glaubt, so kann ich hier nur erwiedern, daß wir die Selbstverwal­

tung unserer Prästanden nicht vor so gar langer Zeit noch gehabt und Liv- und Esthland, so wie die Insel Oesel sie noch haben, es also gar nicht so unmöglich erscheint, daß unsere hohe Regierung unsere Wünsche berücksichtigen würde, da sie doch nur den Zweck und die Absicht haben kann, die Lasten, die der Staat verlangen muß, den Provinzen mög­

lichst leicht und wie es ihnen am bequemsten erscheint, zu machen, wenn nur dem öffentlichen Dienste genügt wird und durch die deshalb von ihnen zu treffenden Einrichtungen den andern Theilen des Staats kein Nachtheil erwachst, was hier gewiß beides erreicht werden würde. Also wäre es doch immer des Versuches Werth und gewiß keine Gefahr damit verbunden, die Committe'e zu instruiren, auf Grundlage des vorliegenden Planes, der so weit gestellt ist, daß er alle Modalitäten zuläßt, Eine hohe Staats­

regierung mit der Bitte anzugehen, uns die Verwaltung des eigenen Haushalts, wie ehedem, selbst zu übergeben, damit wir dann versuchen können, ob Ersparnisse durch Naturalleistungen, sei es nun in abgeson­

derten Kreisen, oder durch's ganze Land zu machen, was bei der jetzigen Art der Prästandenverwaltung doch völlig unmöglich ist.

Nur auf diese Weise, nämlich durch Selbstverwaltung der Prästan­

den, kann uns nach meiner Ueberzeugung geholfen werden, alle übrigen Vorschläge und Wünsche, deren wir auf jedem Landtage hinsichtlich der Prästanden so viele aufstellen und aussprechen, sind ohne eine solche Basis

— wenn auch an sich ganz vortrefflich — xia äe8iäeria — denn wir verlangen von Andern das, was wir selbst nicht thun wollen. Wie dringend sich dies Princip herausstellt und sich trotz aller Hindernisse gel­

tend macht, zeigen gerade die Vorschläge der Prästandencommiffion selbst, die meistens darauf hinauslaufen, daß die Ritterschastscommittee wo mög­

lich alle Prästanden auf den Torgen übernehmen und dann selbst in na-iura leisten solle. Das heißt doch nur mit einem Umwege nach dem in

dem vorliegenden Plane an die Spitze gestellten Zwecke streben, nämlich nach eigener Verwaltung. Nehmen wir an, die Ritterschastscommittee erstünde alle auf allen Torgen, was doch der vorgeschlagene Wunsch der Prästandencommiffion und der Landbotenstube, die diese Vorschläge angenommen, ist, so erhielte die Ritterschastscommittee doch nothwendig von der Prästandencommittee alle die nöthigen Gelder und hätte dann die Leistungen zu machen. Dann müßte es aber doch einfacher

«nd billiger sein, daß die Ritterschastscommittee die Prästandenzahlungen selbst direct empfinge und verwaltete, worauf doch nur der von unserer Commiffon vorgelegte Plan hinausläuft; — wo es dann nicht nöthig wäre, wie die Prästandencommiffion in ihren Deliberatorien vorschlägt, bis zu den höchsten Reichsautoritäten über die unbegründet erscheinenden Anwen­

dungen von Prästandengeldern Vorstellungen zu machen, indem die Rit­

terschastscommittee bei eigener Verwaltung gegen solche Anforderungen an die Prästandencasse mit viel wirksamerem Erfolge wird remonstriren,

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als sie den Reclamationen schon verausgabter Gelder wird Effect geben können. — Was die Naturallieferungen betrifft, die wir übrigens in unserem Plane nur als eventuell in Vorschlag gebracht, indem wir sagen, daß es nachher dem Ermessen der Prästirenden ganz überlassen bleiben soll, ob sie in Geld oder in natura prästiren wollen, wie wir die Detail-bestimmungen überhaupt einer nochmaligen Bearbeitung vorbehielten, —

was diese also betrifft, möchte ich der Ansicht der Prästandencommiffion, besonders unter unsern Verhältnissen, keinesweges beistimmen, und zwar mit aus den aus ihrem eigenen Prästandenberichte entlehnten Gründen, denn sie zeigen uns durchgehend, daß Bauten, Wohnungen, Hvlz, Stroh, Lichte, Weiden :c. alle bei weitem billiger an den Orten der Prä-station sind, als sie auf den Torgen vergeben werden, woher die prasti­

renden Kreise oder Städte bei der Naturallieferung gewiß bedeutend ge­

winnen müssen, wenn ihnen diese Leistungen nach den bisherigen Durch-schnittstorgpreisen bei der Reparation angerechnet werden. Ferner ist hier in Betracht zu ziehen, erstlich, daß, was die Prästandenleistungen des flachen Landes betrifft, die Bauern eines Gutes, die doch hier die gesetz­

lich prästirenden sind, leichter und billiger ihr Contingent an Holz, Stroh, Heu, Hafer, selbst wenn sie es kaufen, nach den betreffenden Anstalten schaffen werden, als die Zahlungen machen und zweitens, daß den Bauern, so wie auch meistens den Gutsbesitzern und der Mehrzahl der Bürger entweder die Möglichkeit auf den Torgen mitzubieten und so sie herabzusetzen, durch den jetzigen großen Betrag der meisten Torglieferun-gen erschwert oder bei dem dabei zu ferne lieTorglieferun-genden eiTorglieferun-genen Interesse die Auf­

forderung dazu benommen wird, während? wenn jedes Gut, jede Stadt abgetheilte Leistungen hat, diese Möglichkeit so wie das Interesse naher

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