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abenSievon der,,Affaire«desBarons

Alliotti,

desitalienischen Bot-schaftrathesinParis,gehört?DerHerristAntiquitäten-Amateurund erwiesöftersseinenFreundenvieGesälligkeit,fürObjekte,diefcelossein wollten,einenKäuferzufinden.SohatteerdieGobelins einesgewissen HerrnSaccoandenManngebracht.Statt mitZeichenderDankbarkeitwurde ervon demHerrnmitBeleidungenallerArtüberhäuft,sogarschmutzig-r Profitmachereibeschuldigt.UmsichzuvertheidigenundeinunrühmlichesEnde seinerHKarrierezuvermeiden,mußteersichandiefranzösischenGerichtewenden.

DiepariserZeitungfchreiber,deren

Sachverständniß

in

Motalfragenüber jeden

Zweifel erhaben ist, fielen sofortüberAlliotti herundmachtenausderSache einenSkandal;besonders strengwar natürlichL’Humanjte, dasvon Jean Jaurdsredigirte Blatt, dasfragte,ob ein

Botschaftrath

zugleichTrödlersein dürfeund ob derMann dennnichtvon seiner Regirung bezahltwerde.

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396 DieZukunft.

Nunist miraus diplomatischen Kreiseneinanderer Trödlerbekannt.

KeineZeitung hat ihm bisherMoral gepredigtundersitzt fest auf seinem Posten. Vielleichtweißdie»Humanit6«nichts davon;aber anderen Zeitungen istganzgut bekannt,daßHerrCamilleBarråre,GesandterderFranzösischen RepublikamHofdesKönigsvonItalien,mitaltenViolinen handelt.»Ja, wirddennderMann nichtvon seiner Regirungbezahlt?«Sowürdedie Humanitå fragen,wenn HerrVarrere einJtaliener oderDeutscherswärr.

Erwirdbezahlt; sehr gut sogar.AlserHerrn Billotin Rom ablöste,galt seine ersteSorgederGehaltserhöhung.FürdieRepräsentationbekommter

dreihunderttausend Francs; sovielhatkaumjeeinStaat seinemVertreter zufreierVerfügungüberlassen.UndtrotzdemwirdmitaltenGeigen

gehandelt.

MancherLeserweißvielleichtnichtsRechtesvondemBotschafterBarråre..

Schade.EinesointeressantePersönlichkeitmüßteallgemeinbekanntsein. Doch

man bekümmertsich heute wenigerum dieDiplomatenalsumdieKönigeund Kaiser,diefastimmerunterwegs sind,persönlichEntenten vermitteln und ein-ander inToasten aoramspublico preisenoderwarnen. Diese Betriebsamkeit verträgtsichzwarschlechtmitderVerfassung,namentlichmitderältestenin

Europa;

abersie

gefällt

undnährtden

Glauben,

daßdieDiplomaten über-flüssiggewordensind. Dasistnicht richtig.Dermoderne Diplomatmuß nur anders arbeitenalsderausalterSchule.Früherwurdedie internationale Politik fastausschließlichhinterdenThürenderKanzleien gemachtundder Masse so lange verborgen,wieesdenMinisternpaßte.DerDiplomat hatte sichinderFremdeeigentlichnurmit demHofundderRegirungzubeschäftigen;

dakonnteer spionirenundintriguiren;wenn daseinEinflußdurchdrang, war er Sieger.Heutemußer aufdieOeffentlicheMeinung horchen,die wirthschaftlichenundsozialenVerhältnissedesVolkes,bei demerbeglaubigt ist, durchforschenundseineFühlfädennachallen Seitenausstrecken: sonstkann eraufmünzbareErfolge nicht hoffen.HofeinflußundKanzleiintriguemDas istvieux jen;jetztgilts,»auf

die,Parlam«ente

und aufdiePressezu wirken.

Somachts HerrBauen-; Auf diesemGebietdermodernen Diplomatie ist erunerreicht·SeineKollegenwirken nebenihmwielebende

Anachtonismen,

Nurerweiß,wieesheute gemachtwerden muß.DerDeutscheBotschafter (ich bedaure,daßichsin einerdeutschenZeitschriftsagenmuß)leidetamMeisten unter dem Vergleich.Eristlein steifer Aristokrat, oft, auchimVerkehrmit demAuswärtigenAmt, zuwenig verbindlich,zustarrund hältsichvon all denLeuten

fern,

die,wenn sie auchheute nichtim Amtsind, dochpolitischen

Einfluß

haben.DerfranzösischeKollege dagegen kochtaufallenFeuern.

HerrBarråre warMitgliedderpariserCommuneundrühmtsichseiner Abkunftvon Berttand Barrere,denMacaulay»dasfeigste, grausamsteund

unehrlichsteMitglied

desComittådeSantå

Publiquo«·,

einen,,Hofspionund

Barte-re 397

Königsmörder«nennt. Bertrand Barrere endeteimElend(nacheinem erfolg-losen Versuch,unterNapoleon aufdieHöhezukommen);Camill- Barrere hatsvom Communard biszumBotschafter gebracht. JstaberDemokrat ge-blieben. Sosagter. DemokratischeSitten hatman freilichkaum anihm wahrgenommen.Von denMitgliedernderfranzösischenKolonieinRomsiehter dieMillionäre amLiebstenundärgertsich,wenn einerdieser Reichennicht indenPalazzo Farnesekommt. JnKairokameralsGesandtereinmalals HeinrichderVierteauseinenMaskenball. EinfranzösischerJournalift,der einrömischesBlatt redigirte,war erstaunt,denVertreter einerRepublikin derTrachteinesMonarchenzusehen,undfragteinseiner Zeitung,obHerr Barrdre die toteMonarchiegarso sehrliebe.Diesen Witz hat ihmderDiplos matnichtverziehen;vielleicht,weilereine wundeStellegetroffenhatte.Einerlei.

Abkunft,Charakter und LiebhabereiendesHerrnBarrere mögenStoffzu Spötteleienliefern:dieInteressen Frankreichs hater inRommit Geschick-lichkeitundErfolgvertreten und dasVertrauen, dasihmdiepariser Re-girungen seitelf Jahren entgegenbringen,ist vollaufverdient.

Erkam1897 nachRomund führte zunächstdieschonziemlich weit-gediehenenVorarbeiten zudemfrankoiitalienischenHandelsvertragzugutem Ende.ZueinemfürFrankreich gutenAbschluß;Italiens Export haternicht genützt.Trotzdemwurde derVertragsabschlußmitgroßemLärm

gefeiert

nnd dieFranzosenfreundeschrien,man müssederRepublikfürihr Wohlwollen dank-barsein.DasschienenauchunsereMinisterzuglauben.Sie blicktennurnoch nach Parisund kamen, SchrittvorSchritt, sozu demMittelmeerabkommen, dessen ersteFrüchteinAlgesiras sichtbarwurden. JnderZeitVismarcksund Erispiswar keinReichbeiuns sohochgeschätztworden wieDeutschland;und derguteWille derMinisterRudini undVisconti-Venoftahättenicht aus-gereicht,um diese Stimmungzuändern. DieHauptarbeit hat

Barte-rege-leistet.Erhatviele Leutevon GewichtsürFrankreichgewonnen undistder WahreSchöpferdersranko-italischenFreundschaft geworden.

Jch behauptenun nicht,daßdie

dreihunderttausend

Francs, dieHerr Barrere injedem JahrzufreierVerfügunghat,zumZweckderBestechung verwendet worden seien.Niemand weißso recht, wohin sie geflossenoder ge-siekertseinkönnen.RauschendeFesteund prunkvolleEmpfängegiebtsim Pa-Iszzv Faknefe nicht;fürdieRepräsentationkannalso nicht besondersviel aus-gegebenwerden. Doch demIGeredefehlt«derstützendeBeweis"(der hier freilich schwerzuerbringenwäre)j;undsokannman nur sagen,daßBotschafter,Presse undPolitiker gut zusammen gearbeitet haben,um einefranzosensreundliche StimmunginItalien

zu

schaffen. IzSpielverderberhatte HerrBarråre nicht zufürchten.AuchdasDeutscheReich,dasdocheinJnteresseanderErhaltung deritalienischenSympathien habenmußte,that nichts,um dieArbeitdieses

30k

398 Die

Zukunft-emsigenBotschafterszuerschweren,dergeschäftlicheundintellektuelle Verbin-dungenaller Artsuchteundfandundjeden seinerErfolgeanallen Ecken aus-posaunenließ.Erweiß,wieman OeffentlicheMeinung macht. Jedes Ge-schäft,daserabschließt,magsichsumFinanzoderKunst handeln,wirdmit demnöthigenTraraverzeichnet.Erweißauch,wasdieEigenliebedes Italie-ners antäglicherNahrung braucht.Undwo dieGefahreines Mißverständ-nissesoderZerwllrsnisses entsteht,istersofortzurStelle und beschwichtigt dieGemüther.AnOrganen fehlts ihm ja nicht.SeineSachewirdmit Nach-druck vertreten. »Warumsoeifrig?Mein Gott: eristebenbeliebt.

Einleises Unbehagen ist dennochspürbar.Man bewundert den

ge-·schicktenEifer,mitdemBarråre fürseinLandarbeitet,denkt manchmal aber schonwiederderZeiten,daFrankreichs Gesandte sichalsProtektoreninJtalien aufspieltenund,zumBeispiel,dieVertreter Louis Napoleonsin Turin und Florenz sichFreiheiten gestatteten,dieheuteunerträglichwären.HerrBarrere istein moderner MenschundkenntdieGrenzendes jetztnochMöglichen.Im-merhinhatman bemerkt,daßerbeiKrisendesrömischenMinisteriums seine HandimSpiel hatteund heimlichdiepariserFinanzmobilmachte(deren LieblingbekanntlichderAbgeordnete Luigi Luzzatti ist). Jnsolchen Zeiten siehtderunermüdlicheBotschaftervonfrühbisspätPolitikerzur,,Besprechung«

beisich;undhat dennochMuße,sichum diePresseunddieDepeschenbureaux zukümmern:denn dieArt,wiesiedieEreignisse darstellen, ist jahöchst wichtig.Aberauchsonst isterwachsam.VonseinemrömischenObservatorium ausbetrachteterdieinternationale undbesondersdievatikanischePolitikund berichtet seiner Regirung flink Alles,was zwarnichtin dieZeitung kommt, ihmabervon seinen Agenten mitgetheiltwird.

DieitalienischeRegirungweißes; willaberRuhe haben,mitBarrere, derin derPresse sovieleFreunde hat, gut stehenunddieParisernicht ver-stimmen. Gehtesso weiter,wird derBotschaster nichtinseinemTreiben gestört,dann wirdeinesTagesvom Dreibund gelten,was von dem Sol-daten galt,derindieSchlachtzog,alser«schontotwar.

UndbeiallderArbeithatBarrere nochZeit,alteGeigen einzuhan-dean Ja.Herr Nenucci,denerzumFranzösischenKonsulin Romgemacht hat,soll ihm sehr billigeViolinen verschaffthaben;aberauchandereLeute haben sichbemüht,fürihn solcheInstrumente auszutreiben. JstderWerth zweifelhaft, sowirdaus demPalazzo FarnesebeiHerrn Silvestre,dem pa-riser GeigenfabrikantenundKenner,angefragt.Dagiebts alsokeinRisiko.« Dieser Botschafter,derlieberzuwenigals zu. vielbezahlt,kenntwirklichalle Sorten desGeschäftes(auchdespolitischen)und paßtfamosindieWelt.

:-O HerausgeberundverastivortlicherRedakteur: M.Horden inBerlin.Verlag der Zukunft in Berlin.

DruckvonG.Bernstein inBerlin.

5.Dezember1908. glie Zukunft. Ur. 10.

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Berlin sW.11, Königgrätzerstr.45.

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