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Larven. Maximilian. Verng der Zukunft Wamstkqßch. Getan-geben. Inhalt- Seite. Ali Berlin. Erscheint jeden Sonnabend. Preis viertekjlhsllch

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(1)

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Jahrg. zittiiy

denZ.

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1908. .

Ali-.

10.

Getan-geben

Maximilian Larven.

Inhalt-

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Nachdruck verboten.

T Erscheint jedenSonnabend.

Preis viertekjlhsllch5Matt,dieeinzelneNummer 50Pf

Berlin.

Verng

der

Zukunft

Wamstkqßch

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durch

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Berlitn

den 5.

Dezember

1908.

v

IX- LXC f

Krieg P

Blood is thicker than water.

KWrLärm

derunterm Windmond

dieKaiserkrisis

umheulte, hat dasOhr

F- derDeutschen

getäubt

und

ihren

Gegnernzur

Erledigung

alterund neuer GeschäfteZeitgelassen.Vielleicht hatteeinKlugerdenHerrenStewart Wortley, Harold SpenderUndWilliam Bayard Hale vorgeschrieben,wann ihreBomben platzensollten.EinZufallkannskaumsein,daß

siejustplatzten,

alsDeutschlandzumerstenMalwiederfreierzuathmen begann:weil im nahenundimfernen OstenderConcernEduards zubröckelnschien. So,er-

zähltein derWandelhalledesPalaisBourbon einEingeweihterdenlieben

Kollegen,

solls fortanimmer

gemacht

werden: wenn überdem

Deutschen

Reich derHimmel sichhellt,mußderinEngland

gehäuste

Zündstoffzu einer Explosion

helfenNoch

sindwirnichtbis

zurGuerilla

derpeti-spapier-stie- langt,zu der

Veröffentlichung

kaiserlicherPrivatbriefe,ausdeneneinFeuer aufflackernundandenHosen,in den

Kanzleien

undParlamenten dieHirne

erhitzen

könnte.FürsErste hatderInhalt zweierJuterviews genügt.Den sandtederDrahtum denGlobus: undüberDeutschlands Flursaheswieder finsteraus. DreiReichserlebnissewaren seitdemzuverzeichnen.DenFran- zosen,die 1905nochum jedenPreis sichdemberlinerZorn zu

entziehensuch-

ten,istderMuth gewachsenundsie habenimRöhrichtvonCasablancage- siegt.Möglich,daßsiediegerechtere-Sacheverfochten;daßunserKonsuLder Blankopässeausgabund fürdieNationalität der mitsolchemPapier Ausge- statteten deshalbnierechtbürgenkonnte,auch inanderen Bekundungenunbe- dachtwar. MitdieserMöglichkeitmußteman in Berlinfrühgenugrechnen;

durftenicht fordern,wasnicht durchzusetzenwar,nochsichselbstdann das (bisin

Marschalls

zweiteBlüthentraumzeitverschmähte)Allheitmittelder

Pazifizisten,

das

haagerSchiedsgericht,verschreiben.

HerrvonSchoen,dets

23

(4)

364 DieZukunft

that,

hätte

triftigeren

Grund zu einem

Abschiedsgesuch

als derUnterstaats- sekretär

Stemrich,

derandieser Schlappeebenso

unschuldig

istwieandem

Jnterviewärgerniß.

Eine

Schlappe

ists.AberausMarokko ist

sür

unsnichts mehrzu

holen,

seitderKaiserdreimal

eingegriffemdem

GeneraldeLacroix (nachDelcassåsSturz),demMilitärattachå

Marquis

delaGuiche (amVor- abend derKonserenz) seinenWillenzur

Nachgiebigkeit

enthülltundin den

Tagen

von

Algesiras

dieRäumungder

gewählten

Position befohlenhat.

Marokkoist,ob Abd ul

Aziz

oder Abd ulHasidSultan heißt,demfranzö- sischen

Einfluß

nichtmehrzusperren;undeinweiserStaatsmann sollte sich mitdieserunverwischbaren

Thatsacheabfinden,

stattGalliasLeib mit Nadel- sticheninWuthzukitzelnDaszweiteErlebnißwardiejäheVerschlimmer- ung derBalkankrankheit.Dasdritte der

zwischen

den

Vereinigten

Staaten undJapan

geschlossene

Vertrag.

Drei-Folgen

derJnterviews,die

Wilhelm

gewährteundansLichtkommen ließ.Marokko war

längst

einverlorener PostenDasamBalkanundamStillen Ozean Geschehenelockert die Wur- zelaltenGlaubens undverrücktseinentaumelnden Blicken den

Horizont.

JmFrühlenzdesJahres1907hielt fastdie ganze

Diplomatenzunft

einenKrieg

zwischen

Japanund den

Vereinigten

Staaten

für

unvermeidlich.

Wartet nur,hießes:

während

im

Haag

diezweite

Friedenskonferenz

tagt,

krachen

im StillenOzeandie

Schiffsgeschütze;

währendhinter

dickenDoppel-

thürendie

Kontingentirung

derWehrmacht

beschwatztwird,

versuchtNippon, das

dieGrenzemilitärischerLeistungfähigkeitbeinahe

erreicht hat, auf gradem

Weg

oderüberHonoluluansZiel

seines

Sehnenszugelangen.AnsZielal- tenSehnens. Seit

Jahrhunderten

hatdie

pazifische

FestlandskästedieJa- paner

gelockt.

SchonderShogun

Jeyasu,

derden

Handel deanselreiches

hebenundihm

Kauffahrerschaffen

wollte,

schickteGesandteundHandelsagen-

tennach Mexikohinüber;und derDehnung

Drang

warderst

gehemmt,

als 1636

denjapanischen SchiffenjedeLandung

anfremdenKiisten

verboten,

den Auswanderern Todesstrafeund

Vermögenskonfiskation

angedrohtworden war.

Angelsachsen

knüpfen,in

gewandelterZeit,

die

abgerissenen

Fädenwie- derzusammemKommodore Perry erzwingt1854den

Handelsvertrag

von Kanagawa,derdieHäervonShimonaundHakodatedemamerikanischen Handelöffnet.DreiLustren danachist dieerste transamerikanische Eisen- bahn gebaut,dieAtlantis demStillenOzean durch

einenSchienenstrang

ver- bunden; Ostasienausjedem

Bezirk

derNeuen Weltleichterreichbar. China schläftJapanaberhatsichausder

Lähmung

der

Shogunatsepoche

gelöst und,unterMutsuhitoskräftigerHerrschaft,in

Verfassung

und

Wirthschaft

westlichenVorbildern nachgetrachtet.NurvonJapanausistder

ostasiatische

(5)

Krieg? 365 Marktzu erobern. Das

sieht

der

Yankee;

und

mühtsich

redlichumdieFreund-

schaft

der dem Tenno

Unterthanen,

denener

sichnochnäherfühlt,

seitdie

Philippinen,

Guam,die

Sandwichinseln

amerikanischfindund

Dampser-

liniendie

Möglichkeit raschenVerkehrs

sichern. Jahre

lang geht

Allesgut.

Die Amerikanerhalten

sich

der

Gruppe"fern,

dieJapanumden

Ertrag

desüber China

erkämpften Sieges prellt; ziehen

sichim

Boxerkiieg

frühausderFront

zurück

; undhüten

sich klüglich,

Chinazur

Hingabe

vonPachtland

zuzwingen.

Als

Rußland,

gegen denRathdesweisen

Li-Hung-Tschang,

südwärtsvorgeht unddie

Thür,

durchdie derWeg aufden

Asiatenmarktführt,

zuschließen

droht,

alsWilhelmgarsichdenAdmiral desAtlantischen,Nikolaiden Admiral des Stillen

Ozeans

nennt,muß,wieJohn Bull, auchUncleSam die

Schwächung desZarenrciches

wünschen.JnTokiofülltsichderKriegsschatzmitamerikani- schemGeld.Jn

denVereinigtenStaaten

werden

Oyama,Nogi undTogo

wie

Nationalhelden

bewundert; inJapan RooseveltsTochter,derStaatssekretär Taft (dernunRoosevelts

Nachfolger

wird)und

derEisenbahngebieterHarri·

man wiesouveraineFürsten

empfangen.

BalddanacherkaltetdieFreund- schaft.AmsechstenSeptember 1906,als»inPortsmouth (New Hampshire) derrussisch-japanische

Friedensvertragunterzeichnet

ist,erhältderPräsident der

Vereinigten

Staaten ausLondon und aus Berlin

Glückwunschdepeschen.

KönigEduard gratulirt

ihm

»zudemguten Ausgang

derFriedenskonserenz,

zu dem Sieso

wesentlichbeigetragen

haben«.Jnder

Depesche

des

Deutschen

Kaisers ists

schon

ein

»großer

Erfolg, der-Ihrenunermüdlichen

Anstrengun-

gen zu verdanken

ist;

die ganze

Menschheit

mußsichvereinen und wird Dies auch

thun,

umJhnenfürdie

große

Wohlthat,die Sie

ihr erwiesenhaben,zu

danken«.DiesesLob

klingt

Herrn Theodor,

klingt

besonderswohldemküh- leren

StaatssekretärRoot allzu

laut.DieAntwort,die aus

Washington

nach Berlin

fliegt,

suchtden

DeutschenKaiser

denJapanernfürdenFriedensschluß

mitverantwortlich

zumachen.Wilhelmnimmtsgern

hin;erzählt

amerikani- schen

Abgeordneten,

erseivom Zaren

gebeten

worden,die

Friedenskonserenz

anzuregen, undhabe sichdeshalb anRooseveltgewandt,der danndieäußere

Führung

derSache

übernahm; prophezeit,Japan

werde mitseinenbilligar- beitenden

Menschenmassen

dieWeißenvondenostasiatischenMärkten drän- gen, dieosfeneThür schließenundnurzuüberwindensein,wenn alleweißen Völkersich

zumKampsgegendieGelbeGefahrverbünden.Sosprichter

zusrem- denParlamentariern,dieerzumerstenMal siehtunddiejedes Jmperatoren-

wo1tnatürlichbrühwarmindiePresse

bringen.AmerikasportsmoutherSchuld

scheint

geringer.

Der

Philippinenarchipel

nichtmehr

gefährdetDerPazisiiator

hatnichtandenDank derMenschheit,sondernan

denPazifischen

Ozean gedacht

2s:k:

(6)

366 DieZukunft

und

zumFriedensschlußgedrångt,damitJap

annicht

allzumächtig

werde und die zurAbwehrnochnicht

gerüsteten Vereinigten

Staaten bedrohenkönne.PortAr-

thur

unddieHälftevon

Sachalin

mochtees

haben

; abernichteine

Kopeke.Wenn

esdieBürde

derKriegskosten weiterschleppt,

istsden Amerikanern nichtsehrge-

fährlichDarfnurnicht gereiztwerden.DerWunsch

der Ame rjcan Partei-at jon ofLabor,denJapanerndie

Einwanderung

ebenso schwerwie den

Chinesen gemacht

zu

sehen,

wirdnichterfüllt.ManmöchtedieFreundschaft nichtdem

Rassenstolzopfern.

Dawird in SanFranziskoeinemJapanerknabender

Platz

neben

weißenSchulkindern

geweigert.AuchaufderEisenbahnwill der Amerikaner nicht mehrneben den Gelben

sitzen;

in

Meetings

und

Zeitungen

werdenSonderwagenfürdieJuaner

verlangt.

Der

Präsidentmahut

zu ge-

du.diger

Ruhe;in der

Botschaftvom

dritten

Dezember

1906

sagt

er, diereiche Einte,die demamerikanischenHandelin

Ostasien reife,

werdenur

einzu- heimfen

sein,wenn derweißeden

gelben

Mann gutbehandle. Auchvonder anderenSeitewirdEintracht empfohlen.Vicomte Aoki,derJapanin Wa-

shington

vertritt, preistimGesprächmit dem

jetztweltberühmten

Herrn Hale denNutzenderRassenmischnng: ,,Orientund Occident werden ingemein- samerArbeit eine

Civilisation schaffen,

diemilder, duldsamerund werthvoller

sein

wird alsje bisher

irgendeine«. Vergebens.

JrnOktober1906 schließtder Boanl of Educaljon in

Kalifornien chinesische, japanische,

koreanischeKin- dervondenöffentlichenSchulenaus.EinJahr danachkommts in Vancouver zu einer

Straßenschlacht zwischen

WeißenundGelben. Die kaumnochver- narbteJapanerwunde brichtauf.Amerika

hatHerrn SergejJuljewitsch

Witte und den anderen Moskowitern

zugejauchzt;hat

dasJnselvolkinsJocheines

schlechten Friedensvertrages

undschwerer

Steuerpflicht

gezwungen. Undnun

sollen

dieMänner,die

China undRußland niedergeworsen

unddenErdballmit

ihremRuhm

erfüllt

haben,

aufdemBoden der

jungen

RepublikwiePestkranke

gemieden,schlechter

als

einpechschwarzer Mädchenschänder

behandeltwerden's

Die

Diplomatenzunft glaubte

anden

Krieg.

Hierwurde

(imsMärz

1907)daranerinnert,daßsie,diemehr auf Personalienalsauf naturhisto-

rischeNothwendigkeiten achtet,oftschongeirrthabe. Nochkonnte

der

Tag

nicht nahen,andemWeißeeinen

Erdtheil

den Gelbenräumen

müssen.

Auchgabs eine

Großmacht,

die allen Grund

hatte,

diesen

Krieg

zuhindern,Deranglo-

japanischeBertrag

vom

zwölftenAugust1905 verpflichtet

dieKontrahenten, in

Ostasien

undIndien denFriedenzu

wahren

undzu

feftigen,

die Unab-

hängigkeit

undUnantastbarkeit

Chinas

zu

sichern,

fürdieFreiheitdesHan- dels im

Reich

der Mittezu

sorgen,ihre Territorialrechte

undSonderinter-

essen

in

Ostasien

undJndieneinanderzu

verbürgen.

Wird eine der beiden

(7)

Krieg? 367 Mächtedurcheinennicht

provozirtenAngrissin

einen

Krieggedrängt,

indem sie ihreTerritorialrechte

oderihreSonderinteressen

zu

vertheidigenhat,so

muß ihrdie andereMacht ohneSäumen

Hilfe

leistenund

nachgemeinsamerKrieg-

fühUMgauchzUM

Friedensschluß

sichihrvereinen.JneineranSirCharles

Hardinge adressirten

NotehatLord Lansdowne nachdrücklichaufdie engen Grenzen

hingewiesen,

diedieser

zweiteVertragsartikel

der

Bündnißpflicht

ziehtDaßAmerika

daanselreich

desOstensausfreiem Willen, ohne durch japanischeProvokationda zu gezwungen zusein, angreifen werde,warstets

Unwahrscheinlich.

WasJapan aufdenSandwichinselnund inKaliforniener-

strebt,

fälltnichtin denBereichostasiatischerTerritorialrechteundSonder-

interessen.

EinKrieg

zwischenAmerikaund

JapanwürdedieBriten

also

nicht, wie

Wilhelm

glaubt,vordieWahl stellen,derweißen

Menschheit

oder dem gelben

Bundesgenossen

die Treue zubrechen:nur zurAbwehreinesJapanin seinemanerkannten

Besitz gesährdenden Angriffes

sindsie

verpflichtet.

Immer- hinmiißte

solcher Krieg

ihnenhöchst

unbequemsein.Siegt

Amerika,sowird die stärksteLandmacht, ausdiesie fgegenRußland,gegenmeuterndeHinduund Mohammedaner,indirekt

sogargegenDeutschland)

rechnen

dürfen,ge.schwächt,

vielleichtzum Bankerot getrieben.

SiegtJapan,

so

gehörenKanada, Britisch-

Guayana

undAustralienzu den Ueberwundenen und alle

angelsächsischen

Sie-

delungen

amStillenOzeanwerdenvonder

gelben

FluthüberschwemmtKeins der beidenJmperien darf

allzu

raschwachsen;und demSiegerwäreebenso schneller

Machtzuwachsgewiß

wienach demKrieggegen

Spanien

den Ameri- kanern,nachMukdenundTsushimadenJapanern

DiehatEngland

amgol- denenHalfterbandUndseit JahrenbemühtessichumdieFreundschaftder

Vereinigten

Staaten. Salisburykam im

Venezuelastreitden

WünschenClem-

landsundOlneysweitentgegenChamberlain empfahldasBündnißderangel-

sächsischen

Brüder.Mochte sichsumPanamaoderAlaska,um

Neusundland

oderJarnaika handeln:Britanien

zeigte

stetsden

EiserdesgutenWillens.

Als der

Botschaster

Sir Mortimer Durand inWashington nicht raschgenugvor- wärtskam,wurde erdurch James Bryce (den VerfasserdesWerkes»The- Americnn c-0nmionw(-snltt1«)

ersetzt,

derden

Jmperialisten

Rooseveltfür die

Begrenzung

derWehrmachtgewann.Was somühsamgesätwar,sollten dietollkühnenLeutevonNipponnun

zerstampfen?

Nein. ZwischendemVer- wandten unddemBerbündetendarfesnichtzumKriegkommen.,,Arnerika will einStaatenbund werden,in demnurfürAmerikanerRaumistundAlle fürEinenstehen.

Gelingts,

soist BritischsNordamerikaundBritisch-Guayana verloren.Amerika ist reichgenug(und scheintentschlossen),eineFlottezu bauen,die

sich

mit der

Englands

zumessenvermag. UnddieseFlotte kann,

(8)

368 DieZukunft.

wenn der(in

Kriegszeiten

nach Yankeebeliebenzu

sperrende)

Panamakanal

fertig

ist,auf

zweiWeltmeeren

vonnaherBasisausoperiren. Nienochdräute der

glücklichsten Jnsel

so

ungeheure

Gefahr.Ein

Riesengebiet

vonkaumerst zu

ahnendem

Reichthum,dassich

wirthschaftlichselbstgenügt

undseinepoli- tischeKraftzurEinheit

zusammenballt;

einganzerErdtheil,dereinemWillen

gehorcht

unddemFeindNahrungund

Kleidung, Weizen

undBaumwolle

versagt.

Unddieserneue Kontinent

rüstet

sichnun fürdie

Handelsherrschaft

imfernen Osten;will

seine

WaarenvonManila ausnachSüdchinawerfen undsichimNorden

eineTunnelverbindung

mit

Asien

schaffen.Da wird eine

Welttyrannis möglich.

Die andereGefahr ist kleiner; doch nichtzu verachten.

WennJapanGeld

bekommt,

wirdes zumächtig.Ein Britanien des Erd-

ostens;

und,mitseiner

zähen

Flinkheit, seinerNachahmerkunstund

billigen

Arbeit, aufden

Massenmärkten

nebenJonathanderstärksteKonkurrent.Wie

schütztAlbion

sichgegen

solcheLebensgefahr?

Am EndehatsdieGelegenheit schonbenutzt,die

Spitze

des

panamerikanischen

Gedankens

zustumpfen,

einen Strich durchdiedeutsche

Atlantisrechnung

zumachenund die

Maklerproni-

fion

einzusäckeln.«

DieseSätzewaren hierdamals zulesen.

England

(so warihrSinn)wird im

Pazifischen

Ozean

denKrieg,

dendieZunft schonfür

unbezweiselbar

sicherhält,verhüten;weils

ihn

um

jeden

Preisverhüten muß.

England hatihnoerhütet;und derGlaubeder

Diplomatengilde

hat wieder

einmalgeirrt.

Leichtwarsnicht,den

Rassenzorn

zudämpfen.Dasfran- ko-japanischeAbkommenvom

zwanzigsten

Juni 1907,das demgelbenKon- trahentendenindochinesischenWaarenmarkt unddenpariserGeldmarktöff- nete,

mehrte

den

Hochmuth

der neuenGroßmacht.

Verträge mitEngland

und

Frankreich,China

undRußland:insolchem

Besitzrecht

läßt

sichruhig

woh- nen;vonsofestem

Stützpunkt

ausistdas

Wagestück

eines

Krieges

gegen Nord- amerikanicht

mehr allzugefährlich.

Japankann

fichauf

seinerHöhenur halten,wenn esreichesLand und bares Geld erwirbt. BeidesistvonAmerika zu

haben.

Jstder

Panamakanal

ersteröffnet,die

amerikanische

Flottemo- dernisirtund

gestärkt,

dannwird Manila der

Stapelplatz

fürdieHauptmärkte OstasiensundNippon istumseinErbrecht

betrogen.Jetzt

oder nie:heißtdie

Losung

Die

Geschäftsführer

der

FranzösischenRepublik

hören

sie

Denken der Dienste, die ihnendieHerren RooseveltundWhitein den

Tagen

vonAlge- siras

geleistet

haben;

fürchten,

durchdas

mitJapan geschlossene

Bündnißdie GunstderYankeeszu

verscherzen,und

erbietensichzur

Vermittelungzwischen Washington

undTokio.Werdenzwar mit

höflichem

Dank(undder Moti- virung,daßeine

unmittelbareVerständignng

noch

möglich scheine)abgewiesen;

schließenbalddanachaber mit den

Vereinigten

Staaten einenHandels-und

(9)

Krieg? 369 Schiedsvertrag.Die zur

Vermittelung

berufene Machthältsichim Dunkel.

AlleAdjazentendesStillenOzeansfühlensichvonJapanbedrohtundsind deshalb aufeingutesVerhältniß

zuEngland angewiesen.

DochMutsuhitos Volkiststolzeralsje;undderJubel,derdieamerikanischeFlotteinAustra- lien undNeuseeland

empfängt,-verräth,

wie

heftig

im commonwcsalth das Rassengesühlerregt ist.Schon haben Australier

gefragt,

wasihnendie Bri- tenflottedennnütze,wenn sienureinen der demMutterland fernenKolonie

werthlos

en

Krieg(gegenDeutschland)

vorbereite,den alleinfürAustralienwich-

tigen

(gegenJapan)aber

nichtführen

wolle.

DarfEngland

warten,bis der im

GroßenOzeau gesammelteVertrauensschatz

den Amerikanern

zufällt?

Dann istdasGrcatcr Bcsjtainnur nocheinschönerTraum.

England

mußhandeln.

Leis;

ohne sichsehenzulassen. Jn

Washington

istman mit der

Sicherung

desklalus quozufrieden.Wie abersindinTokio dienach

neuerHeldenthat

Lüsternenzu kirren? Dasvermöchtenur dieFurchtvor einerunüberwind- lichenKoalition. Herr Roosevelt hat

vorgesorgt.

Alsdie Kundegekommen war,dasVolkvonNippon machedieAmerikanerfürdenschlechtenFrieden verantwortlich, hatermitweithin

gerecktem

Arm nachBerlin

gezeigt:

und Wilhelm that ihm wirklichdenGefallen,

sich

selbstzur

srühsten

Förderung desPlaneszubekeunenunddieGelbennocheinmal demAbscheuderChristen- heitzu

empfehlen.Fünf

TrümpfekannEduardnungegen denNeffenaus- spielen:dasBuddhabild,den

Vergleich

mit denHunnen,die

Führung

im

Boxerkrieg,

die

Pachtung

von

Kiautschou

unddieneuste

Warnung

vorder· GelbenGefahr.Damit istEtwas zumachen. Nochnichtgenug.Flinke Jn- terviewer werdenaufdieFährte

gesetzt:

undbaldhatderKaiser ihnenden Entschluß

ausgeplaudert,

mitAmerikaundChinagegenJapanzugehen.So ziemlichdasletzte

Geheimniß deutscherDiplomatie;

einen derPläne,die in der Minute der

Entschleierung

unausführbarwerden. Jn

Buckingham

PalacereibtsichEinerdieHände. LäßtdanninTokio

fragen,

obman dem einehalbe Menschenmilliarde

zusammenknüpfenden

Dreibund trotzenwolle, undin

Washington,

obdieGemeinschaftmitso

redseligen

Partnern Profit

bringen

könne.Nein.Nunkann die

Sternbaunerflotte

anderKüstedesDai

Nippon landen;

dürfendie

Sieger

vonManila undTsushima sichinThee- häuschen

undHafenschänkenverbrüdemHerrWilliamBayardHalehatLllles,

waserausdemMunde desKaisers vernahm,demPräsidentensofortmit-

getheilt. Zur-Vorbereitung

des

Pacificvertrages

waralso Zeit.

Zehn Tage

nachder

Veröffentlichung

derzweitenJnterviewwirder

unterzeichnet.

FünfArtikel. Die beidenMächtewollendiefriedliche

Entwickelung ihres Handelsverkehrs

im Stillen

Ozean

mit allerKraft

fördern, ihre

Terri-

f

(10)

370 DieZukunft.

torialrechteachten,inChina, dessen

Unabhängigkeitund-Unantastbarkeit

(nach HaysaltemProgramm)

gesichert

sein soll,allen Nationen

gleichesRecht

ein- räumenundsichimFalldrohender Gefahrüberdie zurAbwehr

nöthigen Maßregeln

verständigen.EinVertrag nachdemMusterdesfranko-japani- schen,derauchaktivenSchutzdes

chinesischen Besitzstandes

verheißt.Nonse- velts

letzter

Erfolg; sein

größter.

Die

Vereinigten

Staaten opfernfast nichts;

nur ihre Bahnspekulantenmüssendem

Versuchentsagen,

durch Tarifkniffe Handelsvortheilezuerlisten.Die

Einwanderung

der

gelben

Männchenwird nichterleichtert.UndJapan

hatdieYankeeherrschast

überdiePhilippinenund Hawaii feierlich anerkanntHat sichmit dem statu: quo.densein expansiver

Drang

eben noch

unerträglich

fand,jetztbeschieden.Weil esmußte.Woher daszur

Düngung

der verdorrenden

Wirthschaft

odergar zuneuem

Krieg

nöthigeGeldnehmen,wennsansLondon,ParisundNewYork nicht

zuholen

ist? DenKraftrestbrauchtdas unterkaumtragbarer Schuldenlast

seufzende

ReichdesSonnenaufgangesfürdiekritischenTage,die

China

zu erwarten hat.DerSchattenkaiserundseineenergischeMutter,die dasReichmitver-

schmitzterMandschuschlauheit regirte,

sindausdemPalastin dieGruft spe- dirt,eines KindesVormund

gebietet

denvierhundertMillionen: werweiß, wiebaldderNachbarda zuthun bekommt20hne

dasdeutscheSchreckgespenst

hättenTennound

Gerontenrath

sich dennoch nichtins engeGehäusdieses Vertrages

geduckt.

Nunmußteessein.Amerika,

Deutschland,

China:auch

«

einHeroenvolkkämedagegen nicht auf.Lieber die

Hoffnung

aufdieExpan- siongenWest

einsargen

Auferstehenwirdsie nicht. JederMonat mehrtdie Amerikanermachtz

undwennderPanamakanal fertig ist,hatJapan

verspielt.

DerBritenleu magsich

behaglich

räkeln;wienach derleckerstenMahl- zeit.WiedereinSieg.Wiedereiner,derohneHingabevonBlutundGut erstrittenward. Einleiser;derdennochaus

Sydney,

Auckland,Vancouver, Kalkutta inJubeltönenwiderhallenwird. Die

Marktfreiheit

inOstasienge- wahrt;die

gelbe

Fluthgedämmt;der

Kolonialbesitz

im StillenOzeange-

sichert;

Nordamerika, ChinaundAustralien durchdie Mediation zu Dank

verpflichtet;

unddemDeutschenReich

wieder

ein

festerRiegel

vorgeschoben.

Rußland,Frankreich,Amerikahaben jetztmitJapan

Verträge

geschlossen.

Wer

sagtnoch, England habe,da essichdenJnsulanerndesOstensverbün- dete,dieSachederweißenRasse verrathen?Der

Deutsche

Kaiser sagts.Der aberwollteja selbstmit den

Chinesen

gegen einweißesHerrenvolkinsFeld

ziehen;

undmußerleben,daßdieJahre

lang

sozärtlichvonihmumwordenen Bürgerder

Vereinigten

Staaten mitJapan

sich

zu

Schutz

und

Trutz

einen.

Hinter Eduard,RootundRoosevelt darf Herr Hale nicht vergessen

(11)

Krieg? 371 werden.Dieihm

gewährteJnterview

hatärgeres

Unheilgewirkt

als dievom DirilyTelegraphenthüllte.Japanhaßtin uns denFeind,dersumdieFrucht desFriedensvon

Shimonosekigebracht,

in denFriedenvonPortsmouthge- Uöthkgtunddurch

Drohung

in die

Interessengemeinschaft

mitAmerika

ge;

scheuchthat. JnOstasien sindBriten, Rassen,

Franzosen,Amerikaner,

Chine- sen,Japaner

assoziirt;einsam

nur wir.DerdeutscheKaufmann

wirdsspüren.

(UmihminChina

wenigstens

denWeg besserzubahnen,sollteman dieGes

legenheit

desThronwechsels

benutzen,

um Kiautschou

zurückzugeben;

ehees uns

höhnisch abverlangtwird

und wirmit demPachtland nochein neuesStück internationaler Achtungverlieren.)Undin denBereinigtenStaaten keinen

Ersatz

finden.WerwährendderletztenWochen amerikanische

Zeitungen

lesen, amerikanische

Witzblätter

betrachtenmußte,weiß,wasdie

Werbung

daer-

langt

hat.Die

Franzosen

hattenimmer behauptet, Herr Roosevelthabe,als ermit denAdmiralen DeweyundLordCharles Beresford

zusammenfaß,

von

«

einem

Sternbannerkrieg

gegenDeutschlandalsvon einer innaher Zukunft

unvermeidlichenNothwendigkeitgesprochen.

Das

klingt

heuteschonfastglaubs licherals die

Prophezeiung

Wilhelms,die

Angelsachsen

derNeuen Weltwer- densichgegen die derAlten einstdem DeutschenReichverbunden.Britenund Amerikanersind

verschiedenenTemperaments;

versteheneinandernichtleicht und

gerathen

manchmalin lautenZwist. Dochbleibts

einFamilienzank,

bei demEinerdemAnderennichtansLeben will. Den

Franzosen

selbst,dieihnen imWesen

ähnlicher

sindundderenLaFayette mehrfürsie thatalsPreußens großer

Fritz,

hättendie A merikaner nie gegen

England geholfen.

Blutistdicker als

Wasser:

Eduards NefsehatdieWahrheitdesWortes,daserso ost, ohne.

einEchozuwecken,überdenKanalrief,imStillenOzeannun

bestätigt

ge- funden.WiederstehteramGrabeiner Illusion.Britania hatdie

gelbeFaust

vonderYankeekehle

geschmeichelt, geschreckt

und denPacificvertrag durchge- setzt.Wir?Mitdem

Evangelium

vonWilhelmshaven,mit dergepanzerten Faust,dem

Fritzendenkmal,

dem

Professorenimport,

den

Hulddepeschen

haben wir ausOstundWest nichtsBrauchbares eingehandelt.

England

ist nichtin derKlemme. Jn Peking

regirt

der

Sühneprinz

JnTokiofluchtdasVolkden Deutschen·Und der

Japanerliebling

Tast

zieht

insWeißeHaus.

The readiness is all.

Wievorzwei Jahren,wirdauch jetztvond·en

zünftigen

Diplomaten einnaherKrieg prophezeit.Diesmal eineuropäischer.An derDonau solldie Furieentfesseltwerden.Wie dieGruppirung wird,weißmannochnicht;wettet aber

ausKrieg

Weil

England

ihnzu wollenscheintunddieSiidslaven nicht

(12)

372 DieZutunit.

mehrzuhalten

sind,seitFranzJosephdieBalkanprovinzen seinemReich

einver- leibthat.

VorhundertJahren

schriebBonaparteandenGesandten nachPeters-

burg:

,,Let«ondde lagrande question estloujours lä:Quiaura Con- stantinoplk-?«Und ein paarWochen danach,ausBayonne,an

Champagny,

denMinisterdesAuswärtigen,ersolleOesterreichinderPressealseinen des Kredites

unwürdigen

Staat schildern

lassen.

BeideBriefstellenkönntenvon

gestern

stammen.Wieder wird

umKonstantinopelgestritten;undOesterreich

hörteaus

demBereich

derWestmächte

Unfreundlicheresalsjevielleicht

in den sechzigJahren,

dieseitFerdin

ands

Abdanknng

verstrichensind.

Vorbereitung

zum

Balkankrieg,

heißts;dieAnnexionBosniens undderHerzegowinasoll gerächtundüberdieMeerengenfürs nächsteJahrhundertverfügtwerden.

Vonwem

versügt?

Von

England

natürlich.Cuibono? Die Antwort will nichtüberdieLippe.Werbishervoneinem

Balkankiieg

sprach,dachteaneinen

Feldng

der

christlichen

Balkanvölker,dernicht saturirten Slaven,gegen den Padischah. Danach

siehtsjetztnichtaus.

SerbienundMontenegrohabensicher keineLust,Rumäniennnd

Bulgarien

kaum einenzureichendenGrund, ihr Heer gegen dieTürkenzu

schicken.Soll

der

Balkanbundplan

Milans undGeorgi- witschswiederaufleben?DerSerbenpeterund Nikitavonden

Schwarzen Bergen

mögen-dafürzuhabensein.KönigKarol undZar Ferdinandwären wunderliche

Lagergenoss

ender

jungtürkischen

Armee. Und gegenwensolldieser

Krieggeführt

werden ?Gegen

Oesterreich-

Ungarn,weilsgethan hat,was

schon derVertrag

vonReichstadtihmzuthunerlaubteund was

später

(inderZeit

desBerlinerKongresses)

ein

austro-russisches

Sonderabkommen ausdrücklich

gebilligthat?Oesterreich

ist nichtzu

weitgegangen,sondern

nichtweit genug:

außerBosnien und

derHerzegowina

konnte esauchden

Sandschak

vonNooi- bazarbehalten.Das

warseinvetbrieftesRechtzundAehrenthalseinzigeunkluge Handlung

war,daßerdenSandschak nichtbis zumTagder

Kompensationen

behielt.DarumRäuberundMörder?Einerlei: der

Krieg,heißt"s,

istgewiß.

So

heißts

immer,wenn England

irgendeinemUnbequemenAngst

ein- jagenwill. Wersollden

Krieg

denn

bezahlen?

Jn

Konstantinopel,Belgrad,

Cetinje

sinddieKassenleer.Frankreich,derreiche

Bankierderschlechten

Zahler, hatTürkenundSlaven

fürsErste

wohlgenug

geliehen

;

ungefähr achtzehnMi1-

liardenFrancs.BleibtGroßbritanien.Das aber kaum

ernstlichden

Wunsch haben kann,

mitseinem

Geld

eineNiederlageOesterreichs(die,selbst

wenn die

Kriegsbereitschaftso mangelhaftist,

wie

erzähltwird,

durchausnochnichtsicher wäre)zuerkaufen.Unddoch

hörtmantäglich

vonneuen anglo-tückischean- timitäten.Ein

britischerAdmiral

wird,mit einem

großen

StabbritischerOs-

fiziere

undIngenieure (dievon

derPsorte

das

Dreifacheihres

Heimathsoldes

(13)

Krieg? 373

erhalten)

die

Türkenflotte reorganifiren.

Diese Flotte hatnur

Werth,

wenn dieMeerengendemOsmanenreichbleiben.Daswärenur unter

englischer

Garantie

möglich.

Solldie etwa

bewilligt

sein? Ja,

sagt

derpariser Jung-

'türkenhäuptling;England

hat

unsgegenjede Gefahr

assekurirt

England, dasdieTürkenmitSackundPack

ausEuropajagen

wollte?Das Land Glad- stones,deralleatrocities ins

Ungeheure

übertrieb,umdemJflamseine Wuth insAntlitzspeienzukönnen?DasLandSalisburys,der Abd ulHamidden rothenSultan undden

großen

Mördernannte? Greys,derMakedonien aus demReichOsmans reißenwollteunddenRussendieMeerengen

zugesagt

hatte?Unglaublich.Aber in

allenHauptstädten

sprechenEnglands Botschaf- terwieamGoldenenHorndergreifeGroßwesir.HerrBuxton,derPräsident desbritischenBalkankomitees,das den

gladstonischen

Türkenhaß

geerbthat,

wird inKonstantinopelwie ein

Erlöselr gefeiert.England

giebtVorschüsse,be- kommtAufträgeund

zeigt Verstimmung,

wenn inEssenoderDüsseldorf

Munition

fürdasHeer bestelltwird.Drei Monate nachdemTagvonReval, derden

Entschluß

zurLiquidationderTürkeireifen sah. DiesenWandelkann derSiegder

Jungtürken,

ein vielleichtnichteinmaldauernde

Herrschaft

ver- heißenderSieg,alleinnichterklären.WennEngland nachfünfzigJahrendie Krimkriegspolitikwiederaufnimmt,willes denaltenFeind treffen,denes damals traf.Rußland.Dem aberists jetztjaverbündet?Rußlandsoll auch nichtvondemBalkanbund bekämpft

werdens

soll ihnführen.GegenOester-

reich. DessenSchwächung

wäredenBritennicht sehr

wichtig. Wichtiger

die

Gewißheit,

daß

Rußland,

wenn esvonden

zuverlässigen Truppen

entblößt

würde,rasch

inRevolutionundAnarchiezurücksiele.

DasZarthum,derrussische

Jslamkönntedannnicht lange

dieKraftbewahremRußland

müßteinTheil- sürstenthümerund

Republikenzerfallen,diesich

mitanderen

Slavengebilden

zu einemStaatenbund knüpfenließenund weder bisandenPersischenGolf nochgar bisnach Jndienmitihrer

Stoßgewalt

zulangenvermöchten.

Einl

feiner

Plan; wohlausgesonnen.

Nur:verwünscht

gescheitoderherzlich

dumm?

Nachheißem

Mühen

hatGroßbritanieneine ecstente cordiale mitRußland erreicht (das auf absehbareZeitan

einenZug

nachJndien nichtdenkenkann):

undsolltedie

hundertvierzig

Millionen Menschensich

freiwillig

jetztwieder VerfeindeWJnTagen,daderGedankeandie

Auseinandersetzung

mitDeutsch- landdas

britischeHandeln

bis

insKleinste

bestimmt? JneinemGelände,wo Frankreich,als

Gläubiger

derTürkenundSlaven,sichvonRußlandnicht trennen,also nichtim BundderWestmächtebleibenkönnte,wenn

zwischen

Walfisch

undBärenwieder der

Streitbegönne? Unglaublich.

Daß

England

dieRussenin

einenKrieg

gegen

Oesterreich-Ungarn hetzen,

die

zarische

Macht

(14)

374 DieZukunft.

brechen

undriskiren

will,Frankreich

andenFeindzu verlieren. Denn demlisti- genVernichterdesZarenreicheskönnteselbstHerrClemenceau,heutenochEdu- ards

Legat

aufdemFestlandder

Unglaubigen,

die Treuenicht halten.

Jm Jndobritischen

Kaiserreich,

hinter dessen

Bergmauer

derEroberer nichtmehr so sorgenloslebt,wie die

offizielle

Wahrheit

wohlerzogener

Be-

richterstattungglauben

läßt,bekennen

vierundsechzig

Millionen Menschensich zu

Mohammed.

Deren

Empfinden

brauchte

Englands Regenten

nicht zu be- kümmern,so lange

sie

der

Hindu

sicherwaren,in derislamischenWeltvon einer

Europäermachtnichtiiberboten

wurdenund

sich

imGlanzdesTyrannen- befehderssonnen durften.Dasistvorbei. Seiter

erfuhr,

was

Farbige

gegen Weißevermochten,träumtderHinduvonFreiheitund

Selbstbestimmung;

undwenn dieseunübersehbareMasseaussolchemTraum zu demEntschluß erwacht,dasvoneinemHerrenhäufleinihr

aufgezwungeneJoch abzuschiitteln,

könnteselbstKitchenersEisenhärtedemAnprall nicht

länger

widerstehenals demWirbelsturmeinRohr.DieSchutzherrschaftüberdiemuslimischeWelt hatderDeutscheKaisereifernd erstrebt.Und inKonstantinsStadtsollenvom VolkAbgeordnetesichzurBerathung derReichsnoth versammeln.

England

sieht sichinneuer

Lage;

inunbequemer.Blickteskühlaufden

Osmanenlenz,

dannmußesmehralsbisher nochumJndien

bangen;

undhilftesihmzu früherFrucht,dannmußes

fürchten,

daßdieegyptischenunddie indobritis schen

Musulmanen

dieselbeHilfe heischen.DiesesDilemma

entschuldigt

die

Schwankungen

undUnklarheitenderlondonerPolitik JURevalwolltesie eine bis

zurOhnmacht schwache

Türkei.Willsie

jetzteinestarke?

Danndürfte sie

ihr

nichtmorgenschondie

gesährlicheKraftprobe einesKriegeszumuthen.

Und

doch

sahesWochen

lang

aus,alssei dieser

Krieg

dasZielder Briten-

wünsche.

Unnatürliche

Gemeinschaft

undunverständliche

Feindschaft

wurde

sichtbar. Frankreich,

dasnur darandenkendürfte,seinentürkischenundser- bischenSchuldnerndie zur

Erholungnöthige

Ruhezu

sichern,

bleibt neben Britanien,das

dieseRuhe listig

zustörensucht.Rußlandhadertingrobem TonmitOesterreich,dasihmdieMeerengendochnichtweigernwürde,undver- steiat

sich(wenigstens

inseinerofsiziösenPresse)

zuForderungen,

die inParis ärgernunddie

Erledigung

desoft vertagten

Anleihegeschäftes

wiederhinaus- schiebenmüssen;scheintin denBalkanhändelnauchden Britenkaumnoch so nahwiein derZeitdes

Akabakonfliktes

als (vor dem accord anglo-russe)der

BotschafterSinowjew

Englands SachebeimSultanführte.

Einig

sindAlle nur, wenn OesterreichsSündegerügtund mit

grausam

rächenderStrafebe- drohtwird. Unddiese

EinigkeitlenktdenBlick

auf

einenochnichtbeachteteSpur.

Seitin Wien derBeschlußverkündetward,dievordreißigJahrenin

(15)

Krieg? 375

Europas Auftrag

okkupirten

Provinzen

demReich

einzugliede1n,

bringtbei- nahe jeder TagneuesUngemachüberOesterreich-Ungarn.Daßdie Serben

desKönigreiches

und

Montenegros,

deneneineLebenshoffnungbestattetwar, wüthendaufkreischtenundallerleiUnfug trieben, istzu

begreifen.

Nicht so leicht,daß

derReussenkaiser

denzuchtlosenJüngling,derfürPapaPeterdas

Patriotengefuchtelleistet,

zu

sich

kommenließ.DochNikolaiAlexandrowitsch

erfährtlängst

nichtmehr,wassichvordemgoldenenGitterseinesKäfigser- eignet(nicht

einmal,w

asder

Heilige

SynodüberRaskolnikenrechtebeschließt), und

sah

in dem

cerebrasthenischen

Maulhelden vielleichteinen zumMany- rium bereiten

Slavenapostel.«Oesterreich

konnte dieWallfahrtberichtelächelnd zu denPersonalaktender

HerrenKarageorgewitsch

legen.Erlebtedannaber Schlimmeres.SchimpfausBritanien,

Rußiand,Frankreich,Jtalien.

Jnder TürkeiwerdenösterreichischeSchiffenicht entfrachtet,

österreichische

Waaren nicht

gekauft;

fürdenLloydund den ganzenBalkanhandeleinschwerzuver-

schmerzender

Ausfall. Frankreichwird

umVermittelung

ersucht:und

versagt

sie. JtalienischeStudenten bieten den WienerneinSpektakel,bei dem Blut fließt(unddas

vorher

in einem dem

Einfluß

des

Botschafters

Barrere zu- gänglichenmailänderBlatt angekündetwordenwar). Jthalien undJstrien folgenDemonstrationen

gegenOesterreich;

undman merktwieder, wieheftig diebeidenVölkereinanderhassen,dienurderBündnißvertragnochvorblutigen Handelnbewahrt. Auchdie

Czechen

regensichnun;inPragwird

gegröhlt, geprügelt,gespien

und

gestochen;

steigtdasGelübdezumHimmel,derAn- nexionmitaller

Lungeniraft

zuwidersprechen.

Täglich

wirdirgendwohereine

Mobilmachnng

gemeldet.Jndustrieund Handel,denendasGlück,nachlanger

Abkehr,

wiederlächelt,müssenmitnaher

Kriegsmöglichkeit

rechnen;und die rvienerBörsesieht

schwarzeTage.

AufruhrinBöhmen;UnrastundSorge

»

imganzenLandAlsseiOesterreich,fonstAllerLiebling,plötzlichdemMenschen-

geschlechteinGränelgeworden.Weil es

zwei

Provinzenannektirthat,dielange schonseinwaren unddie der Sultan selbstfürverlorenhielt.Oderweil es, als

einzige

Großmacht,nochzuDeutschlandhältund inSüdosteuropadas

schöne

Rund der

Einkreisunglinie

füreinWeilchenausderForm gebracht hat?

Möglich,

daß

unter

OesterreichsFirma Deutschlandvon

Boykott

und Aechtunggetroffenwerden,daßdemelam

gezeigt

werdensoll, wie verlassen undverhaßt

diesesReich

heute ist.

Wahrscheinlicher,

daß

sichs

nur um einen Blusf

handelt,

einen

Cinschüchterungverfuch,

der diewiener

Regirung

lehren mag,wie

schwer

demFreundeDeutschlanosdasLebengemachtwerdenkann.

«Britanien,Rußland,Frankreich,Jtalien, Spanien, Portugal,Osmanen-

reich,Skandinavien,Holland,Amerika,

China, Japan: AllesinunseremCon-

f

(16)

376 DieZukunft.

cernvereint.

Bequemt

auch Jhr Euch,bei uns zuwohnen:und

jede

Sünde gilt

gleich

als

gesühnt·

So aber Einermit

Deutschland

haust, ist jede Hand widerihnundkeinesPriesters

Segen

löstihnvonseinerPein.«

Solche

Absicht

würdedassonstUnerklärbare erklären(nebenbeiauch, warum am

StillenOzean dieFriedensstiftung

so

beschleunigt

wurde).Euro- pasGeschwürreiftanderNordseeküste.AllespolitischeHandelnundPlanen rechnetmit demunfreundlichenVerhältniß,daszwischenEnglandunddem DeutschenReich entstanden ist.Die

britischeStaatsklugheit

kann indieser Stunde keinen anderenKriegwünschenalseinen,derDeutschlandin Lebens-

gefahr

reißenkönnte.Ein

Valkankrieg,

der unsin die

Bundesgenossenpsiicht

zwänge,müßte

seltsamaussehen

und

Russen

undTürken(zweiJslams)in eine

Bewegungbringen,

deren Endenicht

abzusehen

undderen

Wirkung

an derPeripheriedes

britischenWeltreiches

merkbarwäre.DasZiel ist aufkür- zerem

undgefahrloserem

Wegzuerreichen.Fürden

Kriegsfall

mußEnglands

Wunsch

sein,unsjede

Möglichkeit

einer

Landmachtentfaltung abzuschneiden

(etwadurcheineJntervention Europas,die das Gebiet

derFranzösischen

Re- publik, so

lange

sie nicht

losschlägt,

demHeerdesNachbars sperrtunddie Neutralitätrechte

Belgiens,Hollands

undder

skandinavischen

Staaten mit

Waffengewaltschützt)

undaufdem

Wasser

zuisoliren. Holteszusolchem Streichaus? Fastmöchtemans

glauben.

Die

Zeichen

häufensich.Uehekall werdenFädchen

angeknüpft,

Bündnisseund

Verständigungen bewirkt,

glim- mendeFunken ausgetreten.Die

Veröffentlichung

derJnterviews. Der kon-

zentrifcheAngriff

ausOesterreichDasAllesdrängtzu der

Vermuthung,

daß die

großeKraftprobe

baldgewagtwerdensoll.Cromer, Roberts,

Rothschild,

dreiLordssehr verschiedenenSchlages, sprechenoffenaus,daßsiedenanglo- deutschen

Krieg

fürunvermeidlich halten.DerHomerulerBirrel undder

Friedensprediger

Steaderklären,Deutschlands

Rüstungzwinge

die

Briten,

jedefürdenFlottenbau

geforderte

Summezu

bewilligen.JmHaus

der Lords hat

Roberts,

derberühmtesteSoldat des

Jnselreiches,

eineResolutionbean- tragt,die der

Regirung

zur

Pflicht macht,

ohneSäumen einLandheerzu schaffen,das zurAbwehreinesdeutschen

Einfallsoersuchesstarkgenugist.

Der Marschall scheintandie

Möglichkeit

einerJnvasionzu

glauben.

Scheint.

Vielleicht dachteerwenigeranAbwehralsan

Angriff; weniger

andie eng-

lischeKüste

alsan

Badajoz

undWaterloo. Vor

hundertJahren,

als

Welling-

toninSpanien

kämpfte,

konnteerseine

geschwächten

Cadresnichtmitan-

sehnlichen

Landsleutenausfüllen.Demoft

wiederholten

RufzudenWaffen

folgten

im

Verlauf

vonfünfMonaten desJahres1808nurdreitausend

Eng-

länder;und

derErsatz

mußte

schließlich

ausden

Gesängnissengeholtwerden.

(17)

Krieg? 377 Daßes daan

Manneszucht

fehlteund

derSieger

alle

Begierden

frei durchdie erstürmtenStädtehinrasenließ,ist

begreiflich-Schlechte

Soldaten waren die EngländernichtzTreitschkeselbft,derWellin

gtonsLeistung

doch

rechtkühlwägt,

sagtvonihnen: ,,Wunderbares vermochtendieathletischenKörper

mitihrem

«

altenglischen Boxermuth, ihrer

MuskelkraftundAusdauer zuleisten,wenn der

Drillsergeant

sie

einige

Jahre langunterseineFuchtelgenommen

hatte;

unwiderstehlich

wirkte der

Bayonnetteangrisf

derHünengestaltenderGarde oderder

wuchtigeAngriffder

schwerenReiterauf ihrengroßen,edlenRossen.«

Freilich:nur derdritteTheilderMannschaft stammteaus

England.

Daran mag Robertsgedachthaben; auchan

dieKlage

der

Franzosen,

daßEngland ihnenzu Landnichtnützenkönne.AlleBewohnerdesStaates sind dessenge-

boreneVertheidiger, sprach

Scharnhorst·DaßBritanien sichmitungeheuren KostenüberNachtein

großes

Söldnerheer

schaffen

will,deutet in dieRicht- ungseiner Absicht.VonhundertsechsLordshaben

vierundsiebenzig

fürdie Resolution

gestimmt.

Kaumdenkbarohnedie

ZustimmungdesKönigs

Und

amnächstenTagwurdeim,,St·mdn1-d«

gefragt,

obEngland, statt sichim Wettrüstenmit dem

Deutschen

Reich,dasfür

dieKontingentirung

derWehr- macht

nicht

zuhaben sei,zuruiniren, nichtschonsetztdasSchwertziehensolle.

DasRechtzur Antwortauf dieseFrage hatnur derBrite. Bevorers thut, sollteererwägen,ob

dasDeutscheReich,

mit demerfortanzuthunha- benwird, nochinjedemWesensngdasselbeist,dasihmAergernißgab;

ob

ihm

nöthig

scheint,persönlicherFehlerwegen(die nichtimmernur diesseits vomKanal zu

verzeichnen

waren)

zweigroße

Nationenin

Todfeindschaft

zu

verhetzen;

oberwähnt, daßDeutschlandeine

Niederlage

wie eineheilsame

Ziichtigung

hinnehmenwürde,und ob dasnichtüberallunverwundbare Welt- reicheinvon-Kämpfengegen diestärksteKontinentalmacht

ausgefülltes

Men- schenalter

herbeisehnen

kann.Viceadmiral

Galster

hatindiesen

Tagen

ge- rathen,neue

große

Linienschisfeerstzubauen,wenn die

Erfahrung gelehrt

hat,wiesieamBestenzu bauensind;und den im

klügstenSinnpatriotischen

Satz gesprochen:»Das

Flottengesetz

darfunsnicht

zwingen,

gegen die Ver- nunftzuhandeln.«Vielleichterwirkt dieTechnikmitihren

Zweifelsfragen

eine

Verständigung

VielleichtberuftderReichstagSachverständigeinseine Kommissionundprüft,aufdemfestenGrundderGutachten, dieHaltbarkeit des

Flottengesetzes

nocheinmal.NeunZehnteldesdeutschenVolkes

sähen

einen

anglo-deutschen Krieg

wie eininternationales

Unglück

nahen.Würden

ihn

nie

provoziren.

Nie aberauch ihm furchtsam ausweichen.Britanien muß wissen,

wasihm frommt;

obs,nachdenKönigen,nichtdieVölkermit einander

versuchen

sollten.Britanien hatfreie Wahl.Wir warten geduldig.

J A

(18)

378 DieZukunft

Bußtag.

In

diesenTagen politischerAuseinandersetzungenistAllesgesagtworden, was derAugenblickforderte.Einsnur bliebungesagt.Trotzdemeine Anklagederanderen folgte,istüberdasHandelnvon KaiserundKanzler nichtoft hinaus, ist fast nirgends ausdieSchuldderganzenNation gewiesen worden«Unddochwäreesgutgewesen,dieAbrechnungmitSelbstprüsungenzu beginnen.WiedergroßeFeldherreinHeer nichtvonSiegzuSiegzuführen vermag, estrügedenn denWillen unddieKraftzumSieg schoninsich,wie keinRegentdie Quellen desReichthumsvollerfließenmachenkann,essei denn,daßdasganze Volkungeduldig schondesReichthums harrt,so vermag auchdermächtigsteFürsteineganzeNation nichtverderblichenKatastrophen entgegenzusühren.wenn sieselbst nichtdieVorbedingungendazuschafft, ja, wenn sieselbstErfchütterungennicht heimlich herbeisehnt. JnderThat sitzt imdeutschenVolkskörper,alsFolgejäherUeberernährung,eineschlimmeKrank- heit. Siezuüberwinden,erwecken dieguten JnstinktederGesundheitnun eindunkles Verlangennachläuternden Nationalleiden. Diesesdem Bewußt- seinfreilichentrückteVerlangen,demauchjetztderAnlaßnoch nichtgenügte und daseinAeußersteswill, weilnur dieses noch helfenkann, magessein, was auchjetztwieder listigdie Nation inihrealteLebensweisezurücklockt.

Sonur istzuerklären,daßtrotzderernsten MahnungAllenun zuremsigen Güteranhäusungzurückkehren,alshandleessich wirklichnur um denFehler einesEinzelnenundnichtum einKrankheitsymptom,dasJeden angeht.

Seiteinigen Jahrzehntenhörtdas deutscheVolkdieinnere Stimme höhergearteter Menschlichkeitnurungern; darum istesauchso unwilligimmer überdievon außenkommende Mahnung. MancherWarner hatimkleinen odergroßenKreisedasSelbe empfunden,was PauldeLagardegenau vor dreiundzwanzigJahren,auchan einemTotenfeste,alsAbschlußeinernoch heutefastunbekannten politischenCrzieherthätigteitinschöneFormfaßte:

»Ichhabs gesagtundabermals gesagt:

auchhörtenringsdieMännerinderRunde.

DieEinen riefen Ja,dochmitdemMunde, dieAnderenhabennieeinNeingewagt.

DieGuten faul,dieBestenganzverzagt, undkeineHandbotsichzumHeilgenBunde.

OgroßerGott,wieferneistdieStunde,

inderdesneuen LebensSonne tagt!«

AlleFehler fast,diedemKaisernun mitRecht vorgeworfenwurden, sind Nationalfehler geworden. UnserVolkhat sich selbstdie Bitterkeit der eben erlebtenTagebereitet.Esist seitfünfzehnJahrenmitderPolitikzu-

(19)

(-

Bußtag. 379

frieden, dieuns denKatastrophenimmer näherführt;eswolltediesen Weg geführtsein,willesnochheute.Wärevom ersten TagederRegirungWil- helmsdesZweitenabdie Nation anderen Sinnes

gewesen

alser,sohätte er niedieMacht gehabt,uns dahinzuleiten,wo wirnun stehen.Nur Wenige habenwidersprochen;Vielehabenesgehen lassen,wieesging;die Meisten aberwaren überzeugt,gut regirtzu werden. DieOpposition hat sich inmer

darauf«beschränkt,

Einzelnes,ZufälligesundNebensächlichesnachden LeitfätzenderParteidogmenzubemängeln.Ebendiesen Kaiserwollte dieun- endlich arbeitsame,aberinkaltenErwerbsinstinktentäglichtiefer versinkende neudeutscheNation. Jhrem rastlosenMaterialismus entsprichtderruhelose Materialismus WilhelmsdesZweiten.FürstundVolksindgleichmäßigden SuggestionenderQuantitäten unterlegenundBeide verstehen gleich schlecht den Adel derQualität;Beide begeistern sichfürExpanfion,.fürdieAn- häufungvon Machtmitteln,fürdenBesitzanArbeit,Geld, Wissenschaftoder Kunst,nur um desBesitzeswillen;BeideverwechselnfortgesetztCioilisirung- werthemitKulturgütern,überschätzendiePhänomenedessichtbaren Erfolges und sind.ganz einigin derAbwehrderstillwirkenden aristokratischenGeistes- gewalten Diese Zeit istganzunfaustischEsisteineZeit ungeheurerGüter- anhäufungund kühnenUnternehmerthumes,glückloserEmsigkeitund eiliger Genußgier.DasdeutscheVolkdieser Jahrzehnte ist stark, ja, beinahegroß

nnMateriellen undnichteineSpurvon Trägheitistinihm;aber esist ohne Tiefe.Kühnistesohne Grazie,kräftigohneSchönheit,klug ohne Weisheit, tugendhaft ohneschöpferische—Sittlichkeit,gehorsam ohne freidienende Ehr- furcht·JmmersindwirnochinGründerjahrenundschondarum gefälltder Nation dieGründerpolitik,derParvenu-Jmperialismus. WilhelmderZweite istderKaiserdermerkantilenInteressen, materialistischtrotz seinerRomantik, unpersönlichtrotz seiner,,Jmpulsivität«,einWilleundeinSelbstgefühl,doch ohnehöhereskritischesBewußtseinund darumohne festes Ziel,einMensch desAugenblicksohne geniale Jnstinkteund einGenußtemperamentohneGe- fchmackskultur.EinKaiserdesallgemeinenJndustrie-Jllufionismus, einFürst allerFehlerdesUeberganges.DerimLandeheuteallmächtigeKaufmann hat ihnmitbeleidigenderZärtlichkeitseinen ,,bestenGeschäftsreisenden«genannt.

Diesergekrönte»Geschäftsreisende«istes,demdiegeschäftlichgewordeneNation solange zugejubelt hat,dennunterseinemRegime ist sie reichgeworden; ihn

schilt

sie jetzt,dasein FehlerdieGeschäftezuschädigendroht.

AberIndividuenund Völkerleben zugleichzweiLeben. Hinterall diesenSichtbarkeiten istein Gebiet,woder

Kategorische

Jmperativunumschränkt herrscht.Er,einegöttlicheGewalt, steht,verkleidet alsGewissen,alsGesundheit- instinkt,alshöhererSelbsterhaltungtrieb,wieeintransszendentales Subjekt hinterdemLebenswandel derEinzelnenundderAllgemeinheiten Auch hinter

2)

(20)

380 DieZukunft.

demLebenund Treiben unsererNation stehter indieserStunde. Das GewissendesdeutschenVolkesbeginntmerkbarer wieder,sichzuregen. Wieder meldet sichdieAhnung,daßeinFürstder Nation zurZuchtruthewerden kann.

Man beginnt,zufühlen,wiearm inallunserem Reichthumwir denManen unsererVergangenheitgegenüberstehenund daßnur aufwühlende,nachinnen weisendeLeiden denDeutschenwieder sich selbstzurückgebenkönnen;der Genius derRasseflüstertunszu,daßdieTagederWiedergeburtnur nach schwerenKatastrophenkommenwerden. DennamGrößtenwarderDeutsche stetsimUnglück.Niezögerteerdann, zureigenenLebensbürdenochdie Ver- antwortungfürdie ganzeMenschheit aus sichzunehmen.Esmagnun vor-

kommen,daßdasIndividuum aufeinemlange beschrittenen Weginnehält, um »einneues Leben«zubeginnen.Niemals kommtDasaber bei ganzen Völkernvor,weil diedazu nothwendigeUebereinkunftnichtzu Stande kommen kann. Zum LehrmeisterderNationen wirdnur dasaus derNothwendigkeit geborrneEreigniß,dieursächlichherbeigeführteKatastrophe.Ebenjetztwurde uns eineWarnung; schnellaberistdasfurchtbareSymptomwiederzum Guten gedeutetworden. Denn die Nation weißinihrem ihr selbstunverständlichen Gefühl, daßsie mehr brauchtalseineWarnung,Stärketes alsnur Wetter- leuchten.Siewilldasgroße,reinigendeGewitter.

Daswirdkommen. Einfurchtbarer Krieg wahrscheinlichund schwe1e Niederlagen.DiePrädestinationdesKaisers ist noch nichtinallenTheilen erfüllt.UnsereSöhnewerden, ebenindemMoment,wosiedieFrüchte dieser Zeitengenießenwollen,fürdieSünden derVätermitLebenodrr Gesundheit, unsereTöchtermitUnfruchtbarteit bezahlenmüssen.Auchwerter- hinwird sichdieVerkündigungdesalten Vischererfüllen,wiesie sichzur Hälfteschonerfüllthat:,,Sehen Sie,dieDeutschenkönnendas Glückund dieGrößenichtrechtvertragen. JhreArtJdealitätruht aus Sehnsucht.

Wenn sieeseinmalhabenund nun nichts mehrzusehnenist, sowerden sie srivolwerden, dieHändereibenundsagen: Unsere Heere habens ja

besorgt,

seien wirjetzt recht gemeineGenuß-undGeldhundemitausgestreckterZunge.

Abernehmenwirsauch nichtzuschwer;eineanständigeMinoritätwirdbleiben, eine Nation kannsowasüberdauern;esbedarfdann einesgroßenUnglücks unddaswirdkommenineinemneuen Krieg,dannwerdenwirunsausrasfen müssen,dieletzteFaserdaransetzenunddann wirdswieder besserundrechtwerden « Lache Jeder solcherBetrachtungen,dernoch Heiterkeitinsichhat,tem einfreiesGelächternochglücktindieserZeit,die zuäußersterThätigkeitzwingt, denStarkenwiedenSchwachen,überderenArbeitaber keinHimmelblaut unddiedie Guten undReinennichtkennenwill. Woistderheilige Segen dieser Werth auf WerthhäufendenArbeit? Esist,alswäreeinFluchüber sie gesprochen.Undauch ichglaube:denkannnur Blut undEisenlösen.

Friedenau.

z Karl Scheffler.

(21)

EkstaseundBekenntniß. 381

Ekstase und Bekenntniss)

Mußt

menschlichesLebensgetriebe,dasAlleseinläßt,dasganzeLichtund die ganzeMusik«alleTollheitendesGedankens undalleVarianten desSchmer- zes,dieFülledesGedächtnissesunddieFüllederErwartung,istnur Einemver- schlossen: der Einheit. Jn jedem Blick blinzeln heimlich tausend Blicke mit,diesich ihmnicht verschwistern wollen, jedesschönereineStaunen wirdvontausendEt- innerungenverwirrt undnochindasstillste Leidzischeln tausend Fragen. Das Getriebe istüppigundkarg,eshaustundversagtdasUmfangen,esbauteinen WirbelvonGegenständenundeinenWirbel vonGefühlen,Wirbelwand zu Wirbel- :wand,daßesgegen einander undübereinander fliegt,undläßtunshindurch- gehen, diesen unseren Weg lang, ohne Einheit.DasGetriebe läßtmichdieDinge habenunddie Jdeen dazu,nur nicht die Einheit: WeltoderIch, gleichviel. Ich, dieWelt, wir,nein,ichWeltbindasEntrückte,dasnichtzuFassende, nichtzu Erlebende. JchgebedemBündel einenNamen undsageWeltzuihm;aber der Name ist keineEinheit,dieerlebtwird.Jch gebedemBündeleinSubjektundsage Jchzuihm;aberdasSubjekt istkeineEinheit,dieerlebtwird.Nameund Subjekt sinddesGetriebes undmeinistdieHand,diesich ausstreckt insLeere-

AllerDas istderGottessinn desMenschenlebens,daßdasGetriebe eben dochnur dasAußenistzueinemunbekanntenundallerlebendigsten Jnnenund daßdieses Jnnensichnur derErkenntniß,dieeineTochterdes Getriebes ist, nicht aberderschwingendenundsich befreienden Seele zumErlebnißversagenkann.

DieSeele,diesichganzgespannt hat,dasGetriebe zusprengen und ihmzuent- rinnen,dieist es,welchedieGnadederEinheitempfängt.Siemageinemlieben Menschen begegnenoder derLandschasteineswilden Steinhaufens:an diesem

«Menschen,andiesem Steinhaufen entzündetsichdieGnade unddieSeeleerlebt nicht mehr ein Einzelnes,um dastausendandere Einzelne schwirren, nichtden DruckeinerHandoderdenBlickderFelsen, sondernsieerlebtdieEinheit,die -T«)DieEinleitunginein Buch,dasHerrDr.Martin Buber,unter demTitel

»EkstatischeKonsessionen«(bei Eugen DiederichsinJena), erscheinenläßt.Der Grund- gedanke,derzu derSammlungtrieb,läßtsichkaumklarerausdrücken,alsinder Ein- leitungunddem(hierangeschlossenen)Vorwortgeschehenist.Der NamedesAutors, demwir dieungewöhnlichschönenundfeinenBücher »DieGeschichtendes RabbiNach· mann«und»DieLegendedesBaalschem«zu dankenhabenund der»Die Gesellschaft«, eineSammlungsozialpsychologischer Monogravhien,herausgiebt,bürgt dafür,dan auch diesmaleinewerthvolleGabezu erwarten ist.DenWunsch,Einleitungund Vor- worthier zuerstzuveröffentlichen,habe ichumsoliebererfüllt,alsüberdasWesender Eistase noch nichtvielHaltbaresgesagtwordenist; trotz Allem,wasgeradeinneuerer

ZeitüberJohannesvonRuysbroek,den Doktor exstaticus, ansLicht gebrachtwurd-«."

Vielleicht das Beste hatRenanin denKapitelnüberPaulusgeleistet(,,Lescommo- tions cöresbrales produisent parfoisune sorto d’etketråtmactif ettroublent complåtementlessouvenjrs desmoments quiontpröcårliåla-crise«).Hieraber laßtder Sammler inden verschiedenstenKulturzonenunsekstatischeZuständebestimm- .terMenschenmiterleben. NichtdiePsychologie, Physiologie, Pathologie dieserMee- schenwillerunszeigen, sondern ihrEtlebnißunsnocheinmalerlebenlassen.

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