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1908. .Ali-.
10.Getan-geben
Maximilian Larven.
Inhalt-
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Nachdruck verboten.
T Erscheint jedenSonnabend.
Preis viertekjlhsllch5Matt,dieeinzelneNummer 50Pf
Berlin.
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derZukunft
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Berlitn
den 5.Dezember
1908.v
IX- LXC f
Krieg P
Blood is thicker than water.
KWrLärm
derunterm WindmonddieKaiserkrisis
umheulte, hat dasOhr— F- derDeutschen
getäubt
undihren
GegnernzurErledigung
alterund neuer GeschäfteZeitgelassen.Vielleicht hatteeinKlugerdenHerrenStewart Wortley, Harold SpenderUndWilliam Bayard Hale vorgeschrieben,wann ihreBomben platzensollten.EinZufallkannskaumsein,daßsiejustplatzten,
alsDeutschlandzumerstenMalwiederfreierzuathmen begann:weil im nahenundimfernen OstenderConcernEduards zubröckelnschien. So,er-zähltein derWandelhalledesPalaisBourbon einEingeweihterdenlieben
Kollegen,
solls fortanimmergemacht
werden: wenn überdemDeutschen
Reich derHimmel sichhellt,mußderinEnglandgehäuste
Zündstoffzu einer ExplosionhelfenNoch
sindwirnichtbiszurGuerilla
derpeti-spapier-stie- langt,zu derVeröffentlichung
kaiserlicherPrivatbriefe,ausdeneneinFeuer aufflackernundandenHosen,in denKanzleien
undParlamenten dieHirneerhitzen
könnte.FürsErste hatderInhalt zweierJuterviews genügt.Den sandtederDrahtum denGlobus: undüberDeutschlands Flursaheswieder finsteraus. DreiReichserlebnissewaren seitdemzuverzeichnen.DenFran- zosen,die 1905nochum jedenPreis sichdemberlinerZorn zuentziehensuch-
ten,istderMuth gewachsenundsie habenimRöhrichtvonCasablancage- siegt.Möglich,daßsiediegerechtere-Sacheverfochten;daßunserKonsuLder Blankopässeausgabund fürdieNationalität der mitsolchemPapier Ausge- statteten deshalbnierechtbürgenkonnte,auch inanderen Bekundungenunbe- dachtwar. MitdieserMöglichkeitmußteman in Berlinfrühgenugrechnen;durftenicht fordern,wasnicht durchzusetzenwar,nochsichselbstdann das (bisin
Marschalls
zweiteBlüthentraumzeitverschmähte)AllheitmittelderPazifizisten,
dashaagerSchiedsgericht,verschreiben.
HerrvonSchoen,dets23
364 DieZukunft
that,
hättetriftigeren
Grund zu einemAbschiedsgesuch
als derUnterstaats- sekretärStemrich,
derandieser Schlappeebensounschuldig
istwieandemJnterviewärgerniß.
EineSchlappe
ists.AberausMarokko istsür
unsnichts mehrzuholen,
seitderKaiserdreimaleingegriffemdem
GeneraldeLacroix (nachDelcassåsSturz),demMilitärattachåMarquis
delaGuiche (amVor- abend derKonserenz) seinenWillenzurNachgiebigkeit
enthülltundin denTagen
vonAlgesiras
dieRäumungdergewählten
Position befohlenhat.Marokkoist,ob Abd ul
Aziz
oder Abd ulHasidSultan heißt,demfranzö- sischenEinfluß
nichtmehrzusperren;undeinweiserStaatsmann sollte sich mitdieserunverwischbarenThatsacheabfinden,
stattGalliasLeib mit Nadel- sticheninWuthzukitzelnDaszweiteErlebnißwardiejäheVerschlimmer- ung derBalkankrankheit.Dasdritte derzwischen
denVereinigten
Staaten undJapangeschlossene
Vertrag.Drei-Folgen
derJnterviews,dieWilhelm
gewährteundansLichtkommen ließ.Marokko warlängst
einverlorener PostenDasamBalkanundamStillen Ozean Geschehenelockert die Wur- zelaltenGlaubens undverrücktseinentaumelnden Blicken denHorizont.
JmFrühlenzdesJahres1907hielt fastdie ganze
Diplomatenzunft
einenKriegzwischen
Japanund denVereinigten
Staatenfür
unvermeidlich.Wartet nur,hießes:
während
imHaag
diezweiteFriedenskonferenz
tagt,krachen
im StillenOzeandieSchiffsgeschütze;
währendhinterdickenDoppel-
thürendieKontingentirung
derWehrmachtbeschwatztwird,
versuchtNippon, dasdieGrenzemilitärischerLeistungfähigkeitbeinahe
erreicht hat, auf grademWeg
oderüberHonoluluansZielseines
Sehnenszugelangen.AnsZielal- tenSehnens. SeitJahrhunderten
hatdiepazifische
FestlandskästedieJa- panergelockt.
SchonderShogunJeyasu,
derdenHandel deanselreiches
hebenundihmKauffahrerschaffen
wollte,schickteGesandteundHandelsagen-
tennach Mexikohinüber;und derDehnungDrang
warderstgehemmt,
als 1636denjapanischen SchiffenjedeLandung
anfremdenKiistenverboten,
den Auswanderern TodesstrafeundVermögenskonfiskation
angedrohtworden war.Angelsachsen
knüpfen,ingewandelterZeit,
dieabgerissenen
Fädenwie- derzusammemKommodore Perry erzwingt1854denHandelsvertrag
von Kanagawa,derdieHäervonShimonaundHakodatedemamerikanischen Handelöffnet.DreiLustren danachist dieerste transamerikanische Eisen- bahn gebaut,dieAtlantis demStillenOzean durcheinenSchienenstrang
ver- bunden; OstasienausjedemBezirk
derNeuen Weltleichterreichbar. China schläftJapanaberhatsichausderLähmung
derShogunatsepoche
gelöst und,unterMutsuhitoskräftigerHerrschaft,inVerfassung
undWirthschaft
westlichenVorbildern nachgetrachtet.NurvonJapanausistderostasiatische
Krieg? 365 Marktzu erobern. Das
sieht
derYankee;
undmühtsich
redlichumdieFreund-schaft
der dem TennoUnterthanen,
denenersichnochnäherfühlt,
seitdiePhilippinen,
Guam,dieSandwichinseln
amerikanischfindundDampser-
liniendieMöglichkeit raschenVerkehrs
sichern. Jahrelang geht
Allesgut.Die Amerikanerhalten
sich
derGruppe"fern,
dieJapanumdenErtrag
desüber Chinaerkämpften Sieges prellt; ziehen
sichimBoxerkiieg
frühausderFrontzurück
; undhütensich klüglich,
ChinazurHingabe
vonPachtlandzuzwingen.
Als
Rußland,
gegen denRathdesweisenLi-Hung-Tschang,
südwärtsvorgeht unddieThür,
durchdie derWeg aufdenAsiatenmarktführt,
zuschließendroht,
alsWilhelmgarsichdenAdmiral desAtlantischen,Nikolaiden Admiral des StillenOzeans
nennt,muß,wieJohn Bull, auchUncleSam dieSchwächung desZarenrciches
wünschen.JnTokiofülltsichderKriegsschatzmitamerikani- schemGeld.JndenVereinigtenStaaten
werdenOyama,Nogi undTogo
wieNationalhelden
bewundert; inJapan RooseveltsTochter,derStaatssekretär Taft (dernunRooseveltsNachfolger
wird)undderEisenbahngebieterHarri·
man wiesouveraineFürsten
empfangen.
BalddanacherkaltetdieFreund- schaft.AmsechstenSeptember 1906,als»inPortsmouth (New Hampshire) derrussisch-japanischeFriedensvertragunterzeichnet
ist,erhältderPräsident derVereinigten
Staaten ausLondon und aus BerlinGlückwunschdepeschen.
KönigEduard gratulirt
ihm
»zudemguten AusgangderFriedenskonserenz,
zu dem Siesowesentlichbeigetragen
haben«.JnderDepesche
desDeutschen
Kaisers istsschon
ein»großer
Erfolg, der-IhrenunermüdlichenAnstrengun-
gen zu verdankenist;
die ganzeMenschheit
mußsichvereinen und wird Dies auchthun,
umJhnenfürdiegroße
Wohlthat,die Sieihr erwiesenhaben,zu
danken«.DiesesLobklingt
Herrn Theodor,klingt
besonderswohldemküh- lerenStaatssekretärRoot allzu
laut.DieAntwort,die ausWashington
nach Berlinfliegt,
suchtdenDeutschenKaiser
denJapanernfürdenFriedensschlußmitverantwortlich
zumachen.Wilhelmnimmtsgernhin;erzählt
amerikani- schenAbgeordneten,
erseivom Zarengebeten
worden,dieFriedenskonserenz
anzuregen, undhabe sichdeshalb anRooseveltgewandt,der danndieäußereFührung
derSacheübernahm; prophezeit,Japan
werde mitseinenbilligar- beitendenMenschenmassen
dieWeißenvondenostasiatischenMärkten drän- gen, dieosfeneThür schließenundnurzuüberwindensein,wenn alleweißen VölkersichzumKampsgegendieGelbeGefahrverbünden.Sosprichter
zusrem- denParlamentariern,dieerzumerstenMal siehtunddiejedes Jmperatoren-wo1tnatürlichbrühwarmindiePresse
bringen.AmerikasportsmoutherSchuld
scheintgeringer.
DerPhilippinenarchipel
nichtmehrgefährdetDerPazisiiator
hatnichtandenDank derMenschheit,sondernandenPazifischen
Ozean gedacht2s:k:
366 DieZukunft
und
zumFriedensschlußgedrångt,damitJap
annichtallzumächtig
werde und die zurAbwehrnochnichtgerüsteten Vereinigten
Staaten bedrohenkönne.PortAr-thur
unddieHälftevonSachalin
mochteeshaben
; abernichteineKopeke.Wenn
esdieBürdederKriegskosten weiterschleppt,
istsden Amerikanern nichtsehrge-fährlichDarfnurnicht gereiztwerden.DerWunsch
der Ame rjcan Partei-at jon ofLabor,denJapanerndieEinwanderung
ebenso schwerwie denChinesen gemacht
zusehen,
wirdnichterfüllt.ManmöchtedieFreundschaft nichtdemRassenstolzopfern.
Dawird in SanFranziskoeinemJapanerknabenderPlatz
nebenweißenSchulkindern
geweigert.AuchaufderEisenbahnwill der Amerikaner nicht mehrneben den Gelbensitzen;
inMeetings
undZeitungen
werdenSonderwagenfürdieJuanerverlangt.
DerPräsidentmahut
zu ge-du.diger
Ruhe;in derBotschaftvom
drittenDezember
1906sagt
er, diereiche Einte,die demamerikanischenHandelinOstasien reife,
werdenureinzu- heimfen
sein,wenn derweißedengelben
Mann gutbehandle. Auchvonder anderenSeitewirdEintracht empfohlen.Vicomte Aoki,derJapanin Wa-shington
vertritt, preistimGesprächmit demjetztweltberühmten
Herrn Hale denNutzenderRassenmischnng: ,,Orientund Occident werden ingemein- samerArbeit eineCivilisation schaffen,
diemilder, duldsamerund werthvollersein
wird alsje bisherirgendeine«. Vergebens.
JrnOktober1906 schließtder Boanl of Educaljon inKalifornien chinesische, japanische,
koreanischeKin- dervondenöffentlichenSchulenaus.EinJahr danachkommts in Vancouver zu einerStraßenschlacht zwischen
WeißenundGelben. Die kaumnochver- narbteJapanerwunde brichtauf.AmerikahatHerrn SergejJuljewitsch
Witte und den anderen Moskowiternzugejauchzt;hat
dasJnselvolkinsJocheinesschlechten Friedensvertrages
undschwererSteuerpflicht
gezwungen. Undnunsollen
dieMänner,dieChina undRußland niedergeworsen
unddenErdballmitihremRuhm
erfüllthaben,
aufdemBoden derjungen
RepublikwiePestkrankegemieden,schlechter
alseinpechschwarzer Mädchenschänder
behandeltwerden'sDie
Diplomatenzunft glaubte
andenKrieg.
Hierwurde(imsMärz
1907)daranerinnert,daßsie,diemehr auf Personalienalsauf naturhisto-rischeNothwendigkeiten achtet,oftschongeirrthabe. Nochkonnte
derTag
nicht nahen,andemWeißeeinenErdtheil
den Gelbenräumenmüssen.
Auchgabs eineGroßmacht,
die allen Grundhatte,
diesenKrieg
zuhindern,Deranglo-japanischeBertrag
vomzwölftenAugust1905 verpflichtet
dieKontrahenten, inOstasien
undIndien denFriedenzuwahren
undzufeftigen,
die Unab-hängigkeit
undUnantastbarkeitChinas
zusichern,
fürdieFreiheitdesHan- dels imReich
der Mittezusorgen,ihre Territorialrechte
undSonderinter-essen
inOstasien
undJndieneinanderzuverbürgen.
Wird eine der beidenKrieg? 367 Mächtedurcheinennicht
provozirtenAngrissin
einenKrieggedrängt,
indem sie ihreTerritorialrechteoderihreSonderinteressen
zuvertheidigenhat,so
muß ihrdie andereMacht ohneSäumenHilfe
leistenundnachgemeinsamerKrieg-
fühUMgauchzUMFriedensschluß
sichihrvereinen.JneineranSirCharlesHardinge adressirten
NotehatLord Lansdowne nachdrücklichaufdie engen Grenzenhingewiesen,
diedieserzweiteVertragsartikel
derBündnißpflicht
ziehtDaßAmerikadaanselreich
desOstensausfreiem Willen, ohne durch japanischeProvokationda zu gezwungen zusein, angreifen werde,warstetsUnwahrscheinlich.
WasJapan aufdenSandwichinselnund inKaliforniener-strebt,
fälltnichtin denBereichostasiatischerTerritorialrechteundSonder-interessen.
EinKriegzwischenAmerikaund
JapanwürdedieBritenalso
nicht, wieWilhelm
glaubt,vordieWahl stellen,derweißenMenschheit
oder dem gelbenBundesgenossen
die Treue zubrechen:nur zurAbwehreinesJapanin seinemanerkanntenBesitz gesährdenden Angriffes
sindsieverpflichtet.
Immer- hinmiißtesolcher Krieg
ihnenhöchstunbequemsein.Siegt
Amerika,sowird die stärksteLandmacht, ausdiesie fgegenRußland,gegenmeuterndeHinduund Mohammedaner,indirektsogargegenDeutschland)
rechnendürfen,ge.schwächt,
vielleichtzum Bankerot getrieben.SiegtJapan,
sogehörenKanada, Britisch-
Guayana
undAustralienzu den Ueberwundenen und alleangelsächsischen
Sie-delungen
amStillenOzeanwerdenvondergelben
FluthüberschwemmtKeins der beidenJmperien darfallzu
raschwachsen;und demSiegerwäreebenso schnellerMachtzuwachsgewiß
wienach demKrieggegenSpanien
den Ameri- kanern,nachMukdenundTsushimadenJapanernDiehatEngland
amgol- denenHalfterbandUndseit JahrenbemühtessichumdieFreundschaftderVereinigten
Staaten. Salisburykam imVenezuelastreitden
WünschenClem-landsundOlneysweitentgegenChamberlain empfahldasBündnißderangel-
sächsischen
Brüder.Mochte sichsumPanamaoderAlaska,umNeusundland
oderJarnaika handeln:Britanienzeigte
stetsdenEiserdesgutenWillens.
Als derBotschaster
Sir Mortimer Durand inWashington nicht raschgenugvor- wärtskam,wurde erdurch James Bryce (den VerfasserdesWerkes»The- Americnn c-0nmionw(-snltt1«)ersetzt,
derdenJmperialisten
Rooseveltfür dieBegrenzung
derWehrmachtgewann.Was somühsamgesätwar,sollten dietollkühnenLeutevonNipponnunzerstampfen?
Nein. ZwischendemVer- wandten unddemBerbündetendarfesnichtzumKriegkommen.,,Arnerika will einStaatenbund werden,in demnurfürAmerikanerRaumistundAlle fürEinenstehen.Gelingts,
soist BritischsNordamerikaundBritisch-Guayana verloren.Amerika ist reichgenug(und scheintentschlossen),eineFlottezu bauen,diesich
mit derEnglands
zumessenvermag. UnddieseFlotte kann,368 DieZukunft.
wenn der(in
Kriegszeiten
nach Yankeebeliebenzusperrende)
Panamakanalfertig
ist,aufzweiWeltmeeren
vonnaherBasisausoperiren. Nienochdräute derglücklichsten Jnsel
soungeheure
Gefahr.EinRiesengebiet
vonkaumerst zuahnendem
Reichthum,dassichwirthschaftlichselbstgenügt
undseinepoli- tischeKraftzurEinheitzusammenballt;
einganzerErdtheil,dereinemWillengehorcht
unddemFeindNahrungundKleidung, Weizen
undBaumwolleversagt.
Unddieserneue Kontinentrüstet
sichnun fürdieHandelsherrschaft
imfernen Osten;willseine
WaarenvonManila ausnachSüdchinawerfen undsichimNordeneineTunnelverbindung
mitAsien
schaffen.Da wird eineWelttyrannis möglich.
Die andereGefahr ist kleiner; doch nichtzu verachten.WennJapanGeld
bekommt,
wirdes zumächtig.Ein Britanien des Erd-ostens;
und,mitseinerzähen
Flinkheit, seinerNachahmerkunstundbilligen
Arbeit, aufdenMassenmärkten
nebenJonathanderstärksteKonkurrent.WieschütztAlbion
sichgegensolcheLebensgefahr?
Am EndehatsdieGelegenheit schonbenutzt,dieSpitze
despanamerikanischen
Gedankenszustumpfen,
einen Strich durchdiedeutscheAtlantisrechnung
zumachenund dieMaklerproni-
fioneinzusäckeln.«
DieseSätzewaren hierdamals zulesen.England
(so warihrSinn)wird imPazifischen
OzeandenKrieg,
dendieZunft schonfürunbezweiselbar
sicherhält,verhüten;weilsihn
umjeden
Preisverhüten muß.England hatihnoerhütet;und derGlaubeder
Diplomatengilde
hat wiedereinmalgeirrt.
Leichtwarsnicht,denRassenzorn
zudämpfen.Dasfran- ko-japanischeAbkommenvomzwanzigsten
Juni 1907,das demgelbenKon- trahentendenindochinesischenWaarenmarkt unddenpariserGeldmarktöff- nete,mehrte
denHochmuth
der neuenGroßmacht.Verträge mitEngland
undFrankreich,China
undRußland:insolchemBesitzrecht
läßtsichruhig
woh- nen;vonsofestemStützpunkt
ausistdasWagestück
einesKrieges
gegen Nord- amerikanichtmehr allzugefährlich.
Japankannfichauf
seinerHöhenur halten,wenn esreichesLand und bares Geld erwirbt. BeidesistvonAmerika zuhaben.
JstderPanamakanal
ersteröffnet,dieamerikanische
Flottemo- dernisirtundgestärkt,
dannwird Manila derStapelplatz
fürdieHauptmärkte OstasiensundNippon istumseinErbrechtbetrogen.Jetzt
oder nie:heißtdieLosung
DieGeschäftsführer
derFranzösischenRepublik
hörensie
Denken der Dienste, die ihnendieHerren RooseveltundWhitein denTagen
vonAlge- sirasgeleistet
haben;fürchten,
durchdasmitJapan geschlossene
Bündnißdie GunstderYankeeszuverscherzen,und
erbietensichzurVermittelungzwischen Washington
undTokio.Werdenzwar mithöflichem
Dank(undder Moti- virung,daßeineunmittelbareVerständignng
nochmöglich scheine)abgewiesen;
schließenbalddanachaber mit den
Vereinigten
Staaten einenHandels-undKrieg? 369 Schiedsvertrag.Die zur
Vermittelung
berufene Machthältsichim Dunkel.AlleAdjazentendesStillenOzeansfühlensichvonJapanbedrohtundsind deshalb aufeingutesVerhältniß
zuEngland angewiesen.
DochMutsuhitos Volkiststolzeralsje;undderJubel,derdieamerikanischeFlotteinAustra- lien undNeuseelandempfängt,-verräth,
wieheftig
im commonwcsalth das Rassengesühlerregt ist.Schon haben Australiergefragt,
wasihnendie Bri- tenflottedennnütze,wenn sienureinen der demMutterland fernenKoloniewerthlos
enKrieg(gegenDeutschland)
vorbereite,den alleinfürAustralienwich-tigen
(gegenJapan)abernichtführen
wolle.DarfEngland
warten,bis der imGroßenOzeau gesammelteVertrauensschatz
den Amerikanernzufällt?
Dann istdasGrcatcr Bcsjtainnur nocheinschönerTraum.England
mußhandeln.Leis;
ohne sichsehenzulassen. JnWashington
istman mit derSicherung
desklalus quozufrieden.Wie abersindinTokio dienachneuerHeldenthat
Lüsternenzu kirren? Dasvermöchtenur dieFurchtvor einerunüberwind- lichenKoalition. Herr Roosevelt hatvorgesorgt.
Alsdie Kundegekommen war,dasVolkvonNippon machedieAmerikanerfürdenschlechtenFrieden verantwortlich, hatermitweithingerecktem
Arm nachBerlingezeigt:
und Wilhelm that ihm wirklichdenGefallen,sich
selbstzursrühsten
Förderung desPlaneszubekeunenunddieGelbennocheinmal demAbscheuderChristen- heitzuempfehlen.Fünf
TrümpfekannEduardnungegen denNeffenaus- spielen:dasBuddhabild,denVergleich
mit denHunnen,dieFührung
imBoxerkrieg,
diePachtung
vonKiautschou
unddieneusteWarnung
vorder· GelbenGefahr.Damit istEtwas zumachen. Nochnichtgenug.Flinke Jn- terviewer werdenaufdieFährtegesetzt:
undbaldhatderKaiser ihnenden Entschlußausgeplaudert,
mitAmerikaundChinagegenJapanzugehen.So ziemlichdasletzteGeheimniß deutscherDiplomatie;
einen derPläne,die in der Minute derEntschleierung
unausführbarwerden. JnBuckingham
PalacereibtsichEinerdieHände. LäßtdanninTokiofragen,
obman dem einehalbe Menschenmilliardezusammenknüpfenden
Dreibund trotzenwolle, undinWashington,
obdieGemeinschaftmitsoredseligen
Partnern Profitbringen
könne.Nein.Nunkann dieSternbaunerflotte
anderKüstedesDaiNippon landen;
dürfendieSieger
vonManila undTsushima sichinThee- häuschenundHafenschänkenverbrüdemHerrWilliamBayardHalehatLllles,
waserausdemMunde desKaisers vernahm,demPräsidentensofortmit-getheilt. Zur-Vorbereitung
desPacificvertrages
waralso Zeit.Zehn Tage
nachderVeröffentlichung
derzweitenJnterviewwirderunterzeichnet.
FünfArtikel. Die beidenMächtewollendiefriedliche
Entwickelung ihres Handelsverkehrs
im StillenOzean
mit allerKraftfördern, ihre
Terri-f
370 DieZukunft.
torialrechteachten,inChina, dessen
Unabhängigkeitund-Unantastbarkeit
(nach HaysaltemProgramm)gesichert
sein soll,allen NationengleichesRecht
ein- räumenundsichimFalldrohender Gefahrüberdie zurAbwehrnöthigen Maßregeln
verständigen.EinVertrag nachdemMusterdesfranko-japani- schen,derauchaktivenSchutzdeschinesischen Besitzstandes
verheißt.Nonse- veltsletzter
Erfolg; seingrößter.
DieVereinigten
Staaten opfernfast nichts;nur ihre Bahnspekulantenmüssendem
Versuchentsagen,
durch Tarifkniffe Handelsvortheilezuerlisten.DieEinwanderung
dergelben
Männchenwird nichterleichtert.UndJapanhatdieYankeeherrschast
überdiePhilippinenund Hawaii feierlich anerkanntHat sichmit dem statu: quo.densein expansiverDrang
eben nochunerträglich
fand,jetztbeschieden.Weil esmußte.Woher daszurDüngung
der verdorrendenWirthschaft
odergar zuneuemKrieg
nöthigeGeldnehmen,wennsansLondon,ParisundNewYork nichtzuholen
ist? DenKraftrestbrauchtdas unterkaumtragbarer Schuldenlastseufzende
ReichdesSonnenaufgangesfürdiekritischenTage,dieChina
zu erwarten hat.DerSchattenkaiserundseineenergischeMutter,die dasReichmitver-schmitzterMandschuschlauheit regirte,
sindausdemPalastin dieGruft spe- dirt,eines KindesVormundgebietet
denvierhundertMillionen: werweiß, wiebaldderNachbarda zuthun bekommt20hnedasdeutscheSchreckgespenst
hättenTennoundGerontenrath
sich dennoch nichtins engeGehäusdieses Vertragesgeduckt.
Nunmußteessein.Amerika,Deutschland,
China:auch«
einHeroenvolkkämedagegen nicht auf.Lieber die
Hoffnung
aufdieExpan- siongenWesteinsargen
Auferstehenwirdsie nicht. JederMonat mehrtdie AmerikanermachtzundwennderPanamakanal fertig ist,hatJapan
verspielt.DerBritenleu magsich
behaglich
räkeln;wienach derleckerstenMahl- zeit.WiedereinSieg.Wiedereiner,derohneHingabevonBlutundGut erstrittenward. Einleiser;derdennochausSydney,
Auckland,Vancouver, Kalkutta inJubeltönenwiderhallenwird. DieMarktfreiheit
inOstasienge- wahrt;diegelbe
Fluthgedämmt;derKolonialbesitz
im StillenOzeange-sichert;
Nordamerika, ChinaundAustralien durchdie Mediation zu Dankverpflichtet;
unddemDeutschenReichwieder
einfesterRiegel
vorgeschoben.Rußland,Frankreich,Amerikahaben jetztmitJapan
Verträge
geschlossen.Wer
sagtnoch, England habe,da essichdenJnsulanerndesOstensverbün- dete,dieSachederweißenRasse verrathen?DerDeutsche
Kaiser sagts.Der aberwollteja selbstmit denChinesen
gegen einweißesHerrenvolkinsFeldziehen;
undmußerleben,daßdieJahrelang
sozärtlichvonihmumwordenen BürgerderVereinigten
Staaten mitJapansich
zuSchutz
undTrutz
einen.Hinter Eduard,RootundRoosevelt darf Herr Hale nicht vergessen
Krieg? 371 werden.Dieihm
gewährteJnterview
hatärgeresUnheilgewirkt
als dievom DirilyTelegraphenthüllte.Japanhaßtin uns denFeind,dersumdieFrucht desFriedensvonShimonosekigebracht,
in denFriedenvonPortsmouthge- UöthkgtunddurchDrohung
in dieInteressengemeinschaft
mitAmerikage;
scheuchthat. JnOstasien sindBriten, Rassen,
Franzosen,Amerikaner,
Chine- sen,Japanerassoziirt;einsam
nur wir.DerdeutscheKaufmannwirdsspüren.
(UmihminChina
wenigstens
denWeg besserzubahnen,sollteman dieGeslegenheit
desThronwechselsbenutzen,
um Kiautschouzurückzugeben;
ehees unshöhnisch abverlangtwird
und wirmit demPachtland nochein neuesStück internationaler Achtungverlieren.)Undin denBereinigtenStaaten keinenErsatz
finden.WerwährendderletztenWochen amerikanischeZeitungen
lesen, amerikanischeWitzblätter
betrachtenmußte,weiß,wasdieWerbung
daer-langt
hat.DieFranzosen
hattenimmer behauptet, Herr Roosevelthabe,als ermit denAdmiralen DeweyundLordCharles Beresfordzusammenfaß,
von«
einem
Sternbannerkrieg
gegenDeutschlandalsvon einer innaher ZukunftunvermeidlichenNothwendigkeitgesprochen.
Dasklingt
heuteschonfastglaubs licherals dieProphezeiung
Wilhelms,dieAngelsachsen
derNeuen Weltwer- densichgegen die derAlten einstdem DeutschenReichverbunden.Britenund AmerikanersindverschiedenenTemperaments;
versteheneinandernichtleicht undgerathen
manchmalin lautenZwist. DochbleibtseinFamilienzank,
bei demEinerdemAnderennichtansLeben will. DenFranzosen
selbst,dieihnen imWesenähnlicher
sindundderenLaFayette mehrfürsie thatalsPreußens großerFritz,
hättendie A merikaner nie gegenEngland geholfen.
Blutistdicker alsWasser:
Eduards NefsehatdieWahrheitdesWortes,daserso ost, ohne.einEchozuwecken,überdenKanalrief,imStillenOzeannun
bestätigt
ge- funden.WiederstehteramGrabeiner Illusion.Britania hatdiegelbeFaust
vonderYankeekehle
geschmeichelt, geschreckt
und denPacificvertrag durchge- setzt.Wir?MitdemEvangelium
vonWilhelmshaven,mit dergepanzerten Faust,demFritzendenkmal,
demProfessorenimport,
denHulddepeschen
haben wir ausOstundWest nichtsBrauchbares eingehandelt.England
ist nichtin derKlemme. Jn Pekingregirt
derSühneprinz
JnTokiofluchtdasVolkden Deutschen·Und derJapanerliebling
Tastzieht
insWeißeHaus.The readiness is all.
Wievorzwei Jahren,wirdauch jetztvond·en
zünftigen
Diplomaten einnaherKrieg prophezeit.Diesmal eineuropäischer.An derDonau solldie Furieentfesseltwerden.Wie dieGruppirung wird,weißmannochnicht;wettet aberausKrieg
WeilEngland
ihnzu wollenscheintunddieSiidslaven nicht372 DieZutunit.
mehrzuhalten
sind,seitFranzJosephdieBalkanprovinzen seinemReich
einver- leibthat.VorhundertJahren
schriebBonaparteandenGesandten nachPeters-burg:
,,Let«ondde lagrande question estloujours lä:Quiaura Con- stantinoplk-?«Und ein paarWochen danach,ausBayonne,anChampagny,
denMinisterdesAuswärtigen,ersolleOesterreichinderPressealseinen des Kreditesunwürdigen
Staat schildernlassen.
BeideBriefstellenkönntenvongestern
stammen.Wieder wirdumKonstantinopelgestritten;undOesterreich
hörteausdemBereich
derWestmächteUnfreundlicheresalsjevielleicht
in den sechzigJahren,dieseitFerdin
andsAbdanknng
verstrichensind.Vorbereitung
zumBalkankrieg,
heißts;dieAnnexionBosniens undderHerzegowinasoll gerächtundüberdieMeerengenfürs nächsteJahrhundertverfügtwerden.Vonwem
versügt?
VonEngland
natürlich.Cuibono? Die Antwort will nichtüberdieLippe.WerbishervoneinemBalkankiieg
sprach,dachteaneinenFeldng
derchristlichen
Balkanvölker,dernicht saturirten Slaven,gegen den Padischah. Danachsiehtsjetztnichtaus.
SerbienundMontenegrohabensicher keineLust,RumäniennndBulgarien
kaum einenzureichendenGrund, ihr Heer gegen dieTürkenzuschicken.Soll
derBalkanbundplan
Milans undGeorgi- witschswiederaufleben?DerSerbenpeterund NikitavondenSchwarzen Bergen
mögen-dafürzuhabensein.KönigKarol undZar Ferdinandwären wunderlicheLagergenoss
enderjungtürkischen
Armee. Und gegenwensolldieserKrieggeführt
werden ?GegenOesterreich-
Ungarn,weilsgethan hat,wasschon derVertrag
vonReichstadtihmzuthunerlaubteund wasspäter
(inderZeitdesBerlinerKongresses)
einaustro-russisches
Sonderabkommen ausdrücklichgebilligthat?Oesterreich
ist nichtzuweitgegangen,sondern
nichtweit genug:außerBosnien und
derHerzegowina
konnte esauchdenSandschak
vonNooi- bazarbehalten.DaswarseinvetbrieftesRechtzundAehrenthalseinzigeunkluge Handlung
war,daßerdenSandschak nichtbis zumTagderKompensationen
behielt.DarumRäuberundMörder?Einerlei: derKrieg,heißt"s,
istgewiß.So
heißts
immer,wenn EnglandirgendeinemUnbequemenAngst
ein- jagenwill. WersolldenKrieg
dennbezahlen?
JnKonstantinopel,Belgrad,
Cetinje
sinddieKassenleer.Frankreich,derreicheBankierderschlechten
Zahler, hatTürkenundSlavenfürsErste
wohlgenuggeliehen
;ungefähr achtzehnMi1-
liardenFrancs.BleibtGroßbritanien.Das aber kaumernstlichden
Wunsch haben kann,mitseinem
GeldeineNiederlageOesterreichs(die,selbst
wenn dieKriegsbereitschaftso mangelhaftist,
wieerzähltwird,
durchausnochnichtsicher wäre)zuerkaufen.Unddochhörtmantäglich
vonneuen anglo-tückischean- timitäten.EinbritischerAdmiral
wird,mit einemgroßen
StabbritischerOs-fiziere
undIngenieure (dievonderPsorte
dasDreifacheihres
HeimathsoldesKrieg? 373
erhalten)
dieTürkenflotte reorganifiren.
Diese Flotte hatnurWerth,
wenn dieMeerengendemOsmanenreichbleiben.Daswärenur unterenglischer
Garantiemöglich.
Solldie etwabewilligt
sein? Ja,sagt
derpariser Jung-'türkenhäuptling;England
hat
unsgegenjede Gefahrassekurirt
England, dasdieTürkenmitSackundPackausEuropajagen
wollte?Das Land Glad- stones,deralleatrocities insUngeheure
übertrieb,umdemJflamseine Wuth insAntlitzspeienzukönnen?DasLandSalisburys,der Abd ulHamidden rothenSultan unddengroßen
Mördernannte? Greys,derMakedonien aus demReichOsmans reißenwollteunddenRussendieMeerengenzugesagt
hatte?Unglaublich.Aber inallenHauptstädten
sprechenEnglands Botschaf- terwieamGoldenenHorndergreifeGroßwesir.HerrBuxton,derPräsident desbritischenBalkankomitees,das dengladstonischen
Türkenhaßgeerbthat,
wird inKonstantinopelwie einErlöselr gefeiert.England
giebtVorschüsse,be- kommtAufträgeundzeigt Verstimmung,
wenn inEssenoderDüsseldorfMunition
fürdasHeer bestelltwird.Drei Monate nachdemTagvonReval, derdenEntschluß
zurLiquidationderTürkeireifen sah. DiesenWandelkann derSiegderJungtürken,
ein vielleichtnichteinmaldauerndeHerrschaft
ver- heißenderSieg,alleinnichterklären.WennEngland nachfünfzigJahrendie Krimkriegspolitikwiederaufnimmt,willes denaltenFeind treffen,denes damals traf.Rußland.Dem aberists jetztjaverbündet?Rußlandsoll auch nichtvondemBalkanbund bekämpftwerdens
soll ihnführen.GegenOester-reich. DessenSchwächung
wäredenBritennicht sehrwichtig. Wichtiger
dieGewißheit,
daßRußland,
wenn esvondenzuverlässigen Truppen
entblößtwürde,rasch
inRevolutionundAnarchiezurücksiele.DasZarthum,derrussische
Jslamkönntedannnicht langedieKraftbewahremRußland
müßteinTheil- sürstenthümerundRepublikenzerfallen,diesich
mitanderenSlavengebilden
zu einemStaatenbund knüpfenließenund weder bisandenPersischenGolf nochgar bisnach JndienmitihrerStoßgewalt
zulangenvermöchten.Einl
feinerPlan; wohlausgesonnen.
Nur:verwünschtgescheitoderherzlich
dumm?Nachheißem
Mühen
hatGroßbritanieneine ecstente cordiale mitRußland erreicht (das auf absehbareZeitaneinenZug
nachJndien nichtdenkenkann):undsolltedie
hundertvierzig
Millionen Menschensichfreiwillig
jetztwieder VerfeindeWJnTagen,daderGedankeandieAuseinandersetzung
mitDeutsch- landdasbritischeHandeln
bisinsKleinste
bestimmt? JneinemGelände,wo Frankreich,alsGläubiger
derTürkenundSlaven,sichvonRußlandnicht trennen,also nichtim BundderWestmächtebleibenkönnte,wennzwischen
Walfisch
undBärenwieder derStreitbegönne? Unglaublich.
DaßEngland
dieRussenineinenKrieg
gegenOesterreich-Ungarn hetzen,
diezarische
Macht374 DieZukunft.
brechen
undriskirenwill,Frankreich
andenFeindzu verlieren. Denn demlisti- genVernichterdesZarenreicheskönnteselbstHerrClemenceau,heutenochEdu- ardsLegat
aufdemFestlandderUnglaubigen,
die Treuenicht halten.Jm Jndobritischen
Kaiserreich,
hinter dessenBergmauer
derEroberer nichtmehr so sorgenloslebt,wie dieoffizielle
Wahrheitwohlerzogener
Be-richterstattungglauben
läßt,bekennenvierundsechzig
Millionen Menschensich zuMohammed.
DerenEmpfinden
brauchteEnglands Regenten
nicht zu be- kümmern,so langesie
derHindu
sicherwaren,in derislamischenWeltvon einerEuropäermachtnichtiiberboten
wurdenundsich
imGlanzdesTyrannen- befehderssonnen durften.Dasistvorbei. Seitererfuhr,
wasFarbige
gegen Weißevermochten,träumtderHinduvonFreiheitundSelbstbestimmung;
undwenn dieseunübersehbareMasseaussolchemTraum zu demEntschluß erwacht,dasvoneinemHerrenhäufleinihr
aufgezwungeneJoch abzuschiitteln,
könnteselbstKitchenersEisenhärtedemAnprall nichtlänger
widerstehenals demWirbelsturmeinRohr.DieSchutzherrschaftüberdiemuslimischeWelt hatderDeutscheKaisereifernd erstrebt.Und inKonstantinsStadtsollenvom VolkAbgeordnetesichzurBerathung derReichsnoth versammeln.England
sieht sichinneuerLage;
inunbequemer.BlickteskühlaufdenOsmanenlenz,
dannmußesmehralsbisher nochumJndienbangen;
undhilftesihmzu früherFrucht,dannmußesfürchten,
daßdieegyptischenunddie indobritis schenMusulmanen
dieselbeHilfe heischen.DiesesDilemmaentschuldigt
dieSchwankungen
undUnklarheitenderlondonerPolitik JURevalwolltesie eine biszurOhnmacht schwache
Türkei.Willsiejetzteinestarke?
Danndürfte sieihr
nichtmorgenschondiegesährlicheKraftprobe einesKriegeszumuthen.
Und
doch
sahesWochenlang
aus,alssei dieserKrieg
dasZielder Briten-wünsche.
UnnatürlicheGemeinschaft
undunverständlicheFeindschaft
wurdesichtbar. Frankreich,
dasnur darandenkendürfte,seinentürkischenundser- bischenSchuldnerndie zurErholungnöthige
Ruhezusichern,
bleibt neben Britanien,dasdieseRuhe listig
zustörensucht.Rußlandhadertingrobem TonmitOesterreich,dasihmdieMeerengendochnichtweigernwürde,undver- steiatsich(wenigstens
inseinerofsiziösenPresse)zuForderungen,
die inParis ärgernunddieErledigung
desoft vertagtenAnleihegeschäftes
wiederhinaus- schiebenmüssen;scheintin denBalkanhändelnauchden Britenkaumnoch so nahwiein derZeitdesAkabakonfliktes
als (vor dem accord anglo-russe)derBotschafterSinowjew
Englands SachebeimSultanführte.Einig
sindAlle nur, wenn OesterreichsSündegerügtund mitgrausam
rächenderStrafebe- drohtwird. UnddieseEinigkeitlenktdenBlick
aufeinenochnichtbeachteteSpur.
Seitin Wien derBeschlußverkündetward,dievordreißigJahrenin
Krieg? 375
Europas Auftrag
okkupirtenProvinzen
demReicheinzugliede1n,
bringtbei- nahe jeder TagneuesUngemachüberOesterreich-Ungarn.Daßdie SerbendesKönigreiches
undMontenegros,
deneneineLebenshoffnungbestattetwar, wüthendaufkreischtenundallerleiUnfug trieben, istzubegreifen.
Nicht so leicht,daßderReussenkaiser
denzuchtlosenJüngling,derfürPapaPeterdasPatriotengefuchtelleistet,
zusich
kommenließ.DochNikolaiAlexandrowitscherfährtlängst
nichtmehr,wassichvordemgoldenenGitterseinesKäfigser- eignet(nichteinmal,w
asderHeilige
SynodüberRaskolnikenrechtebeschließt), undsah
in demcerebrasthenischen
Maulhelden vielleichteinen zumMany- rium bereitenSlavenapostel.«Oesterreich
konnte dieWallfahrtberichtelächelnd zu denPersonalaktenderHerrenKarageorgewitsch
legen.Erlebtedannaber Schlimmeres.SchimpfausBritanien,Rußiand,Frankreich,Jtalien.
Jnder TürkeiwerdenösterreichischeSchiffenicht entfrachtet,österreichische
Waaren nichtgekauft;
fürdenLloydund den ganzenBalkanhandeleinschwerzuver-schmerzender
Ausfall. FrankreichwirdumVermittelung
ersucht:undversagt
sie. JtalienischeStudenten bieten den WienerneinSpektakel,bei dem Blut fließt(unddasvorher
in einem demEinfluß
desBotschafters
Barrere zu- gänglichenmailänderBlatt angekündetwordenwar). Jthalien undJstrien folgenDemonstrationengegenOesterreich;
undman merktwieder, wieheftig diebeidenVölkereinanderhassen,dienurderBündnißvertragnochvorblutigen Handelnbewahrt. AuchdieCzechen
regensichnun;inPragwirdgegröhlt, geprügelt,gespien
undgestochen;
steigtdasGelübdezumHimmel,derAn- nexionmitallerLungeniraft
zuwidersprechen.Täglich
wirdirgendwohereineMobilmachnng
gemeldet.Jndustrieund Handel,denendasGlück,nachlangerAbkehr,
wiederlächelt,müssenmitnaherKriegsmöglichkeit
rechnen;und die rvienerBörsesiehtschwarzeTage.
AufruhrinBöhmen;UnrastundSorge»
imganzenLandAlsseiOesterreich,fonstAllerLiebling,plötzlichdemMenschen-
geschlechteinGränelgeworden.Weil eszwei
Provinzenannektirthat,dielange schonseinwaren unddie der Sultan selbstfürverlorenhielt.Oderweil es, alseinzige
Großmacht,nochzuDeutschlandhältund inSüdosteuropadasschöne
Rund derEinkreisunglinie
füreinWeilchenausderForm gebracht hat?Möglich,
daßunter
OesterreichsFirma DeutschlandvonBoykott
und Aechtunggetroffenwerden,daßdemelamgezeigt
werdensoll, wie verlassen undverhaßtdiesesReich
heute ist.Wahrscheinlicher,
daßsichs
nur um einen Blusfhandelt,
einenCinschüchterungverfuch,
der diewienerRegirung
lehren mag,wieschwer
demFreundeDeutschlanosdasLebengemachtwerdenkann.«Britanien,Rußland,Frankreich,Jtalien, Spanien, Portugal,Osmanen-
reich,Skandinavien,Holland,Amerika,
China, Japan: AllesinunseremCon-f
376 DieZukunft.
cernvereint.
Bequemt
auch Jhr Euch,bei uns zuwohnen:undjede
Sünde giltgleich
alsgesühnt·
So aber EinermitDeutschland
haust, ist jede Hand widerihnundkeinesPriestersSegen
löstihnvonseinerPein.«Solche
Absicht
würdedassonstUnerklärbare erklären(nebenbeiauch, warum amStillenOzean dieFriedensstiftung
sobeschleunigt
wurde).Euro- pasGeschwürreiftanderNordseeküste.AllespolitischeHandelnundPlanen rechnetmit demunfreundlichenVerhältniß,daszwischenEnglandunddem DeutschenReich entstanden ist.DiebritischeStaatsklugheit
kann indieser Stunde keinen anderenKriegwünschenalseinen,derDeutschlandin Lebens-gefahr
reißenkönnte.EinValkankrieg,
der unsin dieBundesgenossenpsiicht
zwänge,müßteseltsamaussehen
undRussen
undTürken(zweiJslams)in eineBewegungbringen,
deren Endenichtabzusehen
undderenWirkung
an derPeripheriedesbritischenWeltreiches
merkbarwäre.DasZiel ist aufkür- zeremundgefahrloserem
Wegzuerreichen.FürdenKriegsfall
mußEnglandsWunsch
sein,unsjedeMöglichkeit
einerLandmachtentfaltung abzuschneiden
(etwadurcheineJntervention Europas,die das GebietderFranzösischen
Re- publik, solange
sie nichtlosschlägt,
demHeerdesNachbars sperrtunddie NeutralitätrechteBelgiens,Hollands
undderskandinavischen
Staaten mitWaffengewaltschützt)
undaufdemWasser
zuisoliren. Holteszusolchem Streichaus? Fastmöchtemansglauben.
DieZeichen
häufensich.Uehekall werdenFädchenangeknüpft,
BündnisseundVerständigungen bewirkt,
glim- mendeFunken ausgetreten.DieVeröffentlichung
derJnterviews. Der kon-zentrifcheAngriff
ausOesterreichDasAllesdrängtzu derVermuthung,
daß diegroßeKraftprobe
baldgewagtwerdensoll.Cromer, Roberts,Rothschild,
dreiLordssehr verschiedenenSchlages, sprechenoffenaus,daßsiedenanglo- deutschenKrieg
fürunvermeidlich halten.DerHomerulerBirrel undderFriedensprediger
Steaderklären,DeutschlandsRüstungzwinge
dieBriten,
jedefürdenFlottenbaugeforderte
Summezubewilligen.JmHaus
der Lords hatRoberts,
derberühmtesteSoldat desJnselreiches,
eineResolutionbean- tragt,die derRegirung
zurPflicht macht,
ohneSäumen einLandheerzu schaffen,das zurAbwehreinesdeutschenEinfallsoersuchesstarkgenugist.
Der Marschall scheintandieMöglichkeit
einerJnvasionzuglauben.
Scheint.Vielleicht dachteerwenigeranAbwehralsan
Angriff; weniger
andie eng-lischeKüste
alsanBadajoz
undWaterloo. VorhundertJahren,
alsWelling-
toninSpanien
kämpfte,
konnteerseinegeschwächten
Cadresnichtmitan-sehnlichen
Landsleutenausfüllen.Demoftwiederholten
RufzudenWaffenfolgten
imVerlauf
vonfünfMonaten desJahres1808nurdreitausendEng-
länder;undderErsatz
mußteschließlich
ausdenGesängnissengeholtwerden.
Krieg? 377 Daßes daan
Manneszucht
fehlteundderSieger
alleBegierden
frei durchdie erstürmtenStädtehinrasenließ,istbegreiflich-Schlechte
Soldaten waren die EngländernichtzTreitschkeselbft,derWellingtonsLeistung
dochrechtkühlwägt,
sagtvonihnen: ,,Wunderbares vermochtendieathletischenKörpermitihrem
«
altenglischen Boxermuth, ihrer
MuskelkraftundAusdauer zuleisten,wenn derDrillsergeant
sieeinige
Jahre langunterseineFuchtelgenommenhatte;
unwiderstehlich
wirkte derBayonnetteangrisf
derHünengestaltenderGarde oderderwuchtigeAngriffder
schwerenReiterauf ihrengroßen,edlenRossen.«Freilich:nur derdritteTheilderMannschaft stammteaus
England.
Daran mag Robertsgedachthaben; auchandieKlage
derFranzosen,
daßEngland ihnenzu Landnichtnützenkönne.AlleBewohnerdesStaates sind dessenge-boreneVertheidiger, sprach
Scharnhorst·DaßBritanien sichmitungeheuren KostenüberNachteingroßes
Söldnerheerschaffen
will,deutet in dieRicht- ungseiner Absicht.VonhundertsechsLordshabenvierundsiebenzig
fürdie Resolutiongestimmt.
KaumdenkbarohnedieZustimmungdesKönigs
UndamnächstenTagwurdeim,,St·mdn1-d«
gefragt,
obEngland, statt sichim Wettrüstenmit demDeutschen
Reich,dasfürdieKontingentirung
derWehr- machtnicht
zuhaben sei,zuruiniren, nichtschonsetztdasSchwertziehensolle.DasRechtzur Antwortauf dieseFrage hatnur derBrite. Bevorers thut, sollteererwägen,ob
dasDeutscheReich,
mit demerfortanzuthunha- benwird, nochinjedemWesensngdasselbeist,dasihmAergernißgab;ob
ihmnöthig
scheint,persönlicherFehlerwegen(die nichtimmernur diesseits vomKanal zuverzeichnen
waren)zweigroße
NationeninTodfeindschaft
zuverhetzen;
oberwähnt, daßDeutschlandeineNiederlage
wie eineheilsameZiichtigung
hinnehmenwürde,und ob dasnichtüberallunverwundbare Welt- reicheinvon-Kämpfengegen diestärksteKontinentalmachtausgefülltes
Men- schenalterherbeisehnen
kann.ViceadmiralGalster
hatindiesenTagen
ge- rathen,neuegroße
Linienschisfeerstzubauen,wenn dieErfahrung gelehrt
hat,wiesieamBestenzu bauensind;und den imklügstenSinnpatriotischen
Satz gesprochen:»DasFlottengesetz
darfunsnichtzwingen,
gegen die Ver- nunftzuhandeln.«Vielleichterwirkt dieTechnikmitihrenZweifelsfragen
eineVerständigung
VielleichtberuftderReichstagSachverständigeinseine Kommissionundprüft,aufdemfestenGrundderGutachten, dieHaltbarkeit desFlottengesetzes
nocheinmal.NeunZehnteldesdeutschenVolkessähen
einenanglo-deutschen Krieg
wie eininternationalesUnglück
nahen.Würdenihn
nieprovoziren.
Nie aberauch ihm furchtsam ausweichen.Britanien muß wissen,wasihm frommt;
obs,nachdenKönigen,nichtdieVölkermit einanderversuchen
sollten.Britanien hatfreie Wahl.Wir warten geduldig.J A
378 DieZukunft
Bußtag.
In
diesenTagen politischerAuseinandersetzungenistAllesgesagtworden, was derAugenblickforderte.Einsnur bliebungesagt.Trotzdemeine Anklagederanderen folgte,istüberdasHandelnvon KaiserundKanzler nichtoft hinaus, ist fast nirgends ausdieSchuldderganzenNation gewiesen worden«Unddochwäreesgutgewesen,dieAbrechnungmitSelbstprüsungenzu beginnen.WiedergroßeFeldherreinHeer nichtvonSiegzuSiegzuführen vermag, estrügedenn denWillen unddieKraftzumSieg schoninsich,wie keinRegentdie Quellen desReichthumsvollerfließenmachenkann,essei denn,daßdasganze Volkungeduldig schondesReichthums harrt,so vermag auchdermächtigsteFürsteineganzeNation nichtverderblichenKatastrophen entgegenzusühren.wenn sieselbst nichtdieVorbedingungendazuschafft, ja, wenn sieselbstErfchütterungennicht heimlich herbeisehnt. JnderThat sitzt imdeutschenVolkskörper,alsFolgejäherUeberernährung,eineschlimmeKrank- heit. Siezuüberwinden,erwecken dieguten JnstinktederGesundheitnun eindunkles Verlangennachläuternden Nationalleiden. Diesesdem Bewußt- seinfreilichentrückteVerlangen,demauchjetztderAnlaßnoch nichtgenügte und daseinAeußersteswill, weilnur dieses noch helfenkann, magessein, was auchjetztwieder listigdie Nation inihrealteLebensweisezurücklockt.Sonur istzuerklären,daßtrotzderernsten MahnungAllenun zuremsigen Güteranhäusungzurückkehren,alshandleessich wirklichnur um denFehler einesEinzelnenundnichtum einKrankheitsymptom,dasJeden angeht.
Seiteinigen Jahrzehntenhörtdas deutscheVolkdieinnere Stimme höhergearteter Menschlichkeitnurungern; darum istesauchso unwilligimmer überdievon außenkommende Mahnung. MancherWarner hatimkleinen odergroßenKreisedasSelbe empfunden,was PauldeLagardegenau vor dreiundzwanzigJahren,auchan einemTotenfeste,alsAbschlußeinernoch heutefastunbekannten politischenCrzieherthätigteitinschöneFormfaßte:
»Ichhabs gesagtundabermals gesagt:
auchhörtenringsdieMännerinderRunde.
DieEinen riefen Ja,dochmitdemMunde, dieAnderenhabennieeinNeingewagt.
DieGuten faul,dieBestenganzverzagt, undkeineHandbotsichzumHeilgenBunde.
OgroßerGott,wieferneistdieStunde,
inderdesneuen LebensSonne tagt!«
AlleFehler fast,diedemKaisernun mitRecht vorgeworfenwurden, sind Nationalfehler geworden. UnserVolkhat sich selbstdie Bitterkeit der eben erlebtenTagebereitet.Esist seitfünfzehnJahrenmitderPolitikzu-
(-
Bußtag. 379
frieden, dieuns denKatastrophenimmer näherführt;eswolltediesen Weg geführtsein,willesnochheute.Wärevom ersten TagederRegirungWil- helmsdesZweitenabdie Nation anderen Sinnes
gewesen
alser,sohätte er niedieMacht gehabt,uns dahinzuleiten,wo wirnun stehen.Nur Wenige habenwidersprochen;Vielehabenesgehen lassen,wieesging;die Meisten aberwaren überzeugt,gut regirtzu werden. DieOpposition hat sich inmerdarauf«beschränkt,
Einzelnes,ZufälligesundNebensächlichesnachden LeitfätzenderParteidogmenzubemängeln.Ebendiesen Kaiserwollte dieun- endlich arbeitsame,aberinkaltenErwerbsinstinktentäglichtiefer versinkende neudeutscheNation. Jhrem rastlosenMaterialismus entsprichtderruhelose Materialismus WilhelmsdesZweiten.FürstundVolksindgleichmäßigden SuggestionenderQuantitäten unterlegenundBeide verstehen gleich schlecht den Adel derQualität;Beide begeistern sichfürExpanfion,.fürdieAn- häufungvon Machtmitteln,fürdenBesitzanArbeit,Geld, Wissenschaftoder Kunst,nur um desBesitzeswillen;BeideverwechselnfortgesetztCioilisirung- werthemitKulturgütern,überschätzendiePhänomenedessichtbaren Erfolges und sind.ganz einigin derAbwehrderstillwirkenden aristokratischenGeistes- gewalten Diese Zeit istganzunfaustischEsisteineZeit ungeheurerGüter- anhäufungund kühnenUnternehmerthumes,glückloserEmsigkeitund eiliger Genußgier.DasdeutscheVolkdieser Jahrzehnte ist stark, ja, beinahegroßnnMateriellen undnichteineSpurvon Trägheitistinihm;aber esist ohne Tiefe.Kühnistesohne Grazie,kräftigohneSchönheit,klug ohne Weisheit, tugendhaft ohneschöpferische—Sittlichkeit,gehorsam ohne freidienende Ehr- furcht·JmmersindwirnochinGründerjahrenundschondarum gefälltder Nation dieGründerpolitik,derParvenu-Jmperialismus. WilhelmderZweite istderKaiserdermerkantilenInteressen, materialistischtrotz seinerRomantik, unpersönlichtrotz seiner,,Jmpulsivität«,einWilleundeinSelbstgefühl,doch ohnehöhereskritischesBewußtseinund darumohne festes Ziel,einMensch desAugenblicksohne geniale Jnstinkteund einGenußtemperamentohneGe- fchmackskultur.EinKaiserdesallgemeinenJndustrie-Jllufionismus, einFürst allerFehlerdesUeberganges.DerimLandeheuteallmächtigeKaufmann hat ihnmitbeleidigenderZärtlichkeitseinen ,,bestenGeschäftsreisenden«genannt.
Diesergekrönte»Geschäftsreisende«istes,demdiegeschäftlichgewordeneNation solange zugejubelt hat,dennunterseinemRegime ist sie reichgeworden; ihn
schilt
sie jetzt,dasein FehlerdieGeschäftezuschädigendroht.AberIndividuenund Völkerleben zugleichzweiLeben. Hinterall diesenSichtbarkeiten istein Gebiet,woder
Kategorische
Jmperativunumschränkt herrscht.Er,einegöttlicheGewalt, steht,verkleidet alsGewissen,alsGesundheit- instinkt,alshöhererSelbsterhaltungtrieb,wieeintransszendentales Subjekt hinterdemLebenswandel derEinzelnenundderAllgemeinheiten Auch hinter2)
380 DieZukunft.
demLebenund Treiben unsererNation stehter indieserStunde. Das GewissendesdeutschenVolkesbeginntmerkbarer wieder,sichzuregen. Wieder meldet sichdieAhnung,daßeinFürstder Nation zurZuchtruthewerden kann.
Man beginnt,zufühlen,wiearm inallunserem Reichthumwir denManen unsererVergangenheitgegenüberstehenund daßnur aufwühlende,nachinnen weisendeLeiden denDeutschenwieder sich selbstzurückgebenkönnen;der Genius derRasseflüstertunszu,daßdieTagederWiedergeburtnur nach schwerenKatastrophenkommenwerden. DennamGrößtenwarderDeutsche stetsimUnglück.Niezögerteerdann, zureigenenLebensbürdenochdie Ver- antwortungfürdie ganzeMenschheit aus sichzunehmen.Esmagnun vor-
kommen,daßdasIndividuum aufeinemlange beschrittenen Weginnehält, um »einneues Leben«zubeginnen.Niemals kommtDasaber bei ganzen Völkernvor,weil diedazu nothwendigeUebereinkunftnichtzu Stande kommen kann. Zum LehrmeisterderNationen wirdnur dasaus derNothwendigkeit geborrneEreigniß,dieursächlichherbeigeführteKatastrophe.Ebenjetztwurde uns eineWarnung; schnellaberistdasfurchtbareSymptomwiederzum Guten gedeutetworden. Denn die Nation weißinihrem ihr selbstunverständlichen Gefühl, daßsie mehr brauchtalseineWarnung,Stärketes alsnur Wetter- leuchten.Siewilldasgroße,reinigendeGewitter.
Daswirdkommen. Einfurchtbarer Krieg wahrscheinlichund schwe1e Niederlagen.DiePrädestinationdesKaisers ist noch nichtinallenTheilen erfüllt.UnsereSöhnewerden, ebenindemMoment,wosiedieFrüchte dieser Zeitengenießenwollen,fürdieSünden derVätermitLebenodrr Gesundheit, unsereTöchtermitUnfruchtbarteit bezahlenmüssen.Auchwerter- hinwird sichdieVerkündigungdesalten Vischererfüllen,wiesie sichzur Hälfteschonerfüllthat:,,Sehen Sie,dieDeutschenkönnendas Glückund dieGrößenichtrechtvertragen. JhreArtJdealitätruht aus Sehnsucht.
Wenn sieeseinmalhabenund nun nichts mehrzusehnenist, sowerden sie srivolwerden, dieHändereibenundsagen: Unsere Heere habens ja
besorgt,
seien wirjetzt recht gemeineGenuß-undGeldhundemitausgestreckterZunge.Abernehmenwirsauch nichtzuschwer;eineanständigeMinoritätwirdbleiben, eine Nation kannsowasüberdauern;esbedarfdann einesgroßenUnglücks unddaswirdkommenineinemneuen Krieg,dannwerdenwirunsausrasfen müssen,dieletzteFaserdaransetzenunddann wirdswieder besserundrechtwerden « Lache Jeder solcherBetrachtungen,dernoch Heiterkeitinsichhat,tem einfreiesGelächternochglücktindieserZeit,die zuäußersterThätigkeitzwingt, denStarkenwiedenSchwachen,überderenArbeitaber keinHimmelblaut unddiedie Guten undReinennichtkennenwill. Woistderheilige Segen dieser Werth auf WerthhäufendenArbeit? Esist,alswäreeinFluchüber sie gesprochen.Undauch ichglaube:denkannnur Blut undEisenlösen.
Friedenau.
z Karl Scheffler.EkstaseundBekenntniß. 381
Ekstase und Bekenntniss)
Mußt
menschlichesLebensgetriebe,dasAlleseinläßt,dasganzeLichtund die ganzeMusik«alleTollheitendesGedankens undalleVarianten desSchmer- zes,dieFülledesGedächtnissesunddieFüllederErwartung,istnur Einemver- schlossen: der Einheit. Jn jedem Blick blinzeln heimlich tausend Blicke mit,diesich ihmnicht verschwistern wollen, jedesschönereineStaunen wirdvontausendEt- innerungenverwirrt undnochindasstillste Leidzischeln tausend Fragen. Das Getriebe istüppigundkarg,eshaustundversagtdasUmfangen,esbauteinen WirbelvonGegenständenundeinenWirbel vonGefühlen,Wirbelwand zu Wirbel- :wand,daßesgegen einander undübereinander fliegt,undläßtunshindurch- gehen, diesen unseren Weg lang, ohne Einheit.DasGetriebe läßtmichdieDinge habenunddie Jdeen dazu,nur nicht die Einheit: WeltoderIch, gleichviel. Ich, dieWelt, wir,—nein,ichWeltbindasEntrückte,dasnichtzuFassende, nichtzu Erlebende. JchgebedemBündel einenNamen undsageWeltzuihm;aber der Name ist keineEinheit,dieerlebtwird.Jch gebedemBündeleinSubjektundsage Jchzuihm;aberdasSubjekt istkeineEinheit,dieerlebtwird.Nameund Subjekt sinddesGetriebes undmeinistdieHand,diesich ausstreckt— insLeere-AllerDas istderGottessinn desMenschenlebens,daßdasGetriebe eben dochnur dasAußenistzueinemunbekanntenundallerlebendigsten Jnnenund daßdieses Jnnensichnur derErkenntniß,dieeineTochterdes Getriebes ist, nicht aberderschwingendenundsich befreienden Seele zumErlebnißversagenkann.
DieSeele,diesichganzgespannt hat,dasGetriebe zusprengen und ihmzuent- rinnen,dieist es,welchedieGnadederEinheitempfängt.Siemageinemlieben Menschen begegnenoder derLandschasteineswilden Steinhaufens:an diesem
«Menschen,andiesem Steinhaufen entzündetsichdieGnade unddieSeeleerlebt nicht mehr ein Einzelnes,um dastausendandere Einzelne schwirren, nichtden DruckeinerHandoderdenBlickderFelsen, sondernsieerlebtdieEinheit,die -T«)DieEinleitunginein Buch,dasHerrDr.Martin Buber,unter demTitel
»EkstatischeKonsessionen«(bei Eugen DiederichsinJena), erscheinenläßt.Der Grund- gedanke,derzu derSammlungtrieb,läßtsichkaumklarerausdrücken,alsinder Ein- leitungunddem(hierangeschlossenen)Vorwortgeschehenist.Der NamedesAutors, demwir dieungewöhnlichschönenundfeinenBücher »DieGeschichtendes RabbiNach· mann«und»DieLegendedesBaalschem«zu dankenhabenund der»Die Gesellschaft«, eineSammlungsozialpsychologischer Monogravhien,herausgiebt,bürgt dafür,dan auch diesmaleinewerthvolleGabezu erwarten ist.DenWunsch,Einleitungund Vor- worthier zuerstzuveröffentlichen,habe ichumsoliebererfüllt,alsüberdasWesender Eistase noch nichtvielHaltbaresgesagtwordenist; trotz Allem,wasgeradeinneuerer
ZeitüberJohannesvonRuysbroek,den Doktor exstaticus, ansLicht gebrachtwurd-«."
Vielleicht das Beste hatRenanin denKapitelnüberPaulusgeleistet(,,Lescommo- tions cöresbrales produisent parfoisune sorto d’etketråtmactif ettroublent complåtementlessouvenjrs desmoments quiontpröcårliåla-crise«).Hieraber laßtder Sammler inden verschiedenstenKulturzonenunsekstatischeZuständebestimm- .terMenschenmiterleben. NichtdiePsychologie, Physiologie, Pathologie dieserMee- schenwillerunszeigen, sondern ihrEtlebnißunsnocheinmalerlebenlassen.
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