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G erichtliche Entscheidungen

I. Bürgerliches Recht

Zu § 166 BGB.

H a t e i n e S p a r k a s s e e i n e n B e a m t e n z u r E n t g e g e n n a h m e v o n W e c h s e l n z u m D i s k o n t b e s t e l l t , s o m u ß - si e s e i n e K e n n t n i s v o n b e ­ s t i m m t e n U m s t ä n d e n b e i e i n e r W e c h s e l ­ d i s k o n t i e r u n g a u c h g e g e n s i c h g e l t e n l as s e n .

U r te il des R e ichsgerichts vom 21. F e b ru a r 1930 I I 388. 29 — H

D ie K lä g e rin (Stadtsparkasse) is t Inh abe rin, der B eklagte A k z e p ta n t z w e ie r W echsel über 3400 R M , ausgestellt am 1. O k to b e r 1925, u n d ü b e r 3150 RM , ausgestellt am 1, M ärz 1926. A us diesen beiden W echseln is t de r B eklag te u n te r V o rb e h a lt de r R echte zu r Zahlung v e r u r te ilt w orden. Im N a chve rfa hren h a t das L a n d g e ric h t diese beiden U rte ile a u f­

gehoben und die K lage abgewiesen.

D e r B e kla g te hat ausgeführt, daß er nu r G e fä llig k e its ­ akzepte auf B la nko w ech sel gegeben habe, die de r V ie h h ä n d le r M . von ihm im Interesse de r S tadtsparkasse erbeten habe, d a m it diese sich von de r R eichsbank G eld er verschaffen könne. Das sei auf V eranlassung des dam aligen Rendanten B. de r Stadtsparkasse geschehen, de r da be i im E in verständnis m it dem S parkassenvorstand gehandelt habe. D ie h ie r fra g ­ lichen W echsel seien P rolongationsw echsel, die er ebenso w ie die frü h e re n in B la n k o a k z e p tie rt habe, ohne zu wissen, daß M . sie a b re d e w id rig m it hohen B eträgen ausfüllen und so der Sparkasse w eiterg ebe n w erde.

Das O be rlan desg ericht hat die B erufungen der K lä g e rin zurückgewiesen. M it der R e visio n hat die K lä g e rin beantragt, das angefochtene U r te il aufzuheben und nach ih re n B e ­ rufungsanträgen zu erkennen.

Das O be rlan desg ericht hat in w e s e n tlic h e r U e be rein - stim m ung m it der S achdarstellung des B e klag te n auf G rund de r Beweisaufnahm e ta ts ä c h lic h festge ste llt, daß M . die K la g e ­ w echsel a b re d e w id rig m it hohen B eträgen ausgefüllt habe, w ä hre nd der B eklag te aus keine m W echsel sich höher als fü r 500 R M v e rp flic h te n w o llte ; daß fe rn e r die W echsel n u r als G e fä llig k e its a k z e p te an M . im Interesse d e r Stadtsparkasse gegeben w u rde n; daß M . den B eklag te n au s d rü c k lic h v e r­

sich ert hat, daß die Sparkasse da rü b e r Bescheid wisse, so daß der B eklag te w e de r von M . noch von de r S par­

kasse in A n s p ru c h genommen w e rden könne; daß schließ lich auch de r Sparkassenrendant n ic h t n u r den B eklag te n in S ic h e rh e it gewiegt, sondern auch gewußt habe, daß M . m it dem V e rtra u e n des B e klag te n be i A u s fü llu n g de r W echsel­

beträge M iß bra uch ge trieben habe und daß die W echsel w a h r­

sch e in lich n u r G e fä llig k e its a k z e p te seien.

B egründet is t die Rüge, m it de r die! R e visio n die B e­

u rte ilu n g de r S tellung des B. du rch das O berlandesgericht als G rundlage de r Klageabw eisung beanstandet. Das O berlandes­

g e rich t h a t ausgeführt, daß die E inw endungen des B eklagten gegenüber dem Kliageansprcuh aus dien W echseln durchgreifen, w e il B. als S parkassenrendant alle W echsel m it den (Diskon­

tierungsgesuchen dem V orsta n d habe vorlegen und dabei alle e tw a auftauchenden B edenken h ä tte zur Sprache bringen müssen. Deshalb stehe B. h in s ic h tlic h des Rechts e r w e r b s einem gesetzlichen V e rtre te r gleich; auf die rechtsgeschäft­

liche V ertre tu n g sm a ch t des B. kom m e es überh aup t n ic h t an.

Diese A usführungen können n ic h t g e b illig t w erden, w e il sie m it den tatsäch lich en F eststellungen des B erufungsgerichts un vere inb ar sind. B. w a r danach n ic h t gesetzlicher V e rtre te r der Stadtsparkasse, gehörte deren V orsta n d überh aup t n ic h t an.

Daraus fo lg t n ic h t nur, daß er die K lä g e rin (Stadtsparkasse) n ic h t v e rp flic h te n konnte, was das O berlandesgericht selbst h e rv o rh e b t. Es fo lg t daraus auch, daß er üb e rh a u p t in k e in e r Beziehung die S tellung eines gesetzlichen V e rtre te rs hatte.

Das re c h tfe rtig t a b e r n ic h t die A u fh ebu ng des an­

gefochtenen U rte ils , dem aus einem anderen G runde im E r ­ gebnis zuzustim m en ist. Nach de r vom O berlandesgericht in bezug genommenen Sparkassensatzung w a r B. be­

v o llm ä c h tig t, die Kasse in gewissem Um fang bei de r ta ts ä c h ­ lich e n A usfü hrun g v on G eschäften zu v e rtre te n , insbesondere auch b e i solchen, die die Entgegennahme vo n W echseln zum Z w ecke de r D is k o n tie ru n g betrafen. D a m it h a tte B. im V e r­

h ä ltn is zum B eklag te n in s o w e it im Rahmen de r ihm tatsäch-B M itg e te ilt von H e rrn R e ichsg erichtsrat a. D. S i m o n - s o n , Leipzig.

lie h e rte ilte n V o llm a c h t die S tellun g eines rechtsgeschäft­

lich e n V e rtre te rs der K lä g e rin . Seine K en ntnis von de r be­

trügerischen A u s fü llu n g de r A k z e p te du rch M . und von der W a h rs c h e in lic h k e it eine r H ingabe de r A k z e p te an M , als G e­

fä llig k e its a k z e p te b e i Entgegennahme der h ie r fra g lic h e n m it dem A k z e p t des B eklag te n versehenen W echsel muß deshalb die K lä g e rin nach § 166 BG B . gegen sich gelten lassen. W as B. be i seiner satzungsmäßigen T ä tig k e it wußte oder erfuh r, galt deshalb de r K lä g e rin als bekannt. D e r Sparkassen­

vo rsta n d kan n sich n ic h t darauf berufen, daß B. — offenbar a b s ic h tlic h — es unterlassen habe, ihm von seiner K en ntnis und seinen B edenken M itte ilu n g zu machen. Dazu kom m t, daß der S parkassenvorstand nach den F eststellungen des Be- rufungsgeridhits 'in grob'fahrlässiger W eise jede N achprüfung de r Sachlage unterlassen hat, ob w o hl ihm auf G rund seiner K e n ntnis der ö rtlic h e n V erhältnisse erhebliche Bedenken gegen die O rdnungsm äßigkeit de r K lagew echsel kom m en mußten. H ä tte de r S parkassenvorstand n ic h t selbst d e ra rt sorglos gehandelt, so w ä re es B, n ic h t m ög lich gewesen, ge­

meinsam m it M . die gerügten M a n ip u la tio n e n durchzuführen.

Dann is t es aber auch n ic h t zu beanstanden, wenn das O b e r­

landesgericht zu dem Schluß gelangt, daß dem B e klag te n n ic h t v e rw e h rt w e rde n könne, sich der K lä g e rin gegenüber auf die K e n n tn is des B. zu berufen.

Ist somit im Ergebnis dem Oberlandesgericht zuzustimmen, so muß die Revision der Klägerin zurückgewiesen werden.

II. Handelsrecht.

1. Zu §§ 246 und 249 HGB.

D ie A n p r e i s u n g e n i n W e r b e s c h r e i b e n e i n e r A k t i e n g e s e l l s c h a f t ü b e r d i e b e s o n d e r e M i t w i r k u n g d e s A u f s i c h t s r a t s b e i g e s c h ä f t ­ l i c h e n T r a n s a k t i o n e n m a c h e n d i e s e n v i e l ­ l e i c h t g e g e n ü b e r d e r G e s e l l s c h a f t h a f t b a r , j e d e n f a l l s a b e r n i c h t g e g e n ü b e r d e n A k t i o ­ n ä r e n .

U r te il des R e ichsgerichts vom 3. J u n i 1930 — I I 512.29 — T.

E ine neu gegründete ,,K a p ita lv e rw e rtu n g s -“ A G . h a tte sich in einem vom V o rsta n d ausgegebenen W erbe schre ibe n zu sich ere r A nlag e erboten; es w a r be m erkt, daß der V orsta nd üb er das K a p ita lk o n to der G esellschaft bei der S taatsbank nu r u n te r G egenzeichnung des A u fs ic h ts ra ts verfüg en und die A n ­ lage v on G eld ern in jedem einzelnen F a lle nu r m it Zustim m ung des A u fs ic h ts ra ts erfolge n dü rfe ; um die v ö llig o b je k tiv e E r ­ fü llu n g dieser n e ua rtigen A ufg abe n des A u fs ic h ts ra ts sich er­

zustellen, sei dieser n u r aus N o ta re n ge bilde t. D ie K lä ge r haben be i de r A G . G e ld e r angelegt, sind dabei zu Schaden gekom m en und w o lle n sich m it der K lage hierw egen an die B ekl., M itg lie d e r des A u fs ic h ts ra ts , halten. Das B erufungs­

g e ric h t ha t die Klage abgewiesen. D ie Rev. der K l. b lie b ohne Erfolg.

Das B erG . w e is t die K lage ab, w e il v e rtra g lic h e B e ­ ziehungen de r B ekl. zu den K l. n ic h t begründet w o rde n seien,, ein F a ll gesetzlicher H a ftu ng des A u fs ic h ts ra ts gegenüber G läu bigern der A G . n ic h t vorlieg e und eine un erlaub te H andlung gleich falls n ic h t in Frage komme. Diese Erwägungen lassen einen R e c h ts irrtu m n ic h t erkennen. D ie K l. füh re n aus, der in dem R undschreiben enthalte ne H in w e is auf die vom A u fs ic h ts ra t übernom m enen V e rp flic h tu n g e n habe n u r dann einen S inn gehabt, w enn die K un de n der G esellschaft dam it auch tats ä c h lic h R echte gegen den A u fs ic h ts ra t, n ic h t nur gegen die A G . zu erlangen v e rm o c h t hä tte n. D u rch M itu n te r ­ zeichnung der Q u ittu n g üb er die G eldeinlagen der K l. habe der A u fs ic h ts ra t auch dem K L gegenüber eine E rk lä ru n g ab­

gegeben, die n u r im Sinne der Uebernahm e der erw ähnten H a ftu ng habe verstan de n w erden können. D a m it sei die E rs a tz ­ p flic h t der B e kl. h in s ic h tlic h des durch ih re P flic h tv e rn a c h ­ lässigung verlorengegangenen G eldes gegeben. — Diese A u s ­ führungen gehen durchw eg fehl. D ie V e rp flic h tu n g e n , die das HG B . den M itg lie d e rn des A u fs ic h ts ra ts einer A G . in bezug auf sorgfältige E rfü llu n g ih re r O blieg enh eite n au ferle gt f§§ 246, 247, 249 A bs. 1), begründen im allgem einen n u r eine H aftung des A u fs ic h ts ra ts gegenüber der G esellschaft (§ 249 A bs. 2), G esellschaftsgläubigern erw achsen aus P flic h tw id rig k e ite n des A u fs ic h ts ra ts u n m itte lb a re R echte geigen dessen M itg lie d e r von Gesetzes wegen nu r in den besonderen F ä lle n der §§ 249 A bs, 3, 241 A bs. 3, 4 H G B ., deren V o rlie g e n im S tre itfa ll n ic h t beha up te t w ird . E ine da rüber hinausgehende H a ftu ng von A u fs ic h tra ts m itg lie d e rn nach außen hin, außerhalb des A k tie n ­ rechts, lä ß t sich nu r aus allgem einen G rundsätzen h e rle ite n , w enn die entsprechenden gesetzlichen Voraussetzungen ge­

486 G e rich tlich e Entscheidungen.

geben sind. Das den K l. m it dem P ro sp e kt der A G . zu­

gegangene W erbe schre ibe n s te llt nun ü b erh aup t keine E r­

k lä ru n g des A u fs ic h ts ra ts d e r G esellschaft dar. Es trä g t die U n te rs c h rift des V orstands. Es h a t n ic h t die B edeutung einer rechtsgeschäftlichen E rklä ru n g , e n th ä lt v ie lm e h r n u r eine a ll­

gemeine E m pfehlung de r A G .; es d ie n t der A u fk lä ru n g über ih re Z w ecke und G rundgedanken. W enn es darauf hinw e ist, daß zu V erfügungen ü b e r das B a n k k o n to d e r A G . die Gegen­

zeichnung des A u fs ic h ts ra ts n ö tig sei und daß G eldanlagen durch den V orsta n d n u r m it Zustim m ung des A u fs ic h ts ra ts erfolgen dürfen, so is t d a m it n ichts w e ite r m itg e te ilt, als daß dem A u fs ic h ts ra t besondere U eberw achungsrechte und -p flic h te n du rch die Satzung gegeben seien. D a rin lag eine nach § 246 HG B. zulässige E rw e ite ru n g seines W irkun gskreises; in k e in e r W eise w a r aber daraus zu entnehm en, daß de r A u fs ic h ts ra t in A b w e ic h u n g vo n seiner gesetzlichen, a lle in der G esellschaft gegenüber bestehenden H a ftp flic h t fü r die in den e rw e ite rte n G eschäftskreis fa lle n d e n O blieg enh eite n den G esellschafts­

gläubigern u n m itte lb a r zu haften habe. E in G rund, gerade diesen T e il der A ufsich tsratsgesch äfte m it eine r d e ra rt e r­

höhten, nach z w e i S eite n w irk e n d e n H a ftu n g auszustatten, ist n ic h t einzusehen. Das W erbe schre ibe n h ä tte m it gleichem R echt auch die gesetzlichen Bestim m ungen des § 246 A bs, 1 HG B. ü b e r den G eschäftskreis des A u fs ic h ts ra ts anführen können und h a t dies w o h l n u r unterlassen, w e il sie als be kan nt vorausgesetzt w urden. E ine u n m itte lb a re H a ftu ng des A u f ­ sichtsrats gegenüber den G esellschaftsgläubigern w ä re dann aus e in e r V e rle tz u n g dieser Bestim m ungen selbstverstän dlich gleich falls n ic h t erwachsen. F ü r die G ew ä hrleistun g einer sicheren und guten K a p ita la n la g e , v on de r das W erbeschreiben spricht, und fü r die E rz ie lu n g eine r besonderen S ic h e rh e it w a r es ja auch schon bedeutsam , daß durch die V erm ehrung der A u fs ic h ts ra ts o b lie g e n h e ite n auch die H a ftu ng des A u fs ic h ts ra ts gegenüber de r G esellschaft e rw e ite rt w u rde . A us dem! In h a lt des W erbeschreibens is t nach alledem fü r die B egründung der K lage nichts he rzu le ite n , auch w enn die B e kl. um seinen In h a lt und seine V e rw e n d u n g gewußt haben.

A uch aus der erst in der Revision eingeführten Einzahlungs­

urkunde würde zugunsten der K l. eine vertragliche Haftung der M itg lie d e r des Aufsichtsrats für satzungsgemäße Behand­

lung des eingezahlten Betrags gegenüber den Einzahlern nicht gefolgert werden können. Sie enthält nur ein Empfangs­

bekenntnis des Vorstands und des Aufsichtsrats der AG.

über den eingezahlten Betrag. Die d o rt angezogenen, der U rkunde beigedruckten Bedingungen ergeben nichts für die Beurteilung der Sache Wesentliches. Das bloße Empfangs­

bekenntnis des Aufsichtsrats aber begründete schlechterdings

— auch im Zusammenhang m it dem Inhalt des Werbeschreibens

— n ic h t eine V e rp flic h tu n g des A u fs ic h ts ra ts , pe rsön lich den E in za h le rn im F a lle de r Vernachlässigung ih re r O bliegenheiten b e i w e ite re r Behandlung de r E in la gen einstehen zu w o lle n ; v ie lm e h r w a r die U n te rzeichnu ng der U rk u n d e durch V o rsta n d und A u fs ic h ts ra t n u r die E rfü llu n g e in e r fü r die F orm der Q u ittu n g in den „B ed in gun ge n" enthalte ne n V o rs c h rift durch die G esellschaftsorgane, m ith in eine fü r die G esellschaft, n ic h t aber fü r die M itg lie d e r dieser O rgane pe rsön lich abgegebene E rklä ru n g . D iese m it d e r R ev. im Sinne eine r Uebernahm e des M itgew ahrsam s an dem eingelegten G eld oder e in e r T re u ­ h ä n d e rv e rp flic h tu n g d u rch die A u fs ic h ts ra ts m itg lie d e r als solche und im Sinne des Abschlusses eines G eschäftsbesorgungs­

oder V erw ah rung svertrag s zw ischen ihnen und den E in zah lern (§§ 688, 700, 675 BG B.) auffassen zu w o lle n , is t angesichts des W o rtla u ts de r U rk u n d e n ic h t angängig. Es lie g t k e in A n h a lt d a fü r vor, daß ü b e r den Rahm en des § 249 A bs. 3 H G B . hinaus eine u n m itte lb a re V e rb in d lic h k e it de r M itg lie d e r des A u f ­ sichtsrats gegenüber den G esellschaftsgläubigern v e rtra g lic h habe begründet w e rde n sollen. E in dahin gehender W ille ist nach dem fe stge ste llten T atbe sta nd w e d e r be i d e r A k t.-G e s . noch be i den B e k la g te n oder auch n u r den K lä g e rn e rs ic h tlic h und auch aus dem V o rb rin g e n de r Rev. n ic h t zu schließen.

Daß eine H a ftu ng de r B e k l. aus u n e rla u b te r H andlung aus­

scheidet, hat das B e r.-U rt. zu tre ffe n d ausgeführt.

D ie Rev. is t hiernach zurückzuw eisen.

2. Zu §§ 332—334 H G B .

D i e U m w a n d l u n g e i n e r A k t i e n g e s e l l s c h a f t i n e i n e K o m m a n d i t g e s e l l s c h a f t a u f A k t i e n i m W e g e d e r S a t z u n g s ä n d e r u n g — d. h, o h n e A u f l ö s u n g u n d N e u g r ü n d u n g i s t n i c h t

m ö g l i c h .

U r te il des R eichsgerichts vom 27. J u n i 1930 — I I 70. 30 — 1).

T a t b e s t a n d ,

In de r G eneralversam m lung de r V .-B a n k, A k tie n g e s e ll­

schaft, vom 18. A p r. 1929, in w e lc h e r v o n dem G ru n d k a p ita l v on 15 000 000 R M insgesamt 12 707 112 R M m it 705 902 S tim m en v e rtre te n waren, is t u. a. beschlossen w orden:

„I. Die Aktiengesellschaft w ird in eine Kommanditgesell­

schaft auf A k tie n umgewandelt,

II. D ie aus eine r P ro to k o lla n la g e e rs ic h tlic h e A en de run g des G esellsdhaftsvertrags w ir d genehm igt m it der M aß ­ gabe, daß über den E in tr itt der ersten G eschäftsinhaber gemäß § 1 A bs. 2 des G esellschaftsvertrags gesondert abgestim m t w ird .

A us dem G esellschaftsvertrage e rg ib t sich die A r t de r B estellung de r pe rsön lich haftenden G esellschafter (G eschäftsinhaber),

HI. D ie G eneralversam m lung e r k lä r t sich da m it e in v e r­

standen, daß die H e rre n H . , S t . . . berg, S t , , k en (die B e kla g te n 2— 4) auf G ru n d des neugefaßten G esellschafts­

ve rtra g s als pe rsön lich haftende G esellschafter (Ge­

schäftsinhaber) in die G esellschaft e in tre te n ... "

G e g e n diese Beschlüsse haben A k tio n ä re m it zusammen 338 Stim m en, d a ru n te r de r K lä g e r m it A k tie n im N e n n w e rt v o n 1000 R M u. 55 S tim m en, gestim m t; d e r A bstim m u ng e n t­

h ie lte n sich A k tio n ä re m it zusammen 744 Stim m en. D e r K lä ge r hat gegen diese Beschlüsse s o fo rt W id e rs p ru c h zu P ro to k o ll e rk lä rt. D ieselben sind aber tro tz d e m zum H a ndelsregister angem eldet u. dem nächst eingetragen w o rde n; auch is t die a m t­

liche Bekanntm achung dieses E in tra gs erfo lg t. D e r K lä ge r b e ­ hauptet, daß die Beschlüsse aus ein e r Reihe v on Rechtsgründen n ic h tig u. anfechtbar seien u. h a t Klage erhoben m it dem A n ­ trag, sie fü r n ic h tig zu e rk lä re n , sow ie festzustellen, daß die V .-B a n k nach w ie v o r eine A k tie n g e s e lls c h a ft sei und die B e ­ k la gten S t . . . berg, H . . . und S t . . k en zu deren V e rtre tu n g n ic h t befugt seien. D ie K lage w a r g e ric h te t gegen die „V .-B a n k “ und die genannten 3 w e ite re n B eklagten. D e r K lä g e r h a t in de r Folge nach E in tra gu ng de r Um wandlungsbeschlüsse im H andels­

re g is te r gemäß § 57 ZPO. die B estellung eines P ro ze ß ve rtre te rs fü r den V o rs ta n d der V ere in sban k bean tra gt, w o ra u f de r M it - be kla gte S t . . . berg durch Beschluß des La nd ge richts „ f ü r den V orsta nd de r V .-B a n k als P roze ß p fleg er" b e s te llt w o rd e n ist.

Die Beklagten haben Klageabweisung beantragt.

Das La nd ge richt, K am m er fü r Handelssachen, h a t die Klage abgewiesen, das O berlandesgericht die B erufung des Klägers zurückgew iesen. A u f die R e visio n des K lägers h a t das Reichs­

g e ric h t — u n te r deren V e rw e rfu n g im üb rig en als unzulässig — das U r te il des O berlandesgerichts in s o w e it aufgehoben, als es üb er den A nfechtungsanspruch des K lägers gegen die be klagte G esellschaft und üb er die K oste n entscheidet.

In diesem! Um fange is t in de r Sache selbst auf die B e­

rufung des Klägers gegen das U r te il des La nd ge richts dahin e r­

kan nt, daß d e r Beschluß de r G eneralversam m lung de r be klagten G esellschaft v. 18. A p r. 1929 auf U m w andlung d e r A k t ie n ­ gesellschaft in eine K om m a nd itgese llschaft auf A k tie n m it den w e ite r h ie rz u gefaßten Anhangsbeschlüssen fü r n ic h tig e rk lä rt.

D ie Z ulä ssig keit de r R e visio n fo lg t aus H G B . § 272 A bs. 2 vergl, m it ZPO. § 547 Z iff. 2. D e r erkennende Senat hat sich schon w ie d e rh o lt auf den S ta n d p u n kt gestellt, daß m it dieser Klage auch N ic h tig k e its g rü n d e v e rfo lg t w e rden können. D ie

— vo n A m ts wegen — zu prüfenden Voraussetzungen rü c k s ic h t­

lic h d e r F orm u. der F ris t der A nfe chtun gskla ge sind h ie r u n ­ z w e ife lh a ft gew ahrt. D ie K lage is t insbesondere re c h tz e itig den säm tlichen A u fs ic h ts ra ts m itg lie d e rn der b e kla gten G e­

sellschaft zug estellt; in gleich er W eise is t die Z ustellung an die pe rsön lich haftenden G ese llsch afte r der angeblichen K o m ­ m anditgesellschaft auf A k tie n (im folgenden den K A G . b e ­ zeichnet) erfo lg t. Nachdem die Um wandlungsbeschlüsse im H andelsregister eingetragen u. du rch Bekanntm achung nach außen v e rla u tb a rt waren, genügte es, daß die A nfechtungsklage den persön lich h a fte nde n M itg lie d e rn (G eschäftsinhabern), die bis auf w e itere s an die S telle des bisherigen V orstands der A ktie n g e s e lls c h a ft (im folgenden als A G . bezeichnet) g e tre ten waren, u. dem A u fs ic h ts ra t zugestellt w u rde ; selbst w enn aber in e rste re r H in s ic h t B edenken bestehen w ürden, is t auf alle F ä lle die K lage auch dem fü r die B eklag te an V orsta ndsstelle b e s te llte n P rozeßpfleger re c h tz e itig zugestellt.

Sachlich d re h t sich de r S tre it der P arte ien um die Frage, ob die „U m w a n d lu n g “ einer A G . in eine K A G . im W eg der

J) M itg e te ilt von H errn Reichsgerichtsrat G u n k e l , Leipzig.

G erichtliche Entscheidungen. 487

Satzungsänderung - d. h. ohne A uflö sun g und Neugründung - ü b erh aup t m öglich ist. D e r B e ru fu n g s n c h te r h a t dies bejaht.

E r is t der M einung, der Um stand, daß H G B . § 332 w o h l den F a ll der U m w andlung einer K A G . in eine A G . zulasse u. des näheren regle, n ic h t aber auch den um gekehrten F a ll erwähne, re rh tfe rtid e noch n ic h t die A nnahm e, daß eine solche U m w a n d ­ lung u n z u f ä ^ ig s D ie Bestim m ungen des H G B . §§ 332 ff.

gingen auf A r t. 206 a des Gesetzes vom 18. J u li 1884 zurück, wonach die K A G . in eine A G . habe um gew andelt w erden können, w e nn dies i m G e s e l l s c h i a f t s v e r t r a g v o r­

gesehen gewesen sei; damals sei die K A G . noch als eine U n te r­

a rt de r K om m anditgesellschaft angesehen u. deshalb zu den P ersonalgesellschaften gerechnet w orden. D e r Uebergang von eine r P ersonal- zu einer K a p ita lg e se llsch a ft habe im J a h r 1884 ohne entsprechende gesetzliche Bestim m ung als un m öglich ge­

golten. A r t . 206 a habe aber gerade einen solchen F a ll b e ­ tro ffe n , n ä m lic h die U m w and lu ng der K A G . als einer U n te ra rt de r K om m anditgesellschaft in eine K ap italgese llschaft, sei also vom G esetzgeber als eine k e in e r V era llg em e ine run g zugängliche S o n d e rv o rs c h rift angesehen w orden. D ie se r S on de rcha ra kter sei aber den V o rs c h rifte n des H G B . §§ 332 ff. n ic h t m ehr b e i­

zumessen; die KLAG, sei nach dem' späteren S ta n d p u n k t des Gesetzgebers e rs ic h tlic h eine K a p ita lg e se llsch a ft; b e i d e r d1 u"u HG B . § 332 vorgesehenen U m w andlung de r K A G . in eine A G . u n te r A u fre ch te r'h a ltu n g der „ Id e n titä t“ de r G esellschaft ^handle es sich demgemäß n u r m ehr um die „U m o rg a n is a tio n einer K a p ita lg e s e lls c h a ft in eine ebensolche w enn auch anders ge­

a rte te G esellschaft. Das folge insbesondere aus HG B . § -120.

D ie U m w andlung g le ic h a rtig e r H andelsgesellschaften sei aber ohnehin dem Gesetz n ic h t frem d; auf äh nlichen G edanken­

D ie U m w andlung g le ic h a rtig e r H andelsgesellschaften sei aber ohnehin dem Gesetz n ic h t frem d; auf äh nlichen G edanken­