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Mittlerweile liegen erste Forschungsarbeiten zur Auswirkung des Monitorings der Angebotsquali-tät auf die Verbesserung der QualiAngebotsquali-tät vor, auch wenn die Wissenschaft noch nicht unbedingt in der Lage ist, die konkreten Wirkungsmechanismen des Monitorings aufzuzeigen. In der Literatur wird die Annahme gestützt, dass Monitoring und Evaluation für hochwertige FBBE-Angebote uner-lässlich sind. So weisen Cubey und Dalli (1996) darauf hin, dass es ohne Evaluation keine Garan-tie dafür geben kann, dass die Angebote die gesetzten Ziele erreichen. In vielen Staaten erfolgt das Monitoring der Angebotsqualität von FBBE-Einrichtungen durch externe Beurteilungsverfahren und Tools (z. B. Inspektionen anhand von Bewertungsskalen, Befragungen und Fragebögen mit Checklisten) oder interne Evaluationsverfahren und Tools (z. B. Selbstbeurteilungen mit Evaluati-onsberichten oder Portfolios) (OECD, 2012). Insbesondere im Vereinigten Königreich und in den USA wurden Studien zu den Auswirkungen bestimmter Monitoring-Tools auf die Qualität von FBBE-Angeboten durchgeführt. Oft erwies es sich jedoch als schwierig, den Effekt einzelner Tools oder Methoden zu bestimmen und separat zu betrachten. Zudem ist bisher kaum erforscht, ob ein in einem bestimmten Staat oder Kontext angewandtes Monitoring-Tool für FBBE-Angebote in anderen Staaten zu ähnlichen Ergebnissen führen würde. Es bedarf also weiterer For-schung, um den Effekt bestimmter Tools oder Instrumente besser zu verstehen und zu ermitteln, inwieweit sie nützlich und wirksam sind.

Einsatz von Inspektionen und Bewertungsskalen

Die RAND Corporation (Zellman et al., 2008) führte eine Studie zur Tauglichkeit eines Systems für die Qualitätsbewertung und -verbesserung (Quality Rating and Improvement System, QRIS) als Hilfsmittel zur Verbesserung der Qualität der Kinderbetreuung durch. Die QRIS-Bewertung wurde von Qualistar Early Learning, einer in Colorado ansässigen gemeinnützigen Einrichtung, entwickelt und 1999 als eines der ersten Systeme dieser Art eingeführt. Das Bewertungssystem deckt Komponenten ab, die nach allgemeiner Überzeugung zu einer hochwertigen Betreuung beitragen: Klassen-/Gruppenraumumgebung, Fachkraft-Kind-Schlüssel, Aus- und Weiterbildung der Fachkräfte und leitenden Angestellten, Einbeziehung der Eltern sowie Akkreditierung. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Angebotsqualität in Einrichtungen, die QRIS nutzten, im Lauf der Zeit stieg. Allerdings lassen sich die Verbesserungen nicht zweifelsfrei auf das QRIS zurückführen, sie könnten beispielsweise auch eine Reaktion auf das Monitoring als solches sein.

Die Schwierigkeiten bei der Messung der Wirksamkeit dieses speziellen Tools sind unter anderem durch die Selbstselektion der Teilnehmenden, die fehlenden Vergleichsgruppen und die begrenzte Datenlage zur Implementierung der Maßnahme begründet. In der Studie wird darauf hingewiesen, wie wichtig eine vernünftige Validierung von Tools wie dem QRIS ist, da auf ihrer Grundlage mitunter höherwertigen Angeboten höhere Förderbeträge pro Kind bewilligt werden. Tout et al.

(2009) kommen zu dem Ergebnis, dass QRIS zwar unter Umständen ein wichtiger Ausgangspunkt für Qualitätsverbesserungen sein kann, zum Erreichen dieses Ziels jedoch eine umfassende Koor-dination zwischen staatlichen Stellen, Einrichtungen und Datensystemen erforderlich ist.

Aus einer weiteren US-amerikanischen Studie zu einem in Oklahoma eingeführten Qualitätsbe-wertungssystem geht hervor, dass die Qualität einzelner Kinderbetreuungseinrichtungen durch die Maßnahme ebenso stieg wie die Qualität der Kinderbetreuungsangebote im Bundesstaat insgesamt (Norris, Dunn und Eckert, 2003). Im Bereich der Kindertagespflege ging mit dem Bewertungssys-tem jedoch keine Qualitätsverbesserung einher. Durch die Maßnahme wurde lediglich der Nach-weis erbracht, dass Kindertagespflegeangebote (im häuslichen Umfeld) bei der Bewertung schiedlich abschneiden, und damit die Auffassung bestätigt, dass die Bewertungskriterien unter-schiedlichen Qualitätsniveaus entsprechen (Norris und Dunn, 2004). In dem Bewertungssystem sind über die Zulassungsanforderungen hinausgehende Qualitätskriterien formuliert, die die Ein-richtungen optional erfüllen können, um höhere Erstattungssätze für ihre Leistungen zu erhalten.

Diese Kriterien beziehen sich in erster Linie auf die Aus- und Weiterbildung der Fachkräfte, die Vergütung, das Lernumfeld, die Einbeziehung der Eltern und die Programmevaluation. Laut der Studie zu Kinderbetreuungseinrichtungen nehmen infolge der Einführung des Bewertungssystems und der höheren finanziellen Unterstützung für gut abschneidende Angebote mehr Kinder an Pro-grammen teil, die vom Department of Human Services des Bundesstaats finanziert werden, und die Qualität stieg insgesamt an. In der Studie zur Kindertagespflege wird darauf hingewiesen, dass einige Aspekte der Kindertagespflege im Bewertungssystem fehlen und dass die Herausforderung darin besteht, nützliche, praxistaugliche Kriterien zu finden, die sowohl von der Politik als auch von den Trägern umgesetzt werden können.

Trotz der nachweislichen Verbesserung der Qualität gestaltet es sich äußerst schwierig, bei der Erforschung gesellschaftlicher und pädagogischer Prozesse Kausalitätsbeziehungen herzustellen.

Der Effekt eines konkreten Monitoring-Tools lässt sich nur schwer isolieren, zumal die Verbesse-rungen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Zusammenwirken verschiedener politischer Maß-nahmen zum Monitoring und der Verbesserung der Angebotsqualität zurückzuführen sind. Das bedeutet nicht, dass ein Monitoring der Angebotsqualität keinerlei Nutzen bringen kann, denn dadurch wird es erst möglich gemacht, Stärken und Schwächen eines FBBE-Angebots zu analy-sieren und damit die Basis für Verbesserungen zu schaffen (Litjens, 2013).

Kasten 3.1. Auswirkungen von Inspektionen auf die Angebotsqualität am Beispiel Englands (Vereinigtes Königreich)

In England (Vereinigtes Königreich) ist das Office for Standards in Education, Children’s Services and Skills (Ofsted) für das Monitoring der Angebotsqualität in der Kleinkinder-betreuung zuständig. Im Zuge der angestrebten Verbesserung der Bildungs- und Betreuungsan-gebote wurde ein Evaluationsbericht zu den Auswirkungen von Inspektionen erstellt, die in den zehn Jahren nach Gründung des Ofsted im Jahr 1992 durchgeführt wurden (Matthews und Sammons, 2004). Dabei stellte sich heraus, dass das Ofsted über die gesetzlichen Vorschriften zur Identifizierung und zum Monitoring von Bildungseinrichtungen sowie die gesetzliche Auf-sicht über die Kinderbetreuung hinaus nur wenig direkte Kontrolle über die Erreichung dieses

KAPITEL 3: MONITORING DER ANGEBOTSQUALITÄT IN DER FBBE 109

Ziels hat. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass gut geführte Einrichtungen und solche, die Anlass zur Sorge geben, am ehesten von Inspektionen profitieren.

In einer neueren Studie (Ofsted, 2013) werden Ergebnisse von Inspektionen und Kontroll-besuchen in den Jahren 2012 und 2013 vorgestellt. Die Studie bietet eine ausführliche Analyse der Qualität von FBBE-Einrichtungen in England (Vereinigtes Königreich). Inspektionen von FBBE-Einrichtungen durch das Ofsted erfolgen anhand der Anforderungen des Early Years Foundation Stage (EYFS), des gesetzlichen Rahmens, in dem die von allen FBBE-Anbietern zu erfüllenden Standards festgelegt sind, damit die Entwicklung und der Lernerfolg der Kinder ebenso gewährleistet sind wie ihre Sicherheit und Gesundheit. Aus dem jüngsten Bericht über die Inspektionsergebnisse geht hervor, dass die Qualität im FBBE-Sektor stieg und mittlerweile 78 % der im Early Years Register geführten Einrichtungen gut oder hervorragend abschneiden, was der höchste Wert seit Einführung des Registers ist. In dem Bericht wird angemerkt, dass das strengere Vorgehen des Ofsted zur steigenden Qualität der Einrichtungen im Early Years Register beitrug und Inspektionen anhand der EYFS-Anforderungen einen Anstieg der Angebots-qualität insgesamt mit sich brachten.

Quelle: OECD-Netzwerk zur Frühkindlichen Bildung und Betreuung: „Online Survey on Monitoring Quali-ty in Early Learning and Development“, November 2013.

Notwendigkeit zur Einbeziehung der unterschiedlichen Akteure in das Qualitätsmonitoring

Lee und Walsh (2004) betonen, dass ein eingehendes Verständnis dafür, was Qualität eigentlich ist und was zur Qualität beiträgt, Voraussetzung für eine wirksame und aussagekräftige Beurtei-lung der Qualität von FBBE-Programmen ist. Dazu ist die Sicht der verschiedenen Beteiligten auf die Qualität zu berücksichtigen. Mehrere Studien weisen darauf hin, wie wichtig die Einbeziehung der Familien in das Monitoring der Angebotsqualität ist (Edwards et al., 2008; Hidalgo, Epstein und Siu, 2002; Weiss et al., 2008). Forschungsergebnisse legen nahe, dass die Einbindung der Familie in die frühkindliche Bildung einen großen Einfluss auf das Lernen und die Entwicklung der Kinder hat. So konnten Hidalgo, Epstein und Siu (2002) nachweisen, dass die Einbindung der Familie eine immense Bedeutung für den Bildungserfolg der Kinder hat. Dies gilt für Kinder mit unterschiedlichem familiärem Hintergrund, unabhängig vom Bildungsstand oder Einkommensni-veau der Eltern, dem kulturellen Hintergrund der Familie oder der zu Hause gesprochenen Spra-che. Eine in Spanien durchgeführte Fallstudie ergab beispielsweise, dass Lern- und Entwicklungs-ergebnisse aller Kinder in den Vorschulen am besten sind, in denen nicht nur die Fachkraft-Kind-Interaktion eine hohe Qualität aufweist, sondern auch eine enge Abstimmung zwischen den Fach-kräften und dem Elternhaus der Kinder sowie den kommunalen Diensten besteht (Gatt, Ojala und Soler, 2011).

Eine der Herausforderungen bei der Einbindung der unterschiedlichen Akteure besteht in den widersprüchlichen Meinungen darüber, was auf welche Weise geprüft werden soll. Politik,

Lei-tung und Fachkräfte von FBBE-EinrichLei-tungen und Eltern haben unter Umständen unterschiedli-che Auffassungen davon, welunterschiedli-che Aspekte der Qualität wie oft in welunterschiedli-cher Weise einem Monitoring zu unterziehen sind und welche Konsequenzen daran geknüpft werden sollten. So kann es sein, dass politische Entscheidungsträger bestimmte Monitoringverfahren vorschreiben wollen, bei-spielsweise eine Inspektion durch externe Prüfer mindestens alle zwei Jahre, die Leitung und FBBE-Fachkräfte jedoch dagegen sind – insbesondere wenn es bei der Umsetzung eines Monitoringsystems um viel geht. Deshalb muss man sich darüber im Klaren sein, dass Inspektio-nen und andere Formen der Beurteilung für die Leitung und die Fachkräfte eine Belastung darstel-len können.