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Auswertungsprämissen und methodische Grenzen

der Mono-Perspektive des »occhio bembizzato« und aus einer kommunikationsraumbasierten Perspektive

4.4 Auswertungsprämissen und methodische Grenzen

Dass mit dieser Katalogisierung bzw. Zählung der spanischen und mehrsprachi-gen Titel nur ein Bruchteil der gesamten Buchproduktion, nämlich der katalo-gisierten 75.000 und angenommenen 150.000 in allen Sprachen und Varietäten in Italien erschienenen cinquecentine und secentine erfasst wurde (vgl. Kap. 2.2), darüber besteht kein Zweifel. Ebenso kann auch ein gewisser Willkürlichkeits-grad in der Korpuszusammenstellung, den beispielsweise auch Ellena in ihrer diachronen Langzeit-Studie eingesteht, nicht ausgeschlossen werden (vgl. Ellena 2011, 28f.).

Das Korpus stellt in Form einer elektronisch verfügbaren Ressource ein Grund-lagenkorpus dar, das erstmalig eine zuvor nicht vorhandene und recherchier-bare Statistik (auf Basis von Absolutzahlen) und Vergleichbarkeit der spanischen Buchproduktion der Halbinsel, insbesondere der spanischen Territorien möglich macht (auf Basis von Vergleichszahlen).27 Es ist erkenntnisorientiert und kann unter numerischem Gesichtspunkt als repräsentativ gelten, da Überzufälligkeiten, das heißt überzufällig gehäuftes Auftreten von spanischen Werken und Überset-zungen in bestimmten Erscheinungsorten und Diskursdomänen erreicht wurden, wie in den Folgekapiteln gezeigt werden wird.

Die Datenbank lässt sich, wie oben angedeutet, nach verschiedenen Variablen wie Sprache, Druckort, Zeitspanne, Drucker, Autor etc. auswerten, bei deren Er-mittlung sich aber einige methodische Herausforderungen ergaben.

26 Zu letzteren beiden können zudem teilweise Namensvarianten und biografische Informationen abgerufen werden (erfasst wurden diejenigen, die relativ schnell im Internet oder in Katalogen mit entsprechenden Auskünften aufzufinden waren); die systematische Vervollständigung, die eine inbesondere im Hinblick auf die Autoren aufschlussreiche Filterung nach ›Nationalität‹ zulassen würde, bleibt ein Desiderat für die Online-Kataloganreicherung, eventuell auch mittels Crowd-sourcing (vgl. Kap. 7.2).

27 Als Datenbankverwaltungssystem wurde MySQL verwendet, das auf dem relationalen Daten-bankmodell beruht, d.h. Tabellen werden über definierte Beziehungen miteinander verknüpft (vgl. http://www.mysql.de/ [Zugriff vom 20.10.2014]). Der Vorzug zum Tabellenkalkulationspro-gramm besteht in der zentralen und kompakten Verwaltung von großen Datenmengen, in der Redundanzfreiheit, Datenunabhängigkeit, automatischen Aktualität bei Datenbestandsänderun-gen, leichten Aktualisierbarkeit und übersichtlichen Bearbeitung von Daten, vor allem aber in der Benutzerfreundlichkeit, die dem Anwender einfache Eingabe- und Suchmöglichkeiten bietet, aber auch im Rahmen der Mehrbenutzerfähigkeit jedem weiteren Nutzer vielfältige Kombinations- und Suchstrategien erlaubt.

Abbildung 6: Screenshot der Eingabemaske der relationalen MySQL-Datenbank TISIT16–17.

Erfasst wurden nach dem adaptierten bzw. vereinfachten Standardschema anglo-amerikanischer Schule (vgl. Fahy 1988) Verfasser, Titel28, Erscheinungsjahr und -ort,29 nach Möglichkeit Format (Folio bis °32), Seitenzahlen, Bandangaben und vorherige und nachfolgende Editionen.30 Kataloganreichernde Felder mit größe-rem Zeichenvolumen wurden einberaumt für Zitate aus dem Paratext (»Kom-mentar«) und für sonstige Annotationen (»Besonderheiten«). Im Gegensatz zu Volltextdatenbanken ist der Text des Werkes aus technischen Gründen nicht in der Datenbank verfügbar, aber der Link zum Digitalisat, falls dieses online vor-handen war (»bibliografischer Hinweis«, wobei in diesem Feld auch eventuell zu diesem Titel passende Sekundärliteratur zu finden ist). Auf die Bekanntgabe der zu den Titeln gehörigen Exemplare in den diversen internationalen Bibliotheken wurde verzichtet – in diesem Punkt wie auch in anderen ist die Datenbank durch-aus durch-ausbaufähig (vgl. Kap. 7.2). Die Elemente des Kolophons Con Privilegio und Con licenza dei superiori wurden, falls erschließbar, in einer Dropdown-Liste mit den dichotomischen Variablen »ja/nein« aufgenommen. Ebenfalls im Dropdown-Listenfeld angelegt wurden die sprachlichen und domänenspezifischen polyto-men Variablen:

28 Dieser wurde – ähnlich wie in EDIT16, die als grobe Vorlage diente – in quasi-faksimilierter Form verfasst, d.h. alte Grafien wie langes s, Trennstriche, Groß- und Kleinschreibung wurden nicht berücksichtigt.

29 Die Datenbank hat einen klaren zeitlichen, aber keinen geografischen Schwerpunkt: Sie umfasst sämtliche vorgefundene Druckorte von Alessandria bis Vico Equense.

30 Nicht systematisch erfasst wurde das Kolophon. Die Beschreibung der Druckermarke, des genau-en Inhalts mit Seitgenau-enangabgenau-en, der Blätterabfolge und der innergenau-en und äußergenau-en Erscheinung (etwa Verzierungen, Rubrizierungen oder Umschlaggestaltung) wurden als irrelevant für die Arbeit er-achtet und daher nicht angegeben.

Abbildung 7: Screenshot eines Datensatzes der relationalen MySQL-Datenbank TISIT16–17.

– einsprachig: sp, kat, jsp;

– zweisprachig: it-sp, sp-lat, hebr-sp, kat-lat, kat-sp, sard-sp; n-sp;

– dreisprachig: it-sp-lat, frz-it-sp;

– mehrsprachig, das heißt vier oder mehr beteiligte Sprachen in verschiedenen Kombinationen;

– Übersetzungen: it>sp, it<sp, kat>sp, kat>it, it>sard, hebr>sp, frz>sp; frz>sp>it;

port>sp>it; lat>it>kat;

– Diskursdomänen: Aestetica, Historia, Jurisprudentia, Militärwissenschaft, Philologia, Religion, Scienciae, Varia, Technicae.

In der schwierigen Festlegung zum einen und der Zuordnung der oftmals nicht eindeutigen Titel zu bestimmten Diskursdomänen oder -universen31 zum anderen liegt vermutlich die Achillesferse der vorliegenden Arbeit; sie wurden in Anleh-nung an gängige Systematiken in der Buchwissenschaft bzw. Bestandssystematiken in Bibliotheken sowie nach Häufigkeiten bestimmt und während der Aufnahme mehrmals modifiziert.32 Wie bereits erwähnt, fehlt in den meisten bestehenden Katalogen eine Systematik, die das Titelmaterial nach Hauptgruppen unterglie-dert (zum Beispiel in EDIT16 2014); diejenigen mit einer vorzuweisenden Taxono-mie differieren wiederum in ihrer systematischen Suchmöglichkeit nach Domä-nen und erschweren somit eine Vergleichbarkeit mit den eigeDomä-nen Korpusdaten.33 In bestimmten Fällen wurden daher auch einzelne Domänen gebündelt (zum Bei-spiel Aestetica und Philologia sowie Militärwissenschaften, Sciencae und Traktat zu Technicae), um eine gerechtfertigte Analogie mit anderen Daten herstellen zu können. Zu bedenken ist, dass einerseits jeder Autor seine Werkbezeichnung so präzise wählt, wie er dies für nötig hält,34 auch bezieht die Titel-Formulierung den Erwartungshorizont des Rezipienten ein oder rechnet mit seinem

Vorwis-31 Für Schlieben-Lange, die die Geschichte von Texttraditionen beleuchtet, stellen Diskursuniversen die dritte Ebene dar (vgl. Schlieben-Lange 1983, 138–148). Sie seien »die Typen der Texttypen.

Wenn mehrere Texttypen ähnlichen Prinzipien folgen, d.h. die gleiche Art von Finalitäten haben, auf die gleiche Welt referieren und ähnliche formale oder argumentative Standards haben, so kann man sagen, daß sie ein Diskursuniversum besitzen.« (Dies. 1983, 140); ein bestimmter Texttypus impliziere ein bestimmtes Diskursuniversum. Diskursuniversen, die sich über ihren Weltbezug und finalen Zweck definieren, seien demnach z.B. Religion, Dichtung, Wissenschaft oder Recht (Dies. 1983, 146). Zu den weniger komplexen Diskurstraditionen, dem »eigentliche[n] Bindeglied der externen und internen Sprachgeschichte« (Koch 1997, 58) vgl. Koch 1997 und Wilhelm 2006.

Eine Synthese der historischen Textsortenlinguistik und Geschichte der Diskurstraditionen bietet Ellena 2011, 14–17.

32 So war z.B. ursprünglich auch die Domäne Traktat definiert, die später aufgrund der Seltenheit der Editionen, welche diese Bezeichnung explizit im Titel trugen, in den meisten Fällen in die Kategorie Technicae integriert wurde.

33 Bspw. gruppieren Santoro 1986 und EIRN 2014 die katalogisierten Titel nach zehn Domänen (Re-ligione, Letteratura, Diritto, Scienze, Storia-Filosofia, Arte-neapolitana, Musica, Teatro, Geografia, Varie); Lipari 1990 hingegen setzt nur die vier Universen Religione, Letteratura, Diritto, Scienza an.

34 Vgl. die Informationen zu »Titel« in Rautenberg, der in engem Zusammenhang mit dem ca. 1480 entstehenden Titelblatt stehe: »Durch das Titelblatt setzt langfristig eine Normierung der Bezeich-nung eines Werkes ein. Dies betrifft sowohl Werke mit längerer Überlieferungstradition, die im Druck weitertradiert werden, wie auch Neuerscheinungen. Da das Titelblatt eine Werkbezeich-nung zwingend fordert, wird diese nun vom Autor oder vom Drucker bzw. Verleger vergeben und

sen und kann entscheidend für den Verkauf eines Buches sein. Andererseits kann die Titelgebung bisweilen mehr Suggestiv- als Wirklichkeitswert beinhalten. Hat man lediglich einen (mehrdeutigen) thematischen Titel zur Verfügung, der keine präzise Benennung einer Diskurstradition enthält wie zum Beispiel »sermon«,

»poema« oder »pragmatica« – Genette spricht in diesen Fällen von rhematischen bzw. Gattungstiteln (1989, 86)35 – so lässt sich mitunter schwer die Intention, die hinter dem Text steht, eruieren und eine Zuteilung vornehmen. Ist beispielsweise eine Hagiografie der Domäne der Literatur oder jener der Religion zuzurechnen?

›Steckt‹ in einer relación ein administrativer oder ein historischer Diskurs? Soll man zum Beispiel die Copia de una carta traída de Constantinopla a Roma (1639, o.O.) zur Wissenschaft oder zu Varia zählen (falls es ein Einzelfall bleibt) oder dafür eine eigene Domäne Geografie einrichten? Ebenso bildet die Zuordnung der staatskundlich-geografisch-statistischen zweisprachigen Real Grandeza della Se-renissima República di Genova (1669) (vgl. die untenstehende Besprechung) kein einfaches Unterfangen. Wie an wenigen Beispielen bereits klar wird, kann die im Korpus vorgenommene Typologisierung nie vollständig und streng distinktiv sein – die Methode der Gruppierung zu Diskursdomänen und deren anschlie-ßende quantitative Auswertung führt potenziell zu Verzerrungen. Die ermittelten Hauptgruppen sind in der Konsequenz lediglich als Näherungen zu verstehen.

Dies gilt in gleichem Maße für die sprachliche Zuordnung und Auszählung der Titel, die zum Großteil auf der Korrektheit und Zuverlässigkeit der diesbezügli-chen Aussagen in den Meta-Katalogen fußte.

Da zahlenmäßige Erhebungen sprachlicher Distribution nicht unbedingt einen Anspruch auf Repräsentativität im engeren statistischen Sinn beanspruchen, kön-nen die mehrsprachige Konstellation bzw. die verschiedekön-nen Sprachgebrauchsbe-reiche auf unterschiedliche Weise verfälscht werden. »Daher müssen quantitativ ausgerichtete Studien zu gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit […] stets auf qua-litative Betrachtungen zurückgreifen, um die Relevanz und Validität der Zahlen kritisch zu prüfen.« (Fellerer 2005, 279). Die in den Teilkorpora der nächsten Ka-pitel ermittelten Quantifizierungen bleiben folglich nicht unkommentiert, son-dern werden so oft wie möglich unter Einbeziehung des (para-)textuell greifbaren Sprachwissens im engeren Sinn, das heißt der Repräsentationen36 der Produzenten und Rezipienten sowie unter Rekurs auf den historischen Kontext gegengeprüft.

Diese Vorgehensweise, für welche das Druckwerk verfügbar sein musste und einen

›sprechenden‹ Paratext vorzuweisen hatte, sei an einem Beispiel illustriert. In Genua erschien 1669 folgende zweisprachige (bzw. mit Paratext dreisprachige) Abhandlung

in folgenden Ausgaben beibehalten. Die Geschichte des T. [Titelblatts; T.A.] ist aufschlussreich für den lit. [literarischen; T.A.] Zeitgeschmack.« (Rautenberg 2003, 486f.).

35 Genette definiert des Weiteren einen dritten Titel-Typus, den der gemischten Titel, »die also deut-lich getrennt ein rhematisches (meistens gattungsspezifisches) und ein thematisches Element ent-halten […]. Alle derartigen Titel beginnen mit einer Bezeichnung der Gattung, also des Textes, und lassen eine Bezeichnung des Themas finden.« (Genette 1989, 89).

36 Vgl. Kap. 1, Anm. 21.

zur genuesischen Kolonialgeschichte: Real Grandeza de la Serenissima Repvblica de Genova. Escrita en lengva española Por Don Lvis de Gongora, Alcasar, E Pempicileon, y Despues añadida, y traducida en lengua Italiana Por Carlos Esperon, Noble Ginoues, Capellan Mayor dela Capilla Real dela Serenssima Republica de Genoua, Protonotario Apostolico, Doctor en Sagrada Theologia, y en Leyes Canonica, y Ciuil. Real Grandezza della Serenissima Repvblica di Genova. Scritta in lingva Spagnvola […].37

Wie aus dem Titel hervorgeht, wurde die vier Jahre zuvor allein auf Spanisch in Madrid publizierte Edition nun zusammen mit der italienischen Übersetzung – und durchgängig lateinischen Marginalien – vom offiziellen Drucker der Re-publik herausgebracht. Nicht nur der Titel ist informativ, da er über das klerikale Profil des Übersetzers und »noble Ginoues« Carlos Esperon (Carlo Speroni) Aus-kunft erteilt, sondern auch der Paratext enthält mehrere metasprachliche Indizien.

37 Der Titel lautet weiter: Da D. Lvis de Gongora, Alcasar, e Pempicileon, E poi aggionta, e tradotta nella lingua Italiana Da Carlo Sperone, Nobile Genouese, Cappellano Maggiore della Regia Capella della Serenissima Republica de Genoua, Protonotario Apostolico, Dottore in Sacra Teologia, e in Legge Canonica, e Ciuile. En Madrid Por Ioseph Fernandez de Buendia el Año 1665. Et in Genova, Per Gio:

Battista Tiboldi, MDCLXIX. Stampatore della Serenissima Repvblica, vgl. Esperon 1669, URL: http://

data.onb.ac.at/ABO/%2BZ166334001 (Zugriff vom 10.08.2014).

Abbildung 8: Carlo Speroni, Real Grandeza de la Serenissima Repvblica de Genova, Genua 1669, Titelblatt.

So wird in der Widmung an den Herzog und die genuesischen Ratsherren der Seerepublik die sprachliche Vorgeschichte des Werkes thematisiert:

[2] Hebbi fortuna di publicare la Vostra Regia Grandezza fuor della Patria […]. Comparue prima quest’Opra [sic] con abbigliamenti stranieri, e fú da gli amici del vero, e del giusto straordinariamente gradita. Esce adesso di nuouo alla luce, e nel proprio, e naturale idioma si scuopre, con certezza, che sotto l’ombra, e Protezion Vostra incontrerá la stessa, ed anco migliore fortuna.

(Speroni 1669, a4r)

Im nur auf Italienisch dargebotenen Leserhinweis, in dem der Autor-Übersetzer auch seine Ausbildung und Sprechermobilität dokumentiert38, werden hierzu weitere Details offenbart: »Per ubbidire à un Gran Ministro della Corte di Spagna, mi vidi obbligato á scrivere in lingua Spagnuola il memoriale« (Ders. 1669, a5r, unter dem Anagramm Don Luis de Gongora) – nach Fertigstellung geriet Speroni allerdings die auferlegte Sprachwahl zum Verhängnis:

[3] […] altro non fù, che deludere le pretensioni d’vn Ministro di Principe, con proporre quelle della mia Republica, parue, che dispiacesse il mezzo [lin-guistico; T.A.]. Mà non era più in mia mano il sepellire con l’Opra il dissegno, per eßere già diuolgata la stampa, dentro, e fuori di Spagna. (Speroni 1669, a5r) Er rettet sich, unschuldig, nach Genua, »doue furono gradite le mie fatiche, ed il mio affetto premiato« (Ders 1669, 5r) und wo er nun eine zweisprachige Version darbietet, deren Fehlerhaftigkeit er aufgrund nicht perfekter Kenntnisse im spani-schen Teil antizipiert:

[4] Gli hai sotto gli occhi in lingua Spagnuola, e nell’Italiana, la onde puoi leggere, come più ti piace, o alla destra, o alla sinistra. Era ragione, che uscis-sero con gli abbigliamenti, co’ quali giá nacquero. Se la dettatura Spagnuola non ti piace, compatiscimi, perche non hebbi fortuna di nascere in quei felici paesi […]. (Speroni 1669, a6v)

In Bezug auf potenzielle Unzulänglichkeiten im italienischen Teil verweist Spe-rone den Leser auf die Nutzbarmachung der Seitenränder »per corregger gli er-rori«, ergänzt aber diesbezüglich:

[5] Quei della stampa bisogna che tù gli perdoni, perche son pochi, quando io considero, che è passata per le mani prima di vn Francese, e vn Lombardo, poi di vn Tedesco, e vn Monferrino, finalmente di vn Bolognese, e di vn Ge-neurino. In questo paese i Stampatori sono cervelli bisbetici, laonde il Mae-stro delle Stampe si scusa sopra gli vficiali, e questi dan la colpa all’Autore.

(Speroni 1669, a6v)

38 Nach dem Studium der lettere umane und anderer Wissenschaften in Mailand, Genua, Bologna und Salamanca tätigte er zwei karitative Reisen nach Afrika und unterstand mehreren Ministern, u.a. in Spanien.

In der geäußerten sechsfach garantierten Korrektheit ist in vortrefflicher Weise der durch nicht florentinisches und »launisches« Fachpersonal verkörperte

» microbabele linguistico« (Quondam 1983, 664) innerhalb einer Offizin exemp-lifiziert, über den immer noch viel zu wenige konkrete sprachgeschichtliche Be-funde vorliegen.

Dieses Druckwerk – von insgesamt 46 im Korpus erfassten zweisprachigen se-centine das einzige in Genua gedruckte – ist folglich in mehrfacher Hinsicht auf-schlussreich: Erstens aufgrund der sprachlichen Druckgeschichte und Zirkulation in (und außerhalb von) Spanien als Erst- und Auftragsdruck sowie als Zweitedi-tion mit italienischer Übersetzung aus wohl pragmatischen, kollektiv motivierten Gründen, vor allem aber aus Prestigegründen für die Heimatstadt (vgl. auch das Folioformat und die Widmungsadressaten). Zweitens aufgrund der individuellen Mehrsprachigkeit des Autors und drittens aufgrund des Einblicks in das mehr-sprachige »Diasystem Buchdruck« (vgl. Trifone 1993). Nicht zuletzt spiegelt es als Ehrengabe außerdem das Interesse des Hauses Habsburg an der Seerepublik Ge-nua, »Republica tan benemerita de la Monarquia Española« (Speroni 1669, a3v) wider, von dem es wirtschaftspolitisch und finanziell abhängig war (vgl. Pittioni 2007 und Kap. 2, Anm. 19).