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Auswertung des Workshops

Im Dokument Maßstab Menschenrechte (Seite 75-78)

Eine wichtige Möglichkeit, eigene Bildungsange-bote zu überprüfen und Lernprozesse zu struk-turieren, ist die Verankerung von Reflexions- und Auswertungseinheiten in den Workshops. Diese sind für den Lernprozess wichtig und können außerdem dazu dienen, die angewendeten Metho-den, die inhaltlichen Themen und deren Aufberei-tung, Gruppengrößen und -zusammensetzungen sowie den zeitlichen Ablauf der Veranstaltung zu überprüfen. Dafür stehen verschiedene Instru-mente zur Verfügung, wie etwa Lerntagebücher, Austauschrunden, Flüstergruppen, mündliche Feedbackrunden oder die schriftliche Befragung zum Abschluss der Veranstaltung. Zudem ist es wünschenswert, auch einige Zeit nach dem eigent-lichen Workshop eine Befragung der Teilnehmer_

innen durchzuführen, etwa um Auskünfte über die tatsächliche Umsetzbarkeit der in den Workshops vermittelten Inhalte zu erhalten.

Im Rahmen des Projektes Maßstab Menschen-rechte wurde vor allem mit Lerntagebüchern und mündlichen Feedbackrunden gearbeitet, die hier dargestellt werden. Insgesamt empfiehlt es sich, verschiedene Auswertungs- und Feedbackmetho-den anzubieten, um Feedbackmetho-den unterschiedlichen Vorlie-ben und Bedarfen der Teilnehmer_innen gerecht zu werden.

Lerntagebücher: Lerntagebücher ermöglichen eine ausführlichere Reflexion des Lernprozesses anhand vorgegebener Fragen. Der Fokus liegt dabei auf der Selbsteinschätzung der Teilneh-mer_innen. Diese werden dazu angeregt, sich zum Beispiel kritisch mit den Lerninhalten und der Themensetzung, der Anschlussfähigkeit für die eigene Arbeit wie auch mit eigenen Gefühlen und dem Wohlbefinden auseinanderzusetzen. Die

Arbeit mit Lerntagebüchern ist relativ zeitaufwen-dig und bedarf entsprechender Vorbereitung. Es bietet sich an, zum Abschluss jedes Workshopta-ges entsprechende Reflexionsfragen mitzubringen und Zeitfenster für die schriftliche Beantwortung dieser einzuräumen. In der Regel verbleiben die Lerntagebücher bei den einzelnen Teilnehmer_

innen, damit sie sich auch nach dem Workshop erneut mit dem eigenen Lern- und Reflexionspro-zess auseinandersetzen können. Auf freiwilliger Basis können die Lerntagebucheinträge aber auch anonymisiert den Teamer_innen zur Verfügung gestellt werden und hilfreiche Hinweise darüber geben, welche Denkanstöße aus den einzelnen Workshop-Einheiten resultiert sind oder welche Fragen noch offen bleiben. Das Ausfüllen kann für Teilnehmer_innen herausfordernd sein, auch hier sollten Alternativen angeboten werden für diejeni-gen, die das Lerntagebuch nicht ausfüllen können oder möchten.

Mündliche Feedbackrunde: Eine mündliche Feedbackrunde kann als Blitzlicht oder entlang bestimmter Fragen oder Aspekte durchgeführt werden. Bei der letztgenannten Version ergibt sich die Möglichkeit, einzelne Aspekte eines Work-shops differenziert zu bewerten. Das kann zum Beispiel den Umgang untereinander, die Art, wie Teamer_innen mit Konflikten umgegangen sind, oder die Vereinbarungen der Zusammenarbeit betreffen. Persönliches Feedback ermöglicht es den Teamer_innen außerdem zu erfahren, ob die Lerninhalte von den Teilnehmer_innen auch aktiv angewendet werden können und ist besonders hilfreich, um konkrete und kurzfristige Änderungen

am Workshop vorzunehmen, etwa die Sitzord-nung oder die Pausendauer. Außerdem können Teilnehmer_innen so leicht Bedarfe formulieren und im Nachgang des Workshops kann weiterfüh-rendes themenbezogenes Material für die Teilneh-mer_innen bereitgestellt werden. Allerdings ist zu beachten, dass nicht alle sich gleich wohl fühlen vor der Gruppe zu sprechen, insbesondere wenn es darum geht, persönliche Wünsche und Bedarfe zu äußern. Die Beteiligung an einer Feedback-runde sollte daher grundsätzlich freiwillig erfolgen.

Bei der Auswertung zu berücksichtigen ist, dass Wissen und Forschung über gesellschaftliche Machtstrukturen und Diskriminierung aufgrund mehrheitsgesellschaftlicher Normativität auch ohne fundiertes Wissen darüber infrage gestellt werden kann. Insbesondere zu Beginn einer Auseinandersetzung mit den eigenen Privilegien kommt es häufig zu Abwehrreaktionen der Teilneh-mer_innen, die sich in der Bewertung des Work-shops niederschlagen können. In der Auswertung sollte dieser Kontext daher berücksichtigt werden.

Gleichzeitig können Wut und Abwehr der Teilneh-mer_innen auch Anhaltspunkte dafür sein, dass diese mit der Menge oder der Aufbereitung der Lerninhalte überfordert waren.

Beatrice Cobbinah ist Volljuristin, Diver sity-Trainerin und seit 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin des Deutschen Instituts für Men-schenrechte. Sie befasst sich insbesondere mit den Themen Rassismus, Antidiskriminierung und Gender.

Reflexionsfragen

59 Die Reflexionsfragen sind angelehnt an die Fragen aus Autor*innenKollektiv Rassismuskritischer Leitfaden (2015): Rassismuskritischer Leitfaden zur Reflexion bestehender und Erstellung neuer didaktischer Lehr- und Lernmaterialien für die schulische und außerschu-lische Bildungsarbeit zu Schwarzsein, Afrika und afrikanischer Diaspora. S. 20-21. https://www.elina-marmer.com/wp-content/

uploads/2015/03/IMAFREDU-Rassismuskritischer-Leiftaden_Web_barrierefrei-NEU.pdf (abgerufen am 10.10.19).

Im Rahmen der sieben Workshops wurden gemeinsam mit den Teilnehmer_innen ver-schiedene Reflexionsfragen59 (weitere Reflexi-onsfragen zu Methoden finden sich im Beitrag

„Methodenreflexion: Ein Schritt nach vorne“) diskutiert und zusammengetragen.

Zielgruppe und Zielstellung der Methode:

– Wen soll die Übung adressieren?

– Welches Vorwissen bringen die Teilneh-mer_innen mit?

– Mit welchem Wissen sollen die Teilnehmer_

innen aus der Übung rausgehen?

– Was ist das Ziel der Übung: Sollen die Teil-nehmer_innen durch die Methode sensibili-siert oder gestärkt/empowert werden?

– Wie können beide Aspekte (Sensibilisierung und Empowerment) mit der Methode umge-setzt werden?

Perspektive auf das Thema:

– Aus welcher Perspektive wird auf Diskrimi-nierung und Benachteiligung geschaut?

– Welche Perspektiven werden nicht benannt?

– Ermöglicht die Methode eine kritische Analyse von mehrheitsgesellschaftlichen Normvorstellungen?

– Kann durch die Übung eine intersektio-nelle Perspektive eingenommen werden?

(Aufzeigen von Wechselwirkungen und Verschränktheiten zwischen verschiedenen Dimensionen von Diskriminierung)

Reproduktion von Normen und Machtstrukturen:

– Wie werden Lebensrealitäten dargestellt, die von denen der Mehrheitsgesellschaft (zum Beispiel in Bezug auf sexuelle und geschlechtliche Identität, Herkunft, Ausse-hen) abweichen?

– Wird auf stereotyp-defizitäre Darstellung von gesellschaftlichen Minderheiten (behin-derte, muslimische, Schwarze Menschen etc.) zurückgegriffen? Wer wird wie darge-stellt beziehungsweise abgebildet?

– Werden diskriminierende (zum Beispiel rassistische und/oder sexistische) Diskurse reproduziert, zum Beispiel durch Bilder, Texte, Fragestellungen, ohne dass dies durch die Übung dekonstruiert wird?

– Welche unhinterfragten gesellschaftlichen Normen können durch die Methode trans-portiert werden?

Im Dokument Maßstab Menschenrechte (Seite 75-78)