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Einleitung

Die Unfallberichte sind in einheitlicher Form abge-fasst, mit einem kurzen Ablauf des Unfallgesche-hens und der Rettungsaktion, Informationen zur Wetter- und Lawinensituation mit den wichtigsten Messdaten in einer Tabelle, sowie – falls vorhan-den – Ausführungen zu vorhan-den rechtlichen Folgen und Bemerkungen. Bei jedem Unfall ist zudem kurz der Inhalt des Lawinenbulletins für die Unfallregion wie-dergegeben. Die wichtigsten Angaben zur Lawine werden in einer Tabelle aufgelistet.

Tabelle «Angabe zur Lawine»

Diese Tabelle enthält die grundsätzlichen Informa-tionen zum beschriebenen Unfall. Diese sind auch in den Tabellen im Anhang B zu finden. Einige Be-griffe werden im Folgenden kurz erklärt:

LK-Nr. Blatt-Nr. der Landeskarte 1:25’000

Länge Distanz zwischen

oberstem Punkt im Anrissbereich und unterstem Punkt in der Ablagerung

Breite Breite der Lawine im

Anrissbereich Anrissmächtigkeit Mächtigkeit der

Anrisskante bei Schneebrettlawinen Exposition N=Nord, E=Ost, S=Süd,

W=West

Hangneigung Karte Aus der Karte 1:25’000 gemessene steilste Hangpartie innerhalb der Anrissfläche

Geländeform Geländeform des Anrissgebietes

Anz. Auslösepersonen Wahrscheinliche Anzahl Personen, welche die Lawine ausgelöst haben

Abstände ja=Abstände zwischen Auslösepersonen von mind. 10 m vorhanden.

Wenn nur eine Person ausgelöst hat, gibt es keine Abstände Tätigkeit Angabe, ob Tour oder

Variante, und ob im Auf-oder Abstieg

Spuren Falls bekannt ist, ob im Anrissbereich Spuren vorhanden waren oder nicht, wird dies vermerkt Viele dieser Begriffe und andere Fachbegriffe aus dem Bereich Schnee und Lawinen sind in einem Online-Glossar aufhttp://glossar.slf.ch/erklärt und mit Bildern illustriert.

Kartenausschnitte

Die Kartenausschnitte sind reproduziert mit Be-willigung von swisstopo (BA071723). Es handelt sich dabei um digitale Pixelkarten ohne Schumme-rung des Reliefs. Dafür konnten Hangneigungsin-formationen, berechnet aus dem digitalen Gelän-demodel (DHM 25), hinterlegt werden. Zu beachten ist, dass bei Waldflächen die Hangneigungsfarben überdeckt werden und somit keine Hangneigungs-information vorhanden ist. Die Hangneigungen sind in die Klassen 30–35, 35–40, 40–45 und >45 eingeteilt worden. Folgende Legende gilt für alle Kartenausschnitte:

T U

T U

T U

T U

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Nr. 15: Piz Griatschouls, Zuoz 30.12.2005

Ein 49-jähriger Schneeschuhgeher stirbt beim Ab-stieg vom Piz Griatschouls in einer Lawine.

Unfallhergang und Rettungsaktion

Ein Deutsches Ehepaar hielt sich Ende Dezember 2005 im Oberengadin auf, als sie am 30.12. auf ei-ne Schei-neeschuhtour auf den Piz Griatschouls gin-gen. Die Tour wies bereits mehrere Spuren ande-rer Schneesportler auf. Sie stiegen auf der Normal-route über Munt Prosbierg in Richtung Piz Griat-schouls auf. Bei einem Zwischenhalt bei P. 2396 brach die Frau die Tour ab und stieg langsam zu-rück. Es wurde vereinbart, dass der Mann alleine bis zum Gipfel steigen würde. Sie wollten sich wie-der beim Auto treffen. Kurz nach 15.30 Uhr kon-taktierte der Mann vom Gipfel des Piz Griatschouls seine Frau über das Natel. Auf dem Abstieg auf 2700 m, wo der Rücken eine flachere Stelle bildet, querte der Schneeschuhgeher einige Meter unter-halb der Kante den mit Triebschnee beladenen, steilen Südhang. Auf der vom Wind hartgepressten Schneeoberfläche muss er ausgerutscht sein und dabei den Halt verloren haben. Gemäss den vorge-fundenen Spuren rutschte der Schneesportler über den an jener Stelle etwa 40 Grad steilen Hang 15 bis 20 m ab, wo er ein 60 m breites Schneebrett auslöste. Er wurde durch die immer schmaler wer-dende Mulde mitgerissen und im Gebiet Funtani-vas, wo die Mulde eine schmale und tiefe Rinne bil-dete, verschüttet. Der Unfall wurde nicht beobach-tet.

Um 17.02 meldete die Frau der REGA, dass ihr Gatte von einer Schneeschuhtour am Piz Griat-schouls noch nicht zurückgekehrt sei. Diese such-te das fragliche Gebiet auf dem Rückflug von Chur nach Samedan ab. Auf dem Suchflug bei bereits völliger Dunkelheit konnte eine grössere Lawine und eine Rutschspur beim Anriss der Lawine fest-gestellt werden. Um 18.20 Uhr wurde ein

Schnee-schuh auf dem Lawinenkegel gesichtet. Um 18.30 Uhr konnte der Verschüttete geborgen werden. Er hatte keine Atemhöhle und die REGA-Ärztin konnte bei ihm leider nur noch den Tod feststellen.

Wetter- und Lawinensituation

Ende November 2005 war die Schneedecke noch sehr dünn und bedingt durch die tiefen Tempe-raturen bereits stark aufbauend umgewandelt.

In der ersten Dezemberhälfte waren im Enga-din zwei Schneefälle zu verzeichnen. Vom 3. bis 5.12. fielen unter Tiefdruckeinfluss mit südwestli-chem Wind rund 35 cm (Werte Vergleichsstation Zuoz) Neuschnee. Vom 16. bis 18.12. griffen die Niederschläge einer intensiven Nordweststaula-ge auch ins Engadin über und es fielen weitere rund 30 cm Schnee im Unfallgebiet. Mit stürmi-schem Nordwestwind entstanden umfangreiche Triebschneeansammlungen, die auf der schwa-chen Altschneedecke leicht auslösbar waren. Wäh-rend dem Schneefall gingen zahlreiche Lawinen spontan ab. Nach diesem Schneefall entwickelte sich die Lawinensituation günstig. Bei milden Tem-peraturen über die Weihnachtstage konnte sich die Schneedecke zunehmend setzen und verfestigen.

Ab dem 26.12. wurde es sehr kalt und die Win-de nahmen zu, zuerst aus Südwest, am 28.12.

dann stark aus Nord und später aus Nordwest. Die frischen Triebschneeansammlungen waren zwar nicht sehr mächtig, konnten aber bereits durch Ein-zelpersonen ausgelöst werden, wie es auch bei die-ser Lawine der Fall war. An der IMIS-Windstation KES 1 (Kesch Piz Muera, 3160 m, 3,7 km vom Unfallort entfernt) kann der Windverlauf verfolgt werden (Abbildung 16).

Auf verschiedenen Messstationen (Übersichtskar-ten aller Stationen befinden sich im Anhang A) wur-den folgende lawinenrelevanten Daten gemessen:

Datum Neuschnee [cm] Max. des mittleren Mittlere

8 Uhr Windes [km/h] Lufttemperatur [C]

7ZU (1710 m) KES 1 (3160 m) KES 2 (2725 m)

28.12.05 2 42 –21

29.12.05 1 35 –23

30.12.05 0 32 –17

31.12.05 6 33 –6

Angaben zu den Stationen:

– 7ZU: Vergleichsstation Zuoz 1710 m; 2,3 km entfernt.

– KES 1: IMIS-Windstation Kesch Piz Muera 3160 m; 3,7 km entfernt.

– KES 2: IMIS-Schneestation Kesch Porta d’Es-cha 2725 m; 3,8 km entfernt.

Inhalt Lawinenbulletin für die Unfallregion:

Mässige Lawinengefahr (Stufe 2). Gefahrenstellen vor allem in Rinnen und Mulden der Expositio-nen Ost über Süd bis West oberhalb von rund 2200 m. Hinweis: Kleine Triebschneeansammlun-gen sind leicht auslösbar.

Bemerkungen

Der Verunfallte war regelmässig auf Bergtouren im Winter und Sommer unterwegs, besass jedoch kei-ne berg- oder lawikei-nenspezifische Ausbildung. Sein LVS lag ausgeschaltet in seinem Rucksack.

Angaben zur Lawine Lawine, 15.30 Uhr

LK-Nr. 1237 Anrissmächtigkeit min [cm] –

Länge [m] 1040 Anrissmächtigkeit mittel [cm] 40

Breite [m] 60 Anrissmächtigkeit max [cm] –

Gelände

Exposition SE Hangneigung Karte [] 37

Höhe ü.M. 2680 Geländeform freie Hanglage

Infos zur Auslösung

Auslöseart Schneeschuh Abstände –

Anz. Auslösepersonen 1 Tätigkeit Tour, Abfahrt

Anz. erfasste Personen 1 Spuren unbefahrener Hang

Schaden Schaden Verschüttungsart Verschüttungsdauer

1. Person tot ganz verschüttet 3 Std 00 Min

Abbildung 16:Verlauf der mittleren Windgeschwindigkeit (blau), der Windspitzen (grün) und der Windrich-tungen (rot, Nord: Oben und unten bei 360 Grad, Süd: Mitte bei 180 Grad) bei der Station KES 1 (Kesch Piz Muera).

V

Abbildung 17: Unfalllawine vom 30.12. am Piz Griatschouls mit der Abstiegsspur des Schneeschuhgehers (LK 1:25’000, Blatt 1237).

Abbildung 18: Die Lawine am Piz Griatschouls ging durch eine enge Rinne bis in das Val d’Urezza (Foto:

Kantonspolizei GR).

Nr. 26: Bec des Etagnes, Nendaz 3.1.2006

Ein 22-jähriger Walliser wird bei einer Variantenab-fahrt im Skigebiet Verbier von einer Lawine erfasst und über 4 m tief verschüttet. Leider überlebt er den Unfall nicht.

Unfallhergang und Rettungsaktion

Zwei Skifahrer fuhren mit der Bahn auf den Mont Fort. Von dort fuhren sie über den Glacier du Mont Fort bis auf rund 2900 m, wo sie auf den Nordost-grat der Bec des Etagnes querten. Der erste Vari-antenfahrer fuhr den steilen Nordhang hinunter und wartete an einer sicheren Stelle auf seine Begleiter.

Als dieser in den Hang fuhr, löste er eine Schnee-brettlawine aus, die ihn mitriss. Sein Kollege alar-mierte über Nr. 144 unverzüglich die Rettung.

Der Verschüttete konnte aus dem Helikopter mit dem LVS geortet werden. Er über 4 Meter tief ver-schüttet und konnte erst eine Stunde später gebor-gen werden. Der Skifahrer war insgesamt rund 1.5 Stunden verschüttet. Der anwesende Arzt konnte leider nur noch den Tod feststellen.

Wetter- und Lawinensituation

Vom 3. bis 10.12. fiel im Westen immer wieder Schnee. An der Station Les Attelas (ATT 2, 2545 m) wurde rund ein halber Meter Schneezuwachs

in dieser Periode verzeichnet. Die Schneedecke wandelte sich aufgrund der tiefen Temperaturen stark um und bildete ein schlechtes Fundament.

Dementsprechend hoch war die Lawinenaktivität nach den Schneefällen vom 16. bis 18.12., wo mit einer intensiven Nordweststaulage im Unfallgebiet rund 60 cm Neuschnee fielen, welche durch den starken Nordwestwind zusätzlich noch verfrachtet wurden. Mit Sonne und warmen Weihnachtstagen entwickelte sich die Situation daraufhin eher gün-stig. Auslösungen im schwachen Fundament der Schneedecke waren vor allem noch an schneear-men Stellen zu beobachten. In der Nacht auf Sams-tag, 31.12. setzte intensiver Schneefall ein, beson-ders im Westen der Schweizer Alpen. Zusammen mit einer markanten Erwärmung und stürmischem Westwind stieg die Lawinengefahr rasch an.

Bei der Unfalllawine wurde wahrscheinlich zu-erst der neuere Triebschnee ausgelöst und zu-erst dann ein grossflächiger Bruch im Fundament der Schneedecke erzeugt. Hinter einer Geländekante löste sich – wahrscheinlich gleichzeitig mit der Un-falllawine – eine zweite Lawine. Auf verschiede-nen Messstatioverschiede-nen (Übersichtskarten aller Statio-nen befinden sich im Anhang A) wurden folgende lawinenrelevanten Daten gemessen:

Datum Neuschnee [cm] Neuschnee [cm] Max. des mittleren Mittlere

8 Uhr 8 Uhr Windes [km/h] Lufttemperatur [C]

4RU (2200 m) NEN 2 (2325 m) ATT 1 (2733 m) ATT 1 (2733 m)

31.12.05 27 25 46 –6

1.1.06 14 9 32 –11

2.1.06 5 2 29 –12

3.1.06 3 0 26 –12

Angaben zu den Stationen:

– 4RU: Vergleichsstation Ruinettes 2200 m; 5,5 km entfernt.

– NEN 2: IMIS-Schneestation Nendaz Essertse 2325 m; 7,8 km entfernt.

– ATT 1: ENET-Windstation Les Attelas 2733 m; 4,4 km entfernt.

Inhalt Lawinenbulletin für die Unfallregion:

Erhebliche Lawinengefahr (Stufe 3). Gefahrenstel-len an Steilhängen aller Expositionen oberhalb von rund 2000 m. Hinweis: Schneebrettlawinen können durch eine kleine Zusatzlast leicht ausgelöst wer-den. Im Westen können die Lawinen mittlere, ver-einzelt auch grosse Ausmasse annehmen. Für Ak-tivitäten abseits gesicherter Pisten ist Erfahrung in der Beurteilung der Lawinengefahr wichtig.

Bemerkungen

Die beiden Variantenfahrer waren mit einem LVS ausgerüstet. Der Begleiter des Opfers besass zu-dem eine Lawinenschaufel und eine Sonde. Sie besassen beide keinen bergsportspezifischen Aus-weis, hatten aber einen Lawinenkurs besucht.

Angaben zur Lawine Lawine, 11.20 Uhr

LK-Nr. 1326 Anrissmächtigkeit min [cm] 30

Länge [m] 300 Anrissmächtigkeit mittel [cm] 80 Breite [m] 100 Anrissmächtigkeit max [cm] 150 Gelände

Exposition N Hangneigung Karte [] –

Höhe ü.M. 2850 Geländeform felsdurchsetztes Steilgelände,

kammnah Infos zur Auslösung

Auslöseart Ski Abstände ja

Anz. Auslösepersonen 1 Tätigkeit Variantenabfahrt

Anz. erfasste Personen 1 Spuren Hang vom Begleiter bereits befahren Schaden Schaden Verschüttungsart Verschüttungsdauer

1. Person tot ganz verschüttet 1 Std 30 Min

W

Abbildung 19:Lawine an der Bec des Etagnes, bei der ein 22-jähriger Variantenskifahrer sein Leben verlor (LK 1:25’000, Blatt 1326).

Abbildung 20:Lawine an der Bec des Etagnes mit dem ungünstigen Staubereich hinter einem Moränenwall, wo der junge Walliser über 4 Meter tief verschüttet wurde (Foto: Kantonspolizei VS).

Abbildung 21:Anrissbereich der Lawine mit den Einfahrtsspuren des Verunfallten (rechts) und seines Begleiters (links). Im Bereich der Einfahrtsspuren ist deutlich eine Gleitfläche innerhalb der Schneedecke erkennbar (Foto: Kantonspolizei VS).

Nr. 38: Le Pacheu, Bex 8.1.2006

Zwei französische Skitourenfahrer wurden im stei-len Couloir am Le Pacheu von einer Lawine mit-gerissen. Einer starb an den Folgen des Absturzes über felsiges Gelände.

Unfallhergang und Rettungsaktion

Die zwei Skitourenfahrer stiegen von Les Plans-sur-Bex über die Cabanne de Plan Névé Richtung Le Pacheu auf. Der Aufstieg führte durch ein sehr steiles Couloir durch die Westflanke von Le Pa-cheu. Ein Skitourenfahrer hatte Probleme mit sei-nem Klebfell und stieg zu Fuss auf. Kurz unterhalb des Grates wurden die beiden von einer Schnee-brettlawine erfasst. Der Skitourenfahrer, welcher noch die Ski angeschnallt hatte, konnte zur Seite fahren und sich festhalten, kurz bevor er über eine rund 200 m hohe Felsstufe abgestürzt wäre. Sein Kamerad verschwand aus seinen Augen.

Nach dem Lawinenabgang stieg der unverletzte Skitourenfahrer durch das Couloir ab und suchte seinen Kameraden auf dem Lawinenkegel mit dem LVS. Er konnte ihn bergen, musste aber schwere Kopfverletzungen feststellen. Er stieg zur Caban-ne de Plan Névé ab, wo er die Rettung alarmier-te. Die Rettungsmannschaft fand den abgestürzten

Skitourenfahrer, konnte aber nur noch den Tod des 51-jährigen Franzosen feststellen.

Wetter- und Lawinensituation

Der schwache Schneedeckenaufbau vom Winter-anfang konnte sich vor allem über die milden Weihnachtstage verbessern. Das Fundament der Schneedecke war zwar immer noch schwach, die überlagernden Schichten aber recht gut verfestigt und zunehmend stabiler. Zum Jahreswechsel gab es in der Unfallregion rund einen halben Meter Neu-schnee (55 cm in drei Tagen an der Vergleichstati-on OvrVergleichstati-onnaz, 1950 m) mit starken bis stürmischen Westwinden und einer markanten Erwärmung, ver-bunden mit einem raschen Anstieg der Lawinen-gefahr. Ab dem 4.1. war es trocken. Bis zum 6.1.

wurde mit einer mässig aktiven Föhnphase noch Schnee verfrachtet. Es entstanden kleinräumige Triebschneeansammlungen, die durch Einzelper-sonen ausgelöst werden konnten. Ab dem 6.1. war es unter Hochdruckeinfluss sonnig und schwach-windig.

Auf verschiedenen Messstationen (Übersichtskar-ten aller Stationen befinden sich im Anhang A) wur-den folgende lawinenrelevanten Daten gemessen:

Datum Neuschnee [cm] Max. des mittleren Mittlere

8 Uhr Windes [km/h] Lufttemperatur [C]

4OV (1950 m) FUL 1 (2898 m) FUL 1 (2898 m)

6.1.06 0 31 –13

7.1.06 0 26 –9

8.1.06 0 22 –8

Angaben zu den Stationen:

– 4OV: Vergleichsstation Ovronnaz 1950 m; 4,7 km entfernt.

– FUL 1: IMIS-Windstation Fully Grand Chavelard 2898 m; 7,9 km entfernt.

Inhalt Lawinenbulletin für die Unfallregion:

Mässige Lawinengefahr (Stufe 2). Gefahrenstel-len an Steilhängen der Expositionen Südwest über Nord bis Südost oberhalb von rund 2000 m.

Angaben zur Lawine Lawine, 12.30 Uhr

LK-Nr. 1305 Anrissmächtigkeit min [cm] 30

Länge [m] 140 Anrissmächtigkeit mittel [cm] –

Breite [m] 30 Anrissmächtigkeit max [cm] 40

Gelände

Exposition WSW Hangneigung Karte [] –

Höhe ü.M. 2710 Geländeform Couloir,

felsdurchsetztes Steilgelände Infos zur Auslösung

Auslöseart zu Fuss, Ski Abstände nein

Anz. Auslösepersonen 2 Tätigkeit Tour, Aufstieg

Anz. erfasste Personen 2 Spuren unbefahrener Hang

Schaden Schaden Verschüttungsart Verschüttungsdauer

1. Person unverletzt nicht verschüttet –

2. Person tot ganz verschüttet 45 Min

X

Abbildung 22:Die Lawine am Le Pacheu ging durch das sehr steile Westcouloir nieder bis auf den Gletscher (LK 1:25’000, Blatt 1305).

Nr. 40: Bachberggrat, Saanen 8.1.2006

Ein Skitourenfahrer wird in der steilen Westflanke des Bachbergrates von einer Lawine mitgerissen und verletzt sich beim Absturz.

Unfallhergang und Rettungsaktion

Am Sonntag 8.1. stieg der Skitourenfahrer mit sei-nem Hund von Scheidbach über Bachegg zum Bachberggrat hoch, mit der Absicht zu der Hütte am Hohberg zu gelangen. Etwa bei Punkt 2218 fuhr er in den Westhang ein. Anhand der vielen Wildspuren (Gämsen) nahm er an, dass die La-winensituation die Abfahrt erlauben könnte. Nach-dem er den Hang gequert hatte und mit drei Kur-ven die Richtung zur Hütte wählte, lösten sich be-reits kleinere Rutsche. Nach einer kurzen Pause entschied er sich trotzdem zur Rippe zu fahren, auf der sich die Hütte befindet. Auf halbem Weg lös-te er ein Schneebrett aus und wurde über 600 m mitgerissen. Seine Talfahrt beschrieb er folgender-massen:«Ich musste kämpfen und mich bewegen, um auf der Lawine zu bleiben. Mal flog ich durch die Luft und kurz darauf war ich wieder im Dunkeln.

Ich wehrte mich, wollte oben auf der Lawine blei-ben. Es wurde langsamer, ich verspürte noch Druck von hinten, bäumte mich nochmals auf und war auf der Lawine. Ich hatte Mühe mit Atmen und der Kopf schmerzte.»

Tourengeher, welche in unmittelbarer Nähe waren, hatten den Lawinenabgang beobachtet und waren

sofort beim Verunglückten. Der verunglückte Tou-renfahrer befand sich am Ende des Lawinenkegels im Auslauf der Lawine und war nur teilverschüt-tet. Vom Wasserngrat her hatte jemand dem gan-zen Ablauf zugeschaut und sofort die REGA alar-miert, welche bereits nach 8 Minuten ins Gebiet einflog. Der Tourenfahrer wurde zur weiteren Unter-suchung ins Spital nach Saanen geflogen. Er brach sich beim Absturz zwei Rippen, hatte diverse Prel-lungen und erlitt eine Verletzung der Kopfhaut.

Wetter- und Lawinensituation

Die Schneedecken- und Lawinensituation war bei diesem Unfall vergleichbar mit den in Unfall Nr. 38 (Seite 27) beschriebenen Verhältnissen. Auch hier fiel zum Jahreswechsel etwa ein halber Meter Neu-schnee (48 cm in drei Tagen an der Vergleichsstati-on Saanemöser, 1390 m), der zusammen mit star-ken bis stürmischen Westwinden und einer mar-kanten Erwärmung zu einem Anstieg der Lawinen-gefahr führte. Bei der Unfalllawine dürfte es sich um eine Triebschneeansammlung aus der Föhnpe-riode vom 4. bis 6.1. gehandelt haben, wobei die Lawine teilweise bis in das schwache Altschneefun-dament riss.

Auf verschiedenen Messstationen (Übersichtskar-ten aller Stationen befinden sich im Anhang A) wur-den folgende lawinenrelevanten Daten gemessen:

Datum Neuschnee [cm] Max. des mittleren Mittlere

8 Uhr Windes [km/h] Lufttemperatur [C]

1SM (1390 m) FAE 1 (2762 m) FAE 1 (2762 m)

6.1.06 0 37 –9

7.1.06 0 17 –7

8.1.06 0 32 –7

Angaben zu den Stationen:

– 1SM: Vergleichsstation Saanenmöser 1390 m; 8 km entfernt.

– FAE 1: IMIS-Windstation Färmel Albristhorn 2762 m; 11,9 km entfernt.

Inhalt Lawinenbulletin für die Unfallregion:

Mässige Lawinengefahr (Stufe 2). Gefahrenstel-len an Steilhängen der Expositionen Südwest über Nord bis Südost oberhalb von rund 1800 m.

Bemerkungen

Der Hund des Tourenfahrers kam selber aus der

Lawine und hatte seinen Meister auf der Lawine ge-sucht und ihn auf dem Lawinenkegel wieder gefun-den und bis zum Spital nicht mehr verlassen. Der einheimische Tourenfahrer war ein begeisterter und erfahrener Berggänger. Wie dieser Lawinenunfall zeigt, stellen Tierspuren keine Sicherheit dar. Die Tiefe sind leichter und belasten die Schneedecke weniger als ein Skifahrer.

Angaben zur Lawine Lawine, 13.55 Uhr

LK-Nr. 1266 Anrissmächtigkeit min [cm] 20

Länge [m] 730 Anrissmächtigkeit mittel [cm] –

Breite [m] 30 Anrissmächtigkeit max [cm] 50

Gelände

Exposition W Hangneigung Karte [] 42

Höhe ü.M. 2125 Geländeform kammnah

Infos zur Auslösung

Auslöseart Ski Abstände –

Anz. Auslösepersonen 1 Tätigkeit Tour, Abfahrt

Anz. erfasste Personen 1 Spuren unbefahrener Hang

Schaden Schaden Verschüttungsart Verschüttungsdauer

1. Person verletzt teilverschüttet –

Abbildung 23:Im Anrissbereich ist gut zu sehen, dass die Lawine bis auf den Grund riss (Foto: U. Grundisch).

Abbildung 24:Übersicht über die Lawine am Bachberggrat vom 8.1.2006. Der Skitourenfahrer wollte zur rot eingezeichneten Alphütte gelangen (Foto: U. Grundisch).

Abbildung 25:Lawine am Bachberggrat mit der Alphütte, die das Ziel der Abfahrt war und der Aufstiegsroute (LK 1:25’000, Blatt 1266).

Nr. 47: Tagweid (Brienzer Rothorn), Giswil/Flühli 20.1.2006

Zwei junge Freerider lösen in der steilen Tagweid-flanke am Brienzer Rothorn eine grosse Lawine aus. Einer der Snowboarder kann sich noch mit ei-ner Fluchtfahrt retten, der andere wird mitgerissen und stirbt beim Absturz.

Unfallhergang und Rettungsaktion

Am Freitag 20.1. war der 26-jährige Snowboarder mit Kollegen aus der Freeride Szene von Sören-berg im Skigebiet Brienzer Rothorn am Snowboar-den. Zusammen fuhr man vorerst im freien Skige-lände durch die Nesslenwäng. Während seine Kol-legen um 11.30 Uhr zum Mittagessen zur Skihütte Eisee abfuhren, wollte er noch eine Talabfahrt über die Tagweid machen. Im Gebiet Eisee, verliess er die markierte Skipiste links und traversierte den Südhang zum Tagweidgrat. Während er dort an der Sonne verweilte, kam ein weiterer Freerider dazu.

Dieser war an diesem Tag alleine unterwegs, kann-te jedoch den warkann-tenden Snowboarder flüchtig aus der Freerider Szene. Nach einem Gespräch einig-ten sich die Beiden, die Tagweidabfahrt zusammen zu machen. Über das felsige Gelände mussten sie ihre Snowboards abziehen. Sie stiegen über den Grat und gelangten in den Nordhang der Tagweid.

Bei einer Hangneigung von über 40 Grad rutschten sie im felsdurchsetzten Steilgelände etwa 20 Me-ter nach links (orographisch) ab. Dabei beobachte-ten sie direkt unter dem Einstieg drei bis vier fri-sche Abfahrtsspuren von anderen Snowboardern.

Im ganzen Nordhang sahen sie keine Freerider un-ter sich im Gelände. Der erste Snowboarder fuhr praktisch in der direkten Falllinie und in grossen Bögen den Hang hinunter. Als er eine Abfahrts-strecke von ca. 100 bis 150 m zurückgelegt hatte, gab es plötzlich einen lauten Knall. Der obere Free-rider schaute gegen den Berg und beobachtete, wie sich ca. 15 m über ihm eine Schneebrettlawine ausgelöst hatte. Während er den unteren Freerider von der Lawine schreiend warnte, konnte er sich auf dem fliessenden Schneebrett nach links (oro-graphisch) in Sicherheit bringen. Als er dort anhielt und zurückschaute, beobachtete er eine mächtige Schneebrettlawine mit viel Staub ins Tal donnern.

Er wartete dann wenige Minuten, bis sich der La-winenstaub etwas gelegt hatte und suchte dann

Er wartete dann wenige Minuten, bis sich der La-winenstaub etwas gelegt hatte und suchte dann