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Eisfurchenmorphologie o geringe Reliefenergie

4.2 Ausgewählte Karteninhalte .1 Absolute Anzahl der Eisfurchen

Wie in Karte I zu sehen, findet man über den gesamten Laptevseeschelf verteilt Regionen mit einer starken Häufung von Eisfurchen in bestimmten Wassertiefen. Die Eisfurchenhäu-figkeit einer Region ist abhängig von der Beziehung zwischen Eisbergdimensionen und Wassertiefe, Rate der Eisbergproduktion und der Driftroute. Bereiche ohne Eisfurchen kommen zum Beispiel in Driftrichtung der Eisberge auf Leeseiten von Untiefen vor (Dowdeswell et a1., 1993). Betrachtet man die Häufungen von Eisfurchen in den unter-schiedlichen Regionen der Laptevsee, so stellt man entlang von Severnaya Zemlya von Nordwesten nach Südosten eine abnehmende Wassertiefe fest, in der die Häufigkeits-maxima der Eisfurchen gefunden wurden, so daß eine Driftrichtung von Nordwest nach Südost nachvollziehbar ist. Im übrigen Schelfbereich ist dieser Gradient nicht mehr ohne weiteres nachvollziehbar. Da Eisfurchen nur dann entstehen können, wenn Eisberge am

Diskussion

Driftrichtungen machen. Die Vilkitsky-Khatanga-Rinne in Südrichtung passierenden Eis-berge sind wahrscheinlich für die Häufung nordöstlich der Taymyr Halbinsel verantwort-lich. Die Häufung östlich der Taymyr Halbinsel kann nur durch auflaufende Eisberge ent-standen sein, welche die Anabar-Khatanga-Rinne in südwestliche Richtung passierten.

Welche Driftrichtung für die Häufung der Eisfurchen nördlich von Kotelnyy verantwort-lich ist, ist in Karte I nicht auszumachen.

4.2.2 Relative Durchfurchung des Sedimentes

Die relative Durchfurchung des Sedimentes soll eine Aussage über die Intensität einer Überprägung des Meeresbodens durch aufgelaufene Eisberge geben. Dowdeswell et al.

(1993) unterschied für ein Untersuchungs gebiet in Ostgrönland drei verschiedene Stufen der Intensität der Durchfurchung:

• hohe Intensität (in geringerer Wassertiefe):

durch starke Durchfurchung kaum erkennbarer Reflexionshorizont des Meeres bo-dens mit unregelmäßigen und unstetigen Verlauf

diffuses Reflexionssignal des Untergrundes

das Parasoundsystem kann nicht mehr die abrupten Wechsel der Morphologie auflö-sen

flache oder ungestörte Bereiche fehlen

• mittlere Intensität (in mittlerer Wassertiefe):

- einzelne Eisfurchen haben eine mehr zugerundete Form Meeresboden hat auch undurehfurchte Bereiche

• geringe Intensität (Wassertiefe bis zur tiefsten Eisfurche):

es sind nur noch einzelne Eisfurchen auszumachen

diffus reflektierender Untergrund geht zurück und verschwindet

Im Gegensatz zur Einstufung von Dowdeswell et al. (1993) ist in Karte II die Intensität der Überprägung des Meeresbodens wertungsfrei durch das Verhältnis von durchfurchtem Meeresboden zu undurchfurchtem Meeresboden dargestellt. Hier werden wiederum die Auflaufgebiete entlang der Schelfkante im Nordwesten und an der Südflanke der Vilkits-ky-Khatanga-Rinne wiedergegeben. Auch das Auflaufgebiet östlich der Taymyr Halbinsel wird deutlich wiedergegeben. Mit Hilfe der Kartendarstellung erkennt man, daß auch in Gebieten mit geringeren Eisfurchenanzahlen eine intensive Überprägung durch Eisberge möglich ist, deutlich zu sehen an den höheren Werten mit über 40% in Wassertiefen

>200m im nordöstlichen Bereich der Laptevsee. Auch in der Vilkitsky-Straße ist eine

stär-Diskussion

kere Überprägung ersichtlich. Diese intensive Überprägung in größerer Wassertiefe könnte von großen Eisbergen stammen, die mit Beendigung der letzten Eiszeit vermehrt freige-setzt wurden (Blanchon & Shaw, 1995). Die am tiefsten gelegene Eisfurche, die in in den zu bearbeitenden Datensatz aufgenommen wurde, befindet sich in der nordöstlichen Lap-tevsee in einer Wassertiefe von 354,5m (siehe Kapitel 3.2, Abb. 20). Geht man davon aus, daß diese Furche schon vor der letzten Transgression entstand (siehe Kapitel 4.1. 7), als der Meeresspiegel ca. 120m tiefer lag (Fairbanks, 1989), so bedeutet dies, daß die Furche bei in einer damaligen Wassertiefe von ca. 235m entstanden sein könnte. Da in der Nähe des heutigen Liefergebietes rezente Furchen in dieser Tiefe vorstellbar sind (siehe Kapitel 1.10.5) kann man davon ausgehen, daß die Vergletscherung des letzten Glazials in der Re-gion der Laptevsee nicht besonders ausgeprägt war. Dies würde der Annahme von Du-nayev & Pavlidis (1988) und Weiel (1997, unveröffentlicht) entsprechen, daß sich das letzte Hochglazial (Stadium 2) im Bereich der Laptevsee in Form einer Gebirgsverglet-scherung äußerte (siehe Kapitel 1.10.1). Auf dem südlichenYermak Plateu (norwestlich von Spitzbergen) wurden bis in eine heutige Wassertiefe von 850m Oberflächenmuster als pleistozäne Eisfurchen gedeutet, die Zeugnisse von wesentlich mächtigeren Eisschilden im arktischen Raum darstellen (Vogt et al., 1994).

4.2.3 Eisfurchenbreite

Die Intensität der Überprägung des Meeresbodens wird auch durch die durchschnittliche Eisfurchenbreite widergespiegelt. Auch in Karte III können die Auflaufgebiete in der nordwestlichen Laptevsee und nördlich der Taymyr Halbinsel wiedergefunden werden.

Das deutet darauf hin, daß in Gebieten in denen vermehrt Eisberge auflaufen auch ver-mehrt breitere Furchen entstehen, die besonders tiefgründige und breite Furchen ziehen.

Die Auflaufgebiete müßten dann auch in einer Häufung von besonders tiefgründigen Eis-furchen wiedergegeben werden.

In der Beaufortsee wurden bei einer flächenhaften Untersuchung eines Gebietes maximale Eisfurchenbreiten von ca. 70m gefunden (Barnes et al., 1984). Die maximale Breite, die durch das Parasoundsystem in der Laptevsee aufgezeichnet wurde, beträgt das Zehnfache und muß als parasoundsystembedingte Überschätzung der realen Furchenbreite gewertet werden (siehe Kapitel 2.6.3.5).

Mit Hilfe von Seitenecholotdaten, die eine flächenhafte Aufsicht des Meeresgrundes wie-dergeben, wurden in der Beaufortsee vorwiegend küsten- und isobathenparallele Eisfur-chenorientierungen gefunden (Barnes et al., 1984; Rearic et al., 1990). In der Laptevsee wurde anhand von Seitenecholotdaten, die während der Expedition "Transdrift I" (1993)

Diskussion

telt (Lindemann et al., 1995). Bei Betrachtung der unterschiedlichen Fahrtrichtungen in Kombination mit unterschiedlichen durchschnittlichen Eisfurchenbreiten entlang der Fahrtabschnitte der Expeditionen ARK-IX/4 (1993) und ARK-XI/1 (1995) nordwest- bis nördlich von Kotelnyy scheint eine dominante Orientierung der Eisfurchen erkennbar zu sem.

Nördlich von Kotelnyy sind die Eisfurchenbreiten in Nord-Süd Richtung sehr gering, in West-Ost Richtung jedoch sehr hoch. Daraus kann geschlossen werden, daß die Eisfurchen eine Hauptdriftrichtung Richtung West-Ost wiedergeben und so bei der linienhaften Erfas-sung des Parasoundsystems der Eindruck entsteht, daß in West-Ost Richtung vorwiegend breite Spuren von Eisbergen hinterlassen worden sind und in Nord-Süd Richtung vorwie-gend schmale.

4.2.4 Maximale Einkerbtiefe / Einkerbtiefenklassen

In den Karten IV-V/c werden durch die maximale Einkerbtiefe und die prozentualen An-teile der Einkerbtiefenklassen >2m, wie in Kapitel 4.2.3 vermutet, wiederum die als Auf-laufgebiete interpretierten Bereiche im NW, NO, nördlich und östlich der Taymyr Halb-insel und nordwestlich vor Kotelnyy deutlich wiedergegeben. Die tieferen Eisfurchen im Bereich der Anabar-Khatanga-Rinne verdeutlichen, daß die Untergrundbeschaffenheit ein mitbeeinflußender Faktor für die Eisfurchentiefe ist. In Abb. 24 wird eine untergrund-abhängige Furchentiefe deutlich und wird in Kapitel 4.1.3 erläutert.

Die geringe Furchentiefe im Bereich der östlichen Lena-Rinne scheint, wie in Kapitel 4.1.4 besprochen, die tonreichere Zusammensetzung des durchfurchten Sedimentes und somit eine geringe Resistenz gegen Einebnung der Furchen widerzuspiegeln.

4.2.5 Eisfurchen unterschiedlicher Morphologie

Der in Karte VI/a beschriebene erhöhte Anteil an Eisfurchen geringer Reliefenergie im reich der nordöstlichen Laptevsee, in Teilen der Vilkitsky-Straße und in den tieferen Be-reichen am östlichen Schelfrand von Severnaya Zemlya, scheint die Dominanz von älteren Eisfurchen in diesem Gebiet widerzuspiegeln. Die Vilkitsky-Straße wird für das letzte Glazial als eisfrei mit fjordähnlichen Bedingungen angegeben (Dunayev & Pavlidis, 1988;

Weiel, 1997, unveröffentlicht), so daß dort Furchen aus dem letzten Glazial erhalten sein könnten. Für die NO-Region der Laptevsee wurde anhand der Wassertiefe und einer ca.

1m mächtigen undurchfurchten Schicht oberhalb der gedeuteten Eisfurchen, wie in Abb.

22 zu sehen ist, eine frühe Entstehungsphase der Furchen gedeutet (siehe Kapitel 4.1.7). In

Diskussion

den tieferen Bereichen der NW-Region wurde ebenfalls eine Sedimentschicht über den ge-fundenen Eisfurchen erkannt, so daß auch für diese Bereiche der NW-Region eine frühe Entstehungsphase der Furchen gedeutet werden kann. Die geringe Reliefenergie im östli-chen Lena-Rinnen-Bereich ist vermutlich auf den in Kapitel 4.1.4 beschriebenen hohen Tonanteil im Sediment zurückzuführen. Die Dominanz der Eisfurchen geringer und mittle-rer Energie in der übrigen südlichen und zentralen Laptevsee, wie man in Karte VI/a und Karte VIIb erkennen kann, ist aber auch durch deren Furchengröße an der Grenze der Auflösbarkeit des Parasoundsystems zu erklären, die keine eindeutige Einstufung der Eis-furchen in einen bestimmten Furchentyp erlaubte. Die in Karte VIIc zu erkennenden Häu-fungen der Eisfurchen mit hoher Reliefenergie geben größtenteils die Auflaufgebiete im NW, SW der Laptevsee und nordwestlich bis nördlich von Kotelnyy wieder und könnten rezente Eisfurchen darstellen. Diese Eisfurchen besitzen eine ähnliche Morphologie, wie die bei Dowdeswell et al. (1993) abgebildeten Eisfurchen, die zum Durchfurchungstyp

"hohe Furchenintensität" gehören. Diesen Durchfurchungstyp ordnen Dowdeswell et al.

(1993) rezent auflaufenden Eisbergen zu, so daß man die in der Laptevsee dem Furchentyp

"hohe Reliefenergie" zugeteilten Furchen als rezent annehmen kann.

4.3 Charakterisierung der Regionen