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Eisfurchenmorphologie o geringe Reliefenergie

4.3 Charakterisierung der Regionen .1 Regionale Verteilung der Wasser tiefe

4.3.3 Anzahl der Furchen in Abhängigkeit von der Wassertiefe

Betrachtet man die Häufigkeitsverteilung der Eisfurchen in Abhängigkeit von der Wasser-tiefe (siehe Abb. 36), so fallen verschiedene Verteilungsmuster auf. In der NW-Region ist eine logarithmische Verteilung auszumachen. Dies scheint ein allgemeines Verhältnis zwi-schen Größe und Häufigkeit von Eisbergen wiederzugeben. Lewis (1977) fand in der Be-aufortsee ebenfalls eine logarithmische Beziehung zwischen Größe und Häufigkeit von treibendem Meereis heraus. In der SW- und der SO-Region findet man diese Verteilung ansatzweise wieder. Diese Regionen scheinen einen Teilbereich aus der logarithmischen Verteilungskurve der NW-Region zu enthalten. Die O-Region besitzt nur einen sehr gerin-gen Wassertiefenbereich (ca. 40-60m, siehe Abb. 35), sie könnte daher einem Teilbereich der Verteilungskurve zwischen 40 und 60m Wassertiefe der NW-Region entsprechen. In Abb. 41 sind daher zum Vergleich die Regionen in der gleichen Skalierung übereinander dargestellt. Man erkennt dort, daß die verschiedenen Regionen Teilbereiche der logarith-mischen Funktion unterhalb der Verteilungskurve der NW-Region darstellen. In geringen Wassertiefen sind in der NW-Region nicht so viele Eisfurchen gefunden worden wie in ei-nigen anderen Regionen. Eine Erklärung dafür könnte zum Beispiel der zunehmende Zer-fall von Eisbergen mit der Entfernung zum Liefergebiet sein. So würden aus einem großen Eisberg, nachdem er zerbrochen ist, mehrere kleine Eisberge entstehen. In Regionen die weiter vom Liefergebiet entfernt sind müßte durch Vorsortierung der Eisberggrößen stei-lere wassertiefenabhängige Kurven als distaler Effekt zu erkennen sein. Bei Betrachtung von Abb. 36 wäre solch eine zunehmende Entfernung der SW-, SO- und O-Region von der NW-Region nachvollziehbar. Als proximalen Effekt könnte man die selten gefundenen Furchen in der S- und in der W-Region deuten. Wie in Abb. 36 zu sehen, stellt die Vertei-lung der Datenpunkte in der NO-Region einen Sonderfall dar. Sie folgen nicht dem Ver-teilungsmuster der NW-Region. Sie sind diffus ohne erkennbares Abhängigkeitsverhältnis über die verschiedenen Wassertiefen verteilt und erklären den in Abb. 35 dargestellten Streubereich um das Häufigkeitsmaximum der Eisfurchen. In großen Wassertiefen sind in der NO-Region sogar häufiger Eisfurchen zu finden als in der NW-Region. Dies bekräftigt wiederum die Annahme, daß die dort gefundenen Eisfurchen in einer früheren Zeit ent-standen, als der Meeresspiegel noch ca. 120 Merter tiefer lag (Fairbanks, 1989). Versetzt man die Datenpunkte der NO-Region um 120m in geringere Wassertiefen, so befinden sich

Diskussion

gefundenen Eisfurchen dargestellt sind, ist interessant, warum in der NW -Region in großen Wassertiefen nicht mehr Eisfurchen gefunden worden sind, als in der NO-Region. Eine Erklärung wäre zum Beispiel eine so starke Vergletscherung von Severnaya Zemlya, daß die Eiskappe bei Severnaya Zemlya soweit über die Schelfkante reichte, daß dort keine Eisfurchen entstehen konnten. Die W-Region enthält zu wenige Datenpunkte, um Aussa-gen über ein Abhängigkeitsverhältnis machen zu können. In der S-Region können weAussa-gen der wenigen gefundenen Eisfurchen ebenfalls keine charakteristische Abhängigkeitsver-hältnisse gedeutet werden. Das verdeutlicht, daß diese beiden Regionen von der Haupt-driftrichtung der Eisberge abweichen und so nur wenig überprägt werden.

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AM. 41: Anzahl der gefundenen Eisfurchen in Abhängigkeit zur Wassertiefe

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Diskussion

4.3.4 Regionale Verteilung der maximalen Einkerbtiefen

Die in Abb. 37 aufgeführten maximalen Einkerbtiefen zwischen 8 und 9m in der W-, SW-, SO- und in der NO-Region spiegeln Eisfurchen wider, die durch besonders große Eisberge und in einem morphologisch stark gegliederten Gebiet entstanden sein müssen. Durch den Anteil des Eisberges, der sich über der Meeresoberfläche befindet (Segelfläche), bietet ein größerer Eisberg, der durch Wind und Meeresströmungen beeinflußt wird, auch eine stär-kere Angriffsfläche gegenüber herrschenden Winden und kann eine höhere kinetische Energie aufnehmen (Barnes et al., 1984). Auf vielen Parasoundprofilen ist zu erkennen, daß die intensivste und tiefgründigste Durchfurchung des Untergrundes bei Untiefen zu finden ist. Das bestätigt die Angabe von Reimnitz & Kempema (1988), daß Untiefen einen großen Effekt auf Eisfurchenhäufigkeit haben. Die NW-Region ist, wie man in Abb. 21 deutlich erkennen kann, ein intensiv durchfurchtes Auflaufgebiet, dennoch ist die maxi-male Einkerbtiefe vergleichsweise geringer als in den oben erwähnten Gebieten. Diese Tatsache läßt sich durch den dortigen Diamikt im Untergrund erklären, der ein tiefgründi-ges Eindringen der Eisberge in den Untergrund verhindert (Weiel, 1997, unveröffentlicht).

Mit einem Median von 2,3m sind in der NW-Region die zweittiefsten Einkerbtiefen in der Laptevsee zu finden. Damit wird deutlich, daß die NW-Region ein bevorzugtes Auflauf-gebiet für Eisberge ist. Mit dem 4,1m deutlich höheren Median nimmt die NO-Region eine Sonderstellung ein. Das könnte andeuten, daß zur Zeit, als die Furchen in der NO-Region entstanden, andere Klimabedingungen geherrscht haben als heute, so daß entweder beson-ders große Eisberge dort auflaufen konnten oder der Untergrund durch eine stärkere Eis-bergdrift besonders intensiv durchfurcht wurde.

In der S- und O-Region überwiegen nur geringe Einkerbtiefen. Gründe für den geringen Median der Einkerbtiefe von O,5m bzw. O,6m der S- bzw. O-Region scheint eine äußerst schwach ausgeprägte Morphologie des Schelfes mit einer resultierenden flachgründigen Durchfurchung und ein oberflächennah anstehender submariner Permafrost in geringen Wassertiefen zu sein. Für die S-Region scheint teilweise eine geringe Einebnungsresistenz durch tonige Sedimentbeschaffenheit (siehe Kapitel 4.1.4) ein weiterer Grund für die Flachgründigkeit der gefundenen Furchen zu sein.