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Auftreten der Krankheiten 2010

Schwarzfleckenkrankheit: Bedingt durch den stockenden Austrieb anfangs Mai, verbunden mit ausreichenden Nieder-schlägen, kam es zu stärkeren Infektionen. Die typischen Symptome an der Triebbasis mit den gefurchten und schwarz verfärbten Internodien konnten vor allem beim Riesling-Silvaner und etwas abgeschwächt auch beim Blauburgunder festgestellt werden. Ausbleichungen an den Trieben waren im Winter deutlich zu sehen. In der langjährigen Riesling-Silvaner-Kontrollparzelle in Wädenswil zeigen viele Stöcke Auskahlungen im Rebkopfbereich. Man hat Mühe, ein geeig-netes Schoss zum Anschneiden zu finden.

Rotbrenner: Wie in den Vorjahren konnte auch 2010 in unse-ren Reblagen kein Befall festgestellt werden. Mit Ausnahme von einigen Lagen im St. Galler Rheintal scheint die Krankheit fast vollständig verschwunden zu sein. An den Infektionsbe-dingungen kann es nicht liegen, die waren im Frühjahr und

Vorsommer oft gegeben. Eventuell hat der Einsatz von Fungi-ziden aus der Gruppe der Strobilurine und Triazole einen bedeutend grösseren Einfluss auf den Rotbrenner als bisher angenommen.

Schwarzfäule (Black rot): Erstmals ist diese Pilzkrankheit nun am Zürichsee und im Zürcher Weinland aufgetreten und hat in einigen wenigen Parzellen starken Befall an Blättern und Trauben verursacht. Es muss angenommen werden, dass die Krankheit in diesen Parzellen schon latent vorhan-den war und sich dank vorhan-den günstigen Infektionsbedingungen im Juni und Juli ausbreiten konnte. In einem Fall hat sich die Krankheit vermutlich in einer Driesche entwickelt und griff von dort auf behandelte Nachbarparzellen über. Verschiedene Präparate aus der Gruppe der Strobilurine und der Triazole haben eine sehr gute Wirkung gegen Black rot. Wie beim Falschen Mehltau müssen die Behandlungen jedoch primär vorbeugend durchgeführt werden.

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Wädenswil 2010: Blattflächeentwicklung und Behandlungen gegen Falschen Mehltau

Primärinfektionen bei Grenzbedingungen

Primärinfektionen im 5-6 Blattstadium Primärinfektionen Totalbefall an Blättern und Trauben. Die ersten, vom Progno-semodell am 10., 11. und 13.5. berechneten Primärinfekti-onsbedingungen ergaben noch keinen Befall. Erst die wieder-holt günstigen Bedingungen vom 26.5. bis 31.5. führten dann zu Ölflecken, welche am 10. Juni sichtbar wurden. Interessan-terweise wurden zu diesem Zeitpunkt auch vereinzelte Erstin-fektionen an Interspezifischen Rebsorten festgestellt. Begüns-tigt durch die häufigen Niederschläge breitete sich die Krank-heit im Juli und August überall sehr stark aus. Besonders stark betroffen waren die Bündner Herrschaft und das St.

Galler Rheintal, wo es in einzelnen Praxisparzellen zu emp-findlichen Ertragsausfällen kam. Trotz intensivem Pflanzen-schutz war die Krankheit kaum zu bremsen. Die permanent günstigen Infektionsbedingungen, verbunden mit einer star-ken Virulenz der Falschen Mehltaupopulation, stellte die Pra-xis vor enorme Probleme. Zeitpunkt, Mittelwahl, Dosierung und Applikationstechnik waren die Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Bekämpfung.

Grafik 1: Infektionsgefahren und Behandlungen

Der Austrieb ist wegen kühler Witterung bis zum 20. Mai stark verzögert. Danach entwickelt sich das Schosswachstum wie gewohnt sehr rasch. Vom 5-Blattstadium bis Blühbeginn dau-ert es nur 14 Tage. Das VitiMeteo-Modell berechnet die ers-ten Primärinfektionsbedingungen sehr früh im 2-3 Blattstadi-um. Das waren in Bezug auf die Temperaturen und die sehr geringe Blattmasse eher Grenzbedingungen. Kam es im 2009 bei solchen Bedingungen zu sehr frühen Infektionen, so

blie-ben sie im 2010 aus. Leider kann das aber erst im Nachhinein anhand der Ölfleckenkontrolle festgestellt werden. Die ersten Ölflecken vom 10. Juni gehen eindeutig auf die Infektionen vom 26. bis 30. Mai zurück. Zu diesem Zeitpunkt zeigten sich Infektionen am 3., 4. und 5. Blatt. Obwohl vor und nach der Blüte wiederholt Sekundärinfektionsbedingungen angezeigt wurden, entwickelte sich der Falschen Mehltau in den Kon-trollparzellen eher zögerlich. Erst ab Mitte Juli nahm der Befall auf Trauben und Blättern rasant zu und führte bis Mitte Au-gust zu einem Totalbefall in den Kontrollen.

Nach den grossen Bekämpfungsproblemen im Vorjahr wähl-ten wir auf den Betriebsparzellen eine vorsichtige und mehr-heitlich vorbeugende Strategie. Wegen Pfingsten (23.5.) und der unsicheren Wetterprognose wurde die zweite Behandlung mit Fantic F etwas vorgezogen. Die übrigen Behandlungen konnten hingegen optimal, jeweils unmittelbar vor gefährli-chen Infektionsperioden durchgeführt werden.

Echter Mehltau: Wie schon im Vorjahr trat die Krankheit am Zürichsee auch 2010 eher spät und nur schwach in Erschei-nung. Die dauernassen Bedingungen im Juni, Juli und August sorgten für nur für geringe Infektionsgefahr. Erst am 19. Juli konnten in der Kontrollparzelle vereinzelte Infektionen an Beeren beobachtet werden. In Gebieten mit weniger häufigen Niederschlägen wie zum Beispiel im Kanton Aargau und im Klettgau trat der Echte Mehltau wesentlich stärker in

Erschei-nung und verursachte in einzelnen Parzellen starken Trau-benbefall.

Graufäule: Die regnerische Witterung, die bis weit in den September hinein anhielt, liess das Schlimmste befürchten.

Die mehrheitlich lockeren Trauben und vor allem die in der Reifephase tiefen Nachttemperaturen bremsten jedoch die Botrytisentwicklung. Fäulnis trat in erster Linie in den bekann-ten Befallslagen sowie etwas vermehrt beim Riesling-Silvaner und den kompakten Blauburgunder Klonen auf. Bei den übri-gen Sorten diktierte für einmal nicht der drohende Fäulnisbe-fall den Lesetermin und die Schönwetterperiode im Oktober konnte dank gesunden Trauben voll ausgenutzt werden.

Abb. 1 Black rot (Schwarzfäue), erstmaliges Auftreten am Zürichsee und im Zürcher Weinland. Befall an Blättern und Trauben (Foto: K. Schilling)

Stiellähme und Traubenwelke: Unsere beiden Betriebe in Wädenswil und Stäfa sowie einige andere Parzellen am Zü-richsee waren überraschenderweise sehr stark von Stielläh-me betroffen. Die ersten Anzeichen von Stielnekrosen wurden am 23. August festgestellt. Es kann kein Zusammenhang zwischen schlechten Blühbedingungen oder Kaltlufteinbrü-chen während der Reife und dem Auftreten von Stiellähme festgestellt werden. Ausschlaggebend war eher der extrem nasse und sonnenarme August. Vermutlich war die Assimila-tion wegen der schlechten Witterung dermassen reduziert, dass die aufgenommenen Nährstoffe (Nitrat-Stickstoff) nicht verarbeitet wurden und so zu einer Schädigung von empfind-lichen Gewebe im Stielgerüst führten. In einer Versuchspar-zelle, in der im August Harnstoff übers Blatt verabreicht wur-de, kann es zu einem extrem starken Stiellähmebefall. In den Stiellähmeversuchen in der Bündner Herrschaft und in Wülflingen trat die Krankheit eher schwach und sehr spät in

Erscheinung. Traubenwelke konnte nur im Blattdünger-Versuch in Wülflingen sowie im Kälteversuch in Wädenswil beobachtet werden. Erstmals gelang es, im Kältezelt durch massives Kühlen Traubenwelke auszulösen.

Schwarzholzkrankheit: Die bisher betroffenen Anlagen wa-ren etwas weniger befallen als im Vorjahr. Eine Ausdehnung auf benachbarte Parzellen oder Befall in neuen Gebieten wurde nicht gemeldet. Ende Juli konnten die ersten, noch sehr unscheinbaren Symptome in befallenen Blauburgunder- und Chardonnay-Parzellen beobachtet werden. Untersuchun-gen der KolleUntersuchun-gen von Changins zeiUntersuchun-gen, dass bei uns die Krankheit vor allem von den Brennesseln her auf die Reben übertragen wird.

Die Übertragerzikade der Goldgelben Vergilbung konnte bis jetzt in der Deutschschweiz noch nicht nachgewiesen werden.