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Arbeitslosenzahlen im Kreis Recklinghausen

Seit mehr als zwei Jahrzehnten liegt die Arbeitslosenquote des Kreises deutlich über Bundes- sowie Landesdurchschnitt. Im Dezember 2014 lag die Arbeitslosenquote im Kreis bei 10,6% und damit deutlich über den Quoten von Bund (6,4%) und Land (NRW 7,8%) (Bundesagentur für Arbeit, 2014). Im gesamten Kreis Recklinghausen waren im Dezember 2014 insgesamt 33.323 Menschen arbeitslos gemeldet. Die überwiegende Anzahl an Arbeitslosen (26.363, 79,1%) bezieht dabei Leistungen nach dem SGB II. Im Vergleich zum Vorjahresmonat zeigt sich jedoch, dass die Zahl der Arbeitslosen insgesamt rückläufig ist, wobei die Arbeitslosenquote im SGB II stabil und lediglich die Arbeitslosenquote im SGB III rückläufig ist.

2.4 SGB II-Quote3 im Kreis Recklinghausen

Unter Berücksichtigung des Verhältnisses zwischen Einwohnerzahl und SGB II-Beziehenden, sind zwischen den Kommunen deutliche Unterschiede zu erkennen.

Im gesamten Kreis Recklinghausen beträgt die Quote der SGB II-Beziehenden 14,7% und somit 5,2 Prozentpunkte mehr als im Bundesdurchschnitt. Ausgehend

2 Außenabhängigkeit: Saldowert < 1: Abhängigkeit der Stadt von Arbeitsplätzen im Umland, Saldowert > 1: Ver-sorgung des Umlandes mit Arbeitsplätzen

3 Anteil der leistungsberechtigten Personen nach dem SGB II an der Bevölkerungsgruppe im Alter unter 65 Jah-ren

Tabelle 2: Pendlerstatistik im Kreis Recklinghausen Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Darstellung

von diesem Durchschnitt lagen Kommunen wie Haltern am See (5,9%), Waltrop (10,2%), Dorsten (11,3%) und Oer-Erkenschwick (14,5%) unterhalb des Durch-schnitts. Oberhalb dessen befanden sich die Kommunen Herten (16,4%), Gladbeck (18,0%), Datteln (15,0%), Marl (16,3%), Castrop-Rauxel (15,3%) und Recklinghau-sen (16,8%). Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass in den größeren Städten des Kreises die SGB II-Beziehendenquote überdurchschnittlich hoch war.

3 Kundenstruktur im Jobcenter Kreis Recklinghausen

Im nachfolgenden Abschnitt wird die Kundenstruktur des Jobcenters Kreis Reckling-hausen näher betrachtet. Dabei werden zunächst alle relevanten Kennzahlen auf Kreisebene dargestellt. Anschließend werden die Bedarfsgemeinschaften, die er-werbsfähigen und die nicht erer-werbsfähigen Leistungsberechtigten sowie die Ergän-zer betrachtet.

Zu Ende des Jahres haben 71.060 Personen im Kreis Recklinghausen Leistungen nach SGB II bezogen. Diese Personen lebten in insgesamt 36.961 Bedarfsgemein-schaften (BG). Zum Personenkreis zählten 51.172 erwerbsfähige Leistungsberech-tigte (eLb), denen 19.887 nicht erwerbsfähige LeistungsberechLeistungsberech-tigte (nEf) gegenüber-standen. Unter den erwerbsfähigen Leistungsberechtigten waren 12.706 Ergänzer (24,8%), deren eigenes Erwerbseinkommen nicht ausreichte, um ihren Lebensunter-halt sicherzustellen.

Abbildung 2: Kundenstruktur im Kreis Recklinghausen (Stand Dezember 2014)

* Mehrfa chnennungen mögl i ch; Sti chta g: 30.09.2014; endgül ti ge Da ten mi t Wa rtezei t von 6 Mona ten Da tenquel l e: Sta ti s ti k der Bundes a gentur für Arbei t (Grunds i cherung für Arbei ts uchende)

36.961 2.050 BG mit 5 und mehr Personen

18.393 0 - 14 Jahre (92,5 %) 1.494 15 - 64 Jahre (7,5 %)

11.899 abh. Erwerbstätige (93,6 %) 877 selbst. Erwerbstätige (6,9 %)

7.477 Geringfügig Beschäftigte (62,8 %)

36.961 2.050 BG mit 5 und mehr Personen

3.1 Bedarfsgemeinschaften in den Kommunen

Eine Bedarfsgemeinschaft (BG) umfasst alle Personen, die zusammen wirtschaften und in einem Haushalt leben. Um als Bedarfsgemeinschaft definiert zu werden, er-fordert es mindestens einen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (eLb). Da auch

deren Kinder (sofern sie unter 25 Jahre alt sind) und weitere mit ihm im Haushalt lebende Personen zur Bedarfsgemein-schaft hinzugezählt werden.

Bedarfsgemeinschaften wei-sen unterschiedliche Perso-nenzahlen auf.

In den Städten des Kreises waren gemessen an der Einwohnerzahl unterschiedlich viele Menschen von SGB II-Leistungen anhängig. Während die Städte Haltern am See (4,8%), Waltrop (7,7%) und Dorsten (9,0%) zum Teil deutlich unter dem Kreis-durchschnitt (11,5%) lagen, befanden sich Recklinghausen (13,2%) und Gladbeck (14,2%) deutlich oberhalb des Durchschnitts. Die Bedarfsgemeinschaften bilden die Hauptbasis für die Verteilung der Eingliederungsmittel.

3.2 Leistungsberechtigte und Altersstruktur

Insgesamt waren im Kreis Recklinghausen 51.172 erwerbsfähige Leistungsberech-tigte (eLb) gemeldet, die somit 72% der LeistungsberechLeistungsberech-tigten ausmachten. Die Mehrheit dieser erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (71,4%) waren Langzeitleis-tungsbeziehende4 (LZB).

4 Langzeitleistungsbeziehende waren in den letzten 2 Monaten mindestens 21 Monate hilfebedürftig Abbildung 3: Struktur der Bedarfsgemeinschaften

Abbildung 4: Altersstruktur der Leistungsberechtigten

18.393 0 - 14 Jahre (92,5 %) 1.494 15 - 64 Jahre (7,5 %)

3.3 Bildungs- und Berufsabschlüsse

Von den derzeit gemeldeten erwerbsfähigen Leistungsberechtigten waren 26.482 arbeitslos. Davon haben der überwiegende Anteil (65,8%) einen Schulabschluss, jedoch war der Anteil derjenigen, die keinen Schulabschluss haben

der arbeitslosen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Nur 35,2% können eine Berufsausbildung vorweisen.

3.4 Ergänzer im Kreis Recklinghausen

Als Ergänzer werden Personen bezeichnet, die trotz laufender Einkünfte aus einer Erwerbstätigkeit ihren Lebensunterhalt nicht vollständig aus eigenen Mitteln sicher-stellen können. Der ergänzende Leistungsanspruch kann unter anderem in Arbeits-verhältnissen im Niedriglohnsektor, Größe der Bedarfsgemeinschaften, etc. begrün-det sein.

Insgesamt zählten im Kreis Recklinghausen 12.706 erwerbsfähige Leistungsberech-tigte zu den Ergänzern. Von diesen waren 11.899 (93,6%) in abhängiger und 877 (6,9%) in selbstständiger Erwerbstätigkeit. Von den abhängig Erwerbstätigen waren 7.477 Personen (62,8%) geringfügig und 4.422 Personen (37,2%)

sozialversiche-rungspflichtig beschäftigt.

Die Mehrzahl der sozial-versicherungspflichtig Be-schäftigten (62,0%) arbei-tet in Teilzeit, nur 38,0%

der Personen arbeiteten in Vollzeit.

4 Ziele und Schwerpunkte

Das Jobcenter Kreis Recklinghausen hat nicht nur die Aufgabe, Menschen in Ar-beitsverhältnisse zu integrieren (s. Abbildung 7), sondern auch durch geförderte

Abbildung 6: Struktur der Ergänzer

Abbildung 5: Bildungs- und Berufsabschlüsse

* Mehrfachnennungen möglich, endgültige Daten mit Wartezeit von 6 Monaten

* Me hrfa chne nnunge n mögl i ch; Sti chta g: 30.09.2014; e ndgül ti ge Da te n mi t Wa rte ze i t von 6 Mona te n

12.706 Erwerbstätige* (Stichtag: 30.09.2014)

11.899 abh. Erwerbstätige (93,6 %) 877 selbst. Erwerbstätige (6,9 %)

7.477 Geringfügig Beschäftigte (62,8 %)

8.333 ohne Schulabschluss (31,5%)

9.333 mit Berufsausbildung (35,2 %) 16.699 ohne Berufsausbildung (63,1 %)

Maßnahmen Menschen auf ein potenzielles Beschäftigungsverhältnis vorzubereiten bzw. die Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten. Aus diesem Grund wurden im Jahr 2014 nicht nur eine Vielzahl an Integrationen realisiert, sondern auch unterschied-lichste Maßnahmen gefördert.

Abbildung 7: Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt

Quelle: Neues SGB II-Cockpit der Bundesagentur für Arbeit, Kennzahlen nach § 48a SGB II, Ladestand April 2015

Mit Blick auf die einzelnen Kommunen wird erkennbar, dass die Integrationszahlen zwischen den Kommunen variieren. Dies kann mit den unterschiedlichen strukturel-len Gegebenheiten der einzelnen Kommunen begründet werden. Zudem wird er-sichtlich, dass bevölkerungsreichere Städte absolut betrachtet einen weitaus größe-ren Anteil zum Gesamtergebnis beitragen. Die unterschiedliche prozentuale Vertei-lung lässt sich auf die unterschiedliche Aufnahmefähigkeit der Märkte zurückführen.

Daher sind ein kreisweiter gemeinsamer Vermittlungsservice und die kreisweite Vermittlung von Arbeits- und Ausbildungsstellen von großer Bedeutung, um Chancen für alle Kundinnen und Kunden gleichermaßen zu eröffnen.

In relativer Betrachtung zeigte sich jedoch, dass Kommunen wie Haltern am See (26,2%) und Herten (19,9%) eine sehr hohe Integrationsquote aufweisen. Im Ver-hältnis zu den erwerbsfähigen Leistungsberechtigten waren die Integrationsquoten in diesen Kommunen deutlich über dem Durchschnitt von 17,2%.

Für eine erfolgreiche Integrationsarbeit sind nicht nur unterschiedliche Instrumente bedeutsam, sondern auch die Mitarbeit der Kundinnen und Kunden, beispielsweise beim Thema Mobilität. Im Vergleich zum angrenzenden Münsterland bietet das dichtbesiedelte Ruhrgebiet wenig offene Arbeitsstellen, wodurch der Wettbewerb hö-her ist.

Integrations-quote Jahresverlauf

Kreis Recklinghausen 8.795 733 17,2% 100,0%

Castrop-Rauxel 1.196 100 18,3% 13,6%

Datteln 407 34 13,9% 4,6%

Dorsten 911 76 18,8% 10,4%

Gladbeck 1.040 87 14,1% 11,8%

Haltern am See 337 28 26,2% 3,8%

Herten 1.089 91 19,9% 12,4%

4.1 Leistungen nach §16a SGB II

Im Zusammenhang mit den Integrationen kommen den kommunalen Leistungen nach §16a Sozialgesetzbuch II eine besondere Bedeutung zu, da diese maßgeblich für die erfolgreiche (Wieder-) Eingliederung bei vorliegender Langzeitarbeitslosigkeit sind. Die Maßnahmen nach §16a SGB II umfassen neben der Betreuung von min-derjährigen oder behinderten Kindern auch die häusliche Pflege von Angehörigen, sowie die Schuldner-, Sucht- und psychosoziale Beratung. Durch diese Instrumente kann auf die individuellen Sach- und Problemlagen der Kundinnen und Kunden ein-gegangen werden und somit Vermittlungsaktivitäten und Eingliederungsmaßnahmen aktiv unterstützt werden.

4.2 Förderung der Mobilität

Aufgrund der schwierigen Arbeitsmarktsituation im Kreis Recklinghausen und den hohen Auspendlerzahlen (s. Abschnitt 2.2) ist die Mobilität ein zentrales Thema. Die Verdeutlichung, welche Folgen fehlende Mobilität auf dem Arbeitsmarkt hat, stellt ein wichtiges Beratungsziel dar. Zum Abbau dieser Integrationshürde ist der zielgerichte-te Einsatz von Leistungen aus dem Vermittlungsbudget - nach dem Prinzip des För-derns und ForFör-derns - von zentraler Bedeutung.

4.3 Arbeitsgelegenheiten

Im Bereich der Arbeitsgelegenheiten stand den Mitarbeitenden des Jobcenters Kreis Recklinghausen ein breites Spektrum an möglichen Handlungsfeldern zur Verfügung.

Die Handlungsfelder waren bspw. im Bereich Büro und EDV, Handwerk und Technik, Gesundheit und Betreuung sowie soziale Dienste und Service. Dieses Instrument stellt einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von sozialer Ausgrenzung dar. Gleich-zeitig bietet eine Arbeitsgelegenheit die Möglichkeit, sich mit den konkreten Anforde-rungen des Arbeitsmarktes (wieder) vertraut zu machen.

5 Eingliederungsstrategien

Das Jobcenter Kreis Recklinghausen widmete sich auch im Jahr 2014 besonderen Zielgruppen. Zu diesen Personenkreisen zählten jüngere (U25) und ältere (Ü50) Leistungsberechtigte, Menschen mit Migrationshintergrund/Ausländer sowie Alleiner-ziehende. Mittels unterschiedlicher Eingliederungsstrategien wurde das Jobcenter Kreis Recklinghausen den unterschiedlichen Sachlagen und Herausforderungen der Zielgruppen gerecht.

Die nachfolgende Tabelle (s. Tabelle 3) verdeutlicht, dass die genannten Personen-gruppen mehr als 75% der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten im Kreis

Reckling-hausen umfassten. Dies unterstreicht noch einmal die Wichtigkeit, diesen Personen-gruppen besondere Aufmerksamkeit zu widmen.

Tabelle 3: Anzahl und Anteil der ausgewiesenen Personengruppen Quelle: Grundsicherungsdaten, Bundesagentur für Arbeit

Die nachfolgenden Strategien richteten sich ausnahmslos an erwerbsfähige Leis-tungsberechtigte. Darüber hinaus nutzte das Jobcenter Kreis Recklinghausen auch Instrumente, die den Kindern von Leistungsberechtigten zugute kamen. In diesem Zusammenhang ist das Bildungs- und Teilhabepaket zu nennen. Von der Inan-spruchnahme des Paketes profitierten Kinder, indem sie beispielsweise ein Musikin-strument lernen oder einen Sportverein besuchen konnten. Auf diese Weise wurde ein wichtiger Grundstein für die gesellschaftliche Partizipation der Kinder gelegt.

5.1 Eingliederungsstrategie für jüngere erwerbsfähige Leistungsberechtigte Im Jahr 2014 wurden insgesamt 9.494 erwerbsfähige Personen im Alter von 15 bis 24 Jahren vom Jobcenter Kreis Recklinghausen betreut. Diese Gruppe machte damit rund 18,6% aller erwerbsfähigen Leistungsberechtigten aus.

Die Betreuung von Menschen unter 25 Jahren ist geprägt von vielen herausfordern-den Rahmenbedingungen. So mangelt es oftmals an einer beruflichen Orientierung oder einer generellen Auseinandersetzung mit dem Thema Berufswahl. Nicht ausrei-chende elterliche Unterstützung sowie eine häufige Fehleinschätzung, sowohl bezo-gen auf die eibezo-genen Qualifikationen als auch auf die Anforderunbezo-gen des Arbeits-markts, komplettieren die schwierige Sachlage in der Betreuung dieser Personen-gruppe. Aus diesem Grund unterbreitete das Jobcenter Kreis Recklinghausen, so-wohl zielgruppenspezifische als auch individuelle Angebote.

Zur bestmöglichen Unterstützung werden Jugendliche mit Eintritt in die Erwerbsfä-higkeit (Vollendung des 15. Lebensjahres) bereits systematisch mit in den Bera-tungsprozess eingebunden. Um jene Jugendliche, die den Anforderungen der Aus-bildungs- und Berufssysteme noch nicht gerecht werden, zu fördern, wurden folgen-de Maßnahmen und Förfolgen-derangebote eingesetzt:

eLb

% % % %

Kreis

Recklinghausen 51.172 9.494 18,6% 12.863 25,1% 10.999 21,5% 6.133 12,0%

Castrop-Rauxel 6.546 1.243 19,0% 1.738 26,6% 1.206 18,4% 767 11,7%

Datteln 2.935 505 17,2% 779 26,5% 595 20,3% 345 11,8%

Dorsten 4.847 949 19,6% 1.290 26,6% 606 12,5% 685 14,1%

Gladbeck 7.363 1.359 18,5% 1.796 24,4% 1.981 26,9% 865 11,7%

Haltern am See 1.288 222 17,2% 389 30,2% 137 10,6% 164 12,7%

Herten 5.481 1.025 18,7% 1.320 24,1% 1.563 28,5% 667 12,2%

Marl 7.560 1.449 19,2% 1.769 23,4% 1.512 20,0% 925 12,2%

Oer-Erkenschwick 2.468 464 18,8% 561 22,7% 563 22,8% 309 12,5%

Recklinghausen 10.939 1.994 18,2% 2.703 24,7% 2.588 23,7% 1.213 11,1%

Waltrop 1.746 284 16,3% 530 30,4% 249 14,3% 193 11,1%

* Personen, bei denen keine deutsche Sataatsangehörigkeit vorliegt.

U25 Ü50 Ausländer * Alleinerziehende

 Einstiegsqualifizierung

 Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen (BaE)

 Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB)

 Werkstattjahr

 Zielgruppenspezifische Arbeitsgelegenheiten

 Arbeit Sofort U25

 Ausbildungsbegleitende Hilfen

Um der benötigten besonderen Unterstützung und Förderung der Personen unter 25 Jahren gerecht zu werden, wurden arbeitslose junge Menschen mindestens alle drei Monate in den Beratungsprozess der Integrationsfachkräfte eingebunden. Dabei hat sich die Zusammenarbeit, vor allem mit den städtischen Einrichtungen der Jugendhil-fe (Sozialgesetzbuch VIII), als sehr produktiv erwiesen. In diesem Bereich ergaben sich zahlreiche gemeinsame Ansatzpunkte. Des Weiteren ist die Ausbildungsstellen-vermittlung weiter an die Bundesagentur für Arbeit übertragen. Somit wird die Stig-matisierung von erwerbsfähigen Leistungsberechtigten auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle vermieden.

Im Sinne der Jugendlichen nimmt das Jobcenter Kreis Recklinghausen an dem Steuerungskreis für das Programm „Kein Abschluss ohne Anschluss (KAoA)“ teil.

Das Jahr 2014 diente auch der Planung und Vorbereitung der Jugendberufsagentur, welche zusammen mit der Agentur für Arbeit und den Jugendämtern der Städte ge-gründet werden soll.

5.2 Eingliederungsstrategie für ältere erwerbsfähige Leistungsberechtigte (Ü50)

Zum Jahresende 2014 waren insgesamt 12.863 Personen, die mindestens 50 Jahre alt waren, im Jobcenter Kreis Recklinghausen gemeldet. Differenziert nach Kommu-nen zeigten sich große Unterschiede für die Quote der erwerbsfähigen Leistungsbe-rechtigten von 50 Jahren und älter. Ausgehend vom Kreisdurchschnitt von 25,1% ist zu erkennen, dass insbesondere Oer-Erkenschwick (22,7%) und Marl (23,4%) unter-halb des Durchschnitts liegen. Haltern am See (30,2%) und Waltrop (30,4%) liegen dagegen mit mehr als vier Prozentpunkten oberhalb des Kreisdurchschnitts. Dies bedeutete für die einzelnen Kommunen, dass in der Vermittlungsarbeit auf die kom-munalen Gegebenheiten zu reagieren war.

Für Personen über 50 Jahre stellt die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt erfah-rungsgemäß eine besondere Herausforderung dar. Aus diesem Grund hat sich das Jobcenter Kreis Recklinghausen bereits im Juli 2009 dem Projekt „Best Ager“ ange-schlossen. Das Projekt ist Bestandteil des Bundesprogramms „Perspektive 50plus“

und verfolgt das Ziel, die Chancen auf eine Erwerbstätigkeit älterer Arbeitnehmerin-nen und Arbeitnehmer zu erhöhen, indem aktiv regional vorhandene Kompetenzen, Ideen, Strukturen und Ressourcen genutzt werden.

Auch im Jahr 2014 wurde das Projekt genutzt, um die Eingliederungsaktivitäten von älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern besser zu unterstützen. Zudem wur-den in wur-den zehn Bezirksstellen Teams installiert, die ausschließlich mit der Betreu-ung der erwerbsfähigen LeistBetreu-ungsberechtigten über 50 Jahre betraut waren.

Ende 2015 wird das Projekt Best Ager auslaufen, was sich bereits 2014 in vorberei-tenden Aktivitäten äußert. Erfolgreiche Bestandteile des Beschäftigungspakts sollen in das Regelgeschäft überführt werden. Damit verbunden ist eine nicht zu verhin-dernde Erhöhung der Betreuungsschlüssel. Aus ist mit Auswirkungen auf die beste-hende Netzwerkstruktur zu rechnen.

5.3 Eingliederungsstrategie für erwerbsfähige Personen mit Migrationshinter-grund/Ausländer

Das Jobcenter Kreis Recklinghausen betreute im Jahr 2014 insgesamt 10 999 Men-schen ohne deutsche Staatsangehörigkeit (Ausländer). Im Kreisdurchschnitt waren 21,5% der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten Ausländer. Die Städte Gladbeck (26,9%) und Herten (28,5%) lagen dabei deutlich über dem Kreisdurchschnitt von 21,5%, Haltern am See (10,6%) und Waltrop (14,3%) lagen dagegen signifikant unter dem Wert. Darüber hinaus betreut das Jobcenter Kreis Recklinghausen eine Vielzahl von Personen mit Migrationshintergrund, die statistisch nicht erfasst werden.

Ein Hauptaugenmerkt lag bei dieser Personengruppe auf der Sprachförderung, da die Sprache elementarer Bestandteil zur Integration sowohl in den Arbeitsmarkt als auch in die Gesellschaft ist. Abgesehen von den Sprachkursen unterscheiden sich die anzuwendenden Instrumente nicht von denen für Personen ohne Migrationshin-tergrund. Umschulungen und Weiterqualifizierungen erwiesen sich dabei im vergan-genen Jahr als geeignet, um die Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.

Zudem nutzte das Jobcenter Kreis Recklinghausen das ESF-Programm „Deutsch Plus“ des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, welches sich an Menschen mit Migrationshintergrund richtet, die sprachliche und fachliche Weiterbildungen benöti-gen. Diese Weiterbildungen wurden mit betrieblichen Praktika verknüpft, um den Zu-gang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern.

Ein weiterer wichtiger Schritt für die Integration in den Arbeitsmarkt ist die Anerken-nung ausländischer Berufsabschlüsse. Hierfür wurden den SGB II-Leistungsbeziehenden die notwendigen Hilfestellungen gegeben.

Nachfolgend eine Aufstellung eingemündeter Teilnehmender in berufsbezogene Sprachkurse. Wie der Tabelle entnommen werden kann, sind im Jahr 2014 184 Kun-den des Jobcenters in die Kurse eingemündet.

Aufgrund der Budgetkürzung für die zweite Jahreshälfte durch das BAMF, konnten allerdings nicht alle weiteren geplanten Kurse realisiert werden.

Tabelle 4: Übersicht Integrationen Deutsch Plus

5.4 Eingliederungsstrategie für Alleinerziehende

Im Jahr 2014 waren kreisweit 6.133 (12,0%) erwerbsfähige Leistungsbeziehende als Alleinerziehenden gemeldet. In Dorsten waren dabei, gemessen an allen Bedarfs-gemeinschaften, die meisten Alleinerziehenden (14,1%) gemeldet, in Recklinghau-sen und Waltrop die wenigsten (11,1%). In mehr als der Hälfte dieser Bedarfsge-meinschaften lebten mindestens eine Person unter fünfzehn Jahren.

Der Personenkreis der Alleinerziehenden umfasst kreisweit nicht nur knapp 1/6 aller erwerbsfähigen Leistungsbeziehenden, sondern bildet auch ein vermehrtes Risiko für Kinderarmut, das einhergeht mit fehlenden oder erschwerten Zukunftsperspektiven und sozialer Ausgrenzung. Aus diesen Gründen ist dieser Personengruppe besonde-re Aufmerksamkeit zu schenken. Die Aufgabe des Jobcenters Kbesonde-reis Recklinghausen ist es dabei, die Chancen auf Erwerbsfähigkeit und die gesellschaftliche Partizipation von Alleinerziehenden und ihren Kindern zu fördern. Dies wurde mit entsprechenden Maßnahmen und Angeboten umgesetzt.

Das Projekt „Arbeiten mit Kind“ dient der Heranführung an den Ausbildungs- und Ar-beitsmarkt für alleinerziehende Mütter und Väter.

Teilnehmende sind Alleinerziehende mit ihren Kindern. Sie verbleiben pro Durchlauf eine Woche (mit Übernachtung) mit ihren Kindern in der Maßnahme. An einem Durchlauf können bis zu sechs Teilnehmende mit ihren Kindern teilnehmen.

Bei den vielfältigen Ansprüchen, die an alleinerziehende Mütter und Väter gerade in ihrem Alltag herangetragen werden, ist es wichtig, die Teilnehmenden in dem Projekt aus diesem Alltag mit seinen Anforderungen und Erwartungen herauszuholen. Erst diese „Entpflichtung“ während ihrer Seminarwoche am Durchführungsort sorgt für eine Umgebung, in der die Mütter und Väter sich öffnen, neue Ideen entwickeln und Perspektiven für ihre weitere Lebenssituation erarbeiten können.

So kann durch den nicht „alltäglichen“ Durchführungsort, gekoppelt mit der intensiven pädagogischen Arbeit und Betreuung durch Fachkräfte bei den Teilnehmenden ein umfassendes, nachhaltiges Verständnis zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf ge-schaffen werden.

In 2014 haben 28 Mütter und 1 Vater mit ihren insgesamt 36 Kindern teilgenommen.

Zur Förderung der Integration von Alleinerziehenden ist u. a. das Projekt TEP (Teil-zeitausbildung – Einstieg begleiten – Perspektiven öffnen) zu nennen. Ziel des Pro-jektes ist es, Kundinnen und Kunden mit Kindern oder zu pflegenden Angehörigen bei der Integration in den Arbeits- und/oder Ausbildungsmarkt zu unterstützen. Inner-halb dieses Projektes wurden den Kundinnen und Kunden individuelle Unterstüt-zungsangebote gegeben, um Elternschaft, Kinderbetreuung sowie familiäre Ver-pflichtungen mit einer (Teilzeit-) Berufsausbildung zu vereinbaren. Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des europäischen Sozialfonds.

5.5 Eingliederungsstrategie für Selbstständige

Das Jobcenter Kreis Recklinghausen verzeichnete Anfragen zu Fördermöglichkeiten in Bezug auf Selbstständigkeit von zwei Zielgruppen:

 Personen, die sich aus der Arbeitslosigkeit selbstständig machen wollen sowie von

 bedürftigen Selbstständigen im Leistungsbezug, sog. „Bestandsselbstständige“.

Das Jobcenter unterstützte diese Zielgruppen mit einer eigenen Fachstelle und för-derte erfolgsversprechende Vorhaben durch Beratungs-, Qualifizierungs- und För-derangebote. Durch die Gewährung eines Einstiegsgeldes bei Existenzgründung sowie weiterer möglicher Hilfen in Form von Darlehen und Zuschüssen (vgl. § 16b ff Sozialgesetzbuch II) wurde eine Grundlage für eine mittelfristige und bedarfsdecken-de selbstständige Tätigkeit geschaffen.

Eine nachhaltig erfolgreiche Selbstständigkeit kann eine sinnvolle Alternativen dar-stellen. Die Folgen einer scheiternden Selbstständigkeit (Verschuldung, Insolvenz) können allerdings die Integrationschancen auf dem Arbeitsmarkt auch auf Dauer verschlechtern. Für das Jobcenter Kreis Recklinghausen stellte sich dabei die Auf-gabe, erfolgversprechende Vorhaben einerseits angemessen zu unterstützen und zu fördern, andererseits bei wirtschaftlich nicht tragfähigen Vorhaben eine Alternativbe-ratung vorzunehmen, sowie andere sinnvolle Integrationsperspektiven zu entwickeln.

Im Jahr 2014 nahmen 101 Personen das Beratungs- und Qualifikationsangebot des Jobcenters für Existenzgründer in Anspruch (131 im Jahr 2013). Männer waren dabei mit 63% und Frauen mit 37% vertreten. Der Anteil von Personen mit Migrationshin-tergrund betrug 32%. 29% verfügten über keine berufliche Qualifikation, 61% hatten einen Ausbildungsabschluss sowie 10% eine akademische Qualifikation. In der Branchenverteilung überwiegt der Dienstleistungssektor (insgesamt 43,0%), gefolgt vom Handel (22,3%), Handwerk o.ä. (15,5%), Gesundheit/Wellness (10,7%) sowie dem Gastronomiebereich (7,8%).

Der Wunsch nach einer geförderten Selbstständigkeit im SGB II entwickelte sich im Jahr 2014 - wie schon im Vorjahr - tendenziell rückläufig. Ein Trend, der die derzeit günstige Lage am Arbeitsmarkt wiederspiegelt.

6 Finanzübersicht

Für den Einsatz der arbeitsmarktpolitischen Programme und Produkte standen dem Jobcenter Kreis Recklinghausen Haushaltsmittel in Höhe von rund 35 Millionen Euro zur Verfügung. Die Mittelverteilung auf die einzelnen Kommunen erfolgte dabei unter Berücksichtigung der Anzahl der Bedarfsgemeinschaften und sonstiger Problemla-gen. Die zugewiesenen Mittel wurden dabei von jeder Bezirksstelle eigenverantwort-lich bewirtschaftet.

6.1 Mittelbewirtschaftung in den Kommunen

Den Kommunen des Kreises wurden im Jahr 2014 rund 25,3 Millionen Euro zur ei-genverantwortlichen Bewirtschaftung zur Verfügung gestellt. Ergänzt wurden diese Beträge um Beschäftigungszuschüsse, Rehabilitationsleistungen, spezielle Maß-nahmen für Jüngere sowie kreisweite MaßMaß-nahmen mit einem Volumen in Höhe von rund 9,6 Millionen Euro, wodurch sich ein Gesamtvolumen von insgesamt 34,9 Milli-onen Euro für das Jobcenter Kreis Recklinghausen ergibt. Zusätzlich standen dem Jobcenter Kreis Recklinghausen aus Ausgaberesten 2013 unterjährig weitere Mittel zur Verfügung. Diese Mittel konnten bedarfsbezogen angefordert werden. Das Ge-samtbudget betrug somit etwas über 38 Mio. €.

Mittelbewirtschaftung

2014

Castrop-Rauxel 3 140 000,--€

Datteln 1 370 000,--€

Dorsten 2 490 000,--€

Gladbeck 3 680.000,--€

Haltern 600 000,--€

Herten 2 540 000,--€

Marl 3 870 000,--€

Oer-Erkenschwick 1 110 000,--€

Recklinghausen 5 690 000,--€

Waltrop 780 000,--€

Beschäftigungszuschuss 2 353 435,--€

Rehabilitationsleistungen 2 000 000,--€

Spezielle Maßnahmen für Jüngere 3 350 000,--€

Spezielle Maßnahmen für Jüngere 3 350 000,--€