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Das Arbeitsklima in den Einrichtungen

Im Dokument GMS GMS Dr. Jung GmbH (Seite 65-68)

2.2 Evaluierung der Wechselwirkungen zwischen der regelhaften stationären

2.2.4 Das Arbeitsklima in den Einrichtungen

Bei Einführung von zusätzlichen Angeboten nach § 87b SGB XI in einer Einrichtung muss dieser neue Arbeitsbereich in bestehende Abläufe integriert werden. Aufgabenbereiche auch für die Be-schäftigten verändern sich und neue Kolleginnen und Kollegen müssen in das Team eingebunden werden. Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf das Arbeitsklima. In den qualitativen Leitfaden-gesprächen berichten die Leitungs- und zusätzlichen Betreuungskräfte vielfach von einem schlech-ten Arbeitsklima bei Einführung der zusätzlichen Betreuungsangebote. Einerseits wurden die Auf-gaben belächelt. Andererseits wurden die zusätzlichen Betreuungskräfte in selteneren Fällen auch von den Pflegefach und -hilfskräften beneidet, weil die Aufgaben als die „schöneren“ angesehen wurden.

- „Am Anfang die Chemie. Was wollen die denn hier? Ach, das können wir ja auch, ein biss-chen spielen.“

- „Und ich habe so die erste Zeit ganz schwer feststellen müssen – das hat sich mittlerweile ein bisschen gegeben – dass wir auch Schwierigkeiten hatten, überhaupt in unserer Tätigkeit akzeptiert zu werden. Also nach dem Motto – was bringt das schon, ja? Also da hat Pflege nicht so diese Sensibilität gezeigt.“

- „Zu Beginn war ich ein Fremdkörper im Team, ja – ist ja auch schwierig für die Pflege gewe-sen, ich war fremd, ja. Ich habe die angenehme Arbeit gemacht, sagen wir mal so. Die haben sie ja früher auch gemacht, können sie nicht mehr.“

Diese Einschätzungen haben sich allerdings mittlerweile geändert. Für fast alle Gesprächspartne-rinnen und -partner überwiegen mittlerweile die Positiva, auch wenn immer wieder auch Negativa genannt werden. Meist wird dabei angemerkt, dass die Arbeit der zusätzlichen Betreuungskräfte immer mal wieder belächelt wird. Seltener ist nach wie vor Neid auf die Tätigkeiten der zusätzlichen Betreuungskräfte erkennbar. Vereinzelt wird das Arbeitsklima durch Unklarheiten bei der Aufgaben-verteilung beeinträchtigt.

- „Es gibt aber einfach – muss man ganz ehrlich sagen – es gibt einfach durch diese eine zusätzliche Schnittstelle und eine Schnittstelle hat auch wieder Konfliktpotential. […] Wir

müssen uns wieder neu finden, müssen uns neu unsere Grenzen definieren, unsere Reviere neu abstecken, mal so formuliert, also von beiden Seiten.“

Dennoch berichten fast alle zusätzlichen Betreuungskräfte und viele Leitungskräfte, dass ein res-pektvoller Umgang und ein gutes Miteinander zwischen Pflege- und zusätzlichen Betreuungskräften vorherrschen. Häufig wird dabei auf die Unterstützung der Pflege durch die zusätzlichen Betreu-ungskräfte verwiesen. Seltener wird erwähnt, dass Probleme offen angesprochen werden können.

Vereinzelt erklären die Gesprächspartnerinnen und -partner, dass auch die Bewohnerinnen und Be-wohner bzw. Pflegegäste sowie ihre Angehörigen nach Einführung der Zusatzangebote nach § 87b zufriedener wären, was das Arbeitsklima zusätzlich verbessert.

- „Wir merken mehr Kollegialität untereinander, weil wir akzeptiert werden. Wir werden als eine wichtige Position erkannt und nicht als irgendein Helfer, der mal wie so ein Hilfsarbeiter zur Hand geht, sondern wir werden als vollwertig angesehen, wenn also examinierte Kräfte da uns dann doch schon signalisieren, hey, wir sind froh, dass es dich gibt, du entlastest uns.“

- „Wo schon eine Veränderung feststellbar ist, was die auch immer wieder sagen, dass man schon eine deutliche Veränderung, Verbesserung des Wohlbefindens der Bewohnerinnen und Bewohner festgestellt hat, dass in den Küchen, in den Wohnbereichsküchen eine ent-spanntere Atmosphäre dadurch entsteht und dadurch auch die Seniorinnen und Senioren entspannter sind und das wirkt sich natürlich dann auch auf deren Arbeit aus.“

Diese Befunde der qualitativen Vorstudie bestätigen sich in der quantitativen, schriftlichen Befra-gung. So empfinden vor allem zusätzliche Betreuungskräfte das Arbeitsklima in den Bereichen, in denen sie tätig sind, als sehr gut (83%). Weitere 14% sind zumindest teils zufrieden, während 2%

das Arbeitsklima als schlecht ansehen. Auch die Mehrheit der Leitungskräfte (63%) berichtet von einer spürbaren Verbesserung des Arbeitsklimas in den Wohnbereichen aufgrund des Einsatzes der zusätzlichen Betreuungskräfte. Nur knapp jede zehnte Leitungskraft nimmt diesen Effekt nicht wahr (teils / teils: 22%) (Abbildung 35).

Leitungs- und noch etwas häufiger zusätzliche Betreuungskräfte erkennen mehrheitlich (52% bzw.

60%), dass die Arbeit der Pflege(fach)kräfte erheblich entspannter ist, weil die Bewohnerinnen und Bewohner bzw. Pflegegäste aufgrund der zusätzlichen Betreuungsangebote viel ausgeglichener sind. Nur 15% bzw. 10% nehmen diese Effekte nicht wahr (teils / teils: 31% bzw. 22%) (Abbildung 35).

Den Aussagen, dass die Arbeit der zusätzlichen Betreuungskräfte vereinzelt noch von den Pflege(fach)kräften belächelt wird und dass die Aufgabenteilung zwischen Pflege- und Betreuungs-kräften für manche Tätigkeiten noch unklar ist, wird mehrheitlich nicht zugestimmt (jeweils rund sechs von zehn Leitungs- bzw. zusätzlichen Betreuungskräften). Nur in jeweils rund einem Fünftel der Fälle spielen diese Aspekte noch eine Rolle (teils / teils: jeweils knapp ein Fünftel) (Abbildung 35).

Abbildung 35:

Aussagen zum Arbeitsklima

Bei Betrachtung der Aussagen zum Arbeitsklima in den unterschiedlichen Teilgruppen wird erkenn-bar, dass die Leitungskräfte aus kleineren Einrichtungen und Häusern mit teilstationärer Pflege oft-mals positivere Einschätzungen abgeben.

In den qualitativen Leitfadengesprächen wurde immer wieder berichtet, dass Pflegekräfte in die zusätzliche soziale Betreuung gewechselt haben oder in selteneren Fällen wechseln wollen. Oft-mals sind dafür gesundheitliche Gründe oder das Alter ausschlaggebend. Gegen einen Wechsel sprechen aus Sicht der Gesprächspartnerinnen und -partner vor allem die geringeren Verdienst-möglichkeiten. Vereinzelt wird aber auch darauf verwiesen, dass die Tätigkeit als zusätzliche Be-treuungskraft als unattraktiv gilt, weil sie psychisch belastend ist und ein geringeres Ansehen ge-nießt.

In der schriftlichen Befragung wird erkennbar, dass nur eine Minderheit (11%) der Leitungskräfte bei den Pflegehelferinnen einen Wunsch nach einem Wechsel in die soziale Betreuung ausmacht. Mehr-heitlich (56%) wird dieser Wunsch nicht wahrgenommen (teils / teils: 20%) (Abbildung 35). Offenbar ist die Mehrheit der Pflegekräfte mit dem pflegerischen Arbeitsschwerpunkt zufrieden und würde eher nur aus Alters- und Gesundheitsgründen einen Wechsel in die psychisch als belastender an-gesehene soziale Betreuung in Erwägung ziehen.

Alles in allem berichten die Gesprächsteilnehmerinnen und -teilnehmer in den qualitativen Leitfa-dengesprächen vielfach von einem schlechten Arbeitsklima bei Einführung der zusätzlichen Be-treuungsangebote. Ursache hierfür war nach ihrer Wahrnehmung Neid der Pflege(fach)kräfte auf die Arbeit der Betreuungskräfte, aber auch ein Belächeln ebendieser Tätigkeiten. Diese Einschät-zungen haben sich allerdings mittlerweile geändert. Für fast alle Leitungs- und zusätzlichen Betreu-ungskräfte überwiegen in den Leitfadengesprächen mittlerweile die Positiva, auch wenn immer wie-der auch Negativa genannt werden. Insgesamt herrschen ein respektvoller Umgang und ein gutes Miteinander zwischen Pflege- und zusätzlichen Betreuungskräften.

Auch in der schriftlichen Befragung wird mehrheitlich ein gutes Arbeitsklima, auch aufgrund des Einsatzes der zusätzlichen Betreuungskräfte, festgestellt. Nur noch selten wird berichtet, dass die Arbeit der zusätzlichen Betreuungskräfte belächelt wird. Vielmehr wird mehrheitlich beobachtet,

dass die Arbeit der Pflege(fach)kräfte zumindest teils entspannter geworden ist, weil die Pflegebe-dürftigen ausgeglichener sind. Zum guten Arbeitsklima dürfte auch beitragen, dass die Aufgabentei-lung zwischen Pflege- und Betreuungskräften für einzelne Tätigkeiten überwiegend klar ist. In den qualitativen Leitfadengesprächen wurde immer wieder davon berichtet, dass Pflegekräfte in die so-ziale Betreuung gewechselt haben oder wechseln wollen, meist aus Alters- oder gesundheitlichen Gründen. In der schriftlichen Befragung wird erkennbar, dass dieser Wunsch aus Sicht von einem Zehntel der Leitungskräfte häufiger besteht. Mehrheitlich erkennen die Leitungskräfte hingegen kei-nen Wechselwunsch ihrer Pflegekräfte.

Im Dokument GMS GMS Dr. Jung GmbH (Seite 65-68)