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Arbeit im Alter im Wandel: diesseits und jenseits der betriebsförmigen Arbeit In den abschließenden Beiträgen werden die sehr stark ökonomisch geprägten

Im Dokument Altern in Deutschland Band 3 (Seite 23-27)

Diskussi-onen dann noch einmal in einen größeren (gesellschafts-)politischen Kontext gestellt. Gün-ther ScHmid und Miriam Hartlapp (Berlin) „Arbeitsmarktpolitik für aktives Altern: Er-werbstätigkeit von Älteren im Übergang zur Rente unter Berücksichtigung internationaler Erfahrungen“ zeigen im internationalen Vergleich, dass die Beschäftigungsquote in Deutsch-land (bei Männern) zwischen 55 und 64 relativ niedrig ist und bis 2001 sank. Neueste Zah-len deuten mittlerweile jedoch auf eine Wende dieses Trends hin (vgl. hierzu ausführlicher Hartlapp und scHmid 2009, in diesem Band). Die Quote der Frauen dieser Altersgruppe ist im gleichen Zeitraum zwar gewachsen, fällt aber geringer aus als in den skandinavischen Ländern, Irland oder Großbritannien. Beschäftigung entsteht vor allem im Dienstleistungs-sektor – auch für Ältere. Die Beschäftigungsquote Hochqualifizierter ist insgesamt über-proportional hoch. Deutschland zeigt vor allem Nachholbedarf in der Weiterbildung. Der Anteil der männlichen Teilzeitbeschäftigten im Alter steigt zwar geringfügig – liegt aber immer noch auf sehr niedrigem Niveau. Die Ergebnisse ausführlicherer Analysen stellen Hartlapp und scHmid (2009) in einem eigenen Beitrag dieses Bandes vor.

Die Tagung wird abgerundet durch einen Beitrag von Gertrud backeS (Kassel), die sich in ihrem Vortrag „Lebenslagen, Alternsformen und Freiwilligenarbeit: Chancen und Risiken im Übergang in den Ruhestand“ mit alternativen Formen der (Nichterwerbs-)Ar-beit im Alter beschäftigt. Ausgangspunkt ist, dass freiwilliges Engagement im Alter als eine Arbeitsform zwischen Erwerbsarbeit und Hausarbeit sowohl gesellschaftlich nützlich als auch zugleich individuell sinnvoll und erstrebenswert sein könne. Es ließen sich zwei Typen in einem hierarchischem Verhältnis unterscheiden: politisches Engagement, das eher mit Einfluss und Aufwandsentschädigung verbunden sei, und soziales Engagement, das eher Nähe zur Hausarbeit aufweise (z. B. Betreuungsarbeiten). Zudem würde hinsichtlich der Motivation ein Trend von der Fremd- zur Selbsthilfe konstatiert, wobei zu fragen sei, ob

diese Dichotomie aus pragmatischen Gründen wirklich helfe. Empirisch lasse sich be-obachten, dass in den letzten Jahren die Beteiligung älterer Menschen am ehrenamtlichen Engagement gestiegen sei, wobei Engagement schon im Lebenslauf angelegt sein müsse, damit es auch im Alter betrieben wird. Ungefähr die Hälfte der über 40-Jährigen engagierte sich in einem organisierten Verein oder Verband. Ältere Menschen beteiligten sich überwie-gend in „traditionellen“ Engagementbereichen wie Sportgruppen, kirchlichen und sozialen Organisationen. „Neue“ und „altersspezifische“ Engagementfelder blieben trotz hoher öf-fentlicher Aufmerksamkeit weiterhin untergeordnet. Die geäußerte Bereitschaft zum Enga-gement sei in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Es bestehe ein ungenutztes Potential freiwilliger Arbeit auch ab dem sechsten Lebensjahrzehnt. Da es sich bei diesen Fragen ins-gesamt um einen sehr zentralen Themenbereich für die Arbeit der Akademiengruppe han-delt, sollen diese u. ä. Fragen in einer eigenen Schwerpunkt-Tagung noch einmal aufgegrif-fen werden (vgl. hierzu kocka et al. 2009).

Zusammenfassend zeigen die bisherigen Ausführungen den Stand der Erkenntnisse zur Beschäftigung älterer Arbeitnehmer in Deutschland und stellen diesen in einen internatio-nalen Vergleich. Dabei wurde klar, dass es eine Vielzahl an mittlerweile gesicherten Befun-den gibt, dass es aber auch Teilbereiche gibt, die noch vergleichsweise wenig beachtet wurden und wo noch relativ große Wissenslücken bestehen. Um diese Wissenslücken zu schließen, hat die Akademiengruppe verschiedene Forschungsexpertisen vergeben. Die neuen Ergebnisse daraus werden in den folgenden Abschnitten vorgestellt, um basierend auf all den in diesem Band präsentierten Erkenntnissen schließlich im letzten Abschnitt Eckpunkte für Empfehlungen aus der Perspektive „Arbeit, Altern und Betrieb“ abzuleiten, so wie sie sich aus der in diesem Band dargestellten wissenschaftlichen Perspektive erge-ben. Unter einer erweiterten, stärker interdisziplinären Perspektive mögen sich auch davon abweichende Empfehlungen ableiten lassen. Dieser Aufgabe widmet sich die Akademien-gruppe in ihren Schlussempfehlungen (Akademiengruppe Altern in Deutschland 2009).

Literatur

Akademiengruppe Altern in Deutschland (Ed.): Gewonnene Jahre. Empfehlungen der Akademiengruppe Altern in Deutschland (Altern in Deutschland Bd. 9). Nova Acta Leopoldina NF Bd. 107, Nr. 371 (2009)

Bellmann, L., kistler, E., und waHse, J.: Betriebe müssen sich auf alternde Belegschaften einstellen. IAB Kurzbericht: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit Nr. 21 (2007) Bellmann, l., und leBer, u.: Betriebliche Einstellung älterer Arbeitnehmer – Ergebnisse aus dem

IAB-Be-triebspanel 2004. Arbeit und Beruf 56/6, 169 – 170 (2005)

Boockmann, B., Zwick, T., ammermüller, a., and maier, M.: Do Hiring Subsidies Reduce Unemployment among the Elderly? Evidence from Two Natural Experiments. ZEW Discussion Paper 07-001 (2007)

Hartlapp, M., and scHmid, G.: Employment risks and opportunities for an ageing workforce in the EU. In:

Backes-Gellner, U., und Veen, S. (Eds.): Altern, Arbeit und Betrieb (Altern in Deutschland Bd. 3). Nova Acta Leopoldina NF Bd. 101, Nr. 365, 89 – 110 (2009)

Heckman, J., lalonde, R., und smitH, J.: The economics and econometrics of active labor market policies. In:

asHenfelter, O., und card, D. (Eds.): Handbook of Labor Economics. Vol. 2, pp. 1865 – 2097. Amsterdam:

Kluwer 1999

kocka, J., koHli, M., und streeck, W. (Eds.), unter Mitarbeit von Brauer, K., und skarpelis, A.: Altern: Familie, Zivilgesellschaft und Politik (Altern in Deutschland Bd. 8). Nova Acta Leopoldina NF Bd. 106, Nr. 370 (2009)

staudinGer, U., und Heidemeier, H. (Eds.): Altern, Bildung und lebenslanges Lernen (Altern in Deutschland Bd. 2). Nova Acta Leopoldina NF Bd. 100, Nr. 364 (2009)

Veen, S., und Backes-Gellner, U.: Betriebliche Altersstrukturen und Produktivitätseffekte. In: Backes-Gellner, U., und Veen, S. (Eds.): Altern, Arbeit und Betrieb (Altern in Deutschland Bd. 3). Nova Acta Leopoldina NF Bd. 101, Nr. 365, 29 – 64 (2009)

wunscH, C., und lecHner, M.: What did all the money do? On the general ineffectiveness of recent West German labour market programmes. Kyklos 61/1, 134 – 174 (2008)

Zwick, t.: Senioritätsentlohnung in Deutschland im internationalen Vergleich. In: Backes-Gellner, U., und Veen, S. (Eds.): Altern, Arbeit und Betrieb (Altern in Deutschland Bd. 3). Nova Acta Leopoldina NF Bd. 101, Nr. 365, 65 – 78 (2009a)

Zwick, t.: Die Beschäftigungskonsequenzen von Senioritätsentlohnung in Deutschland. In: Backes-Gell -

ner, U., und Veen, S. (Eds.): Altern, Arbeit und Betrieb (Altern in Deutschland Bd. 3). Nova Acta Leopol-dina NF Bd. 101, Nr. 365, 79 – 87 (2009b)

Prof. Dr. Uschi Backes-Gellner

Universität Zürich

Institut für Strategie und Unternehmensökonomik Lehrstuhl für BWL, insb. empirische Methodik der Arbeitsbeziehungen und der Personalökonomik Plattenstrasse 14

8032 Zürich Schweiz

Tel.: +41 44 63 4 42 81 Fax: +41 44 6 34 43 70 E-Mail: backes-gellner@isu.uzh.ch

Im Dokument Altern in Deutschland Band 3 (Seite 23-27)