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Antworten auf den Demografische Wandel im ländlichen Raum

Ausgangspunkt

In ländlichen Räumen haben partizipative Strukturen wie Familie, Nachbarschaft, Ver-eine, Freunde Tradition und nehmen vielfältige Aufgaben mit selbstverständlichem En-gagement auch generationenübergreifend wahr, die andernorts mühselig organisiert werden müssen. Diese Tradition auch unter sich verändernden demografischen Bedin-gungen und Anforderungen zu erhalten und zu entwickeln, bedarf kreativer Ideen, zu-sätzlicher Anstrengungen und ggf. der Unterstützung.

91 Ländliche Räume sind in unterschiedlichem Maße und entlegene ländliche Räume in überdurchschnittlichem Maße von Abwanderung betroffen. Insbesondere die Abwan-derung junger Frauen zeigt demografische Folgen, weil diese dann auch als potenziel-le Mütter ausfalpotenziel-len (demografisches Echo). So weist auch die Regionalisierte Bevölke-rungsprognose eine entsprechende Entwicklung aus.

In der Folge haben sich bereits Ausdünnungen in Teilbereichen der sozialen Infrastruk-tur ergeben (etwa die Schließung von Schulen oder das Fehlen von Ärzten und Fach-ärzten in ländlichen Regionen). Das schmälert die Attraktivität ländlicher Räume auch für Zuwanderung. Um einer weiteren Ausdünnung vorzubeugen, sind auch hier neue Lösungsansätze zur Sicherung gleichwertiger und attraktiver Lebensverhältnisse erfor-derlich.

Insgesamt wirkt die Landesregierung dieser Entwicklung durch verschiedene Maß-nahmen entgegen und setzt verstärkt auf ganzheitliche Entwicklungsansätze für die ländlichen Regionen.

Mit der Förderrichtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der regi-onalen ländlichen Entwicklung in Sachsen-Anhalt (Richtlinie RELE) gewährt das Land Zuwendungen für die Gestaltung einer integrierten ländlichen Entwicklung. Unterstützt werden damit die verschiedenen Instrumente der Integrierten Ländlichen Entwicklung, die Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepte (ILEK), Leader-Konzepte, das Regi-onal- und Leader-Management, die Dorferneuerung und Dorfentwicklung und die Flur-bereinigung, die wirkungsvoll genutzt werden können, um Antworten auf die demogra-fische Entwicklung zu geben, die Dörfer weiter zu entwickeln und um Innenentwicklung vor Außenentwicklung zu betreiben.

Die Richtlinie zur Förderung der regionalen ländlichen Entwicklung in Sachsen-Anhalt (RELE) ist im Internet unter www.sachsen-anhalt.de in der Rubrik Förderrichtlinien im Online-Service abrufbar.

Die Träger der ILEK, die lokalen Leader-Aktionsgruppen und die Träger der Dorfer-neuerung/Dorfentwicklung erarbeiten unter Einbeziehung der Akteure, Bewohner etc.

vor Ort in bottom-up-Prozessen auf ihre spezielle Situation zugeschnittene, von ihrem Engagement getragene, am begründeten Bedarf orientierte, problemorientierte Kon-zepte für eine zukunftsfähige nachhaltige Entwicklung für die jeweiligen Gebiete in ih-rem räumlichen und thematischen Zusammenhang und als Grundlage für Förderun-gen.

Damit verbunden sind auch Chancen für die Vermeidung und Verringerung der Neuin-anspruchnahme von Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke (SuV) aber auch Verpflichtungen angesichts des nicht vermehrbaren Naturgutes Boden bzw. Fläche, der zunehmenden Nutzungsansprüche und -konkurrenzen sowie des Klimawandels.

Durch die Mitwirkung der Bürger an der Gestaltung der Entwicklungsprozesse, durch Koordination und Bündelung flächenbeanspruchender Maßnahmen sowie ein aktives

Management von Flächen und Infrastruktur (incl. Bestandssicherung, Rückbau, Um-nutzung, Innen- vor Außenentwicklung) kann ein Beitrag zur Umsetzung des „30ha-Ziels“ der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung geleistet werden.

Fortschreibung und Ausblick

Die Landesregierung unterstützt die Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen, um ländliche Räume als Wirtschafts-, Arbeits-, Lebens-, Kultur- und Sozial- sowie als ökologische Ausgleichsräume zu stärken und zu entwickeln. Ziel ist eine nachhaltige, zukunftsfähige, selbsttragende Entwicklung des ländlichen Rau-mes, getragen von eigenständigen Gestaltungsmöglichkeiten der Bewohner und Un-ternehmen und bürgerschaftlichem Engagement.

Die Aufmerksamkeit und Verantwortung der Akteure vor Ort für die Kommune oder die Region wird mit dieser Herangehensweise gezielt unterstützt und weiterentwickelt.

Vom Engagement der Akteure in der Region und der Identifikation mit der Heimatregi-on oder dem Heimatort hängt eine zukunftsfähige Entwicklung ab.

Die Fördermöglichkeiten der RELE sind auf die Sicherung gleichwertiger Lebensbedin-gungen sowie selbstverantwortliches Handeln gerichtet. Sie berücksichtigen auch den demografischen Wandel, u. a. bei der Planung, Umsetzung und Förderung

- der Dorferneuerung und Dorfentwicklung, - von Infrastrukturmaßnahmen,

- von Bodenordnungsmaßnahmen im Rahmen der Flurbereinigung,

- des Abbruchs von Gebäuden und baulichen Anlagen, soweit dies der Entwick-lung der dörflichen Infrastruktur in Verbindung mit investiven Maßnahmen dient, - der Erhaltung und Gestaltung oder Entwicklung dorfgemäßer

Gemeinschaftsein-richtungen u. a. zur Förderung der Daseinsvorsorge,

- der Umnutzung von Bausubstanz zur Einkommensdiversifizierung oder zur Schaffung zusätzlicher Beschäftigungsmöglichkeiten und –maßnahmen land- und forstwirtschaftlicher Betriebe auch in Kooperation mit anderen Partnern oder - von Vorhaben zur Modernisierung und Instandsetzung von selbst genutztem

Wohneigentum, verbunden mit Zuschlägen für Kinder etc.

Über solche partizipativen Ansätze wie Leader, Dorfentwicklung und Dorferneuerung wird das Subsidiaritätsprinzip weiter ausgebaut und gestärkt werden.

Leitprojekte aus den ILEK und Projekte aus den Leader-Konzepten werden vorrangig bzw. mit einem Bonus gefördert. Eine Schwerpunktsetzung durch die Regionen selbst ist insbesondere zur Bündelung der Mittel und Sicherung von Synergieeffekten uner-lässlich.

93 Um Leistungen auch weiterhin wohnortnah und flächendeckend anbieten zu können, ist eine Konzentration in Teilbereichen der Infrastruktur unumgänglich, etwa in den Bereichen Bildung und Gesundheitswesen. Hier geht die Landesregierung davon aus, dass diese Leistungen zukünftig weitgehend in den Zentralen Orten angeboten wer-den, gleichzeitig aber Satellitensysteme wie z. B. Filialschulen oder kleine Schulen, Zweigstellen von Arztpraxen usw. im Sinne einer flächendeckenden Versorgung unter Nutzung moderner technischer Lösungen weiter ausgebaut werden.

Für die Allianz ländlicher Raum, die gemäß Kabinettsbeschluss aus 2005 als Informa-tions-, Beratungs- und Ideenbündelungsgremium mit sektorübergreifendem Ansatz geschaffen wurde, ist der Demografische Wandel weiterhin ein Schwerpunktthema, um ländliche Räume als Wirtschafts-, Arbeits-, Lebens, Kultur- und Sozial- sowie als öko-logische Ausgleichsräume zu stärken und zu entwickeln.

Die „Leitlinien für die Entwicklung des ländlichen Raums in Sachsen-Anhalt“, Positi-onspapier der „Allianz Ländlicher Raum“ (ALR) vom 21.12.2005, werden als strategi-sche Vorstellungen für eine nachhaltige, zukunftsfähige Entwicklung des ländlichen Raums anhand erreichter Ergebnisse, aktueller Herausforderungen und erkennbarer Probleme immer wieder überprüft und weiter entwickelt und Umsetzungsvorschläge werden unterbreitet.

Darüber hinaus ergeben sich Zukunftsperspektiven aus den Diversifizierungsmöglich-keiten der Landwirtschaft, neuen Beschäftigungs- und EinkommensmöglichDiversifizierungsmöglich-keiten – beispielsweise durch die Nutzung alternativer Energien und deren Vermarktung sowie einer nachhaltigen Landwirtschaft.

8.3 Leistungsfähige, moderne Gesundheitsversorgung