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Anthropometrische Messungen bei Jungen mit chronischer Niereninsuffizienz

5 ERGEBNISSE

5.2 Anthropometrische Messungen bei Jungen mit chronischer

5.2.5 Anthropometrische Messungen bei Jungen mit chronischer Niereninsuffizienz

Lebendspendern

Nachfolgend wird der Wachstumsverlauf von Körperhöhe, Sitzgröße , Armlänge und Beinlänge von unseren Patienten beschrieben, denen eine Niere eines weiblichen Lebendspenders transplantiert wurde.

5.2.6 Körperhöhe

Patienten im Alter von zwei bis drei Jahren hatten eine mittlere Körperhöhe von -1,82 SDS. Bis zum sechsten Lebensjahr war ein relativer Wachstumsverlust bis auf -2,32 SDS zu beobachten. Zwischen dem neunten und 14. Lebensjahr undulierte der Mittelwert der KH zwischen maximal -2,28 SDS bei den Sechs- bis Siebenjährigen und minimal -1,29 KH-SDS bei den Patienten im Alter von 12 bis 13 Jahren. Ein großer relativer Wachstumsverlust war bei den Kindern im Alter von 14 bis 15 Jahren zu verzeichnen (-1,96 KH-SDS). Im Alter von 18 bis 22 Jahren betrug die durchschnittliche Körperhöhe -1,25 SDS (Tabelle 8).

Ergebnisse

Tab. 8: Deskriptive Statistik (Mittelwert, 95% KI, Range) für die Körperhöhe chronisch nierenkranker Jungen verschiedener Altersgruppen mit Nierentransplantation von weiblichen Lebendspendern.

Ergebnisse

5.2.7 Sitzgröße

Die Sitzgröße der untersuchten Kinder war in den verschieden Altersgruppen relativ konstant. In der Alterskohorte der Zwei- bis Dreijährigen betrug der mittlere Sitzgrößen-SDS -1,10. Bis zum achten Lebensjahr fand ein kontinuierliches catch-down-Wachstum statt (der mittlere SG-SDS im Alter der Sechs- bis Siebenjährigen war -1,58). Nach einem Aufholwachstum bis zum 14.

Lebensjahr (SDS -0,58) erfolgte ein erneuter relativer Wachstumsverlust auf -1,09 SDS der mittleren Sitzgröße bei Patienten im Alter von 14 bis 15 Jahren.

Bei der Patientenkohorte der 18- bis 22- jährigen konnte im Durchschnitt eine SG von -0,95 SDS gemessen werden.

Alterskohorten

Ergebnisse von zehn bis elf Jahren. Ein großer Verlust der mittleren AL war bei den 14 bis 15 jährigen mit einem SDS von -2,04 zu verzeichnen. In der Alterskohorte der 18 bis 22 jährigen betrug die AL-SDS im Mittel -1,03.

Alterskohorten nierenkranker Jungen verschiedener Altersgruppen mit Nierentransplantation von weiblichen Lebendspendern.

Ergebnisse

5.2.9 Beinlänge

In der Alterskohorte der Vier- bis Fünfjährigen war die mittlere Beinlängen -SDS -2,60 und somit niedriger als bei den Patienten im Alter von zwei bis drei Jahren (mittlerer BL-SDS war hier -2,15). Bis zum 18. Lebensjahr schwankte die mittlere BL zwischen -2,54 SDS bei den sechs- bis siebenjährigen Jungen und -1,14 SDS bei den Patienten im Alter von 16 bis 17 Jahren. In Alterskohorte der 18 bis 22 jährigen betrug der durchschnittliche BL-SDS -0,77.

Alterskohorten

Ergebnisse

36

Auch bei den Kindern, die eine Nierentransplantation von einem weiblichen Lebendspender erhielten, fand der größte relative Wachstumsverlust in der Regel in der Alterskohorte von 14 bis 15 Jahren statt. Allerdings konnte hier der gesamte relative Wachstumsverlust, der ab dem Alter von zwei Jahren bestand im Gegensatz zu den Patienten, die eine männliche Lebendspende erhalten hatten, in allen aufgezeigten Parametern bis zum Alter von 18 bis 22 wieder aufgeholt werden (Abbildung 4).

Abb. 4: Mittlere Körperhöhe, Sitzgröße, Armlänge und Beinlänge in SDS chronisch nierenkranker Jungen verschiedener Altersgruppen mit transplantierten Nieren von weiblichen Lebendspendern.

Ergebnisse

5.3 Vergleich anthropometrischer Messungen bei Jungen mit Nierentransplantation von männlichen und weiblichen Lebendspendern

5.3.1 Körperhöhe

Jungen mit transplantierten Nieren von männlichen Lebendspendern hatten im Alter von zwei bis drei Jahren eine KH von -1,22 SDS im Mittel (Tab. 4 und 12, Abb. 5). Sie waren somit größer als gleichaltrige Patienten die eine Niere eines weiblichen Lebendspenders erhielten (mittlere KH war -1,82 SDS, p=0,079) (Tab. 8 und 12, Abb. 5). Beide Patientengruppen verloren bis zum Alter von fünf Jahren weiter an Körperhöhe. Jungen, die eine männliche Niere bekamen zeigten in der Alterskohorte der Sechs- bis Siebenjährigen ein stärkeres Aufholwachstum (mittlere KH -1,14 SDS) (Tab. 4 und 12) als Patienten im gleichen Alter mit transplantierter weiblicher Niere (KH -2,28 SDS im Mittel, p=0,002) (Tab. 8 und 12). Im Alter von zehn bis elf Jahren waren Patienten mit einer weiblichen Niere mit einer mittleren KH von -1,30 SDS erstmals größer als Patienten mit männlichem Transplantat (KH -1,52 SDS im Mittel, p=0,610). Ab der Alterskohorte der 16- bis 17 jährigen Jungen wachsen solche mit weiblicher Niere bis zum Alter von 18 bis 22 eindeutig besser (mittlere KH -1,25 SDS bei den 18- bis 22 jährigen) als Patienten mit erhaltener männlicher Niere (KH im Mittel -2,25 SDS bei Jungen im Alter von 18 bis 22, p=0,103) (Tab. 4, 8 und 12, sowie Abb. 3).

Ergebnisse

38 Alterskohorten

(Jahre)

Körperhöhen-SDS von

männlichen Nie-renspendern

Körperhöhen-SDS von

weiblichen Nierens-pendern

p-Werte

2-3 -1,22 -1,82 0,079

4-5 -1,79 -2,32 0,139

6-7 -1,14 -2,28 0,002

8-9 -1,25 -1,78 0,246

10-11 -1,52 -1,30 0,610

12-13 -1,80 -1,29 0,173

14-15 -2,62 -1,96 0,142

16-17 -2,10 -1,40 0,064

> 18 -2,25 -1,25 0,103

Tab. 12: Vergleich der Körperhöhen-SDS-Werte von transplantierten Kindern mit Nie-rentransplantation von männlichen, bzw. weiblichen Spendern zwischen den Altersko-horten 2-3 Jahre bis >18 Jahre .

Ergebnisse

Körperhöhe SDS

*

* p<0,05

Abb. 5: Vergleich der Körperhöhe chronisch nierenkranker Jungen nach Transplanta-tion von Nieren männlicher und weiblicher Lebendspender.

Ergebnisse

40

Absolut bedeutet das einen Unterschied im Längenwachstum von 6,6 cm zwischen Patienten mit transplantierten männlichen und weiblichen Nieren am Ende der Messungen im Alter von 18 bis 22 zugunsten der Jungen mit weiblichen Nieren (Abb. 6).

Abb. 6: Vergleich der mittleren absoluten Körperhöhe in mm chronisch nierenkranker Jungen mit Nierentransplantation von männlichen und weiblichen Lebendspendern.

Ergebnisse

5.3.2 Sitzgröße

In der Alterskohorte der Zwei- bis Dreijährigen lag die mittlere SG transplantierter Jungen mit männlicher Nierenspende mit -0,93 SDS (Tab. 5 und 13) etwas unter der mittleren SG gleichaltrig transplantierter Patienten mit weiblichen Nieren (SG -1,10 SDS, p=0,707) (Tab 9 und 13). Dies änderte sich vom fünften- bis zum zehnten Lebensjahr. Hier hatten Patienten mit erhaltener männlicher Niere durchgehend eine größere SG als solche mit weiblichem Transplantat (Abb. 7). Ab der Alterskohorte von zehn bis elf Jahren war erneut eine Umkehr der Größenverteilung erfolgt. Jungen mit erhaltener weiblicher Niere behielten bis zum Ende der Messungen mit 18 bis 22 Jahren eine größere SG als ihre gleichaltrige Vergleichsgruppe mit männlichem Transplantat (Abb.7). Die Differenz zwischen den beiden Gruppen betrug hier 1,15 SDS im Mittel (-2,10 SDS bei Patienten mit männlicher Niere in der Kohorte der 18- bis 22 jährigen und -0,95 SDS bei Patienten mit weiblicher Niere im Alter von 18 bis 22 Jahren, p=0,124) (Tab. 5, 9 und 13).

Insgesamt ergaben sich signifikante Unterschiede in zwei Alterskohorten. In der Gruppe der sechs- bis siebenjährigen Jungen hatten Patienten mit einer männlichen Niere einen durchschnittlichen SG-SDS von -0,71, Patienten mit einer transplantierten weiblichen Niere -1,58, p<0,05. Das Wachstumsverhalten kehrte sich im Verlauf der Messungen um, so dass im Alter von 14 bis 15 Probanden mit einer männlichen Niere einen mittleren SG-SDS von -2,05 aufwiesen. Jungen mit einer weiblichen Niere hingegen hatten einen SG-SDS

Ergebnisse

42 Alterskohorten

(Jahre)

Sitzgrößen-SDS von Jungen mit männlichen

Spen-dernieren

Sitzgrößen-SDS von Jungen mit weiblichen

Spender-nieren

p-Werte

2-3 -0,93 -1,10 0,707

4-5 -0,88 -1,08 0,515

6-7 -0,71 -1,58 0,015

8-9 -1,29 -1,38 0,885

10-11 -1,23 -0,72 0,273

12-13 -1.21 -0,58 0,084

14-15 -2,05 -1,09 0,024

16-17 -1,71 -1,07 0,096

> 18 -2,10 -0,95 0,124

Tab. 13: Vergleich der Sitzgrößen-SDS-Werte zwischen den Alterskohorten 2-3 Jahre bis >18 Jahre für Jungen mit chronischer Niereninsuffizienz und Transplantation von einem männlichen oder weiblichen Lebendspender.

Ergebnisse

* *

* p<0,05

Abb. 7: Vergleich der mittleren Sitzgröße chronisch nierenkranker Jungen nach Trans-plantation von einem männlichen oder weiblichen Lebendspender.

Ergebnisse

44

5.3.3 Armlänge

Die AL-SDS von Jungen mit transplantierten männlichen und weiblichen Nieren sank bis zum Alter von vier bis fünf Jahren kontinuierlich (Tab. 6, 10 und 13).

Bei den Patienten, die eine Niere eines männlichen Spenders erhalten hatten, erfolgte bis zum Alter von neun Jahren ein catch–up–Wachstum von -1,52 AL-SDS in der Alterskohorte der vier- bis fünf jährigen Patienten auf -0,82 AL-SDS der Acht- bis Neunjährigen (Tab. 6 und 13). Danach war ein kontinuierlicher relativer Wachstumsverlust bis auf -2,54 SDS in der Alterskohorte der 14 bis 15 jährigen zu beobachten. Bei den Jungen mit transplantierter weiblicher Niere blieb die mittlere AL im Alter von sechs bis 13 Jahren relativ konstant, erst in der Kohorte der 14 bis 15 jährigen fand ein catch-down-Wachstum auf -2,04 SDS statt (Tab. 10 und 13). Bis zum Ende der Untersuchungen konnten die Patienten mit einem Transplantat von einem männlichen Spender den Wachstumsverlust nicht aufholen. Die Armlänge der Jungen, die eine männliche Niere transplantiert bekamen, war bei Patienten im Alter von sechs bis sieben und acht bis neun Jahren signifikant besser als die der Patienten mit einer transplantierten weiblichen Niere (p<0,05) (Tab.14).

Ergebnisse

Alterskohorten (Jahre)

Armlängen-SDS von Jungen mit männlichen Nie-renspendern

Armlängen-SDS von Jungen mit weiblichen

Nierens-pendern

p-Werte

2-3 -0,93 -1,59 0,313

4-5 -1,52 -2,00 0,248

6-7 -0,91 -2,21 0,000

8-9 -0,82 -1,88 0,022

10-11 -1,26 -1,46 0,609

12-13 -1,78 -1,52 0,462

14-15 -2,54 -2,04 0,225

16-17 -1,93 -1,44 0,109

> 18 -1,68 -1,03 0,141

Tab. 14: Vergleich der Armlängen-SDS-Werte zwischen den Alterskohorten 2-3 Jahre bis >18 Jahre für Jungen mit chronischer Niereninsuffizienz und Transplantation von einem männlichen oder weiblichen Lebendspender.

Ergebnisse

46

* *

* p<0,05

Abb. 8: Vergleich der mittleren Armlänge chronisch nierenkranker Jungen nach Trans-plantation von einem männlichen oder weiblichen Lebendspender.

Ergebnisse

5.3.4 Beinlänge

Die mittlere BL-SDS von nierentransplantierten Jungen mit einem Transplantat von einem männlichen Spender betrug in der Alterskohorte der Zwei- bis Dreijährigen -1,04 (Tab. 7 und 15). Es folgte ein catch-down-Wachstum auf -1,89 BL-SDS bei den Patienten im Alter von vier bis fünf Jahren (Tab. 7 und 14). Danach fand ein Aufholwachstum statt, so dass bei den Jungen mit acht bis neun Jahren eine mittlere BL von -1,09 SDS verzeichnet werden konnte (Tab. 7 und 14). Bis zur Kohorte der 14- bis 15 jährigen war ein stetiger relativer Wachstumsverlust der BL zu verzeichnen (mittlere BL der 14- bis 15 jährigen -2,41 SDS) (Tab. 7 und 14). Bei den Patienten mit einem Nierentransplantat von einem weiblichen Spender konnte bis zur Kohorte der sechs- bis siebenjährigen Patienten ein Wachstumsverlust in der Beinlänge gezeigt werden (Abb. 9). Die BL-SDS fiel von -2,15 bei den Zwei- bis Dreijährigen auf -2,54 bei den Sechs- bis Siebenjährigen (Tab. 11 und 15). Danach erfolgte ein relativ stetiges Aufholwachstum der BL. Mit 18 bis 22 Jahren war die mittlere BL bei -0,77 SDS. Auch die Patienten mit männlichem Transplantat zeigten ein Aufholwachstum. Dies war allerdings nicht ganz so stark wie bei der Gruppe mit weiblichen Nieren, der Mittelwert der BL bei Patienten mit männlichem Transplantat in der Alterskohorte der 18- bis 22 Jährigen lag bei -1,53 SDS.

Somit konnte in der Alterskohorte der Zwei- bis Dreijährigen ein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Jungen mit einer transplantierten männlichen Niere hatten hier einen BL-SDS von -1,04 im Mittel. Patienten mit einer

Ergebnisse

48 Alterskohorten

(Jahre)

Beinlängen-SDS von Jungen mit männlichen

Spen-dernieren

Beinlängen-SDS von Jungen mit weiblichen

Spender-nieren

p-Wert

2-3 -1,04 -2,15 0,042

4-5 -1,89 -2,06 0,146

6-7 -1,09 -2,54 0,000

8-9 -1,09 -2,03 0,048

10-11 -1,68 -1,73 0,909

12-13 -2,09 -1,65 0,245

14-15 -2,41 -1,92 0,213

16-17 -1,59 -1,14 0,155

> 18 -1,53 -0,77 0,105

Tab. 15: Vergleich der Beinlängen-SDS-Werte zwischen den Alterskohorten 2-3 Jahre bis >18 Jahre für Jungen mit chronischer Niereninsuffizienz und Transplantation von einem männlichen oder weiblichen Lebendspender.

Ergebnisse

* * *

* p<0,05

Abb. 9: Vergleich der mittleren Beinlänge von Jungen mit chronischer Niereninsuffizi-enz nach Transplantation von einem männlichen oder weiblichen Lebendspender.

Diskussion

50

6 Diskussion

Durch unsere Untersuchung konnte erstmals gezeigt werden, dass Jungen mit einer chronischen Niereninsuffizienz abhängig vom Geschlecht ihres Nieren-Lebendspenders ein unterschiedliches Wachstumsverhalten nach Transplantation aufwiesen. Jungen, die eine männliche Lebend-Nierenspende erhielten, zeigten von der Pubertät bis zum Lebensalter von 22 Jahren fast kein Aufholwachstum nach der Nierentransplantation. Im Gegensatz dazu kam es bei Jungen nach Transplantation einer weiblichen Niere zu einer Verbesserung der Körperhöhen-SDS. Beeindruckend war die Erkenntnis, dass Jugendliche mit einer weiblichen Nierenspende am Ende ihrer Wachstumsphase im Mittel um 6,6 cm größer waren, als solche mit einer männlichen Nierenspende.

In der Literatur wurden viele Faktoren analysiert, die den Erfolg einer Nierentransplantation auf das Wachstumsverhalten von nierentransplantierten Kindern beeinflussen können. Allerdings sind die Studien über das Outcome von transplantierten Nieren untereinander nicht direkt miteinander vergleichbar, da oft unterschiedliche Studienansätze gewählt wurden. Obwohl gezeigt werden konnte, dass eine Lebend-Nierenspende eine bessere Prognose hinsichtlich der längerfristigen Nierenfunktion hat als eine Postmortem-Spende (30) wurden häufig Tot- und Lebendspender bei der Auswertung der Ergebnisse zusammengefasst (24,31-33). Erwachsene und Kinder unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht voneinander, u.a. in der Reagibilität ihres Immunsystems. Aufgrund dessen kann man erwarten, dass auch die immunologische Reaktion des Körpers auf eine Nierentransplantation bei Kindern und Erwachsenen verschieden ist. Trotzdem sind oft auch pädiatrische und erwachsene Empfänger gemeinsam betrachtet worden (34-36).

Es gibt Arbeiten, die zeigen, dass Jungen und Mädchen von derselben chronischen Erkrankungen unterschiedlich stark betroffen sind, (18,37,38) und trotzdem wurden bei der Auswertungen vieler Studien beide Geschlechter zusammen ausgewertet (34,36,39).

Diskussion

In unserer Untersuchung wurden ausschließlich Jungen kaukasischer Abstammung nach Nierentransplantation betrachtet, um eine möglichst homogene Gruppe zu erhalten und aussagekräftige Ergebnis zu erzielen. Es wurden ausschließlich Lebend-Nierenspenden betrachtet. Somit waren alle Spender adult, die Altersspanne war deutlich geringer als bei Postmortem-Spendern, es gab vergleichbar kurze Ischämiezeiten, eine kalte Ischämiezeit bestand nicht. Aufgrund der Knabenwendigkeit bei Nierenerkrankungen konnten wir deutlich mehr Daten nierentransplantierter Jungen als Mädchen gewinnen. Deshalb entschieden wir uns, ausschließlich Jungen nach Nierentransplantation in unsere Studie aufzunehmen.

Welche Parameter einen Einfluss auf den erfolgreichen Verlauf einer Nierentransplantation und somit auch auf das Wachstumsverhalten der Transplantatempfänger haben könnten, soll im Folgenden erörtert werden.

In bisherigen Untersuchungen war ein besseres Outcome hinsichtlich der Transplantatfunktion- und Überlebensrate von männlichen gegenüber weiblichen Organen nachgewiesen worden (40,41). Daher hatten wir erwartet, dass Jungen mit einer männlichen Nierenspende eine bessere glomeruläre Filtrationsrate (GFR) nach der Transplantation aufweisen würden. In unserem Patientenkollektiv war jedoch die GFR in beiden Gruppen nach Transplantation gleich. Somit waren die Transplantate hinsichtlich der Transplantatfunktion gleichwertig.

Eine Verschlechterung der Nierenfunktion ist einer der entscheidenden

Diskussion

52

Niere erhalten hatten. Die GFR kann folglich nicht als Erklärung für das bessere Wachstum von Jungen mit weiblichen Nieren dienen.

Des Weiteren gibt es Anhaltspunkte dafür, dass der Wachstumsverlauf nierentransplantierter Kinder in einer Abhängigkeit zur post-transplantationem verabreichten Steroid-Dosis steht. Selbst eine Prednisolon-Therapie unterhalb der Cushing-Schwelle kann zu einer Wachstumsretardierung führen (2,7). Bei den von uns untersuchten Probanden unterschieden sich weder die Steroiddosis pro Tag, noch die Steroiddosis pro kg pro Tag signifikant voneinander (Tabelle 3). Das bedeutet, dass Jungen mit einer transplantierten weiblichen Niere eine ähnlich dosierte Steroid-Therapie erhielten, wie Jungen mit einer transplantierten männlichen Niere. Die unterschiedlichen Wachstumsverläufe beider untersuchten Gruppen sind also nicht auf eine differente Behandlung mit Glukokortikoiden zurückzuführen.

Auch durch einen Einfluss unterschiedlicher Häufungen von Frühgeburtlichkeit oder small for gestational age (SGA)-Konstellationen lässt sich der verschiedentliche Verlauf des Wachstums unserer Probanden nicht erklären.

Denn die Jungen mit weiblichem oder männlichem Nierenspender unterschieden sich hinsichtlich ihrer geburtsrelevanten Parameter (Gestationsalter, Geburtsgewicht, Geburtslänge, Kopfumfang bei Geburt, Apgar nach 5 und 10 Minuten, sowie pH-Wert) nicht signifikant voneinander (Tabelle 3).

Ein intensiv diskutierter Faktor für die Überlebensrate, bzw. die Funktion von Nierentransplantaten ist der Einfluss des Geschlechts von Spender und Empfänger. Berg et al. kamen zu dem Schluss, dass das Geschlecht von Spender und Empfänger bei Nierentransplantation bei Kindern und Jugendlichen keine Rolle für die anschließende Nierenfunktion spielt (31).

Gratwohl et al. (40) untersuchten, ob die Überlebensrate von Nierentransplantaten abhängig von der Geschlechterkombination zwischen Spender und Empfänger ist. Sie beschrieben bei erwachsenen Patienten, dass Nieren männlicher Postmortem-Spender in gleichgeschlechtlichen Empfängern eine bessere Überlebensrate haben als Nieren weiblicher Postmortem-Spender in männlichen Empfängern. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass Nieren

Diskussion

männlicher Spender in weiblichen Empfängern mit einem höheren Risiko des Transplantatversagens einhergehen als in allen anderen möglichen Kombinationen von Spender- und Empfängergeschlecht.

Die Autoren vermuten, dass dies im Zusammenhang mit der Expression von H-Y-Antigenen der männlichen Nieren steht. H-Y Antigene sind sogenannte

„minor histocompatibility antigens“, die durch Gene des Y-Chromosoms kodiert werden und nach Transplantation im weiblichen Empfänger eine T-Zell-und antikörpervermittelte Immunantwort auslösen können (42). Durch diese immunologische Reaktion könnte es folglich zu einer vermehrten Abstoßung von transplantierten Organen männlicher Spender im weiblichen Organismus kommen. Diese Hypothese würde die Beobachtung von Gratwohl et al.

unterstützen, dass männliche Nieren in weiblichen Empfängern ein erhöhtes Risiko für Transplantatversagen mit sich bringen.

Zeier et al. führten eine Studie über die Überlebensrate von Nieren im Hinblick auf das Geschlecht von Spender und Empfänger durch. Hierbei wurden erwachsene und pädiatrische Patienten zusammengefasst, wobei das minimale Alter von Spender und Empfänger 16 Jahre betrug. Zeier et al. beschreiben, dass die Überlebensraten der Nieren von weiblichen Postmortem-Spendern in männlichen Empfängern schlechter waren, als die der Postmortem-Nieren männlicher Spender in männlichen oder weiblichen Empfängern (41). Somit wurde in drei von vier möglichen Geschlechterkombinationen ein schlechteres Outcome von weiblichen Nieren gegenüber männlichen Nieren gesehen. Ein Erklärungsversuch hierfür ist, dass die weiblichen Nieren weniger Nephrone besitzen und somit den Anforderungen des männlichen Organismus auf die

Diskussion

54

weiteren Verlauf der Diskussion noch einmal aufgreifen und verschiedene Aspekte darstellen.

Anhand der Vielzahl der Studien ist zu sehen, dass der Geschlechtskombination von Spender und Empfänger bei Nierentransplantation eine große Bedeutung zugemessen wurde, auch wenn die Ergebnisse kontrovers sind.

Unsere Untersuchung konnte erstmals zeigen, dass das Wachstumsverhalten der Nierenempfänger maßgeblich durch das Geschlecht des Spenders beeinflusst wird. Daraus resultiert bei männlichen Empfängern weiblicher Nieren ein günstigerer Wachstumsverlauf und eine deutlich höherer Endgröße als bei männlichen Empfängern männlicher Nieren.

Bekanntermaßen führt die Störung der gonadotropen und somatotropen Hormonachse bei Kindern mit einer chronischen Nierenerkrankung zu einem schlechten Längenwachstum. Aufgrund dessen wird bei Patienten mit renalem Kleinwuchs häufig eine Therapie mit Wachstumshormon durchgeführt. Eine Studie von Nissel et al. (3) zeigte, dass eine lange Dialysedauer das Ansprechen der Patienten auf eine Wachstumshormontherapie vermindert. Es wird vermutet, dass bei chronisch nierenkranken Patienten im Endstadium eine verminderte Anzahl von zellulären Wachstumshormon-Rezeptoren, sowie eine höheren IGF-Inhibitoren-Spiegel vorliegen (45). Dies könnte zu einer geringeren Sensibilität der Dialysepatienten auf Wachstumshormone führen und somit das schlechtere Ansprechen auf eine Wachstumshormontherapie erklären. Bei unseren Probanden unteschieden sich die Dialysedauer und die Therapie mit rhGH in beiden untersuchten Gruppen nicht signifikant voneinander. Trotzdem wurde von den Kindern mit transplantierter weiblicher Niere eine deutlich bessere Endgröße erreicht, als von Kindern die ein männliches Organ erhielten. Mögliche Hypothesen, warum dieses überraschende Phänomen in unserer Studie beobachtet werden konnte, wird nun im Folgenden erörtert.

Es gibt Arbeiten, die belegen, dass Östrogene die Produktion von Wachstumshormonen stimulieren (46,47). Wir spekulieren, dass durch die

Diskussion

Transplantation einer weiblichen Niere in den kindlichen Körper ein Ausstoß von Östrogenen- und damit indirekt eine Stimulation der Wachstumshormon-/IGF1-Ausschüttung gegeben wird. Damit könnte speziell in Empfängern weiblicher Nieren ein Wachstumsschub induziert werden. Das würde unseren Beobachtungen, dass Jungen mit Nieren weiblicher Lebendspender eine bessere Endgröße erreichen als Jungen mit Nieren männlicher Lebendspender, eine mögliche Erklärung geben.

Die Halbwertszeit von physiologischem Östrogen beträgt bei Gesunden im Durchschnitt 120 Minuten (48). Wenn eine weibliche Niere in einem männlichen Empfänger ausschließlich das Östrogen freisetzen würde, das sie noch zum Zeitpunkt der Transplantation enthält, würde dieser einmalige Impuls sicher keinen Wachstumsschub des Empfängers bewirken. Wenn nun aber die Niere die Information beinhaltet, dass sie einem weiblichen Organismus entstammt und somit weiterhin Östrogen ausschüttet, könnte dies eine kontinuierliche additive Induktion und Unterstützung der Wachstumshormonsynthese und somit auch einen Wachstumsschub des Nierenempfängers bewirken.

Eine nephrogene Östrogenproduktion wurde in der Literatur bisher nicht beschrieben. Der Niere wird jedoch eine starke Beteiligung am Steroidstoffwechsel zugeschrieben (49,50). Außerdem konnten sowohl Androgen- als auch Östrogen-Rezeptoren an der Niere lokalisiert werden (51).

Diese Ergebnisse bestätigen einen Effekt der Niere auf den Steroidhaushalt und somit möglicherweise auch auf die Wachstumshormonsekretion. Im Übrigen sollen Östrogene noch eine gewisse nephroprotektive Wirkung besitzen (52,53), welche auch von Vorteil für den Empfänger eines weiblichen

Diskussion

56

entscheidend mitbedingen. Ab diesem Alter konnten wir einen Wechsel des catch-up Wachstums sehen. Bis zur Pubertät zeigten die Jungen mit einer männlichen Niere ein besseres Aufholwachstum als gleichaltrige Probanden mit weiblichen Nieren (Abb. 5, 7-9), ab der Pubertät ist eine Umkehr dieses Phänomens zu beobachten. Der komplexe Prozess des catch-up/catch-down-Wachstums beginnt jedoch, wie bereits beschrieben, schon in der Vorschulzeit

entscheidend mitbedingen. Ab diesem Alter konnten wir einen Wechsel des catch-up Wachstums sehen. Bis zur Pubertät zeigten die Jungen mit einer männlichen Niere ein besseres Aufholwachstum als gleichaltrige Probanden mit weiblichen Nieren (Abb. 5, 7-9), ab der Pubertät ist eine Umkehr dieses Phänomens zu beobachten. Der komplexe Prozess des catch-up/catch-down-Wachstums beginnt jedoch, wie bereits beschrieben, schon in der Vorschulzeit