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Anpassung der Vorhäfen und Neubau der Leitwerke

Im Dokument 4.2 Fachbeitrag Flora - Fauna (Seite 130-159)

Im Zuge der Sanierung der Kleinen Schleuse wird in den binnenseitigen und fördeseitigen Vorhä-fen eine Sohltiefe von -10,0 m NHN hergestellt. Hierfür ist die Förderung von ca. 60.000 m³ Bag-gergut erforderlich. Die neuen Dalben der Leitwerke werden entsprechend der Ausführung an den Großen Schleusen als Einrohrstahldalben ausgeführt.

Die dauerhaft überbauten sowie temporär von den Baggerungen/Böschungsarbeiten betroffenen Gewässerbereiche im Vorhabengebiet sind in D - Abb. 10 dargestellt. Nach derzeitigem Stand sol-len die Baggerungen mit einem oder mehreren Saugbaggern durchgeführt werden. Die gesamte Baggerzeit wird mit ca. 300 Tagen veranschlagt. Inklusive der Baggerungen an den Böschungen etc. ist mit einer Baggermenge von ca. 124.000 m³ zu rechnen. Saugbagger können sandiges Ma-terial (fördeseitig) und Mudde (binnen- und seeseitig) ohne weitere Unterstützung baggern. Für weiche bis steife bindige Böden (binnenseitig) ist zum Lösen eine Unterstützung durch Wasserin-jektion erforderlich. Da das binnenseitige Baggerfeld weder durchströmt noch befahren wird, ist auch bei Lösen des Baggerguts mit Wasserinjektion und gleichzeitigem Saugen des Boden-Wasser-Gemischs nicht mit wesentlichem Vertreiben der gelösten Sedimente zu rechnen. Vom

BIOCONSULT Schuchardt & Scholle, Umbau Schleuse Kiel-Holtenau: Makrozoobenthos Teil D Saugbagger wird das Gemisch durch die Mischstation für die Zugabe von Flockungshilfsmitteln in geotextile Schläuche gepumpt. Nach 5–6 Wochen ist die Deponierfähigkeit erreicht bzw. kann das Baggergut für eine Verwendung in technischen Bauwerken bereitgestellt werden.

Die belasteten Sedimente im Vorhafenbereich der Kleinen Schleuse werden möglichst schonend gebaggert, um eine Verteilung in andere Bereiche zu vermeiden. Die strömungsarmen Verhältnis-se im NOK und in der Förde sind grundsätzlich positiv, um eine Verdriftung zu verhindern. Eine Strömung ist lediglich dann gegeben, wenn der NOK über das Entwässerungssiel nördlich der Kleinen Schleuse entwässert wird. Als Maßnahme zur Minimierung der Verdriftung werden die Baggerarbeiten im direkten Einflussbereich des Entwässerungssiels sowohl kanal- als auch för-deseitig nur dann ausgeführt, wenn keine Entwässerung stattfindet. Trotz schonender Baggerung ist auch bei fehlender bis geringer Strömung eine Verdriftung von Sedimenten nicht vollständig zu vermeiden, die sich in einer Resedimentation in der Umgebung bemerkbar macht. Die Auswirkung der Saugbaggerung der Verkehrsbereiche auf die umliegenden Bereiche außerhalb der Bagger-grenzen ist in der Stellungnahme der BAW vom 17.10.2017 beziffert. Es ist mit einer Resedimenta-tion in einem Bereich von bis zu 100 m um die Baggerbereiche in einer Höhe von bis zu 1200 mg/m² zu rechnen.

D - 7.2 Vorhabenbedingte Wirkungen auf das Makrozoobenthos

Die wesentlichen zu erwartenden Vorhabenmerkmale, welche zu erheblichen bau-, anlage- bzw.

betriebsbedingten Auswirkungen auf das Makrozoobenthos des Betrachtungsraumes führen kön-nen, sind dem technischen Erläuterungsbericht entnommen. Es sind dies:

• der erforderliche Flächenbedarf (anlagebedingte Auswirkungen)

• Veränderung von Relief- und Oberflächengestalt durch die Neuanlage von Bauwerken (an-lagebedingte Auswirkungen),

• der Boden- und Sedimentabtrag durch die zu vertiefenden Vorhäfen (baubedingte Auswir-kungen)

• die durch die Bautätigkeit verursachten Wirkungen wie insbes. Lärm- und Schad-stoffemissionen, Erschütterungen, Wassertrübung, visuelle Wirkungen, Lichtemission und Verkehr (baubedingte Auswirkungen),

• die durch einen möglicherweise erhöhten Schiffsverkehr verursachten höheren Lärm- und Schadstoffemissionen (betriebsbedingte Auswirkungen)

Im Rahmen dieses Fachgutachtens werden innerhalb der Auswirkungsprognose nur die ersten drei o.g. Punkte berücksichtigt, welche den dauerhaften Flächenverlust von Gewässerboden durch Überbauung, den temporären Boden- und Sedimentabtrag durch Baggerung der Vorhä-fen/Liegeplätze auf Solltiefen bzw. Entnahme alten Schüttsteine sowie Boden- und Sedimentabtr-tag durch Baggerung, Verziehen von Sediment zur Herstellung neuer Böschungen berücksichti-gen. Die hiervon betroffen Flächen sind in der folgenden Abbildung dargestellt. Die letzten zwei Spiegelstriche mit den Wirkfaktoren Licht-, Lärm- und Schadstoffemissionen etc. werden nicht be-trachtet, da über diese Pfade keine bis allenfalls sehr kurzfristige Wirkungen durch das Vorhaben auf die Wirbellosenfauna erwartet werden.

Datenquelle: PKS Planungsgemeinschaft Kieler Schleusen, WSA Kiel-Holtenau D - Abb. 10: Übersicht über die vom Vorhaben betroffenen Flächen.

BIOCONSULT Schuchardt & Scholle, Umbau Schleuse Kiel-Holtenau: Makrozoobenthos Teil D

D - 7.3 Vorbelastung des Vorhabengebietes durch Unterhaltungsarbeiten

Die Schleusenanlage Kiel-Holtenau mit ihren Vorhäfen stellt einen anthropogen überformten Be-reich dar, der durch regelmäßige Baggerungen der Gewässersohle und Instandsetzungsarbeiten an den Schleusen- und Hafenanlagen temporär immer wieder gestört wird. Hinzu kommen Störun-gen der Gewässersohle (Schraubenwasser) sowie weitere mit der Schifffahrt verbundene Belas-tungen.

Die laufenden Unterhaltungsarbeiten im NOK und Schleusenbereich sind nicht genehmigungs-pflichtig und werden nach Angaben des WSA Kiel-Holtenau im Bereich der Großen Schleuse in re-gelmäßigen Abständen durchgeführt; die letzten Baggerarbeiten im Bereich der Großen Schleuse und deren Vorhäfen fanden 2017 statt. Die Kleinen Schleusen sind seit Anfang 2014 nicht mehr in Betrieb und die Vorhäfen wurden davor bereits seit Jahrzehnten nicht mehr unterhalten. Der nörd-lich der Schleuseninsel befindnörd-liche Entwässerungskanal wird als „Lagerraum“ für die Holzfender der großen Schleuse genutzt.

D - 7.3.1 Beschreibung und Bewertung der Auswirkungen des Vorhabens auf das Makrozoobenthos

In den folgenden Kapiteln werden die Auswirkungen des geplanten Schleusenumbaus auf das Makrozoobenthos auf Basis der zwei Bestandserhebungen beschrieben. Die Auswirkungsprogno-se für das Makrozoobenthos erfolgt verbal-argumentativ (Fehler! Verweisquelle konnte nicht ge-funden werden.). Zusätzlich werden für die Große Pfeffermuschel potenzielle Siedlungsräume un-terschiedlicher Bedeutung flächig abgegrenzt, so dass eine Betroffenheit dieser Art durch das Vor-haben bilanziert werden kann (Kap. Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.).

Abschließend erfolgt eine kurze Einschätzung über das Regenerationspotenzial des Makro-zoobenthos nach Abschluss der Bauarbeiten (Kap. Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefun-den wergefun-den.).

D - 7.4 Vorhabenbedingte Auswirkungen

D - 7.4.1 Anlagebedingte Auswirkungen

Durch die vergrößerte Geometrie des Neubaus der Kleinen Schleuse und den Bau neuer Anleger wird ein Teil des Gewässerbodens im Eingriffsbereich überbaut und geht somit als Siedlungsfläche für das Makrozoobenthos dauerhaft verloren.

Potenziell kann die veränderte Geometrie auch zu einer Veränderung der Hydrologie und damit des Strömungs- und Sedimentationsgeschehens führen. Hierüber liegen keine Prognosen vor. Da aber die Schleuse in ihrer bestehenden Form verlängert wird und die grundsätzliche Ausrichtung (Schleusenkammern, Dalbenreihen) beibehalten wird, ist nicht von einer deutlichen

anlagebeding-ten Veränderung dieser Parameter, welche die Besiedlung des Gewässerbodens beeinflussen, auszugehen.

Mit der Freilegung tieferer Sedimentschichten durch die Herstellung der neuen Solltiefen ist poten-ziell auch eine Veränderung der Sedimentzusammensetzung verbunden, so dass anstatt der wei-chen anstehenden Substrate vorübergehend festere Sedimente aus Sand-Mergel-Kies anstehen.

Je nach Sedimentation könnte sich dauerhaft eine gegenüber dem Ist-Zustand leicht veränderte Sedimentzusammensetzung einstellen.

D - 7.4.2 Baubedingte Auswirkungen

Die Herstellung der Solltiefen auf NHN -10 m in den Verkehrswegen wird durch den Einsatz eines Saugbaggers mit z.T. vorgeschaltetem Wasserinjektionsgerät vorgenommen werden. Das gelöste Sediment wird aufgrund der Schadstoffbelastung über eine Schwimmleitung an Land transportiert und dort zurückgehalten, dabei wird das geklärte Wasser wieder eingeleitet. Insgesamt werden 124.000 m³ Sediment über ca. 300 Tage förde- und seeseitig gebaggert.

Direkte Wirkungen durch die Baggerungen

Die Entnahme oberflächlicher Sedimente und des sie besiedelnden Makrozoobenthos durch Bag-ger stellt eine ganz direkte Beeinträchtigung der benthischen Lebensgemeinschaft dar. Da das Makrozoobenthos über eine eingeschränkte bis keine Mobilität verfügt und somit nicht in der Lage ist, dem Saugkopf des Baggers zu entfliehen, haben die Baggerungen eine weitgehende Defaunie-rung des direkt betroffenen Bereichs zur Folge. Ein Teil des Makrozoobenthos, der nicht direkt vom Saugbagger erfasst wird, wird durch die Sedimentmobilisierung der vorgeschalteten WI-Baggerung artspezifisch unmittelbar beeinträchtigt. Arten die nicht ausweichen können, werden freigespült und verdriftet. Ob sich diese Individuen am Ablagerungsort wieder ansiedeln können, hängt vom Grad der Schädigung, der Mobilität der Tiere und den Habitatbedingungen ab. Nach MEYER-NEHLS (2000) sind nach dem Einsatz des WI-Verfahrens die Abundanzen der benthischen Organismen im Bereich der Baggerstrecken deutlich reduziert. Insgesamt ist von einer nahezu vollständigen Defaunierung des Baggerbereichs auszugehen.

Das mit dem Baggergut entnommene Makrozoobenthos wird durch Schwimmleitungen an Land transportiert und durch die Lagerung des Sedimentes in Geotextilien abgetötet. Die bei der Bagge-rung freigelegten tieferen Sedimente sind unbesiedelt, da das Makrozoobenthos i.d.R. nur die obe-re Sedimentschicht bis ca. 20 cm besiedelt. Nach Abschluss der Baggerungen kommt es zu einer Wiederbesiedlung (Regeneration), deren Dauer abhängig ist von dem nach der Baggerung vor-handenen Sediment, der dort potenziell möglichen Gemeinschaft und eventuellen weiteren Störun-gen. Das Makrozoobenthos im direkten Eingriffsbereich besteht neben toleranten, ubiquitären Ar-ten auch aus sensitiven ArAr-ten sowie ArAr-ten der RoAr-ten Liste, denen eine höhere naturschutzfachli-che Bedeutung beizumessen ist. Hierbei ist insbesondere der Verbreitungsschwerpunkt von Scro-bicularia plana im direkten binnenseitigen Eingriffsbereich relevant (s. Kap. Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.).

Indirekte Wirkungen durch die Baggerungen

BIOCONSULT Schuchardt & Scholle, Umbau Schleuse Kiel-Holtenau: Makrozoobenthos Teil D Zu den indirekten Wirkungen der Baggerungen gehört die Aufwirbelung von Sediment während Baggertätigkeit (Saug- und WI-Baggerung) sowie damit einhergehend eine erhöhte Trübung (Schwebstoffgehalt) im Umfeld der Baggerbereiche. Am Ablagerungsort der resuspendierten Parti-kel kann sich die Sedimentzusammensetzung verändern.

Das anstehende Sediment besteht im Baggerbereich nach Baugrunduntersuchungen vornehmlich aus sandigen Schluffen. Lokal kommen auch gröbere Sedimente vor. Es ist insbesondere bei vor-geschaltetem WI-Gerät davon auszugehen, dass feinste Partikel (Ton/Schluff) in Resuspension ge-raten und es somit im direkten Umfeld des Baggers zur Ausbildung einer Trübungswolke kommen kann. Direkte Auswirkungen erhöhter Schwebstoffe auf das Makrozoobenthos sind das Verstopfen von Filterorganen der Filtrierer. In der Folge kann je nach Empfindlichkeit der betroffenen Art die Mortalität erhöht sein. Nach Angaben der BAW ist jedoch nur kleinräumig mit einer erhöhten Trü-bung zu rechnen: „Beobachtungen von Wasserinjektions- und Saugbaggerungen in der Großen Schleuse zeigte, dass eine Trübungswolke nur sohlnah und in geringer Mächtigkeit entsteht“. Der Anteil der besonders gegenüber erhöhten Schwebstoffgehalten empfindlichen, filtrierenden Arten (Porifera, Bryozoa, Hydrozoa) in den betroffenen Baggerbereichen ist allerdings gering. Der über-wiegende Anteil der vorgefundenen Arten lebt im Sediment und/oder ernährt sich als Sediment-fresser. Da diese Organismen tolerant gegenüber erhöhten Schwebstoffen sind, sind die Wirkun-gen einer lokalen Schwebstofferhöhung auf das Benthos der Weichböden als gering und temporär einzuschätzen. Stärkere Auswirkungen könnten sich potenziell für das Makrozoobenthos an nahe-liegenden Spundwänden ergeben, da es sich bei den Aufwuchsarten v.a. um sessile und filtrieren-de Organismen hanfiltrieren-delt. Über die genaue Artzusammensetzung an filtrieren-den Spundwänfiltrieren-den und Dalben ist aber nichts bekannt, da diese nicht in ihrem Bestand erfasst wurden.

Das bei Baggerungen in die Wassersäule gelangende Material führt am Ablagerungsort punktuell-kleinräumig zu einer Erhöhung der Sedimentation und damit zu einem Überdecken des Makro-zoobenthos. Die BAW schätzt in ihrer Stellungnahme ein, dass mit einer Sedimentation in einer Entfernung von bis zu 100 m vom Baggerort zu rechnen ist und im Mittel 1200 g Sediment pro Quadratmeter zur Ablagerung kommen. Bei einer angenommenen Dichte (Schluff) des Sedimentes von 2 g/cm³, würde sich grob kalkuliert eine Überdeckung des Gewässerbodens < 1 cm Auflage ergeben. Die Toleranz einer Art gegen Überschüttung hängt von der artspezifischen Grabfähigkeit, Größe und Alter der Tiere ab und schwankt zwischen wenigen Millimetern und 90 cm (ESSINK 1996, 1999 sowie POWILLEIT et al. 2009). Nach ESSINK (1999) ist davon auszugehen, dass adul-te Tiere mobiler Infauna (Polychaeta, Bivalvia) durchaus höhere Sedimentüberdeckungen von mehreren Zentimetern schadlos überstehen können. POWILLEIT et al. (2009) dokumentierten da-gegen in Experimenten zum Grabverhalte von Polychaeten und Bivalvia eine Mortalitätsrate von 0 bis 33 % je nach Art und eingegrabener Tiefe. Im Bereich der Schleusen ist v.a. für sessi-le/filtrierende Arten, die lokal und in geringer Abundanz in einigen Bereichen der Schleuse ange-troffen wurden, mit negativen Auswirkungen durch erhöhte Sedimentation zu rechnen. Potenzielle Verluste durch Überdeckung können aber auch für andere Organismengruppen nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Die Auswirkungen sind insgesamt temporär, da nach Beendigung der Bauarbeiten eine Regeneration erfolgen wird. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass durch die frequente Unterhaltungsbaggerei sowohl die Vorbelastung als auch die zukünftige Belastung insgesamt hoch ist.

Durch die Sedimentation kann es theoretisch zu einer Veränderung der Sedimentzusammenset-zung am Ablagerungsort kommen und sich infolge dessen die Benthosgemeinschaft verändern.

Aufgrund der insgesamt geringen Baggermengen sowie der Tatsache, dass gemäß Baugrundun-tersuchung großräumig auch in tieferen Schichten v.a. sandige Schluffe anstehen, sind nur sehr geringe Wirkungen über diesen Pfad zu erwarten. Das Gros der Arten stellt keine besonderen An-sprüche an das Sediment und wird daher Änderungen bis zu einem gewissen Grad tolerieren.

Durch die Umlagerungsprozesse im Schleusenbereich ist über die Zeit eine Angleichung der Se-dimentverhältnisse zu erwarten, so dass mögliche Auswirkungen vorübergehend sind.

Insgesamt werden die Baggerungen der Vorhäfen und Liegeflächen somit voraussichtlich zu einer nahezu vollständigen Entsiedelung der Baggerstrecken führen. Da die Wiederbesiedlung unmittel-bar nach Beendigung der Maßnahme beginnt, sind die Beeinträchtigungen temporär. Indirekte Be-einträchtigungen des Makrozoobenthos durch Trübung und Sedimentation werden temporär und auf die Baggerbereiche und ihr näheres Umfeld beschränkt (punktuell – kleinräumig) sein.

Direkte Wirkungen durch Herstellung der Böschungen

Im Zuge der Bauarbeiten müssen eine Reihe von Böschungen angepasst werden. Dies erfordert den Abtrag der vorhanden Schüttsteine und eine Lagerung dieser, eine Profilierung des Bodens entweder durch Baggerungen oder durch Verziehen des Baggerguts. Hiernach erfolgt eine Siche-rung der Böschung durch Schüttsteine oder Spundwände.

Durch den Abtrag der alten Böschungen kommt es im direkten Eingriffsbereich zu einem Verlust von Hartsubstrat als Siedlungsraum für das Makrozoobenthos. Basierend auf der stichprobenhaf-ten Überprüfung der Besiedlung der Uferböschungen am und im Entwässerungskanal, betrifft dies zum einen Tiergruppen, die wie Seepocken festsitzend an den Schüttsteinen siedelten. Zum ande-ren sind aber v.a. mobile Arten aus der Gruppe der Crustacea, die das Lückensystem zwischen den Steinen sowie die dort wachsenden Makroalgen als Lebensraum nutzten. Dies sind v.a. As-seln und Amphipoden, aber auch vagile Polychaeten. Sessile Arten werden mit den Steinen aus ihrem Lebensraum entfernt und sterben durch die Lagerung der Steine an Land ab. Ein Teil der mobilen Arten kann potenziell fliehen oder wird beim Herausheben der Steine abgespült und ver-bleibt im Wasser. Die Möglichkeit dieser Arten, benachbarte (ungestörte) Bereiche zu erreichen und dort Lebensraum zu finden, hängt vom Schwimmvermögen, den Strömungen und der Verfüg-barkeit solcher Habitate ab. Auch wenn einige Individuen das Abtragen der Schüttsteine überleben, ist grundsätzlich von einer hohen Mortalität in den Abtragungsbereichen auszugehen. Die Lebens-räume in den Steinen der Ufersicherungen werden sich in den neuen Uferböschungen wieder ein-stellen, so dass der Verlust der Habitate vorübergehend ist.

Direkte Wirkungen durch die Baggerungen zur Anpassung der Böschung werden ebenfalls zu ei-ner Entsiedelung der Weichböden in den betroffenen Baggerbereichen führen (s.o.). Die Auswir-kungen durch das Verziehen der Sedimente sind aufgrund der hohen mechanischen Schädigung der Organismen durch das Gerät sowie durch die Überdeckung mit Sediment wahrscheinlich von einer hohen Mortalität der benthischen Organismen begleitet. Die Auswirkungen sind temporär und eine Wiederbesiedlung kann nach Abschluss der Bauarbeiten beginnen. Durch die veränderte neue Böschungsneigung kann es aber in einigen Teilen zu einem Wandel der Habitate von ehe-mals Schüttsteinen zu Weichboden oder vice versa kommen.

Im Bereich des Anlegers werden z.T. ehemalige Steinschüttungen durch Spundwände ersetzt. In diesen Bereichen ist davon auszugehen, dass sich durch die größere vertikale Fläche sowie durch

BIOCONSULT Schuchardt & Scholle, Umbau Schleuse Kiel-Holtenau: Makrozoobenthos Teil D das Fehlen des Lückensystems der Steinschüttungen eine veränderte Besiedlungsstruktur an den Spundwänden einstellt. Für die Besiedlung der Spundwände liegen aber keine Informationen vor.

Indirekte Wirkungen durch Herstellung der Böschungen

Die indirekten Wirkungen durch die Baggerungen, Verziehung von Sediment sowie auch durch das Wiedereinbringen der Schüttsteine nach Herstellung der neuen Neigung, umfassen prinzipiell eine erhöhte Trübung durch Resuspension von Partikeln in die Wassersäule, eine Überdeckung von der Fauna durch die Ablagerung resuspendierter Partikel und eine Veränderung der Sedimentzusam-mensetzung. Die Auswirkungen auf das Benthos sind die gleichen wie bereits oben für die Bagge-rungen der Vorhäfen und Liegeplätze beschriebenen. Der Grad der Beeinträchtigung wird jedoch anhängig von den einzelnen Bauprozessen in der räumlichen Ausdehnung variieren.

D - 7.4.3 Betriebsbedingte Auswirkungen

Betriebsbedingt werden im Bereich der Liegewannen und der Vorhäfen in regelmäßigen Abstän-den Unterhaltungsbaggerungen zur Aufrechterhaltung der Solltiefen durchgeführt werAbstän-den müssen.

Nach jetziger Prognose wird vorraussichtlich alle 12 Jahre eine Baggerung des gesamten Berei-ches anstehen und ca. zweimal jährlich werden Untiefen entfernt werden müssen. Hierdurch wird es im langfristigen Turnus zu einer weitestgehenden Entsiedelung der Baggerbereiche kommen (vgl. Kap Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.). Nach Beendigung der Bag-gerarbeiten findet hieran anschließend eine Wiederbesiedelung der gestörten Flächen über eine laterale Einwanderung aus den Nachbarbereichen oder die jährliche Rekrutierung statt. Durch den halbjährlich stattfindenden Abtrag von Untiefen kommt es punktuell-kleinräumig ebenfalls zu einer vorübergehend erhöhten Mortalität des Benthos durch die Entnahme von Sediment. Diese Berei-che werden aber aufgrund der Kleinräumigkeit schneller wiederbesiedelt als großflächig bebagger-te Bereiche, da die labebagger-terale Einwanderung aus ungestörbebagger-ten Bereichen schneller erfolgen kann.

Grundsätzlich kommt es durch die Unterhaltungsarbeiten in Abhängigkeit der Zeitspanne nach Be-endigung der Bauarbeiten somit zu einer Überlagerung der Effekte durch den Bau, die Regenerati-onsprozesse des Benthos und die erneute Störung durch die Unterhaltung.

D - 7.5 Abgrenzung potenzieller Siedlungsräume von Scrobicularia plana im Vorhabenbereich und vorhabenbedingte Auswirkungen

Um die Betroffenheit der Großen Pfeffermuschel durch das Vorhaben in der Fläche bilanzieren zu können, wurden im Vorhabenbereich Flächen abgegrenzt, in denen die Muschel potenziell vor-kommen kann und somit durch das Vorhaben direkt oder indirekt betroffen ist. Die Abgrenzung der Flächen erfolgte auf Basis einer kombinierten Betrachtung der zwei Parameter „Lebendfunde“ und

„Vorkommen von geeigneten Sedimenten/Habitaten“ (Schlick, lagestabile ungestörte Bereiche).

Die Basis hierfür bildeten die Funde lebender Scrobicularia plana in den Greiferproben durch die zwei Erfassungen (Makrozoobenthos im Juni 2017 und gezielte Erfassung Scrobicularia plana im Juli 2018) sowie die Vorortansprachen der Sedimente und eine Einschätzung über das Vorkom-men geeigneter Habitate. Da nicht über alle Bereiche des Vorhabengebietes Informationen bzw.

Daten zu den genannten Parametern vorlagen, erfolgte eine Interpolation auf Basis von Einschät-zungen. Die auf diese Weise abgegrenzten Flächen zum Vorkommen der Großen Pfeffermuschel

stellen somit Annahmen dar. Die potenziellen Siedlungsräume sind in Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden. dargestellt. Es wurde zwischen drei Flächentypen hinsichtlich ih-rer Bedeutung für Scrobicularia plana unterschieden:

(1) Flächen mit einer hohen Bedeutung (das Vorkommen ist abgesichert bzw. sehr wahr-scheinlich)

(2) Flächen mit potenzieller Bedeutung (das Vorkommen ist nur punktuell abgesichert, aber auf Basis von Analogieschlüssen (Sediment/Ungestörtheit) potenziell möglich)

(3) Flächen ohne Bedeutung (keine abgesicherten Vorkommen und Einschätzung als unge-eignetes Habitat)

Aus D - Abb.11 ist zu entnehmen, dass sich die Flächen mit einer hohen Bedeutung als Siedlungs-raum für die Große Pfeffermuschel im binnenseitigen Bereich vor der Kleinen Schleuse und sowie im westlichen Eingangsbereich zum Entwässerungskanal befinden. Hier wurde die Muschel regel-mäßig und in z.T. höheren Dichten erfasst (vgl. auch Kap. Fehler! Verweisquelle konnte nicht

Aus D - Abb.11 ist zu entnehmen, dass sich die Flächen mit einer hohen Bedeutung als Siedlungs-raum für die Große Pfeffermuschel im binnenseitigen Bereich vor der Kleinen Schleuse und sowie im westlichen Eingangsbereich zum Entwässerungskanal befinden. Hier wurde die Muschel regel-mäßig und in z.T. höheren Dichten erfasst (vgl. auch Kap. Fehler! Verweisquelle konnte nicht

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