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Andree ist Leiter des CVJM Ostwerk in Berlin und besitzt eine Vielzahl an Erfahrungen auf

Im Dokument JUBILÄUM GOSPELKIRCHENTAG ANDI WEISS (Seite 21-26)

großen Bühnen. Bei ihm lernst du, wie man Veranstaltungen souverän moderiert. Ihr werft einen Blick auf die Vorgaben des Veranstalters, die Erwartungen des Publikums, die örtlichen Gegebenheiten. Beim Seminar erarbeitet ihr gemeinsam Grundlagen der Veranstaltungsmoderation und übt diese in der Praxis ein. Es geht um Schlagfertig-keit, darum, anderen Löcher in den Bauch zu fragen, um den Umgang mit Lampenfieber und den Auft ritt auf der kleinen und großen Bühne. Zusätzlich schulen wir dich in deiner eigenen Rhetorik, wie du mit deinen Worten

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INTERVIEW

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NOTEN GEMEINDE-ORATORIUM „WIE KLINGT GOTT?“

Strube-Verlag

Peter Hamburger, Stefan Nadolny und Friedemann Schmidt-Eggert bekamen für den Deutschen Evangelischen Kirchentag 2015 den Auftrag, ein Gemeinde-Oratorium unter dem Titel „Wie klingt Gott?“ zu verfassen. Dabei kamen sie zur Erkenntnis, dass sie die Berichte der Bibel, in denen Gott direkt spricht, zum Klingen bringen wollten. Inhaltlich waren es die alttestamen-tarischen Gottesbilder und die neutestamenalttestamen-tarischen Seligpreisungen, die nun schwerpunkt-mäßig vertont wurden.

Stilistisch bewegt sich das Oratorium dem entsprechend zwischen alten und neuen Welten: an-gefangen mit traditionellen Chorälen, einem wiederkehrenden Ritornell, (freien) Rezitativen, Traditionals wie „Go down Moses“, gefolgt von Popmusik (Reggae, Funk, Pop-Ballade, Latin, Rap, Samba u.a.) bis zu experimentellen Elementen. Das alles höchst stilsicher und für die beteiligten Chöre und Bläser gut machbar. Die Band sollte allerdings mit sehr guten Musikern besetzt sein, damit die unterschiedlichen Stile auch funktionieren.

Zum Klingen gebracht wird das alles von den Gemeindeensembles, vielleicht tun sich da auch mehrere Gemeinden zusammen. Besetzt sind zwei Chöre („Klassik-Chor“ und „Pop-Chor“), ein Posaunenchor, Orgel, Solisten (kann auch nur ein Solist singen), ein Rapper, ein Spre-cher und eine gut groovende Band. Der Klaviersatz ist ausnotiert, so dass er für Proben gut das musikalische Geschehen abbildet. Wenn die ganze Band (Klavier, Gitarre, Bass, Schlag-zeug, Saxophon für Improvisationen) mit dabei ist, muss der Klavierpart entsprechend aus-gedünnt werden.

Aufgeteilt ist das Werk in fünf thematische Teile, die von einer Ouvertüre und einem Finale eingerahmt werden. Der erste Teil („Gott erschafft“) startet mit einer „Schöpfungsimpro-visation“, in der das Chaos am Schluss eine Ordnung findet, unter Beteiligung der Chöre, Bläser und Orgel. Im zweiten Teil („Gott verheißt“) werden unter anderem Texte von Jochen Klepper und verschieden Liedern aus dem EG (512, 446) vertont. Der dritte Teil („Gott han-delt“) zeigt, wie Gott unter uns ist. Im vierten Teil („Gott hadert“) und im fünften Teil („Gott kommt uns nah“) kommt die ganze Bandbreite der kirchenmusikalischen Möglichkeiten zum Tragen. Gekonnt werden die unterschiedlichen Stilistiken und Genres der letzten Jahrhun-derte verwendet, um die Texte so ausdrücklich wie möglich auszudeuten, vom Choral über das Rezitativ, vom Pop über den Samba bis rudimentär notierten Improvisation für Chöre, Bläser und Band.

Abgeschlossen und zusammengefasst wird es dann im Finale im Latin-Stil und dem Schluss-choral mit der Frage „Wie klingt Gott denn, wenn er klingt?“. Der Antwort darf dann der Hö-rer nachspüren in der (einminütigen) STILLE, mit der das 60- bis 70-minütige Werk schließt.

Die Chor- und Bläsersätze sind gut machbar und toll gesetzt, der „Klassik-Chor“ ist SATB be-setzt, der „Pop-Chor“ mit SAM. Der ausnotierte Klaviersatz ist stiltypisch, benötigt aber einen versierten Spielenden. Die Bläser spielen vierstimmig und die Band benötigt mindestens Kla-vier, Bass und Schlagzeug, allerdings sollten auf Akustik- und E-Gitarre sowie auf ein Saxofon nicht verzichtet werden. Die Solo-Songs können von einem oder auch von drei Solisten gesungen werden. Dazu braucht es noch einen Rapper und einen Sprecher.

Das Oratorium ist ein sehr lohnendes „Gemeinde-Projekt“, für das sich auch mehrere Ge-meinden oder Chöre und Ensembles zusammentun können. Musikalisch, textlich und stili-stisch führt es die Möglichkeiten und musikalischen Traditionen der Kirchenmusik zusam-men und gießt es in das musikalisches Gewand von heute. Ich wünsche diesem Werk viele Aufführungen und den musikalisch Beteiligten, den Gemeinden und den Zuhörenden ein

großartiges Erlebnis. MICHAEL MARTIN

USB-STICK FREITÖNE MICHAELISKLOSTERS HILDESHEIM

Ende 2018 veröffentlichte das Michaeliskloster Hildesheim eine für Deutschland bislang einmalig umfangreiche Zusammenstellung popmusikalischer Arrangements. Musik+message berichtete in der letzten Ausgabe darüber im Rahmen der News.

Zusammengekommen sind „175 Lieder zum Anhören, Kennenlernen, Ansehen, Mitsingen, Erar-beiten (…) in unterschiedlichen Besetzungen wie Gesang, Piano, Schlagzeug, Band und Bläsern.

Jeweils drei Strophen mit Gesang, außerdem einfache Playbacks“, wie die Macher in der Beschrei-bung des Produkts ausführen. 40 Lieder sind als Band-Arrangements, 32 davon im Video-Format zu hören bzw. zu sehen. Die Lieder aus „freiTöne Lieder“ wurden anhand des Tastenbegleithefts mit Piano eingespielt.

Der Umfang der Produktion sowie deren Stoßrichtung - vor allem für den gottesdienstlichen Ge-brauch - haben das Redaktionsteam bewogen, eine ausführliche Rezension durch die hauptamt-lichen Referenten des Verbandes vorzunehmen. Dabei haben sie „freiTöne“ auf unterschiedliche Themen hin abgeklopft und diese unter sich aufgeteilt.

INSTRUMENTALPÄDAGOGISCHER NUTZEN UND VIELFALT (BLÄSER, PIANO + PERCUSSION, BAND)

„Wow“, dachte ich, als ich von dem Freitöne-Stick hörte. Endlich mal ein großes Paket mit allem, was für eine Band, Sängerinnen und Sänger für den Gottesdienst und darüber hinaus wichtig ist.

Für meine ersten Gehversuche in kirchlichen Bands, gerade als Instrumentalist, hätte ich mir das damals gewünscht. Da finden sich gute Ideen, wie man die Songs interpretieren und spielen kann.

Außerdem sind die Vorlagen und Klangbeispiele eine wunderbare Fundgrube für Arrangements.

Auf den zweiten Blick merke ich, dass ich als Anfänger damit wohl überfordert gewesen wäre. Als Keyboarder begrüße ich es, Griffbilder und Akkordangaben während des Spielens mit verfolgen zu können. Die hier angebotene Lösung ist für mich aber nicht wirklich praxistauglich. Es geht viel zu schnell, um alles nachvollziehen zu können.

Schade ist die Beschränkung auf die eher „klassische“ Bandbesetzung. In vielen Gemeinden ist das Instrumentarium viel variabler. So wären Arrangementtipps für Melodieinstrumente oder gesangliche Mehrstimmigkeit toll gewesen. Das würde den hier gesteckten Rahmen aber wohl sprengen und soll das sonst vielfältige Angebot nicht in einem schlechten Licht erscheinen lassen. MICHAEL MARTIN

GESAMTPAKET, MOTIVATIONSFAKTOR, IDEENGRUBE FÜR BANDARRANGEMENTS Donnerwetter ist mein erster Eindruck. Da wurde ja wirklich nicht gekleckert, sondern geklotzt. Und das gilt es erst einmal ausdrücklich zu würdigen. Den Herausgebern war und ist es ein Herzensan-liegen die popmusikalischen Klänge in unseren Gottesdiensten quantensprungartig zu erhöhen.

Arbeitet man sich in die Produktion ein wird bei allem, was man zu sehen und zu hören bekommt, schnell deutlich, dass die gesamte Produktion in Turbozeit auf die Beine gestellt wurde. Dadurch stellt sich beim Durchsehen und -hören dann schnell der Eindruck eines „immer ähnlich“ ein. Da hätte man den Machern mehr Zeit für ihre Kreativität gewünscht.

Eine wahre Fundgrube ist die Produktion für mögliche Arrangements, sowohl was Intros, Ou-tros, Stilistiken und andere Faktoren angeht. Da finden gerade typische Gemeindebands in der Regel einfache und umsetzbare Ideen. Der Stick gehört damit unbedingt in die eigene

Materi-alsammlung. THOMAS NOWACK

PRODUKTION

Wer selbst schon einmal im Studio stand, kann nachempfinden, was hier geleistet wurde. Alle Songs wurden gemeinsam live eingespielt. Viele der Aufnahmen dürften First Takes sein. Die Videos sind die eindrucksvolle Dokumentation einer Mammut-Aufnahmesession, welche alle Beteiligten mit Bravour meistern. Ganz normal, dass sich bei dieser Aufnahmemethode ein paar Timing- und Into-nationsfehler einschleichen. Sicher hätte man mit Overdubs und Editing ein perfekteres Ergebnis hinbekommen. Der zeitliche und finanzielle Aufwand stünde allerdings in keinem Verhältnis zum Nutzen. Schließlich soll Freitöne Arrangierbeispiele geben und Musiker inspirieren. Diesen Zweck erfüllt die Produktion auch so voll und ganz. Alle 175 Songs sind sauber und transparent abgemischt.

Auch das ist angesichts der Fülle an Material keine Selbstverständlichkeit. Daher mein Respekt für die musikalische und tontechnische Leistung. Einziges Manko ist der fehlende E-Bass. Til von Dombois imitiert den Bass mit der linken Hand am E-Piano beeindruckend gut, auch wenn er sich stellenwei-se etwas verzettelt. Ein echter E-Bass hätte der Aufnahme und dem Bandgroove dennoch stellenwei-sehr gut getan. Das ist aber auch schon der einzige Kritikpunkt. Thumbs up! MICHAEL ENDE

Das Material ist unter

www.material-michaeliskloster.de/

cd-usb/1412/ freitoenestick?

number=MK-AGK-007 zum Preis von 30 € zzgl.

Versandkosten bestellbar.

CD HOLYWOOD CHRISTIAN SCHNARR UND DAS GERMAN POPS ORCHESTRA

Schon in CS Lewis mittlerweile mehrfach verfilmten Epos Narnia spielt der Wald eine Rolle. Dort nämlich führt der Weg durch den Schrank hin. Und man könnte fast sagen, es ist ein heiliger Wald in dem Lucy sich wiederfindet. Das trifft für diese CD irgendwie auch zu. Der Titelverweis hier gilt aber wohl in erster Linie der Stadt, aus der die meisten Celluloidträume kommen, und den musikalischen Vorlagen, die Christian Schnarr dafür allesamt ins filmmusikalische Ge-wand gesteckt hat. Und das sind eine ganze Reihe von bekannten Chorälen, geistlichen Hym-nen und großen Liedern. Das Ergebnis ist Breitbild Cinemascope für die Ohren, der höchsten Genussklasse. Da braucht man nur die Augen schließen und schon huschen zu den geistlichen Melodien Hobbits, Orks und andere Wesen aus dem Herrn der Ringe durchs Wohnzimmer (Für den König), Zauberer aus Harry Potter und Feen geben sich ein Stelldichein (Stern, auf den ich schaue) oder es begegnen einem Sternenkrieger von Tatooine und anderen Star-Wars-Welten (Geh unter der Gnade), um nur einige musikalische Anspielungen zu nennen. Das ist genial, denn gute Geschichten variieren das Thema Gut und Böse, wie in den großen Vorlagen von Altem und Neuem Testament immer wieder. Und bekannte Weisen in dieses Klanggewand schlüpfen zu lassen, ist mal eine ganz andere und überraschende Variante über diese großen Themen nachzudenken. Dass ein Meister seines Faches zu Gange ist, braucht nicht groß betont zu werden. Das ist zu hören an den ausgefeilten Arrangements, die denen der großen Namen im Filmmusikgeschäft durchaus das Wasser reichen können. Das German Pops Orchestra, eine der ersten deutschen Adressen für derartige Musik, hat die Ideen des Arrangeurs und Komponisten klanggewaltig und trotzdem sensibel umgesetzt. Es ist eine Freude, diese Produktion zu hören.

Wer nicht zum Zeitpunkt des Erscheinens kurz vor Weihnachten letzten Jahres zugeschlagen hat, sollte es dieses Jahr tun und anderen damit eine Freude machen. THOMAS NOWACK

REZENSIONEN REZENSIONEN

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FILMAMAZING GRACE – ARETHA FRANKLIN

Der Januar 1972 ist für Gospelbegeisterte ein ganz be-sonderer Monat. In der Missionary Baptist Church in Los Angeles nimmt Aretha Franklin zusammen mit dem Southern California Community Choir und der Gospel-legende Reverend James Cleveland ihr Album „Amazing Grace“ an zwei Abenden als Livekonzert auf. Das Album ist bis heute das meistverkaufte Gospelalbum aller Zeiten.

Weniger bekannt ist, dass die Aufnahme auch als Film mitgeschnitten wurde. Konzertfilme waren damals näm-lich gerade schwer in Mode gekommen. Warner Brothers hatte vor „Amazing Grace“ bspw. mit „Woodstock“ von Mi-chael Wadleigh Kasse gemacht. Der brachte 1970 etwa 17 Millionen US-Dollar ein, während die Rechte am Film für nur 100.000 US-Dollar eingekauft worden waren. Warner Communications erhoffte sich von „Amazing Grace“ den gleichen Erfolg und hatte dafür Sydney Pollack verpflichtet, der zu diesem Zeitpunkt mit seinem Film „Nur Pferden gibt man den Gandenschuss“ als bester Regisseur frisch für den Oscar nominiert worden war. Der geplante Film wurde aber bisher nie in der Öffentlichkeit gezeigt.

Dafür waren zwei Gründe ausschlaggebend. Pollack war Spielfilmregisseur und daher gewohnt, dass Bild und Ton unabhängig voneinander aufgenommen und nachträglich synchronisiert wurden. Und genau hier passierte das Un-erwartete, das den Film jahrzehntelang in der Versenkung verschwinden ließ: Nach den beiden erfolgreichen Auf-nahmetagen verzweifelten Cutter und Tonmeister, denn es gab keine Filmklappen oder andere Markierungen, um den Klang mit dem Bild zu synchronisieren. Pollack engagierte Lippenleser und Spezialisten, hatte aber auch damit kein Glück. Schließlich wurde das Projekt aufgege-ben. Seit 1990 bemühte sich der Filmemacher Alan Elliot das Problem zu beheben und konnte es schließlich mit Hilfe einer neuen Digitaltechnik tatsächlich lösen. Zu-sammen mit Pollack konnten sie bei Warner Brothers die Genehmigung bekommen, mit Hilfe dieser neuen Technik doch noch einen Film zu machen. Nun aber war Aretha Franklin aus unbekannten Gründen nicht damit einverstanden, dass das Material nach so vielen Jahren noch veröffentlicht wurde. Sie verhinderte dessen Auf-führung. Erst nach ihrem Tod im August 2018 erlaubten

ihre Erben „Amazing Grace“ endlich öffent-lich vorzuführen. Nun kommt der Film auch in deutsche Kinos.

Entstanden sind unglaubliche 89 Minuten, die eben nicht nur die Albumaufnahme do-kumentieren, sondern einen so unverstellten und unmittelbaren Zugang zum Genre Gospel, dem Phänomen afro-amerikanischer Gottes-dienste und vor allen den beteiligten Künstlern geben, dass der Begriff Gänsehautfeeling als Untertreibung bezeichnet werden kann. Mit diesem Film wird zugleich einer der bedeu-tendsten Momente der amerikanischen Mu-sikgeschichte nicht nur hör-, sondern auch sichtbar. Als Besucher erlebt man eine ganze Reihe unglaublicher Momente. Ganz vorneweg der grandiose Auftritt von Aretha Franklin. Sie wirkt nahezu entrückt und ganz nah bei Gott.

Jeder ihrer Songs ist eine Kurzpredigt. Fast schüchtern wirkt die Diva, die zum Zeitpunkt der Aufnahmen im-merhin bereits elf Nummer-1-Hits hatte. Außer einigen wenigen Sätzen sind von ihr keine Redebeiträge zu hören.

Die übernimmt für Überleitungen und Ankündigungen Gospelpapst und Mitmusiker Rev. James Cleveland, der zusammen mit Franklin auch die Chorsätze geschrieben hatte. Auch das Verhalten der übrigen Teilnehmenden wirkt weder einstudiert, noch berechnend.

Franklins musikalische Präsenz bei den gewählten Titeln ist mit Worten eigentlich nicht zu beschreiben. In der Klassik würde man von einer Referenzaufnahme sprechen.

Ganz besonders deutlich wird das beim titelgebenden

„Amazing Grace“ das Aretha Franklin fast vollkommen solo gestaltet. Da unterbricht sogar James Cleveland das Pianospielen und heult minutenlang in sein Taschentuch.

Genau diese Szenen sind es, die den Film so einzigartig machen. Gezeigt wird eine unglaubliche musikalische Perfektion mitten im Improvisierten. Und das gilt für alle Parameter. Für die gewählten Bilder, die auch die Un-schärfen beim Kameraumschnitt mitnehmen und nicht ein perfektes Endergebnis zeigen. Für den Chor, der, wer hätte das gedacht, bei diesen Aufnahmen sitzt und den es bei einigen wenigen, ganz großen Momenten, vor allem am zweiten Abend, nicht mehr auf seinen Sitzen hält.

Für die ganzen Zwischenrufe von Chor und Publikum, die irgendwann so ekstatisch sind, dass man das Wir-ken des Heiligen Geistes direkt vor Augen hat. Hier wird eben nicht ein Konzert gegeben, sondern Gottesdienst gefeiert, ganz so, wie es James Cleveland zu Beginn des Films auch betont. Dieser Umstand sei an dieser Stelle besonders betont, denn dieser Film wird Menschen, die Gospel lieben, die Gospel als Sängerinnen und Sänger selber singen oder Menschen, die diese Form des Gottes-dienstes kennen, nicht nur tief berühren – er wird Ihnen neue Fenster in den Himmel öffnen. Sie werden diesen Gottesdienst als Vorfreude auf die Ewigkeit mitfeiern können. Menschen, die religiös unmusikalisch sind wer-den ihn als faszinierendes Zeitdokument würdigen. Viele geistliche Details werden auf sie aber eher befremdlich wirken - wenn nicht der Heilige Geist auch hier nachhilft.

Manche Szene lässt sich tatsächlich nur mit Kenntnissen der amerikanischen Glaubenskultur und vor allem deren schwarzen Ausprägung nachvollziehen. Ansonsten wird der Film bei nichtkirchlichen Besuchern eher ein Blues-Brothers-Feeling erzeugen. Das muss nicht schlecht sein, ist hier aber definitiv zu wenig. Bei der Pressevorführung in München konnte sich der Autor übrigens genau davon überzeugen.

Neben den schon erwähnten Momenten gibt es noch eine Reihe weiterer Entdeckungen zu machen, die einem aufmerksamen Besucher zusätzlich besondere Momente bescheren. Dirigent Hamilton in seiner Begeisterung zuschauen zu können, dürfte für jeden Chorleiter, egal welchen Genres, Genuss und Inspiration zugleich sein.

Selten hat man einen so energiegeladenen, exakten und dabei doch entspannten Dirigenten gesehen. Spannend sind auch die Momente abseits der Musik. So ist Arethas Vater Ref. C. L. Franklin mit von der Partie, der wie andere Prominente, darunter Sara Ward, eine der Gospelikonen der damaligen Zeit und Komponistin des von Franklin interpretierten Songs „How I got over“, extra eingeladen wurde. Neben der Lobeshymne, die er auf seine Tochter als „Predigt“ singt, tritt er bei einem Solo Arethas zu ihr ans Klavier um ihr den Schweiß von der Stirn zu wischen.

Der Grat zwischen Schauspiel und Fürsorge ist in diesem Moment sehr schmal. Wenn die Kamera das Publikum

einfängt, wird außerdem Zeitgeschichte erlebbar. In den Kirchenräumen, einem ehemaligen Kino mitten in L.A.s

„Problemviertel“ Watts, zeigt sie die Gemeinde in einer Zeit heftiger Rassenunruhen. Herausgeputze Kirchgän-ger treffen auf junge Civil-rights-Bewegte, und, vor allem am zweiten Abend, mischen sich auch viele Weiße, in-klusive einer Reihe Hippies, darunter. Sehen kann man dabei auch einen ganz jungen Mick Jagger, der so nach-drücklich begeistert ist, dass es ihn während des Abends von der letzten Reihe bis ganz nach vorne spült. Charlie Watts hat er übrigens im Schlepptau. Die Stones waren für die Aufnahmen ihres Albums „Exile on main street“

gerade in der Stadt.

Den Oscar für den besten Dokumentarfilm hätte dieses Zeitdokument 2020 aus vielen Gründen verdient. Gäbe es einen Oscar für Filme mit besonderen spirituellen In-halten dann sicher diesen. Eines ist er ganz sicher: ganz, ganz, großes Kino, ganz ohne Story und Drehbuch! Der Filmstart in Deutschland ist am 28. November. Leider ist anzunehmen, dass er nicht allzulange in den Kinos sein wird, zudem natürlich nur in ausgewählten Pro-grammkinos. Also auf jeden Fall für die Weihnachtszeit mindestens eine Vorstellung reservieren, denn die große Leinwand sollte es schon sein, auch wenn der Film auf DVD verfügbar ist, bzw. in Deutschland verfügbar werden

wird. THOMAS NOWACK

REZENSIONEN REZENSIONEN

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BUCH KIRCHE BEGEISTERT ERLEBEN JAN MEYER

Gospel ist nach wie vor in aller Munde. Und das Phänomen ist so interessant, dass dazu auch immer wieder geforscht wird. Jan Meyer, Kantor der Gospel-kirche Hannover und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Institutes für Theologie der Leibnitz Universität Hannover, hat dazu eine Studie zu Wirkung und Potenzial des Internationalen Gospelkirchentages herausgebracht. Dass er derzeit auch mit einer Arbeit zur religiösen Bildung in Gospelchören promoviert, sei noch erwähnt, da in Kürze wohl mit einem wei-teren interessanten Werk zu rechnen ist.

2009 hatte das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD zusammen mit der Stiftung Creative Kirche eine Studie mit dem Titel „BeGeisterung durch Gospelsingen“ veröffentlicht, bei der Gospelchöre bundesweit befragt worden waren. Diese Studie, erstellt durch Petra-Angela Ahrens, belegte seiner-zeit, dass Gospelchöre Menschen anziehen, die im kirchlichen Gemeindeleben seltener anzutreffen sind, sie keine Nachwuchssorgen plagen und dass sie in Kirchengemeinden gelebte Ökumene gestal-ten. Darüber hinaus wirken Gospelchöre integrie-rend und gemeinschaftsbildend und sie entfalten missionarisches Potenzial.

Zehn Jahre später wurde nun unter ähnlichen

Zehn Jahre später wurde nun unter ähnlichen

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