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ANALYSE DER ZUKÜNFTIGEN EINFLUSSFAKTOREN

Im Dokument Evaluation Car-Sharing (Seite 77-82)

7. POTENZIALABSCHÄTZUNG

7.3 ANALYSE DER ZUKÜNFTIGEN EINFLUSSFAKTOREN

7.3.1 EINFLUSSFAKTOREN UND ALLGEMEINE PROGNOSEN

Die folgende Darstellung zeigt die zentralen Einflussfaktoren auf. Wir unterscheiden exogene Fakto-ren (UmfeldfaktoFakto-ren) und endogene FaktoFakto-ren (Produkt beziehungsweise Marketingmix).

D 7.5: ÜBERSICHT ÜBER DIE EINFLUSSFAKTOREN

Soziodemografische Grössen - Bevölkerung

- Haushaltsgrösse - Räumliche Entwicklung

Produkt - Marketingmix (PPPP)

Potenzial Car-Sharing Wirtschaft - BIP

- Benzinpreis - Autoindustrie - ÖV-Angebot

Politik

- Verkehrspolitik (Strasse, ÖV)

- Klimapolitik - Förderpolitik CS Gesellschaft

- Lebensformen - Lebensstile

- Umweltbewusstsein - Einstellungen zu Besitz

Mobilitätsverhalten - Motorisierungsgrad - Zweitwagenbesitz - Leistung pro Fahrzeug - Modalsplit

Konkurrenz

Zunächst macht es Sinn, die Entwicklung der Umfeldfaktoren zu analysieren. Ein zentraler Anknüp-fungspunkt sind dabei die aktuellen Personenverkehrsperspektiven des Bundes (ARE 2006). Diese prognostizieren das Verkehrsvolumen zwischen 2000 und 2030 im Personenverkehr für Strasse, Schiene und Langsamverkehr und bilden damit einen wichtigen Rahmen für die Einschätzung des Potenzials von Car-Sharing.

Die folgende Darstellung D 7.6 zeigt, dass für die Einschätzung der Umfeldfaktoren verschiedene Szenarien definiert worden sind.

D 7.6: PERSONENVERKEHRSPERSPEKTIVEN SCHWEIZ: SZENARIEN

Quelle: Bundesamt für Raumentwicklung: Personenverkehrsperspektiven..

Die folgende Darstellung 7.7 zeigt die Ergebnisse. Die Wachstumsraten unterscheiden sich deutlich zwischen den Szenarien. In jedem Szenario wächst der öffentliche Verkehr deutlich stärker als der motorisierte Individualverkehr. Er weist die höchsten Wachstumsraten auf. Im Maximum ist eine Zu-nahme von 78 Prozent in den nächsten 30 Jahren möglich. Die jährlichen Wachstumsraten betragen für die einzelnen Szenarien (drei Dekaden 2000/2010; 2010/2020; 2020/2030):

Basisszenario (1.9%; 1.4%; 1.3%) Alternativszenario 1 (2.2%; 2.0%; 1.9%) Alternativszenario 2 (1.7%; 0.9%; 0.7%) Alternativszenario 3 (2.6%; 1.9%; 1.6%)

D 7.7: PERSONENVERKEHRSPERSPEKTIVEN SCHWEIZ: ERGEBNISSE

Quelle: Bundesamt für Raumentwicklung: Personenverkehrsperspektiven. Legende: 0010: Zehnjahresperiode 2000 bis 2010, usw.; LV: Langsamverkehr; alle: alle Verkehrsmittel.

7.3.2 PROJEKTION DER UMFELDFAKTOREN AUF CAR-SHARING

Welcher Einfluss ist von den allgemeinen Wachstumsfaktoren auf die Nachfrage nach Car-Sharing-Produkten zu erwarten? Die folgende Tabelle 7.8 bewertet zunächst die exogenen Faktoren und zeigt die Chancen und Risiken für die zukünftigen Entwicklungspotenziale auf.

D 7.8: ZUKÜNFTIGE CHANCEN UND GEFAHREN (EXOGENE FAKTOREN)

Einfluss-faktor

Chance Gefahr Bemerkungen

Gesell-schaft

Zunehmende Virtualisierung erhöht Nachfrage nach flexiblen Produkten wie CS und senkt Eintrittsbarrieren. Umweltsituati-on ist schwierig vorauszusagen.

Tendenziell ergeben sich zusätzliche Chancen, wenn aufgrund unvorher-sehbarer Ereignisse die Einstellung ändert.

Wirtschaft Zunehmende Ökonomisierung erhöht rationales Verhalten.

Schwaches Wirtschaftswachstum CS und übriger Flotte verringern.

Die Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung ist stark szenarioabhän-gig. Die Chancen überwiegen ten-denziell.

Sozio- demo-graphie

Die Tendenz zu Kleinhaushalten und die Überalterung der Gesell-schaft kann eine Chance sein, wenn spezifische CS-Produkte angeboten werden.

Die Urbanisierungstendenzen sind positiv für die Einstellung für CS. Entwicklungsgebiete am Stadtrand bieten ein Potenzial für CS. kön-nen dazu führen, dass die Grundvorausset-zung für CS ver-schlechtert wird.

Die Einschätzung ist stark szenario-abhängig. Ein wichtiger Faktor ist eine aktive Raumplanung (Verdich-tung nach innen).

Politik Die Klimapolitik(Klimarappen) wirkt sich positiv auf die Einstel-lung, auf die komparativen Kos-tenvorteile und das Förderpoten-zial aus.

Die Verkehrspolitik setzt weiter-hin auf einen starken ÖV. Mit zunehmenden Stauproblemen

Die Politik wird sehr stark von den Umfeldfaktoren beeinflusst.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass für das zukünftige Marktpotenzial von Car-Sharing sowohl er-hebliche Chancen als auch Gefahren bestehen. Die zukünftige Marktentwicklung ist von verschiede-nen Rahmenparametern abhängig, deren Entwicklung mit beträchtlichen Unsicherheiten behaftet ist.

Interessant ist aber, dass im Unterschied zu den allgemeinen Personenverkehrsperspektiven einige

„sichere Werte“ sichtbar werden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit als zukünftige Chancen betrachtet werden können. So bietet die wirtschaftliche Entwicklung vor allem Chancen. Das Produkt Car-Sharing weist diesbezüglich eine gewisse „Konjunkturresistenz“ auf und kann sowohl bei starkem als auch bei schwachem Wirtschaftswachstum Potenziale entfalten. Weitere zentrale Faktoren sind das ÖV-Wachstum (als Grundvoraussetzung für eine optimale Partnerschaft zwischen Car-Sharing und öffentlichem Verkehr) und die zunehmende Relevanz der Klimapolitik, die sowohl die Automobilität

beeinflusst wie auch zusätzliche Mittel für die Realisierung von Car-Sharing-Marktpotenzialen ermög-licht.

7.3.3 MARKETINGPOTENZIALE VON CAR-SHARING

Voraussetzung für die Ausschöpfung der Potenziale ist eine optimale Marketingstrategie, die flexibel und innovativ am Markt agiert. Die Diskussion mit den Vertretern von Mobility hat gezeigt, dass die folgenden (ergänzenden) Strategieelemente im Vordergrund stehen:

- Kundengruppen: Im Zentrum steht in Zukunft die Kundengruppe mit Auto. Ziel muss es sein, diese Kundengruppe in der Marketingstrategie nach Bedürfnissen zu differenzieren. Dabei ist es mögli-cherweise sinnvoll, die Potenziale der jungen Kunden (1825 Jahre) und der alten Kunden (über 60 Jahre) auszuleuchten.

- Bei Business-Car-Sharing stehen die Fortführung der Strategie und die Pflege der grossen Kunden (unter Einbezug der öffentlichen Verwaltung) im Vordergrund. Dabei ergeben sich Synergien zu Private-Car-Sharing (Nutzverkehr, Pendlerverkehr). Die zunehmende Parkplatzknappheit ist dabei ebenfalls als Potenzial zu betrachten.

- Regionale Ausdehnung: Drei Räume weisen ein spezielles Potenzial auf:

- Westschweiz, die bis heute noch deutlich untervertreten ist.

- Grenzüberschreitende Räume (z.B. Basel, Rheintal, Tessin, Genf), die sich sehr dynamisch entwickeln. Eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung des Potenzials ist eine gute Ver-netzung (ausländische Anbieter, Bahnen, Wirtschaft).

- Entwicklungsgebiete in Agglomerationen, wo mit guten ÖV-Angeboten neue Mischnutzungen (Wohnen, Gewerbe) gefördert werden.

- Promotion: Die bisherigen Marktanalysen haben gezeigt, dass die Marke Mobility zwar bei ei-nem Grossteil der Bevölkerung (64 Prozent gemäss HSW 2004) bekannt ist. Ungenügend sind aber die Funktionsweise und die Kenntnisse des Produkts. Nur 31 Prozent der Nicht-Kunden kennen das Produkt. Hier besteht ein Potenzial, das mit klugen Werbemassnahmen und PR ausgeschöpft werden kann. Ein möglicher Ansatzpunkt ist mehr Eigenwerbung. Bis anhin hat Mobility vor allem mit Partnern (z.B. SBB, ZVV, Migros) geworben. In Bezug auf Promotion ist auch das Productplacement relevant (siehe Punkt weiter unten).

- Produkt: Technologische Innovationen auf der Produktebene sind insbesondere im Bereich Re-servation und Erleichterung des Zugangs möglich, die dazu beitragen können, allfällige Hemm-schwellen für die Nutzung von Car-Sharing-Fahrzeugen zu senken und den Nutzungskomfort zu verbessern. Derzeit werden verschiedene Möglichkeiten geprüft, um zukünftig Mobility-Fahrzeuge auch spontan und ohne Reservation nutzen zu können (als Kunde) beziehungswei-se die Fahrzeuge auch ohne Beitritt einfach mit Hilfe beispielsweibeziehungswei-se einer Kreditkarte oder einer Smartcard spontan nutzen zu können. Ebenfalls geprüft werden die Möglichkeiten der Einweg-Reservation beziehungsweise Nutzung.

- Auch die Car-Sharing-Flotte sollte weiterhin einerseits energieeffizient und andererseits interes-sant und attraktiv sein, um die verschiedenen Bedürfnisse befriedigen und gleichzeitig auch in Zukunft ein Substitutionspotenzial erzeugen zu können. Bezüglich „interessante Autos“ besteht

noch ein gewisses Potenzial, das vor allem spezifische Kundengruppen (z.B. Junge) anspre-chen könnte.

- Pricing: Die Konkurrenzsituation zu anderen Mobilitätsprodukten bringt es mit sich, dass der Spielraum für Preiserhöhungen sehr gering ist. Anderseits führen auch allgemeine Preissen-kungen oder Distanzrabatte (ab 100 Kilometer) bisher nicht zu den erwünschten Effekten (mehr Neukunden, zunehmende Fahrleistung, zunehmendes Substitutionspotenzial). Eher sinnvoll sind nutzungsabhängige Tarife (differenziert nach Kundengruppen und deren Kaufkraft) und eine bessere Kopplung der Produkte Privat-Car-Sharing und Business-Car-Sharing sowie eine weitere Differenzierung der Produktpalette (Stärkung der Einsteiger (Easy) Angebote und Ein-führungsrabatte, spezifische Preisstrategie für neue Kundensegmente (Junge, Alte), etc.).

- Placement: Das Produkt Car-Sharing wird dann sichtbar, wenn auch das „rote Fahrzeug“ als Markenzeichen verstärkt werden kann. Heute sind die Fahrzeuge oft „weitab von gut frequen-tierten Spots“ postiert, sodass das stehende Auto wenig Publikumswirkung erzeugt. Denkbar wären hier Car-Sharing-Parkplätze im Zentrum auf öffentlichem Grund (z.B. vor dem Gemein-dehaus). Eine verstärkte Partnerschaft mit der öffentlichen Hand weist diesbezüglich ein Poten-zial auf.

Im Dokument Evaluation Car-Sharing (Seite 77-82)