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5.2 Beteiligungsverfahren

5.2.2 AGs

Die Arbeitsgruppen wurden insgesamt gut genutzt als offene Foren für den Austausch über Erfahrungen in den verschiedenen Themenbereichen. Dabei erwies es sich als wichtig, als Weg der Einladung die für die Bevölkerung vor Ort gewohnten Wege zu nutzen (lokale Presse, lokale Informationsblätter, Information über die Gemeinde auf der Homepage und in üblichen Veranstaltungskalendern) und deutlich zu machen, dass die Gemeinde einlädt. Zeitliche Kollisionen mit anderen für die Zielgruppe interessanten Terminen vor Ort sollten vermieden werden. Zudem war wichtig transparent zu machen, was im weiteren Verlauf des Prozesses mit den Ergebnissen der Arbeitsgruppen geschieht, und zu verdeutlichen, dass die Beteiligung nachvollziehbar Einfluss auf die Planungsprozesse nimmt.

Im Zuge der Diskussion in den Arbeitsgruppen wurden durchaus unterschiedliche Interessen und Einschätzungen zu notwendigen Veränderungsprozessen vor Ort deutlich. Die Sichtbarmachung unterschiedlicher Perspektiven im Prozess ist gewollt und notwendig, muss aber professionell und transparent moderiert werden. Letztlich erwies sich dieser Prozess als Lernprozess für alle Beteiligten.

Die Teilnehmenden der Arbeitsgruppe(n) waren jedoch insgesamt breit gefächert und bilden einen bestimmten Ausschnitt der Bevölkerung ab (in der Tendenz eher jüngere Senior_innen oder Vorruheständler_innen). Personengruppen mit höherem Unterstützungsbedarf waren in den Arbeitsgruppen deutlich unterrepräsentiert. Daher wurden im weiteren Verlauf weitere Strategien und Methoden entwickelt, Bedarfslagen dieser unterrepräsentierten Personengruppen der Planung zugänglich zu machen (s.u.).

Im Zuge der Arbeitsgruppen wurde von einer besonderen Form der Reaktion auf soziale Problemlagen berichtet, die sich in der Gemeinde eingebürgert hat: Etwa einmal jährlich lädt der Bürgermeister alle professionell im sozial-caritativen Bereich tätigen Expert_innen zu einem Arbeitstreffen ein, in dem grundlegende Probleme, die sichtbar geworden sind, aber auch Einzelfälle eingebracht werden, in denen akuter oder absehbarer Unterstützungsbedarf besteht, und gemeinsam beraten wird, wer tätig werden kann. Hier zeige sich häufig die Möglichkeit sehr pragmatischer, situativer Lösungen, die in langfristigen Planungsprozessen in dieser Form nicht in den Blick kämen, so die Einschätzung der Gemeinde.

5.2.2.1 AG 1: Wohnen und wohnbezogene Hilfen

Die Gemeinde Wettringen hat bereits in der Vergangenheit grundlegende Entscheidungen getroffen, um „demografiefest“ zu werden. Dies betrifft sowohl eine gezielte Wohnbauförderung als auch Infrastrukturentscheidungen. Der Bedarf auch an barrierefreiem Wohnraum ist im Blick auf den demografischen Wandel nach Einschätzung der Gemeinde weitgehend gedeckt.

Die Erfahrung der Anbieter im Bereich Behindertenhilfe und Altenhilfe zeigen, dass eine frühzeitige Beratung zu Wohn- und Unterstützungsmöglichkeiten außerhalb der Familie wichtig ist, um Hemmschwellen gegenüber der Inanspruchnahme von Angeboten abzubauen.

Frühzeitige Beratung wirkt auch einer polarisierenden Bewertung der Angebote im stationären und ambulanten Bereich entgegen. Der Entscheidung für eine stationäre Aufnahme in der Altenhilfe geht i.d.R. ein längerer Prozess der Klärung voraus. Oft werden jedoch vorgelagerte ambulante Hilfen (Kurzzeitpflege, Tagespflege) nicht in Anspruch genommen, so dass extreme Überlastungssituationen in Familien entstehen. Dies weist auf ein Defizit im Bereich der Information über bestehende Angebote hin. Die Anbietervertreter_innen berichten zudem von einer engen Bindung der Nutzer_innen an die Dienstleistungen des jeweiligen Anbieters im Bereich Wohnen: Anfragen um Unterstützung richten sich an den Wohndienst, nicht (mehr) an die eigene Familie oder das Gemeinwesen.

67 Die soziale Infrastruktur des Ortes bietet die wichtigsten Versorgungsmöglichkeiten im Dorfkern. Die Gemeinde hat durch Entscheidungen in der Bebauung Wert darauf gelegt, keine Einkaufszentren außerhalb des Ortskerns anzusiedeln. Zudem wurden kleine Verbindungswege zwischen den Wohngebieten und dem Dorfkern für Fußgänger_innen und Radfahrer_innen zum Teil reaktiviert. Für die Bewohner_innen der umliegenden ländlichen Ortsteile wurde der ÖPNV durch Bürgerbusse sinnvoll ergänzt.

Die stationären Einrichtungen der Behinderten- und Altenhilfe befinden sich im Ortskern und erlauben den Bewohner_innen damit eine aktive Teilhabe am Gemeindeleben. Diese Chance wird von den Nutzer_innen unterschiedlich stark genutzt und sie werden unterschiedlich stark motiviert und begleitet, um die Angebote im Ort wahrzunehmen. Zum Teil fehlen hier Informationen (s. AG 2), zum Teil wird präjudiziert, dass Bewohner_innen an bestimmten Angeboten kein Interesse haben oder aufgrund von individuellen oder infrastrukturellen Barrieren nicht teilhaben können. So waren Nutzer_innen sowohl der Alten- als auch der Behindertenhilfe an den AGs nur in sehr geringem Umfang beteiligt.

5.2.2.2 AG 2: Beratung, Information, Kommunikation und Prävention

Im gesamten Arbeitsgruppenprozess ist immer wieder deutlich geworden, dass Wettringen in unterschiedlichen altersrelevanten Bereichen bereits über Angebote verfügt, diese jedoch zum Teil älteren Menschen, Menschen mit einer Behinderung sowie ihren Angehörigen zu wenig bekannt sind. Neben der Aktualisierung und Neuauflage von schriftlichem Informationsmaterial wurden in den Arbeitsgruppen auch Ideen geäußert, wie z.B. ein internetbasierter Informationspunkt, der ehrenamtlicher Begleitung und Betreuung bedarf, da nicht alle älteren Menschen mit dem Internet vertraut sind.

Bereits in der Planung/ Realisierung befindliche Handlungsansätze:

• ein Sozialkompass für Wettringen, der Ende des Jahres veröffentlicht werden soll

• die geplante Neuauflage der Informationsbroschüre der Gemeinde Wettringen, die einmalig sowohl an alle Haushalte wie kontinuierlich an Neubürger_innen verteilt wird

• der Kulturkalender für den Kreis Steinfurt mit geplanter Mitfahrbörse

• regelmäßige Vorträge im Elisabeth-Stift

• regelmäßiges Angebot des Austauschs für pflegende Angehörige Weiterer Konkretisierungs- und Konzeptbedarf:

• Im Hinblick auf die angestrebte Inklusion von (älteren) Menschen mit Behinderungen ist bei der Erstellung der Informationsmaterialien darauf zu achten, dass Angebote für Menschen mit einer Behinderung umfassend Berücksichtigung finden.

• Um den Prozess zu verstetigen und das Informationsmaterial jeweils auf dem neuesten Stand zu halten, wären verbindlichen Verabredungen hinsichtlich Rhythmus und Verfahren der Aktualisierung hilfreich. Vorstellbar wäre z.B. eine jährliche Abfrage der Gemeinde bei allen relevanten Institutionen.

• Zu konkretisieren sind zudem die zukünftigen Veröffentlichungsverfahren. Neben schriftlichen Broschüren sind dabei auch internetbasierte Informationsmöglichkeiten zu bedenken, bei denen Barrierefreiheit für Menschen mit einer Seh- oder Hörbehinderung sowie kognitiven Beeinträchtigungen Berücksichtigung finden könnten.

In Wettringen existieren bereits Angebote der Pflege- und Wohnberatung (Wohnberatung des CV Rheine und Gesprächsgruppen für pflegende Angehörige im Elisabethstift;

Pflegestützpunkt des Kreises Steinfurt). Im Arbeitsgruppenprozess zeigte sich, dass diese von Bürger_innen als zu wenig bekannt und teilweise nicht ortsnah genug (Pflegestützpunkt) erlebt

werden. Manche Menschen scheuen sich zudem, professionelle Beratungsdienste in Anspruch zu nehmen. Es wurde der Wunsch nach einem zugehenden, über Ehrenamtliche auch in den Ortsteilen von Wettringen verankerten, als neutral erlebten Beratungsangebot geäußert. Dieses Angebot könnte - wie bereits bestehende ehrenamtliche Netzwerke wie die Elisabethkonferenz – Wege zu den bestehenden Beratungsangeboten bahnen oder sich auf spezielle Themenbereiche beziehen, die Engagementwillige mit einer bestimmten Fachexpertise ehrenamtlich anbieten könnten (z.B. zu Fragen des barrierefreien Umbaus von Wohngebäuden, zu rechtlichen Fragen im Zuge der Überschreibung von Wohneigentum oder in Bezug auf sozialrechtliche Ansprüche).

Bereits in der Planung/ Realisierung befindliche Handlungsansätze:

• Durch die existierenden und weiter geplanten Informationsmaterialien (Info-Broschüre der Gemeinde; Information des Elisabeth-Stiftes über Beratungsangebote, die auch als aufsuchende Beratung genutzt werden können; Sozialkompass) wird Transparenz über das bestehende Beratungsangebot geschaffen.

• Der Kreis Steinfurt bietet an, das Beratungsangebot des Pflegestützpunktes künftig als Vor-Ort-Angebot auch in Wettringen anzusiedeln und entsprechend bekannt zu machen.

Weiterer Konkretisierungs- und Konzeptbedarf:

• Konkretisierung eines ortsnahen Beratungsangebotes für ältere Menschen/ Menschen mit einer Behinderung und ihre Angehörigen in Bezug auf

• Beratungsinhalte und Zielgruppen

• den zeitlichen Umfang des Beratungsangebotes und Beratungszeiten

• die örtlicher Anbindung des Beratungsangebotes

• den Umfang des Beratungsangebotes (Komm-Struktur oder auch zugehende Beratung)

• die Abstimmung mit bereits bestehenden Beratungsangeboten/

Beratungsanbietern

• Die Frage, wie in einem Beratungsangebot ortsteilnahe ehrenamtliche Multiplikator_innen konzeptionell eingebunden und ggfs. qualifiziert oder fortgebildet werden können, ist noch offen.

5.2.2.3 AG 3: Freizeit, Bildung, Ehrenamt

In Wettringen existiert eine lebendige Kultur ehrenamtlichen Engagements und es bestehen viele Möglichkeiten für Engagementwillige, sich für Andere einzusetzen. In den Arbeitsgruppen, auch über die schriftliche Prioritätensetzung in der letzten AG-Sitzung, wurde einerseits ein Bedarf an zusätzlichem freiwilligem Engagement formuliert (z.B.

Begegnungsmöglichkeiten, Einkaufsdienste, Boten- und Fahrdienste auch für Bürger_innen, die in den Rand- und Außenbezirken des Dorfes leben). Andererseits werden Informationsmöglichkeiten über bestehende Engagementmöglichkeiten (Ehrenamtsbörse, Info-Broschüre) gewünscht. Zudem wird eine stärkere Vernetzung von ehrenamtlichen und professionellen Hilfen als hilfreich erachtet. Zu beachten ist dabei der gesamtgesellschaftlich zu beobachtende Trend, dass eine steigende Zahl an Personen sich freiwillig engagieren möchte, die Formen und die Ausgestaltung dieses Engagements sich aber verändern. Da Wettringen auch ein Zuzugsgebiet ist, sollten diese Aspekte bei der zukünftigen Engagementförderung Berücksichtigung finden.

Darüber hinaus wurde die Idee formuliert, die Inklusion von Menschen mit lebenslangen Behinderungen in das gemeindliche Leben durch Möglichkeiten des Engagements für Andere

69 zu fördern, indem sie sinnvolle Tätigkeiten und Rollen im Gemeinwesen übernehmen (ehrenamtliches Engagement nicht nur für, sondern auch von Menschen mit Behinderungen).

Bereits in der Planung / Realisierung befindliche Handlungsansätze

• Ausweitung des Angebotes des Bürgerbusses auf den Besuch kultureller Veranstaltungen im Kreis Steinfurt

• Mitfahrbörse als Teil des Kulturkalenders (ab 2016)

• enge Zusammenarbeit der Freiwilligenkoordinator_innen von Elisabeth-Stift und Marienheim.

• weiterer Konkretisierungs- und Konzeptbedarf

Des Weiteren wurden in der Arbeitsgruppenphase vielfältige Bedarfe und Ideen geäußert (Prävention, Mehrgenerationenwohnen, etc.), die jedoch in der Priorisierung durch die Gesamt-AG als weniger handlungsrelevant gesehen werden.