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Abschnitt : Tango Maureen . Inhalt

Aufgabenblock 2: How about love? Kollektive Haltungen

1 Abschnitt : Tango Maureen . Inhalt

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Im dritten Abschnitt setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit allen drei Paarbeziehungen auseinander. Bei der Arbeit in rollenbezogenen Gruppen haben sie die Gelegenheit, die jeweilige Person zu verkörpern und aus der Rolle heraus die Entwicklung, die Probleme ihrer Paarbeziehung, aber auch die darin erlebten positiven Gefühle, zu reflektieren.

1 Abschnitt 1: Tango Maureen

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übernimmt beim Tanz mit Mark nach einiger Zeit die Führung, was diesem, der mit einem Rollentausch nicht vertraut ist, Schwierigkeiten bereitet. Die Mädchen und Jungen erkunden dieses Problem praktisch, indem auch sie sowohl die Rolle des Führens als auch die des Folgens übernehmen.

Eine besondere Schwierigkeit beim Tanzen zum Tango Maureen ist die Rhythmik, da die Musik streckenweise eher ein Cha-Cha-Cha als ein Tango ist. Dies lässt sich mit wenig tanzerfahrenen Schülerinnen und Schülern möglicherweise ignorieren, da ja beide Tänze einen Viervierteltakt als Grundrhythmus haben und das Tempo konstant bleibt. Wer allerdings ernsthaft mit einer Lerngruppe Tango tanzen üben möchte, vielleicht auch selbst Erfahrung mit dem Tanz hat, verwendet ggf. zum Üben ein anderes Musikbeispiel. 44

1.2 Ziele

Ein Ziel der Beschäftigung mit dem Songtext ist die Auseinandersetzung mit sexueller Diversität.

Beim Erlernen und Umsetzen des Tango-Grundschrittes geht es zunächst um den Erwerb von körper- und rhythmusbezogenen musikalischen Kompetenzen in einem bestimmten kulturellen Kontext.

Darüber hinaus ermöglicht die Arbeit in unterschiedlichen Paarkonstellationen und Aufgabenverteilungen das körperliche Nachvollziehen des Führens und Geführt Werdens – einer einerseits klar genderbezogenen, aber andererseits kulturell konstruierten und somit abwandelbaren Konvention. In der Arbeit an Standbildern wird diese Erfahrung weiter vertieft. Die Reflexion lässt beide Aspekte, das tanzende Nachvollziehen der Musik sowie die intellektuelle, aber auch emotionale Auseinandersetzung mit dem Text, aufeinander beziehen.

1.3 Methoden

− Tanzen als Methode der Erfahrung von Haltungen

− Standbilder bauen und dokumentieren

− Erarbeitung einer Mindmap auf der Grundlage von Bild- und Textarbeit 1.4 Organisation

Spieltechnische und räumliche Voraussetzungen

Eine grundsätzliche Bereitschaft der Schülerinnen und Schüler zu tanzen kann vorher abgefragt werden. Bezüglich der Frage, ob Standbilder fotografisch dokumentiert werden dürfen, sollte vorher eine Elternerlaubnis eingeholt werden. Es sind keine besonderen räumlichen Voraussetzungen nötig.

Voraussetzungen und Vorerfahrungen der Lerngruppe

Die hier beschriebene Durchführung der Unterrichtsphasen baut auf einer vorangegangenen Einfühlung in die Rollen und Einführung in die Rahmenhandlung des Musicals (Bohemians, East Village etc.) auf und setzt diese voraus.

44 Im universitären Blockseminar wurde das Stück Tango Roxanne von José Feliciano & Ewan McGregor & Jacek Koman verwendet, der sich aufgrund der klaren Rhythmik gut eignet.

82 Medien

Neben dem Schülermaterial wird eine Aufnahme des Songs Tango Maureen ggf. auch ein weiterer Tango-Song (ohne Cha-Cha-Cha-Rhythmus) benötigt (z. B. Tango Roxanne). Je nachdem, mit welchen Medien die Standbilder dokumentiert werden (Skizze oder Foto), sind Plakate oder Laptops nötig, um diese in einer Mindmap zu dokumentieren. Sollte die Filmszene gesehen und besprochen werden, wird die DVD benötigt.

Zeitlicher Rahmen

Um das gesamte Material in einer Doppelstunde zu bearbeiten, wird der Text von Material 1, Arbeitsblock 1 (Hintergrund des Songs, Männer- und Frauenrollen im Paar- bzw. Standardtanz) vorbereitend als Hausaufgabe gelesen. Der hier aufgeführte, eher straffe Zeitplan, setzt sowohl diese Aufgabe als auch auf eine mögliche Vorerfahrung zumindest einiger Schülerinnen und Schüler mit Standardtanz voraus. Die Bearbeitung von Material 1, Arbeitsblock 2 in Gruppen dürfte deutlich zeitsparender ausfallen als eine Bearbeitung im Plenum (s.u.). Möglicherweise ist für eine Erstellung der Mindmaps sowie ihre Präsentation im Plenum im Laufe einer Doppelstunde dennoch nicht genug Zeit (insbesondere, wenn diese am Laptop erstellt werden), so dass die Präsentationsphase ggf. in der nächsten Stunde nachgeholt werden muss. Auch das optionale Ansehen der Filmszene erfordert weitere Zeit.

Möglicher Zeitplan für eine Doppelstunde:

1. Zusammenfassung des Hausaufgabentextes, Klärung von Fragen – ca. 5 Minuten

2. Einübung des Grundschritts und der Tanzhaltung, gemeinsames Tanzen zur Musik (Material 1, Arbeitsblock 1, Aufgabe 1-5) – ca. 20 Minuten

3. Reflexion der Tanzerfahrung (Aufgabe 6) – ca. 5 Minuten

4. Rollentausch und weitere Tanzerfahrung mit Rollentausch (Aufgabe 7-8) – ca. 10 Minuten 5. Reflexion der Tanzerfahrung mit Rollentausch (Aufgabe 9) – ca. 5 Minuten

6. Hören des Songs, Textarbeit (Material 1, Arbeitsblock 2) – ca. 10 Minuten

7. Standbildübung 1: Tango mit Mark und Joanne (Material 1, Aufgabenblock 3) – ca. 10 Minuten 8. Auswertung der Standbilder – ca. 3 Minuten

9. Erstellung der Standbilder zu dritt – ca. 5 Minuten 10. Erstellung der Mindmaps in Gruppen – ca. 7 Minuten

11. Präsentation und Diskussion der Mindmaps – ca. 10 Minuten Alternativer Zeitplan für zwei Doppelstunden:

1. Lektüre und Lesen des Texts, Klärung von Fragen – ca. 10 Minuten

2. Einübung des Grundschritts und der Tanzhaltung, gemeinsames Tanzen zur Musik (Material 1, Aufgabe 1-5) – ca. 30 Minuten

3. Reflexion der Tanzerfahrung (Aufgabe 6) – ca. 5 Minuten

4. Rollentausch und weitere Tanzerfahrung mit Rollentausch (Aufgabe 7-8) – ca. 15 Minuten 5. Reflexion der Tanzerfahrung mit Rollentausch (Aufgabe 9) – ca. 5 Minuten

6. Hören des Songs, Textarbeit (Material 1, Aufgabenblock 2) – ca. 10 Minuten

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7. Standbildübung 1: Tango mit Mark und Joanne (Aufgabenblock 3) – ca. 10 Minuten 8. Präsentation und Auswertung der Standbilder im Plenum – ca. 15 Minuten

9. Dokumentation der Standbilder – ca. 10 Minuten 10. Erstellung der Standbilder zu dritt – ca. 10 Minuten

11. Erstellung der Mindmaps in Gruppen oder im Plenum, ggf. am Laptop – ca. 30 Minuten 12. Präsentation und Diskussion der Mindmaps – ca. 15 Minuten

13. Sehen und Auswertung der Filmszene – ca. 10 Minuten Zum Material

Wie bereits erwähnt, wird bei einer lehrergesteuerten Bearbeitung im Plenum die zweite Hälfte von Material 1 nicht in Papierform benötigt; alle anderen Materialien sollten zur Arbeit allen Schülerinnen und Schüler vorliegen.

1.5 Verlauf

Phase 1: Tanzen als Methode der Erfahrung von Haltungen

In der ersten Phase studieren die Schülerinnen und Schüler selbständig den Tango-Grundschritt ein.

Dabei werden sowohl gemischte als auch gleichgeschlechtliche Paare gebildet. Die Übungen zum Standardtanz zeigen körperlich, wie es sich anfühlt, beim Tanzen zu führen und geführt zu werden.

Der Text (s. Material 1) liefert dazu Hintergrundinformationen und verdeutlicht den gesellschaftlichen Kontext des Tango-Tanzes. In der Praxis wird erkennbar, dass ein Abweichen oder Nivellieren von traditionellen Männer- und Frauenrollen zwar erst einmal als ungewöhnlich auffällt, aber ohne Weiteres möglich ist. Die körperliche Erfahrung in der praktischen Tanzübung und die Textarbeit bilden die Grundlage für das nachfolgende Aufstellen und Verstehen von Standbildern.

Das Material kann dazu verwendet werden, die Lerngruppe weitgehend selbständig arbeiten zu lassen, indem diese den Aufgaben folgen. Lediglich musikbegleitete Tanzphasen (vgl. Aufgabe 5 und 8) müssen aus organisatorischen Gründen zentral gesteuert werden. Möglicherweise benötigen einige Schülerinnen und Schüler zu Tanzhaltung oder Schrittfolge Hilfestellungen aus dem Plenum oder von der Lehrkraft. Die Reflexion der Erfahrung (Aufgabe 6 und 9) dienen hingegen dem Austausch und sollten im Plenum besprochen werden. Alternativ können die Aufgaben 1 bis 9 auch mündlich von der Lehrkraft gestellt werden. In diesem Fall benötigen die Schülerinnen und Schüler nur die Hintergrundinformationen als eigenes Material.

Phase 2: Arbeit mit dem Songtext

Text und Musik liefern nach der Tanzphase einen Rückbezug auf das konkrete Musical. Hierbei sind die bereits gelesenen Informationen und Tanzerfahrungen zum Thema Tango Grundlage des Textverständnisses, welches dann wieder in die körperbezogene Darstellungsform von dokumentierten Standbildern umgesetzt wird. Endergebnis ist eine Mindmap zum Thema, die Bildliches, Körperliches und Verbales zueinander in Beziehung setzt.

Die Textarbeit sichert vor allem das Verständnis und begleitet das Hören des Songs; es sollte aber möglichst schnell in die Standbildarbeit übergegangen werden. Falls das Textverständnis der

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Lerngruppe vorausgesetzt werden kann, wird Aufgabe a) im Aufgabenblock 2 ausgelassen. In diesem Fall wird das ‚Austauschen‘ Marks durch Joanne zunächst nur im Standbild behandelt, um zu thematisieren, inwiefern die beiden als Tanz- (und Beziehungs-)partner tatsächlich auswechselbar sind.

Phase 3: Standbilder erstellen und dokumentieren

Die Methode des Aufstellens von Standbildern (vgl. Glossar) ist der Lehrkraft und der Lerngruppe bekannt, doch sollte ggf. noch einmal auf die korrekte Durchführung des Verfahrens hingewiesen werden.

Als Alternative zum Standbild wird hier jeweils eine Zeichnung oder improvisierte Szene zur Darstellung des jeweiligen Tangotanzens (in beiden möglichen Bedeutungen des Ausdrucks) gegeben, um die im Rahmen der Beschäftigung mit dem Musical häufig verwendete Methode des Standbildes nicht überzustrapazieren.

Die beste Dokumentation von Standbildern zwecks Einbindung in eine Mindmap ist das Fotografieren und die Arbeit mit den entsprechenden Fotos.

Ist dies aufgrund datenschutztechnischer Gegebenheiten nicht möglich, bieten sich Strichmännchen-Zeichnungen als Ersatz an. Da diese Darstellung nur begrenzte Aussagekraft haben, sollten sie in Präsentationsphasen dadurch belebt werden, dass die Schülerinnen und Schüler das entsprechende

Abb. 5: Standbild: Tango zu dritt

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Standbild zur Mindmap jeweils wieder aufstellen; die Zeichnung dient also als Symbol und Erinnerungshilfe.Die alternativ zu Standbildern erstellten Zeichnungen können für den nächsten Arbeitsschritt für sich selbst stehen. Improvisierte Szenen lassen sich durch Zeichnungen oder Fotos, kurz notierte verbale Beschreibungen und vielleicht auch durch niedergeschriebene plakative Äußerungen aus der Szene dokumentieren.

Phase 4: Auswertung der Arbeitsergebnisse in einer Mindmap

Die Dokumentation der Standbilder und anderer Darstellungsformen liefert Material für die Mindmap (vgl. Glossar), welche die unterschiedlichen Tanz- und Beziehungsformen in einen Zusammenhang bringt. Filmbilder (im Internet verfügbar) können in die Mindmap zusätzlich einbezogen werden. Erst zum Abschluss wird die Frage nach dem biologischen Geschlecht der drei Rollen verbal gestellt;

erwartet werden kann die Antwort, dass es überhaupt keine Rolle spielt, aber auch abweichende Schülerwahrnehmungen.

Wenn die Arbeit an Standbildern und Mindmap in selbständig arbeitenden Gruppen von 3-6 Schülerinnen und Schülern geschieht, verkürzen sich Diskussions- und Präsentationsphasen.

Lediglich die letzte Aufgabe erfordert dann einen Austausch im Plenum.

Im Anschluss kann die entsprechende Filmszene angesehen und mit dem selbst Dargestellten verglichen werden. Weitere mögliche zu besprechende Aspekte sind zum Beispiel die Erwähnung der früheren Tanzpartner der beiden, welche Vermutungen über ihre Biographie nahelegen, sowie die Frage, inwiefern der Hintergrund der Szene nicht ein ganz anderes Gender-Klischee forciert: Bei einem technischen Problem mit den Mikrophonen sind die beiden Frauen (die Anwältin Joanne, aber auch die Performance-Künstlerin Maureen, die sich eigentlich auskennen könnte) auf die Hilfe des Mannes Mark angewiesen, der das Problem in kürzester Zeit löst....

2 Abschnitt 2: Angel als Dragqueen