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7.12 Überraschungen und Erregung durch Google-Now-Karten 83

Auch Überraschung und der Grad der Erregung korrelieren immerhin mittelstark miteinander (ρ = -0,455 p<0,001). Je überraschender eine Karte war, als desto aufregender wurde sie tendenziell auch bewertet.

Die beiden Items „aufregend“ und „erstaunlich“ aus der Affektskala korrelieren nur mit-telstark miteinander (ρ = 0,509 p<0,001). Je erstaunlicher, desto aufregender wurden die Karten auch bewertet. Dies spricht also auch dafür, dass ein Zusammenhang bestehen könnte zwischen dem Grad der Erregung und dem Überraschungseffekt der Karten. Außerdem gab es meist schwache, aber signifikante Zusammenhänge mit den Items der Valenz aus der Af-fektskala (s. Tab. 7.9). Meist ist der Zusammenhang negativ, also je weniger erstaunlich oder aufregend eine Karte war, desto unangenehmer oder beunruhigender wurde sie empfunden.

Dies würde der These widersprechen, dass Überraschungen zu mehr Beunruhigung bei den Teilnehmer führen. Auf der kognitiven Ebene jedoch ist ein Zusammenhang sehr schwach ausgeprägt in umgekehrter Richtung erkennbar.

Dimension der Nützlichkeit Erstaunlich Aufregend

Unangenehm ρ = 0,132 p<0,001 ρ = 0,311 p<0,001 Beunruhigend ρ = 0,103 p = 0,001 ρ = 0,178 p<0,001 Bedenklich ρ = -0,185 p<0,001 ρ = 0,075 p = 0,011

Tab. 7.9: Spearman-Rho (ρ) mit Signifikanzniveaus (p): Erregung, Überraschung und negativer Affekt,α= 0,05, n = 1141

Stellt man die Gruppen von Karten gegenüber, die aufgrund der Verwendung persönlicher Informationen schlecht bewertet wurden, zeigen sich keine signifikanten Unterschiede zum Grad der Erregung, zur Erstaunlichkeit oder zum Überraschungseffekt der Karten. Gleiches gilt, wenn man für die einzelnen Teilnehmer die Häufigkeit eines negativen Affekts und die Überraschung im Median gegenüber stellt. H14 sollte also abgelehnt werden.

Im Allgemeinen waren die meisten Karten nicht besonders überraschend, was wahrscheinlich auch an der häufigen Wiederholung der Bewertung im Tagebuch liegt. Betrachtet man die einzelnen Kartentypen (s. Abb. 7.18), so erkennt man, dass auch für die meisten Kartentypen die Überraschungen meist selten sind. Am wenigsten überraschend fanden die Teilnehmer die Karten zum „Pakettracking“ (Median 1 - überhaupt nicht überraschend). Auch die „Termin-übersicht“ und die „Sportinfos“ waren wenig überraschend (Median 2 - eher nicht überra-schend), vermutlich auch, weil die dazugehörigen Informationen von den Teilnehmern selbst eingetragen wurden im Kalender bzw. in den Einstellungen von Google Now. Die Kartentypen

„Parkplatz“ und „Buchungen & Reservierungen“ dagegen erreichen einen Median von 4 bei der Überraschung. Im Falle der Parkplatz-Karten äußerte ein Teilnehmer im Nachgespräch, es wäre überraschend, weil er kein Auto besitze und sich nicht erklären könne, wie Google

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0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Terminübersicht n=163 News-Ar>kel n=442 Parkplatz n=14 Haltestelle n=67 Reisedauer n=171 Updates von Webseiten n=22 Empfehlung von Webseiten n=31 Orte in der Nähe n=32 PakeRracking n=25 Buchungen n=10 von Apps n=43 Sport n=54

Überraschung pro Kartentyp

trifft nicht zu trifft eher nicht zu teils-teils trifft eher zu trifft zu

Abb. 7.18:Bewertung der Überraschung pro Kartentyp, relative Häufigkeiten

Now darauf komme, er habe ein Auto irgendwo geparkt. Bei den Buchungskarten war die Überraschung darin begründet, dass die Teilnehmer erstaunt waren, dass Google Now Infor-mationen aus E-Mails ausliest. Die beiden Karten sind insgesamt auch eher selten gesehen und bewertet worden, was auch erklären kann, dass sie am überraschendsten waren.

Es zeigen sich viele signifikante Zusammenhänge zwischen der Erregung, Überraschung und den Bewertungen der Nützlichkeit der einzelnen Karten (s. Tab. 7.10), die jedoch meist nur schwach ausgeprägt sind. Je nützlicher eine Karte war, desto aufregender oder erstaunli-cher wurde sie auch bewertet. Aber auch der umgekehrte Fall lässt sich beobachten. Von der Gruppe der Karten, die aufgrund von Irrelevanz schlecht bewertet wurden, waren viele besonders überraschend für die Teilnehmer (Chi-Quadrat-Test p = 0,034α = 0,05).

Es ließ sich auch keine Abnahme der Überraschung über die vier Wochen erkennen. Die Überraschung war unabhängig vom Fortschritt des Tagebuchs. Die Teilnehmer berichteten im Nachgespräch hierzu, dass sie gegen Ende noch ein paar Karten erhalten hatte, die sie noch nicht kannten, weil vielleicht etwas Ungewöhnliches bei ihnen vorgekommen war (etwa eine Reise oder Ähnliches). Vielleicht lässt sich dieser Effekt abnehmender Überraschung erst

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Dimension des Nützlichkeit Erstaunlich Aufregend

Relevanz ρ= -0,156 ρ= -0,3

generelle Nützlichkeit ρ= -0,169 ρ= -0,287 situative Nützlichkeit - ρ= -0,184

Zeitersparnis ρ= -0,113 ρ= -0,113

Tab. 7.10:Spearman-Rho: Erregung, Überraschung und Nützlichkeit, Signifikanzniveau p<0,001 für alle Werte,α= 0,05, n = 1141

nach einer längeren Nutzungsperiode als nach vier Wochen beobachten.

Im Nachgespräch wurden die Teilnehmer gefragt, ob sie etwas an Google Now besonders überrascht hätte. 8 Teilnehmer verneinten dies. Sie sagten, die Vorbefragung hätte ihnen schon aufgezeigt, was zu erwarten war (mit dem Video von Google).

Einige der Punkte, die von den Teilnehmer bei dieser Frage genannt wurden, hatten auch Bezug zur Verwendung ihrer persönlichen Informationen. So berichtete eine Teilnehmerin (# 23) von der Karte „Haltestelleninformationen“: „Ja, also am Anfang, ich hab vorher nie Standort angestellt und dann hat ich Standort immer an deswegen. Das war dann immer so:

Plötzlich kamen halt die Karten dazu mit auch den ganzen Haltestelleninformationen und zum Beispiel wenn ich Berliner Tor bin, dann kam da ja so ’ne Liste, riesige, und du denkst dir so: Es ist schon bisschen gruselig, dass die das alles so verknüpfen mit deinem Standort und es hat mich auch irgendwie überrascht, wie das so alles funktioniert, auch so schnell irgendwie.“

Eine andere Teilnehmerin (# 6) gehörte zu den wenigen, die Karten aus E-Mails gesehen hatten. Sie erwähnte dies bei der Frage zur Überraschung: „Überrascht hat mich halt vor allen Dingen dieser Zugriff auf die Mails, und die Mailanhänge, das fand ich halt erstaunlich. Ähm, das hat mich ja positiv, wie auch negativ überrascht.“ Es erleichtere ihr den Umgang mit den Tickets, die sie bestellt hatte, aber angenehm fand sie die Verknüpfung mit ihren E-Mails nicht, wie sie auch mehrmals im Tagebuch anmerkte. Eine zweite Teilnehmerin erwähnte, dass die Karte zu einer Bordkarte für einen Flug sie sehr überrascht hätte, hier aber mehr in dem Sinne, dass sie über die Funktion an sich erstaunt war, genauso wie Teilnehmerin # 14, die Karten zu ihren Online-Käufen bekommen hatte und davon angetan war.

Zwei Teilnehmer äußerten Erstaunen darüber, wie sich Google Now personalisiert hat. Die eine Teilnehmerin sagte, es habe erst etwas gedauert, aber ging dann erstaunlich schnell.

Der andere Teilnehmer hatte die Erfahrung gemacht, dass schon einige wenige Suchanfragen seine Artikelvorschläge durcheinander gebracht hätten, was ihn enttäuschte. Er hatte seine Freundin auf seinem Smartphone suchen lassen. „Weil ich dachte halt, [...] dass er schon so ein bisschen eingependelt hat auf meine Suchanfragen und was ich so halt suche. Und dass