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übernehmen wir Verantwortung in der Pflege

Foto: Laura Hornberger

Robert Jeske Pflegedirektor

Die Auswirkungen der Pandemie, veränderte rechtliche Rahmenbedingungen und Verordnungen waren im Jahr 2020 prägend für den Pflege- und Funktionsdienst sowie für das Pflegemanagement.

Hohe Handlungsbereitschaft und Flexibilität seitens der Pflegenden und des Managements ermöglichten innerhalb kürzester Zeit die Versorgung von an COVID-19 erkrankten Personen im Jahresverlauf, mit stark schwankenden Patien-tenzahlen. Flankierend zur Versorgung auf den COVID-Stati-onen wurden zwei Fieberambulanzen und die TeststatiCOVID-Stati-onen für Mitarbeitende errichtet und personell bestückt, welche für zusätzliche Sicherheit im gesamten Robert-Bosch-Kranken-haus (RBK) sorgten. Die Versorgungssituation konnte auch in Zeiten aufrechterhalten werden, in denen viele Mitarbeitende selbst infiziert oder Quarantänemaßnahmen ausgesetzt waren und den Betrieb zusätzlich stark belasteten. Um dies zu er-möglichen, waren neben der dauerhaften Flexibilität der Pfle-genden die Reorganisation von Einheiten und Projekten nötig sowie die neue Priorisierung der Management- und Projekttä-tigkeiten. Dennoch ist es unter dieser Situation gelungen, neue Rahmenbedingungen zu gestalten, um patientenzen-trierte Verbesserungen zu schaffen. Diese sollen eine Steige-rung der pflegerischen Leistungen in den Folgejahren ermög-lichen und die wirtschaftliche Situation des RBK positiv beeinflussen.

Personelle Erfolge in Zeiten des Fachkräftemangels

Die 2019 eingeführte Pflegepersonaluntergrenzenverordnung (PpUGV) legt das minimale Verhältnis professionell Pflegender pro Patient in den pflegesensitiven Bereichen fest. Beginnend mit zum Beispiel den Intensivstationen und den Stationen der Kardiologie in 2019 wird die Verordnung in 2021 auf bei-nahe alle Stationen am RBK ausgeweitet, was einen deut-lichen Personalmehrbedarf zur Folge hat. Gleichzeitig bildet dies eine solide Grundlage für qualitative Steigerungen.

Die Fluktuation der Pflegenden konnte auf ein branchen- übliches Maß gesenkt werden, die Krankheitsquote liegt inzwi-schen sogar unter dem üblichen Durchschnitt. Gleichzeitig wurde die lokale bis internationale Akquise von professionell Pflegenden durch ein „Mehrwertpaket“ auf der Grundlage der Kampagne „Werte. Gemeinsam pflegen.“ intensiviert.

Dies ermöglichte zusätzliche Einstellungen sowie die deutliche

Reduktion des Einsatzes von teuren Arbeitnehmerüberlas-sungskräften zum Jahresende. Die personellen Verstärkungen ermöglichten u.a. die Steigerung der Fallschwere auf den Überwachungsstationen. In der Corona-Krise stellte dies eine unmittelbare Entlastung der Intensivbereiche dar, so dass die Behandlung aller weiteren Patienten sicher erfolgen konnte.

Innovationen und Professionalisierung

Für die Mitarbeitenden des Pflege- und Funktionsdienstes wurde ein E-Learning Programm ausgewählt und implemen-tiert, welches auch von anderen Beschäftigten genutzt werden kann. Auch die Auszubildenden am Irmgard-Bosch-Bildungs-zentrum (IBBZ) konnten während der pandemiebedingten Umstellung auf digitalen Unterricht von dieser Innovation profitieren.

Im Zusammenhang mit der Optimierung und Digitalisierung von Prozessen in der Krankenversorgung wurde eine große Zahl neuer Tablets für die Pflegenden beschafft um den Ver-sorgungsprozess patienten- und zeitnah zu dokumentieren.

Dies ermöglicht eine gesteigerte Dokumentationsqualität und mehr Zeit für die Patienten.

Trotz Krisenmodus konnten in den letzten Monaten mehrere Projekte mit direkten Auswirkungen für die Pflegequalität erfolgreich abgeschlossen werden, wie zum Beispiel die Etablierung des Journal Clubs für Pflegende zur Erweiterung der evidenzbasierten Praxis oder die Zertifizierung als „Klinik für Diabetespatienten geeignet (DDG)“. In diesem Rahmen wurden beispielsweise für jede Station zwei diabetesversierte Pflegende geschult.

In Zusammenarbeit mit dem IBBZ und mehreren ärztlichen Abteilungen wurde kurzfristig die „Ausbildungs- und Anerken-nungsstation“ entwickelt und mehrere Monate betrieben.

Auszubildende und international angeworbene Mitarbeitende im Anerkennungsverfahren wurden durch Pflegepädagogen, Praxisanleiterinnen und Stationsleitungen unterstützt, die Abläufe im Stationsalltag selbstständig zu steuern und die Übernahme von pflegerischer Verantwortung in diesem geschützten Rahmen zu erfahren. In den Rückmeldungen der Patienten wurde die besondere Zugewandtheit und Profes- sionalität der Pflegenden gelobt.

Foto: m42

Weiterhin besondere Bedeutung für das RBK hat das durch die Robert Bosch Stiftung geförderte Projekt „360° Pflege – Qua- lifikationsmix für den Patienten“. Attraktive Einsatzmöglich-keiten mit konkreten Profilen für Pflegende mit Hochschul- abschluss und eine Qualifikationsmatrix für die gesamte Be-rufsgruppe wurden etabliert. Pflegende mit Bachelorab-schluss und Berufserfahrung sind als „Teamleitungen für die Pflegeprozesssicherung“ seit Anfang 2020 auf allen Stationen vorgesehen. Dies stellt ein Alleinstellungsmerkmal im Wett- bewerb um die bestausgebildeten Talente in der Pflege zum Wohle aller Patienten dar.

Das RBK weist am Jahresende den Wert von 6,9 Prozent hoch-schulisch qualifizierter Pflegender aus, wovon 4,2 Prozent in der direkten Patientenversorgung tätig sind. Im bundesweiten Vergleich liegt das RBK damit auf den vorderen Plätzen.

Diese Entwicklung mündet in das internationale Projekt „Ma-gnet4Europe“. Ziel ist die nachhaltige und kontinuierliche Verbesserung der Versorgung für die Patienten. Das RBK hat damit die Chance, sich als eines der ersten Krankenhäuser in Deutschland für den weltweit anerkannten Magnetstatus zu qualifizieren. Die Vorteile dieser Zertifizierung zeigen sich in nachweislich exzellenten Patientenergebnissen, bedingt durch hohe Fachkompetenz bei gleichzeitig großer Zufrieden-heit und starker Mitarbeiterbindung. Ein Magnetkrankenhaus fördert u.a. die Entwicklung der professionellen Praxis durch Pflegeforschung und dem systematischen Nachweis evidenz-basierter Praxis, wie dies am RBK in Ansätzen bereits prak- tiziert wird.

Im Rahmen des interdisziplinären Projekts „Diagnose Krebs – Mitten im Leben“ konnte das Teilprojekt „Return to work“ unter

Beteiligung der Pflegedirektion erfolgreich abgeschlossen werden. Die Rückkehr zur normalen sozialen Aufgabe (Schule, Studium und Rückkehr an den Arbeitsplatz) ist für viele Men-schen mit sehr belastenden Therapien unter Umständen sehr herausfordernd und risikobehaftet. Bestehende Forschungen zeigen auf, dass sowohl körperliche Folgen als auch psy-chische Beeinträchtigungen seitens der Betroffenen, aber auch Ängste arbeitgeberseitig und des sozialen Umfelds sich negativ auf die Rückkehr in den Alltag auswirken. Durch die enge, konstruktive und informelle Zusammenarbeit mit den ärztlichen und pflegerischen Teams gelingt es häufig, frühzei-tig Probleme bei der Rückkehr ins Ausbildungs-/Arbeitsleben zu erkennen und diesen mit unterschiedlichen Maßnahmen entgegenzuwirken. Beispielsweise besteht die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Betroffenen und dem Arbeitgeber nach Lösungen zu suchen und Ängste abzubauen. Erfahrungen aus diesem Bereich wurden inzwischen zu einer Prozessbeschrei-bung „Return to Work“ zusammengefasst, die Veröffentlichung erfolgte auf dem Fachkongress der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO).

Der Pflege- und Funktionsdienst ist ein verlässlicher Wert-schöpfungspartner in der immer komplexeren High-Tech-Me-dizin. Kürzere Krankenhausaufenthalte und eine intensive Krankenhausversorgung erfordern neue Versorgungskonzepte.

Die Anwendung der „Magnet“-Kriterien, wie zum Beispiel.

durch transformationale Führung auf allen Ebenen, unter-stützen die Pflegenden bei ihrer professionellen Weiterent-wicklung. Die Pflegenden generieren einen erlebbaren Mehr-wert für die Patienten durch die bestmögliche Versorgung.

Das RBK ist ein mehrfach ausgezeichneter Arbeitgeber, der personelle und organisationsbezogene Entwicklungen auch im Pflege- und Funktionsdienst systematisch fördert.

istoph Schmidt

Die Corona-Pandemie bringt die Digitalisierung