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Überblick über die Einheit „Keiner soll verloren gehen!“ – Jesu Gleichnisse vom

Verlorenen in Lk 15

1./2. Stunde: Jeder ist wichtig für das große Ganze – Vom verlorenen Schaf

• Auftrag: Ein Puzzle zusammensetzen – doch: ein Puzzleteil fehlt – was löst das in der in Kleingruppen aufgeteilten Lerngruppe aus?16

• Kurzfilm zum ‚Verlorenen Schaf’17

• Hintergrundinformation für die Religionslehrkraft:

In sozialgeschichtlicher Hinsicht passt das filmische Setting nicht ganz zur wahrscheinlich in Lk 15 vorausgesetzten Form der Hüteschafhaltung, die in der Antike im Vergleich zur heute verbreiteten Koppelschafhaltung dominierte. Unser Gleichnis setzt eine Form der Hüteschafhaltung voraus, in der die Herde auf der Suche nach Weideplätzen umher zog.18 Die filmische Umsetzung der Erzählung rekurriert auf die andere Variante der Hüteschafhaltung, von der im Johannes­Evangelium berichtet wird. Hier blieb die Herde an den Standort gebunden und weidete in aus Steinen oder Dornengestrüpp bestehenden Umzäunungen.19 Aufgrund der Bezugnahme auf diese Form der Schafhaltung muss der Film das Motiv des Schmetterlings einfügen, der die Aufmerksamkeit des sich später verirrenden Schafes erregt, welches im lukanischen Gleichnis fehlt. Hier scheint vorausgesetzt zu sein, dass das Schaf auf dem Weg zu einem neuen Weideplatz verloren geht.

• Impuls: Inwiefern passt dieser Film zu der eben erlebten Situation, in der ein Puzzleteil gefehlt hat?

• Vergleich des Kurzfilms mit dem neutestamentlichen Text Lk 15,4­7 (M1)

16 Nach einer Idee von Imke­Charlotte Fröhlich, Caroline Groß, Philipp Häge, Sebastian Trommer und Christopher Türke (Fachdidaktisches Seminar im Sommersemester 2017)

17 https://www.youtube.com/watch?v=tyWZeOlaRo4) (25.09.18)

18 Vgl. Animosa Oveja, Neunundneunzig sind nicht genug! Q 15,4­5a.7, in:

Zimmermann, Kompendium der Gleichnisse Jesu, a.a.O., 207.

19 Vgl. Ruben Zimmermann, Christologie der Bilder im Johannesevan­

gelium. Die Christopoetik des vierten Evangeliums unter besonderer Berücksichtigung von Joh 10 (WUNT 171), Tübingen 2004, 294.

38 Unterricht

• Arbeitsauftrag: Unterstreiche im Text das, was im Film auch erzählt wird! Notiere in den Lücken zwischen den Textzeilen, wo der Film mehr erzählt als der Text!20

• Vertiefung: Jesus hat das Gleichnis vom verlorenen Schaf erzählt. Wie würdest du heute eine Geschichte erzählen, um zu verdeutlichen: „Jeder ist wichtig für das große Ganze“?21

3./4. Stunde: Wer sucht, der findet? Vom verlorenen Groschen L. erzählt Antigleichnis:

• Welche Frau, die zehn Silbergroschen hat und einen davon verliert, zündet nicht ein Licht an und kehrt das Haus und sucht mit Fleiß, bis sie ihn findet? Weil sie ihn aber nicht finden kann, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen und spricht: Trauert mit mir; denn ich habe meinen Silbergroschen verloren und kann ihn nicht wiederfinden. So, sage ich euch, ist Trauer bei den Engeln Gottes über einen Sünder, der keine Buße tut.22

• Hat Jesus die Geschichte so erzählt? Unterrichtsgespräch

• Gleichniserzählung Lk 15,8­10 vorlesen, während im Hintergrund zwei Abbildungen23 (M2) projiziert werden, die zum einen Kapernaum als typisches galiläisches Dorf und zum anderen ein typisches galiläisches Innenhofhaus mit kleinen, hoch angebrachten Fenstern zeigen.

• Sozialgeschichtliche Erörterung der Gleichnishandlung: Wie lässt es sich erklären, dass die Frau beim Suchen eine Kerze anzünden und einen Besen holen musste, wenn man voraussetzt, dass die Geschichte in einer Art Haus spielt, wie auf den Bildern zu sehen? Unterrichtsgespräch

• Vergleich mit verlorenem Schaf, Gemeinsames benennen (wichtiges gemeinsames Element: Motiv der Freude): (M3)

• Selber eine Geschichte vom Verlieren, Suchen und (Nicht­) Finden schreiben (zwei Beispiele im Anhang: M4)

20 Evtl. Hinweis auf das Motiv des guten Hirten, das schon um 330 durch ein Sarkophagrelief bildlich überliefert ist, siehe Peter Müller/Gerhard Büttner/Roman Heiligenthal/Jörg Thierfelder, Die Gleichnisse Jesu. Ein Studien­ und Arbeitsbuch für den Unterricht, Stuttgart 22008, 105.

21 Vgl. die Geschichte über einen Fußballtrainer, der den einen Spieler sucht, der nach der Halbzeitpause in der Kabine geblieben ist, in :in Re­

ligion 7, 2009, Material m 16.

22 Die Idee, ein Antigleichnis zu schreiben, geht zurück auf Patrick Grasser, Ideenbörse, :in Religion 7, 2009, 32.

23 Leen Ritmeyer, Capernaum Harbour =http://store.ritmeyer.com/cata­

log/106, ders. Capernaum House = http://store.ritmeyer.com/node/24

5./6. Stunde: Sich auf den Weg machen – Von den beiden Söhnen

• Einstieg mit Bild „Der verlorene Sohn“ von Sieger Köder24 (M5) – Was siehst du? Wie ist das Bild farblich gestaltet? Wie deutest du das?

• L liest den Gleichnistext bis Vers 30 vor, SuS lesen auf dem Arbeitsblatt mit.

• Lose: Gruppe in jüngere und ältere Söhne teilen und einen inneren Monolog25 schreiben lassen.

Versetze dich in die Rolle des jüngeren Sohnes: Du bist in der Fremde. Es geht dir schlecht. Was denkst du, was fühlst du?

Verfasse einen inneren Monolog in der Ich­Form! (je nach Lerngruppe sechs bis zehn Sätze)

Versetze dich in die Rolle des älteren Sohnes: Du arbeitest seit vielen Jahren für deinen Vater. Jetzt kommt dein jüngerer Bruder zurück. Was denkst du, was fühlst du? Verfasse einen inneren Monolog in der Ich­Form! (je nach Lerngruppe sechs bis zehn Sätze)

• Szenische Darstellung von ausgewählten Monologen im Klassenraum (mit „Stimm­ und Körpereinsatz“26), Austausch

• Den Vater in den Blick nehmen: V. 31­32. Handelt der Vater gerecht? Unterrichtsgespräch

• Mögliche Vertiefung: Formuliere die Botschaft, die Jesus mit diesem Gleichnis verkündigen will, in eigenen Worten. Wer freut sich eigentlich?

Dr. Bärbel Bosenius ist Lehrerin für Religion, Musik und Darstellendes Spiel in Wandlitz und Privatdozentin für NT an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Ulrike Häusler ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Religionspädagogik an der Humboldt-Universität zu Berlin.

24 Sieger Köder, Der verlorene Sohn, © „Sieger Köder­Stiftung Kunst und Bibel, Ellwangen.

25 Vgl. Miriam Hänig, Die biblische Erzählung vom Vater und seinen bei­

den Söhnen (Lk 15,11­32). Eine Erlebnisreise (7. Kl./Gym), in: Thomas Klie/Silke Leonhard (Hgg.): Performative Religionsdidaktik. Religions­

ästhetik – Lernorte – Unterrichtspraxis (Praktische Theologie heute 97), Stuttgart 2008, 176­184, 180 Anm. 13: „Ein innerer Monolog, der u.a. zur Veröffentlichung im Plenum abgefasst wird, ist kein echter ‚in­

nerer’ Monolog mehr. Es ist vielmehr ein Probehandeln mit dem Ziel, Gedanken, Gefühle und Handlungsweisen einer Person nachzuemp­

finden.“ Da aber auch der jüngere Sohn im Gleichnis in Lk 15,17­19 einen inneren Monolog hält, erscheint es angemessen, diesen Begriff im Arbeitsauftrag zu verwenden.

26 Hänig, Die biblische Erzählung vom Vater und seinen beiden Söhnen, a.a.O.,181.

39 Unterricht Unterrichtsschema

Fachbezogene (Formale) Kompetenzen Die SuS können

Erzählen und darstellen

verschiedene Formen religiöser/biblischer Sprache erklären und deren Merkmale auf eigene Produktionen anwenden (D)

Urteilen und kommunizieren

religiöse Fragen aus der eigenen und anderen Perspektiven diskutieren (D)

Inhalte

Die Gleichnisse vom verlorenen Schaf, vom verlorenen Groschen und von den verlorenen Söhnen (Lk 15, 1­32)

Bezüge zu Teil A und B

Sprachbildung

Mündliches und schriftliches Erzählen eigener Geschichten

Medienbildung

Vergleich erzählte – verfilmte Story Bildinterpretationen

Verbindung zu anderen Fächern und übergreifenden Themen

Verbindung zu Deutsch und Darstellendem Spiel: Szenische Darstellung von Monologen Beitrag zum übergreifenden Thema:

Bildung zur Akzeptanz von Vielfalt („Keiner soll verloren gehen“) Inhaltsbezogene Kompetenzen

Die SuS können

• ein biblisches Gleichnis als eine Geschichte verstehen, die zum Nachdenken anregen und auf das eigene Leben bezogen werden kann.

• in den drei Gleichnissen vom Verlorenen das Gemeinsame entdecken und benennen:

a.) den Aspekt des Suchens, des „Nachgehens“

b.) die Freude über das Wiederfinden.

• sich über Deutungshorizonte der drei Gleichnisse verständigen und Konsequenzen für das Gottesbild formulieren.

Jahrgangsstufe: Lebensfrage Dauer:

Inhalt: Thema:

6 2: nach dem Umgang mit Veränderungen 6 Std.

Gleichnisse vom Verlorenen Keiner soll verloren gehen!

40 Unterricht M1 Das Gleichnis „Vom verlorenen Schaf“ (Lk 15)