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4. DISKUSSION

4.5 Die Frühjahr 8 situtation 1989 im zentralen Atlantik

4.5.2 Die ökologische Struktur des Epipelagials des

Das hier untersuchte Gebiet MET 10/1-2 wies eine weitaus größere räumliche Heterogenität aus als das südlich gelegene Gebiet MET 10/1-1, Obgleich eine turbulente Durchmischung nur bis in eine Tiefe v o n 20 m stattfand, zeigten sich in der Vertikalen nur sehr geringe hydrographische Gradienten und bis in eine Tiefe von 160 a konnte kaum eine durch Dichteänderungen angezeigte hydrographische Strukturierung oder Schichtung der Wassersäule festgestellt werden. Die vertikale Variabilität in Temperatur und Salinität hatte keine Bedeutung für eine für biologische Prozesse relevante Dichteschichtung.

In der euphotischen Zone herrschte eine deutliche Nährsalzverknappung.

Kitrat konnte oberhalb 60 a nur in weniger als 0.1 pnol l-x nachgewiesen Stickstoff-Mengen zur Verfügung «teilen. Die Verläßlichkeit der hier

angegebenen Ammonium-Messungen erschien höher als für das Driftgebiet MET 10/1-1; eine nachweislich reproduzierbare und verläßliche Technik der Ammoniumbestimmung wurde aber erst auf dem nachfolgenden Fahrtabschnitt der Meteor-Reise Kr. 10 entwickelt (A. Wenck, pers. Mitt.). und die Ammoniumwerte der Abschnitte MET 10/1-1,2 stellen sehr wahrscheinlich eine Überschätzung der tatsächlichen Konzentrationen dar (R, Peinert, pers.

Mitt.).

Die Fluoreszenzprofile der morgendlichen Stationen spiegelten die hohe Variabilität im Untersuchungsgebiet wider. In kurzen Abständen aufeinander­

folgende Profile und ein um das Driftgebiet gelegtes Stationsraster vermit­

telten einen noch drastischeren Eindruck der hohen Heterogenität, die sich vor allem in der unterschiedlichen Tiefenlage und Ausbildung des Tiefen­

maximums äußerte. Fluoreszenz- und Chlorophyllprofile zeigten mit den bereits für das südliche Untersuchungsgebiet (Kap. 4.5.1) diskutierten Ein­

schränkung einer Toleranz von mindestens ±5 m eine gute Übereinstimmung.

Sogar die zwei Fluoreszenz-Maxima auf Stn 376 konnten auch in den aus diskreten Tiefen stammenden Chlorophyll-Konzentrationen aufgelöst werden.

Zu Beginn der Untersuchung (erste 3 Tage) zeigte die Fluoreszenz eine Tendenz zu OberfIMchen-Maxima, während sich aus den Chlorphyllkonzen- trationen eine Tendenz zu wenig ausgeprägten Maxima knapp unterhalb der Oberfläche ergab. Von Stn 382 bis Stn 398 wurde ein deutliches Tiefen­

maximum der Fluoreszenz und des Chlorophylls gefunden, das in variablen Tiefen von 30 bis 60 m lag. Es lag damit flacher als in dem südlichen Driftgebiet (METlO/1-1) und weit Über der Nutrikline. Die höchsten gemesse­

nen Chlorophyll-Konzentrationen betrugen 1.0 ftg l~x und waren leicht höher als i m südlichen Gebiet. Das Verhältnis der Konzentrationen der Oberfläche zu jenen des Tiefenmaximums war größer als 1*2. Auf der letzten Station (Stn 403) zeigte sich dagegen wieder ein Oberflächenmaximum des Chloro­

phylls (Meßfisch auf dieser Station nicht einsatzfähig, daher kein Fluores­

zenzprofil) .

Itt d e n oberen 100 a lagen mit 20-73 m g Chi a ar* höhere Konzentrationen als i m südlichen Untersuchungsgebiet vor. Dies ist vor alias auf die höheren Konzentrationen in Oberflächennähe zurttckzuführen. Über den Unter suchungB-

zeitrsum zeigte sich eine deutliche Abnahme der Chlorophyllmenge.

Der Anteil des picoplanktona m Geeamtchlorophyll war insgesamt niedriger als auf 18 °H, was auch der unruhigere Verlauf der Fluoreszenzprofile Mit starken Ausschlägen erwarten ließ. Der Anteil der Fraktion <2 p m lag

dennoch meist über 45-55Z, nahm aber unterhalb von 80 m rasch ab. Mikro- und Nanoplankton zeigten etwa die gleiche Bedeutung. Auf Stn 382 wurde der größte Teil des Tief en-Chlorophyllmaximums (872) durch das Mikroplankton gestellt.

Das partikuläre Silikat zeigte allgemein eine Abnahme mit der Tiefe und keine erkennbare Relation zur Lage des Tief en-Chlorophyllmaximums. Eine Ausnahme bildete Stn 392 mit einem deutlichen Maximum des partikulären Silikats in 50 m, was der Oberhälfte des Fluoreszenzpeaks entsprach; von dieser Station liegen keine Chlorophyll-Messungen vor. Die Mikro- und Nano- planktonmaxima des Chlorophylls auf Stn 382 zeigten keine erhöhten Konzen­

trationen des partikulären Silikats, was auf ein Vorkommen von Dinoflagel- laten deutet. Ein im Vergleich zum Driftgebiet auf 18°N generell höherer Anteil von Diatomeen an der Phytoplankton-Gemeinschaft kann aber aufgrund der u m den Faktor 4 höheren Konzentrationen des partikulären. Silikats vermutet werden.

Wie bereits in den südlichen Untersuchungsgebiet geschildert, wiesen auch auf 33°N Picocyanobakterien, autotrophe Picoflagellaten und Flagellaten von 3-5 (im deutliche Tiefenmaxima auf. Die Picocyanobakterien wiesen in den oberen SO m Abudanzen >1,5*10* l-1 und bis zu 7 •107 l-1 auf und lagen damit im gleichen Größenbereich wie im südlichen Gebiet und anderen tropischen und subtropischen ozeanischen Gebieten (Joint 1986, Iturriaga & Marra 1988, Pillen 1989). Die Eucaryonten <3 pm erreichten bis zu 7*10° Zellen l~ x . Während der zweiten Hälfte der Untersuchung wiesen sie im Vergleich zur

ersten Hälfte niedrigere Abundanzen in der Oberflächenschicht auf. Dieselbe Tendenz gilt für die Flagellaten von 3-5 pm, die im Populationsmaximum 51.8*10" Zellen l“3* erreichten. Die Abundanz der kleinen Eucaryonten lag etwas unter der des Driftgebietes MET 10/1-1. Während der ersten Hälfte der Untersuchung lag das Populationsmaximum der Picocyanobakterien (50-70 m) 5- 3.0 st tiefer als das der Picoflagellaten, während der zweiten Hälfte lag es dagegen u m 20 m flacher (ca.30 a). Das Populationsmaximum der Picocyano- bakteriea verlagerte sich während der Untersuchung n a c h oben und erreichte am lode ein Oberflächeanaximum. Picocyanobakterien w a r e n u m de n Faltor 10 häufiger als eucaryoatiache Picophytoplankter u n d dominierten, die Picoplanktoa-Biomasse. Ihr Anteil an dieser nahm, wie i m südlichen U n t e r - suchuagsgebiet, mit der Tiefe ab, was zum Ende der Untersuchung immer deutlicher wurde und mit d e a Ergebnissen von Glover et al. (1985b) kon f o r m ist.

Das ’Subsurface’-Maximum der Primärproduktion (£0.9 ¡xg C l-3- h “3-) verla­

gerte sich unter Abschwächung von 10 m auf 40 m in die Tiefe. A m letzten Tag (Stn 403) zeigte sich ein deutliches Oberflächenmaximum (0.66 jig C l-i h-1 ) und ein ausgesprochenes Produktionsminimum (<0.1 fj,g G l-3- h “3-) in der Tiefe des ehemaligen Maximums. Während der Periode des ausgeprägten Tiefen­

maximums der Produktion konnte an der Oberfläche und in den unteren Proben keine oder eine nur sehr geringe Produktion festgestellt werden. In den ozeanischen Gebieten niederer Breiten, besonders an der Grenze der eupho- tischen Zone, wird von einem bedeutenden Anteil der Dunkelaufnahme (- nicht-photosynthetische Aufnahme) an der gesamten 1AC-Inkorporation insbesondere in der Fraktion <1 pa berichtet (Saijo & Takesue 1965, Li et el. 1983, Herbland et al. 1985, Taguchi et al. 1988). Während diese Dunkelaufnahme, die in dieser Studie den mit DCMU behandelten Proben entspräche, meist heterotrophen Prozessen zugeschrieben wird (Leftley et al. 1983, Legendre et al. 1983), schreiben Taguchi et al. (1988) bis zu 23- 76Z der Dunkelaufnahme dem Phytoplankton zu. Da in der vorliegenden Studie die in den DCMU-behandelten Flaschen gemessenen Aufnahmeraten als Korrekturwert von der Messung der Hell-Flaschen subtrahiert wurden (Legendre et al. 1983), mag dies zu einer Ü b e r s c h ä t z u n g der tatsächlichen Kohlenstoff-Fixierung durch das Phytoplankton geführt haben. Da die Produk­

tivität in diesem Untersuchungsgebiet ohnenhin bereits deutlich geringer war als in den anderen Gebieten, kann die zu hohe Subtraktion v o n »Dunkel- werten* die teilweise nicht nachweisbare Produktion in der euphotischen Zone bedingt haben. Sin einheitliches Verfahren, die sog. Dunkelwerte zu berücksichtigen - oder auch nicht - hat sich bis heute nicht durchgesetzt (Leftley et al. 1983).

Insgesamt betrug die Primärproduktion auf 33°N mit 0.23 g C o r a d“x nur wenig mehr als die Hilfte der Produktion auf 18°H. Stn 403 zeigte die höchste Produktion von 0.35 g C sr* d - % was weder durch veränderte Licht- verhfiltnisse noch durch erhöhte Hährsalzkonzentrationen in der euphotischen Zone erklärt werden kann und offenbar auf dem dort gefundenen Oberfllchen- maximum beruht.

Der größte Produktionsasteil entstammte auch in diesem üntersuchungsgebiet der Fraktion des Picoplanktons. Er w a r meist höher als der entsprechende Anteil a m Chlorophyll. Im Bereich des Produktionsmaximums w a r der Pico- plankton-Anteil am niedrigsten. Die Fraktionen >2 pm erlangten eine höhere Bedeutung als es auf 18°» der Fell war. Der Anteil des Mikroplanktons mit durchschnittlich 30-601 im Produktionsmaximsaa lag höher als der des Kano- planktone (15-351). Die Produktion und Bedeutung der größeren Fraktionen

war an den ersten drei Tagen (Stn 361-370} an der Oberfläche (Tage mit Oberflächenmaxima der Fluoreszenz) und am letzten Tag (Stn 403; Ober- flächenmaximum v o n Produktion und Chlorophyll) am höchsten.

Auf die wiederum in Anlehnung an die Verhältnisse in der zentralen Arabischen See und dem Untersuchungsgebiet M E T 10/1-1 definierte Ober­

schicht oberhalb des Fluoreszenzmaximums (hier 0-30 m) entfielen 22-662 der Primärproduktion. Entsprechend der Tiefenverlagerung des Produktions­

maximums zu Beginn der Untersuchung zeigte der Anteil der Oberflächen­

schicht an der Gesamtproduktion eine über die Untersuchungsperiode abneh­

mende Tendenz. Auch hier wurde ein bedeutender Teil der Produktion der Wassersäule von der Oberflächenschicht beigetragen. Aber auch 16-352 des Chlorophylls sind in der Oberflächenschicht zu finden. Das Verhältnis von Oberflächenkonzentration zu Tiefenmaximum-Konzentration des Chlorophylls v o n >% weist auch auf einen im Vergleich zum Driftgebiet MET 10/1-1 noch geringeren Unterschied» bezogen auf das Wasservolumen, zwischen O b e r ­ flächen- und Tiefenkonzentration hin. Die Assimilationsraten zeigten ein Maximum in der Tiefe des jeweiligen Produktionsmaximums und weisen die Biomasse der Oberflächenschicht als wenig produktiv aus.

Die durch die Nitratabnahme in in-situ inkubierten Flaschen (250 ml) ermit­

telten Werte ’neuer Produktion’ (R. Eppley, SCRIPPS Institution, La Jolla, p e r s . Mitt.) lagen in diesem Driftgebiet deutlich unter den Werten der Primärproduktion der “-^C-Methode. Der Anteil der 'neuen Produktion* an der Gesamtproduktion lag bei 9.7-51.52 und zeigte i m Verlauf der Untersuchung eine deutlich abnehmende Tendenz. Dies deutet auf eine zunehmende Nitrat- Verknappung auch im Bereich des Tiefenmaximums (nur dort ließ sich eine Nitrat-Aufnahme und somit ’neue Produktion* messen; R. Eppley, pers.

Mitt.).

Die allgemein niedrige Produktion einer im Vergleich zum südlichen Unter­

suchungsgebiet höheren Biomasse mit höheren Anteilen der größeren Phyto- planktonfraktionen und höheren Konzentrationen des partikulären Silikats, die Veränderung der Fluoreszenz-, Chlorophyll- und Produktionsprofile v o n einem Oberflächen- zu einem Tiefenmaximum, die abnehmende Tendenz des Anteils ’neuer Produktion’ und eine nährsalzverarmte euphotische Zone lassen darauf schließen, daß hier das Ende einer Diatomeen-Biüten-ähnlichen Situation »»getroffen wurde. Erste Ergebnisse der Pigmentanalyse mittels BPLC scheinen diese Hypothese zu bestätigen (M. Mayerhöf er, pers. Mitt.).

Beobachtet w e r d e n konnten die ersten Schritte des Übergangs zu einem

* regenerierenden System*. Die hohe Heterogenität des Untereuchungsgebietes

sowohl in biologischen als auch in hydrographischen Parametern unterstützen die These eines sehr * jungen’, d.h. zeitlich noch instabilen, epipelagi­

schen Systems, das noch keine Zeit hatte, die funktionelle Differenzierung der Wassersäule aufzubauen. Dementsprechend niedriger ist die Bedeutung des autotrophen Picoplanktons.

Betrachtet m a n die funktionelle Zweiteilung der euphotiachen Zone des offenen Ozeans in eine auf ’regenerierter Produktion’ aufbauenden Ober­

flächenschicht und eine Schicht des tropischen Tiefen-Chlorophyllmaximuma mit einem hohen Anteil ’neuer Produktion’ (Dugdale & Goering 1967) in einer zeitlich stabilen Umwelt als ideales Endstadium des tropischen Epipela- gials, so können die Studien auf 33°N und 18°N im Atlantik und in der zentralen Arabischen See als drei verschieden alte Sukzessionsstadien epipelagischer Ökosysteme auf dem Wege zur funktionellen Zweiteilung angesehen werden, wobei das Driftgebiet MET 10/1-2 ein sehr junges Stadium darsteilte, das in der Periode nach der ’Störung* durch eine tiefgreifende winterliche Konvektion diese durch eine oberflächennahe ’Diatomeenblüte’

ausgeglichen hatte und nun durch Bildung eines Tiefenmaximums die biolo­

gische Zweiteilung, durch eine homogene Wassersäule ungehindert von hydro­

graphischen Gradienten, einzuleiten begann.