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Unterrichtsaktivitäten zur Förderung von Modellierungs-kompetenzen im Rahmen des Projektes ERMO

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Academic year: 2021

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Susanne GRÜNEWALD & Katrin VORHÖLTER, Hamburg

Unterrichtsaktivitäten zur Förderung von Modellierungs- kompetenzen im Rahmen des Projektes ERMO

1. Theoretischer Hintergrund

In der didaktischen Diskussion zur mathematischen Modellierung existie- ren verschiedene Ansätze zum Erwerb von Modellierungskompetenzen, die sich unterteilen lassen in eine holistische und eine atomistische Herange- hensweise (Blomhøj & Jensen, 2003; Zöttl, 2010). Grundsatz des holisti- schen Ansatzes ist die Annahme, dass Modellierungskompetenzen vor al- lem durch die Bearbeitung vollständiger Modellierungsaufgaben erworben werden können, wobei die Komplexität und Schwierigkeit der verwendeten Modellierungsprobleme den Erfahrungen der Lernenden im Umgang mit derartigen Aufgaben entsprechen sollte. Ausgangspunkt des atomistischen Ansatzes ist dagegen die Annahme, dass der Kompetenzerwerb am effek- tivsten durch die separierte Bearbeitung von Teilprozessen mathematischer Modellierung geschieht, insbesondere bei Lernenden, die über keine oder nur geringe Modellierungskompetenzen verfügen. Im Rahmen des Projek- tes ERMO sollen die Effektivität des holistischen und des atomistisches Ansatzes in Bezug auf den Erwerb von Modellierungskompetenzen empi- risch verglichen werden. Zentrales Ziel des Projektes ist es, Schülerinnen und Schüler zu befähigen, vollständige, komplexe Modellierungsaufgaben selbstständig zu bearbeiten.

Die genaue Definition von Modellierungskompetenzen ist abhängig von der jeweils zu Grunde liegenden Auffassung von mathematischer Modellie- rung (Borromeo Ferri & Kaiser, 2010 Zöttl, 2010). Anerkannt ist die Auf- fassung, dass Modellierungskompetenzen die Fähigkeiten und die Bereit- schaft umfassen, reale Problemstellungen mithilfe mathematischer Model- lierung zu lösen (Maaß, 2004). In Anlehnung an Zöttl (2010) werden die Teilkompetenzen zum Modellieren, die für die Durchführung der einzel- nen Phasen des Modellierungsprozesses nötig sind, zu drei Teilprozessen zusammengefasst:

• Kompetenz zum Mathematisieren (Verstehen, Strukturieren und Ver- einfachen des Problems, Erstellen des realen und des mathematischen Modells),

• Kompetenz zum mathematischen Arbeiten innerhalb des mathemati- schen Modells,

• Kompetenz zum Interpretieren der erhaltenen Lösung sowie zum Vali-

dieren dieser Lösung sowie des gesamten Lösungsprozesses.

(2)

Die Teilkompetenzen mathematischer Modellierung sind dementsprechend ein notwendiger Teil der Modellierungskompetenz, da sie es den Modellie- renden ermöglichen, die einzelnen Schritte des Modellierungsprozesses angemessen durchzuführen. Allerdings bedeutet das Vorhandensein der entsprechenden Teilkompetenzen nicht die Existenz einer globalen Model- lierungskompetenz (Zöttl, 2010). Einen wesentlichen Stellenwert bei der Modellierungskompetenz nehmen dabei metakognitive Kompetenzen ein, die sich unter anderem auf deklaratives Metawissen über den Modellie- rungsprozess an sich beziehen. Ein nicht vorhandenes oder nur sehr gerin- ges Metawissen über den Modellierungsprozess kann beispielsweise be- achtliche Probleme bei der Bearbeitung von Modellierungsaufgaben nach sich ziehen, beispielsweise bei den Übergängen zwischen den einzelnen Phasen des Modellierungsprozesses sowie dem Lösen von Blockaden bei der Bearbeitung der Aufgaben (Maaß, 2006; Stillman, 2011).

2. Design des Projektes

Das Projekt ERMO basiert auf Vorarbeiten an der Universität Hamburg (Prof. Dr. Gabriele Kaiser, Dr. Katrin Vorhölter, Peter Stender) und der Universität Kassel (Prof. Dr. Rita Borromeo Ferri) und bezieht sich auf ein- schlägige Arbeiten aus beiden Arbeitsgruppen. Darüber hinaus schließt das Projekt an Modellierungsaktivitäten an, die von dem Arbeitsbereich Ma- thematikdidaktik der Universität Hamburg in Kooperation mit dem De- partment für Mathematik in den letzten Jahren mit Schülerinnen und Schü- lern von Hamburger Schulen durchgeführt wurden und die sich dem holis- tischen Ansatz zuordnen lassen (u.a. Kaiser, 2007).

Das Projekt ERMO richtet sich an Schülerinnen und Schüler des 9. Jahr- gangs. Insgesamt haben sich neun Hamburger Gymnasien und Stadtteil- schulen mit 28 Klassen zu dem Projekt angemeldet. Dem Projekt liegt das folgende Design zugrunde:

Februar 2012        Juni 2012    Nov./Dez. 2012 

Lernfragebogen nach  jeder Modellierungsaktivität  Lehrer‐

training 

Gruppe A  15./16. Std. 

Modellierungs‐

aktivität 6  (Bearbeitung  einer  vollstän‐

digen Modellie‐

rungsaufgabe)  3.‐12. Std. 

 

Modellierungsaktivitäten entsprechend des 

(A) holistischen Ansatzes  (B) atomistischen Ansatzes Lehrer‐

training  Gruppe B 

1./2. 

Std. 

Pre‐Test

13./14. 

Std. 

Post‐Test

17./18. 

Std. 

Follow‐

Up‐Test 

Treatment‐Kontrolle  durch 

Hospitationen & Fragebögen

(3)

Die an dem Projekt teilnehmenden Klassen der 9. Jahrgangsstufe werden in zwei Gruppen unterteilt: eine Gruppe führt während des Projektes Model- lierungsaktivitäten entsprechend des holistischen Ansatzes durch, die ande- re Gruppe Modellierungsaktivitäten entsprechend des atomistischen Ansat- zes. Die Interventionsphase umfasst die zweite Hälfte des Schuljahres 2011/12 und hat im Februar 2012 mit Lehrertrainings für die teilnehmen- den Lehrkräfte begonnen. Die Lehrkräfte jeweils einer Gruppe (holistisch / atomistisch) wurden im Rahmen einer dreistündigen Veranstaltung ge- meinsam auf die Durchführung der Modellierungsaktivitäten vorbereitet.

Während der Projektphase führen die teilnehmenden Lehrkräfte in ihren Klassen jeweils sechs Modellierungsaktivitäten im Umfang von jeweils einer Doppelstunde durch. Die ersten fünf Modellierungsaktivitäten wur- den dabei entsprechend des jeweiligen Ansatzes entwickelt und sind durch klare Vorgaben in den Leitfäden für die Lehrkräfte weitgehend festgelegt.

Der Fokus der atomistischen Gruppe liegt dabei auf den Übergängen Reali- tät → Mathematik und Mathematik → Realität. In der sechsten Modellie- rungsaktivität bearbeiten alle Schülerinnen und Schüler eine vollständige Modellierungsaufgabe, wobei die Lösungen auf Unterschiede zwischen den Gruppen analysiert werden sollen. Da im DISUM-Projekt eine leichte Überlegenheit eines selbstständigkeitsorientierten Unterrichts im Vergleich zu einem direktiven Unterricht nachgewiesen werden konnte (Blum, 2011), sind in Anlehnung an diese Ergebnisse die Modellierungsaktivitäten im Rahmen des Projektes ERMO ebenfalls selbstständigkeitsorientiert ange- legt. Besonderer Wert wird bei der Durchführung der Modellierungsaktivi- täten auf die Reflexion des Bearbeitungsprozesses und die Vermittlung von Metawissen über den Modellierungsprozess gelegt, beispielsweise durch den Einsatz des Modellierungskreislaufes.

3. Evaluation der Modellierungsaktivitäten

Die Evaluation des Projektes umfasst auf Schülerebene schriftliche Tests im Pre-, Post- und Follow-Up-Design im zeitlichen Umfang von jeweils einer Doppelstunde sowie Lernfragebögen im Anschluss an jede Modellie- rungsaktivität. Zur Sicherung der Vergleichbarkeit der durchgeführten Mo- dellierungsaktivitäten werden von den Lehrkräften im Anschluss an jede Modellierungsaktivität Kurzfragebögen ausgefüllt, des Weiteren werden die Modellierungsaktivitäten hospitiert.

Der Schwerpunkt der Tests liegt auf der Erhebung der Teilkompetenzen

mathematischer Modellierung der Schülerinnen und Schüler sowie ihrer

Kompetenz, vollständige Aufgaben zu bearbeiten und Lösungsschritte ei-

ner Aufgabe den verschiedenen Phasen des Modellierungskreislaufes zuzu-

ordnen.

(4)

4. Abschließende Bemerkung

Die Durchführung der Modellierungsaktivitäten in den beiden Gruppen wird Mitte 2012 abgeschlossen sein. Die Evaluation des Projektes soll ei- nen Beitrag zu der Frage leisten, auf welche Art und Weise die Kompetenz des mathematischen Modellierens im Mathematikunterricht am besten ge- fördert werden kann und wie die Schülerinnen und Schüler dabei insbeson- dere auch metakognitive Modellierungskompetenzen erwerben können. Es wird davon ausgegangen, dass die holistischen bzw. atomistischen Model- lierungsaktivitäten unterschiedliche Aspekte der Modellierungskompeten- zen fördern. Langfristig wird es dementsprechend darum gehen, die Vortei- le beider Ansätze optimal zu kombinieren.

5. Literatur

Blomhøj, M. & Højgaard Jensen, T. (2003). Developing mathematical modelling com- petence: Conceptual clarification and educational planning, Teaching Mathematics and its applications 22 (3), 123-139.

Blum, Werner (2011). Can Modelling Be Taught and Learnt? Some Answers from Em- pirical Research. In G. Kaiser, W. Blum, R. Borromeo Ferri & G. Stillman (Hrsg.), Trends in Teaching and Learning of Mathematical Modelling: ICTMA 14 (S. 15-30).

New York: Springer.

Borromeo Ferri, R. & Kaiser, G. (2010). Aktuelle Ansätze und Perspektiven zum Mo- dellieren in der nationalen und internationalen Diskussion. In A. Eichler & F. Förster (Hrsg.), Materialien für einen realitätsbezogenen Mathematikunterricht (S. 1-10).

Istron-Reihe. Hildesheim: Franzbecker.

Galbraith, P. & Stillman, G. (2006). A framework for identifying student blockages during transitions in the modelling process. ZDM, 38(2), 143-162.

Kaiser, G. (2007). Modelling and modelling competencies in school. In C.P. Haines, P.

Galbraith, W. Blum & S. Khan (Eds.), Mathematical Modelling (ICTMA 12): Educa- tion, Engineering and Economics (S. 110-119). Chichester: Horwood Publishing.

Maaß, K. (2004). Mathematisches Modellieren im Unterricht. Ergebnisse einer empiri- schen Studie. Hildesheim: Franzbecker.

Maaß, Katja (2006). What are modelling competencies? ZDM, 38(2), 113-142.

Stillman, G. (2011). Applying Metacognitive Knowledge and Strategies in Applications and Modelling Tasks at Secondary School. In G. Kaiser, W. Blum, R. Borromeo Ferri & G. Stillman (Hrsg.), Trends in Teaching and Learning of Mathematical Mod- elling: ICTMA14 (S. 165-180). New York: Springer.

Zöttl, L. (2010). Modellierungskompetenz fördern mit heuristischen Lösungsbeispielen.

Hildesheim: Franzbecker.

Referenzen

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