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Buchbesprechungen 161

Gene R. GARTHW AITE: Kkana and shaJis. A documi:ntary analysi.& of tke Balckt'iyari in · Iran, Cambridge 1983. Cambridge University Press XN and 213 S., eine Karlie, eine genealogische Tabelle, neun Abbildungen und drei.Microfiche·Karten. - Preis ! 25,-.

Durch den jüngst erschienenen sechsten Band der Cambridge History of Iran wurde wieder einmal die Bedeutung nomadischer und tribaler Elemente für die Geschichte Irans vom 12. bis ins 20. Jahrhundert markant vor Augen geführt.

Schon ein paar Jahre früher haben einige Autoren (Masson-Smith, Helfgott, McChesney und Reid) in einer in mehreren Nummern der Zeitschrift lranian Stu·

dies geführten Debatte verdeutlicht, daß insbesondere unter sozial- und wirtschafts·

geschichtlichen Aspekten die politischen, militärischen, sozialen, ökonomischen und kulturellen Interaktionen der Stämme des iranischen Hochlandes integrierte Charakteristica der Geschichte Persiens im Spätmittelalter und in der Neuzeit sind.

Diese Stämme können nicht länger als der persischen Gesellschaft und Kultur fremd betrachtet werden, wie nationalistische Tendenzen in der iranischen Geschichtsforschung letzter Jahrzehnte es nahelegen wollten. Im Gegenteil: ihre nicht abtrennbare Integration' i1. die Struktur der iranischen Gesellschaft von der Mongolenzeit bis heute ist ein ganz spezifisches Kennzeichen des iranischen Geschichtsverlaufs der letzten sieben bis acht Jahrhunderte, das für vieleBesonder·

. heiten Irans gegenül:>er anderen Regionen des Vorderen Orients weit eher verant- wortlich zu machen ist als das mythische Fortleben nebuloser, „uraltiranischer"

Kulturtraditionen. Der tribale Typus, der in Iran seit dem Hochmittelalter so geschichtsmächtig geworden ist, wird von Masson·Smith als „turanischer Nomadis- mus" bezeichnet. Seine sozialen Strukturen sind innerasiatischen Ursprungs,

11 hlam LXIV, Heft 1

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162 Buchbesprechungen

jedoch nicht notwendigerweise auch die dazugehörigen sprachlichen und ethni·

echen Elemente wie etwa die zentraliranischen Babtyiren.

Ethnologische, geographische und soziologische Untersuchungen über ira- nische Stämme fillJen viele Seiten von Iran-spezifischen BibJiographien. Demgegen·

Uber ist die Zahl historischer Studien zum iranischen Stammeswesen sehr gering, ungeachtet der ausnehmenden Bedeutung dieser Stämme für den Gang der Geschichte Irans. Das hängt vor a.Uem mit der mißlichen Quellenlage zusammen.

Die Vert'aHcr von Chroniken, die maßgeblichen Informationslieferanten für die Geschichte Irans bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, schildern jenseits politischer und militärischer Ereignisse vor allem die Beschaffenheit einer Öffentlichkeit, die höfisch und urban geprii.gt war. Sogar Autoren, die selbst dem tribalen Milieu ent- stammten, etwa Uasan Beg Rümlü oder Eskandar Beg Monäi Torkamän, unter·

warfen sich gleichfalls dieser vorgegebenen Tradition. Stämme und Stammesführer erscheinen in den Chroniken daher stets unter dem Gesichtspunkt ihrer Teilnahme a.n militärischen Aktionen oder politisch-höfischen Begebenheiten, so gut wie nie jedoch als Träger einer.sta.mmesinternen politischen oder gesellschat'Uichen Öffent- lichkeit. Eine andere Perspektive bieten Urkunden und Archivalien der Finanzver·

waltung: hier werden Stämme bisweilen als Objekte fiskalischer Interessen behan·

delt, also - im Gegensa~ zu den Chroniken - als sozioökonomische Entitäten. Die Zahl der überlieferten und erschlossenen Urkundentexte, soweit sie älter als etwa 130 bis 140 Jahre sind, ist allerdings erstaunlich ge~~.(vgl. B. G. Fragner, Reper·

torium persischer Herrscherurkunden, Freiburg 1980). Es ist daher äußerst schwie·

rig, die interne Geschichte iranischer Stämme der letzten 600 Jahre zu rekonstruie·

ren. Insbesondere Fragen der Ethnogenese und trib&len Frühgeschichte bleiben im Dunkel. Die Quellen berichten über Stämme stets erst dann, wenn sie unter dem Blickwinkel der Hof· und Kriegspolitik ein entsprechendes Maß an Bedeutung erlangt haben. Unter diesem Gesichtspunkt ist es nicht verwunderlich, daß Iran·

Historiker der Erforschung der inneren Geschichte der Stii.m.me lange Zeit dist&n·

ziert gegenüber gestanden sind, während Ethnologen und Geographen dazu neig·

ten, gegenwärtige oder jüngst vergangene Verhältnisse adäquat darzustellen, über weiter zurückliegende historische Zustände sich jedoch eher naiv und unsachgemäß zu äußern.

Seit einiger Zeit haben sich, wie schon eingangs angedeutet, Ir&nhistot1ker ver·

schiedentlich daran gemacht, ethnologische Fragestellungen ihrem methodischen Instrumentarium einzugliedern. Da.raus sind interessante Beiträge zur Erforschung der iranischen Geschichte hervorgegangen, etwa James A. Reids Dissertation über

·den Üymäq des Qätären·Stammes im 16. Jhdt und vor allem Richard Tapperts bahnbrechende Arbeit ,.Pa.sture and Politics" Economics, Oonflict and Ritual among.

Shahsevan Nomade of Northwestem Iran" (London 1979).

Das vorliegende Buch ist im Rahmen dieser neuen Richtung zu sehen. Garth·

waite ermittelt die Geschicke des in zwei Unterstämme geteilten Stammes der Bab- tyii.ren. Auf der Basis intensiven Quellenstudiums weist er die derzeitige Unmöglich·

keit nach, die Genesi11 und Frühgeschichte der Babtyä.ren bis zur Mitte des 18. Jahr·

hundert& zu rekonstruieren. Für das 19. Jahrhtindert, vor allem die zweite Hälfte, steht ihm relativ umfangreiches Quellenmaterial zur Verfügung, vor a.llem das von ihm ermittelte und in Übersetztiiig gebotene „Ketä.böä", das über mehrere Jahre

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Buchbesprechungen . 163 geführte Notizbuch von I;Ioseyn·Qoli :ijin Ilbäni (hingerichtet 1882), des einzigen Babtyiren·Führers in der Geschichte, der alle Stammesteile unter seiner Herrschaft;

zu einer gemeinsamen Konföderation zusammenführen konnte. Garthwa.ite ist in der Lage, die Geschicke der Ba.btyiren im 19. und frühen 20. Jhdt sowohl stammes·

intern a.ls auch aus einer gesamtiranischen Perspektive danustellen. Den janus- köpfigen Strukturen der iranischen Gesellschaftsentwicklung in vor- und frühmo- demen Perioden wird er dadurch in jeder Hinsicht gerecht. Eine verdienstvolle und vorbildliche Arbeit eines Ethnohistorikers im oben geschilderten Sinn!

Berlin Bert G. Fra.gner

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