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Einstreulose Haltungssysteme im Abferkelbereich II

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Academic year: 2022

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SCHWEINEHALTUNG

326

58 LANDTECHNIK 5/2003

Barbara Kamphues, Engel Hessel und Wolfgang Lücke, Göttingen, sowie Hinrich Snell und Herman Van den Weghe, Vechta

Einstreulose Haltungssysteme im Abferkelbereich II

Ethologische und pathologische Parameter sowie biologische Leistungen

I

n der vorliegenden Untersuchung wurden drei Haltungsvarianten (Standardkasten- stand, Kastenstand zum Öffnen und Bewe- gungsbucht) für säugende Sauen hinsicht- lich ihrer Tiergerechtheit sowie ökonomi- scher und ökologischer Aspekte miteinander verglichen. Des Weiteren wurde die Bedeu- tung der Vorlage von Stroh, um Nestbauver- halten zu ermöglichen, untersucht. Nachfol- gend werden Ergebnisse der Bonitur der Sauen und Ferkel hinsichtlich Verletzungen und weiterer Veränderungen (Schwellungen und Geschwüre, Schwielen), die biologi- schen Leistungen sowie ausgewählte etholo- gische Parameter dargestellt. Bei letzteren stehen das Abliegeverhalten und etwaige Verhaltensabweichungen im Vordergrund.

Tiere, Material und Methoden Haltungsvariante und Strohvorlage Für die vorliegende Untersuchung standen vier Abferkelabteile mit jeweils sechs stroh- los betriebenen Buchten zur Verfügung. Die- se können wie folgt beschrieben werden:

Abteil 1, A1, Praxisüblicher Kastenstand mit der Fixierung der Sau bis zum Absetzen Abteil 2, A2, Kastenstand, wie A1, jedoch

Öffnen des Kastenstandes nach dem Kas- trieren der Ferkel um den 10. Lebenstag Abteil 3, A3, Bewegungsbucht, mit der Mög-

lichkeit der Fixierung der Sau

Abteil 4, A4, Bewegungsbucht wie A3, je- doch war hier die Möglichkeit der Fixie- rung nicht gegeben.

Die Hauptuntersuchung verlief in zwei Ver- suchsabschnitten. Im Versuchsabschnitt I (VI) wurde keinerlei Stroh eingesetzt. Im Versuchsabschnitt II (VII) wurde den Sauen zeitlich begrenzt Stroh angeboten, um Nest- bauverhalten zu ermöglichen.

Da von der Möglichkeit der Fixierung der Sau in A3 kein Gebrauch gemacht wurde, werden die Abteile A3und A4nachfolgend als Bewegungsbucht zusammengefasst. Un- terschiede zwischen A3und A4 bestanden le- diglich in der Art der Strohvorlage im zwei- ten Versuchsabschnitt. Eine detaillierte Pro- jektübersicht findet sich in der ersten Mitteilung.

Pathologische Parameter

Sauen und Ferkel wurden nach der Methode von Ekesbo [1] bezüglich Verletzungen (Kratzer, Schürfungen und Wunden) und weiterer Veränderungen (Schwielen, Schwellungen und Geschwüre) des Integu- ments bonitiert. Die Bonitierung wurde bei den Sauen am Ein- und Ausstalltag und bei den Ferkeln am Tag des Absetzens durchge- führt. Zusätzlich wurden der Ernährungszu- stand der Sauen, auftretende Lahmheiten und der Verschmutzungsgrad der Sauen und Ferkel festgehalten. Die Erfassung des Ver- schmutzungsgrads der Sauen beim Einstal- len entfiel, da diese vor dem Umstallen in den Abferkelbereich gewaschen wurden.

Ethologische Parameter

Die Untersuchung der ethologischen Para- meter erfolgte mit Hilfe von Videoaufzeich- nungen. Das Verhalten der Sauen wurde vom Einstalltag bis zum Absetzen der Ferkel nach einer etwa dreiwöchigen Säugezeit aufge- zeichnet. Dabei wurden im Zeitraffermodus 72 Stunden zu 180 Aufzeichnungsminuten zusammengefasst.

Für die Auswertung des Abliegeverhaltens wurden die ersten vier Tage post partum her- angezogen. Neben dem Verhalten der Mut- tersauen wurde das Verhalten der Ferkel in Anlehnung an das Ethogramm von [2] erfasst.

Der Frage nach Verhaltensabweichungen wurde mittels Direktbeobachtung nachge- gangen. Je Laktation erfolgte eine durchgän- gige, zweistündige Beobachtung im Zeit- raum zwischen dem vierten und sechsten Tag post partum. Erfasst wurde die Häufig- keit und Dauer der folgenden Verhaltensab- weichungen: Stangenbeißen, Leerkauen, Schaumkauen, Zähneknirschen und Wasser- saufen. Als letzteres wurde die übermäßige Wasseraufnahme und Manipulation der Tränke verstanden. Als Abweichungen wur- den diese Merkmale nur erfasst, wenn sie mindestens eine Minute andauerten.

Biologische Leistung

Für die Darstellung der biologischen Leis- tung der Muttersauen wurden die Anzahlen der lebend und totgeborenen Ferkel, der ab-

Drei Haltungsvarianten (Kasten- stand, Kastenstand zum Öffnen und Bewegungsbucht) für säugende Sauen wurden miteinander vergli- chen. In der ersten Mitteilung wur- de eine Gesamtübersicht des Pro- jektes gegeben sowie Ergebnisse der Stallklimaerhebung und der Beurteilung der Buchtenver- schmutzung dargestellt. In der zweiten Mitteilung werden ausge- wählte pathologische und ethologi- sche Parameter sowie die biologi- schen Leistungen vorgestellt.

Dipl.-Ing. agr. Barbara Kamphues ist Doktorandin, Dr. Engel Hessel ist wissenschaftliche Assistentin und Prof. Dr. Wolfgang Lücke ist Direktor des Instituts für Agrartechnik der Universität Göttingen, Gutenbergstr. 33, D - 37075 Göttingen; e-mail:

b.kamphues@gwdg.de.

Dr. Hinrich Snell ist wissenschaftlicher Assistent und Prof. Dr. Ir. Herman Van den Weghe ist ge- schäftsführender Direktor des Forschungs- und Studienzentrums für Veredelungswirtschaft Weser- Ems der Universität Göttingen, Universitätsstr. 7, D - 49377 Vechta; e-mail: hsnell@gwdg.de.

Referierter Beitrag der LANDTECHNIK, die Langfas- sung finden Sie unter LANDTECHNIK-NET.com.

Schlüsselwörter

Haltungssystem, Sauenhaltung, Abferkelbuchten, Tierverhalten

Keywords

Keeping system, sow keeping, farrowing pens, animal behaviour

Literatur

Literaturhinweise sind unter LT 03501 über Internet http://www.landwirtschaftsverlag.com/ landtech/lo- cal/fliteratur.htm abrufbar.

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gesetzten Ferkel sowie die Aufzuchtverluste, beschrieben durch Datum, Ferkelgewicht und Verlustursache, herangezogen. Zudem wurden die Geburts- und Absetzgewichte der Ferkel erfasst.

Ergebnisse und Diskussion Pathologische Parameter

Verschmutzungen der Hinterhand und des Gesäuges können zu Urogenitalinfektionen führen und sind aus hygienischen Gründen negativ zu bewerten [3]. Bei den Sauen zeig- ten sich bezüglich der gesamten Verschmut- zung und der verschmutzten Körperteile deutliche Unterschiede zwischen den Abtei- len. Der Anteil der im Kastenstand als „sau- ber“ bonitierten Sauen war mit 11,7 % deut- lich niedriger als in den beiden anderen Hal- tungsvarianten. Während im Kastenstand zum Öffnen und den Bewegungsbuchten mehr als 50 % der Sauen als „sauber“ boni- tiert wurden, waren im Kastenstand über 80 % der Sauen an der Hinterhand ver- schmutzt. Bei der Bonitierung der Ferkel zeigten sich bezüglich der Verschmutzung keine haltungsbedingten Unterschiede.

Lahmheiten wurden bei den Sauen und Ferkeln selten beobachtet. Der Anteil der Sauen mit einem leicht behinderten Gang lag in den Abteilen A1, A2, A3 und A4 bei 6,5 %, 6,3 %, 9,2 % und 2,3 %.

In allen drei untersuchten Haltungsvarian- ten wurden bei über 70 % der Sauen beim Absetzen keine Verletzungen festgestellt.

Der größte Teil der Verletzungen entfiel auf Wunden. Die meisten Verletzungen wurden im Bereich der Schulter (65,6 %), des Beckens (11,5 %) und des Nackens (10,9 %) registriert. In der Kastenstandhaltung war der Anteil der verletzten Sauen mit 28,6 % am höchsten. In den Bewegungsbuchten lag dieser Anteil bei 15,8 und 16,3%.

Sehr häufig wurden bei den Ferkeln Ver- letzungen im Bereich der Vorder- und Hin- terfußwurzelgelenke registriert. 75 % der abgesetzten Ferkel wiesen Verletzungen an den Vorderbeinen auf. Während in der Kas-

tenstandhaltung bei 2,6 % der abgesetzten Ferkel Abschürfungen an den Vorder- und Hinterbeinen registriert wurden, lag dieser Anteil in den beiden anderen Haltungsvari- anten bei 0 %. Per nicht parametrischer Vari- anzanalyse konnte der Haltungsvariante ein signifikanter Einfluss auf das Merkmal Ver- letzungen nachgewiesen werden.

Veränderungen (Schwielen, Schwellun- gen und Geschwüre) wurden bei 11,5 % der abgesetzten Sauen festgestellt. 1,3 % der Sauen wiesen Schwielen und 9,9 % der Sau- en Geschwüre auf. Betroffene Körperregio- nen waren Schulterblatt (44,5 %), Vorder- fußwurzelgelenk (15,8 %), Ellenbogen (9,5 %) und Nacken (6,3 %). Der Anteil der Ferkel, die Veränderungen aufwiesen, lag bei 4,7 %. Die registrierten Veränderungen lassen sich nicht einer der drei untersuchten Haltungsvarianten zuordnen. Die statisti- sche Auswertung ergab für die Haltungsvari- ante keinen signifikanten Einfluss auf die Veränderungsbefunde. Zu diskutieren sind vielmehr Aspekte der einstreulosen Haltung.

Abliegeverhalten und biologische Leistung der Muttersauen

Als eine Primärfunktion für ein unbehinder- tes Abliegeverhalten der Muttersauen nennt [4] das Gruppieren der Ferkel. In der vorlie- genden Untersuchung konnte bei über 90 % der Abliegevorgänge ein vorangegangenes Gruppieren der Ferkel beobachtet werden.

Im Einzelnen lag dieser Anteil im Kasten- stand bei 91,3 %, im Kastenstand zum Öff- nen bei 90,2 % und in den Bewegungsbuch- ten bei 96,2 % und 98,2 %.

Sehr häufig wurde bei den Abliegevorgän- gen zunächst ein Abstützen auf die Hand- wurzelgelenke mit einem anschließenden Liegen auf dem Bauch oder Abrollen auf der Seite beobachtet. [2] interpretierte diese Art des Abliegens als eine Funktion gegen Erd- rücken. Er beobachtete, dass für die Ferkel keine Erdrückungsgefahr bestand, wenn die Sauen sich nach dem Knien direkt auf den Bauch legten. Die Zahl der Abliegevorgän- ge, bei denen sich die Sau zunächst auf die

Handwurzelgelenke abstützte und sich dann auf den Bauch legte, war in den Bewegungs- buchten etwa um einen Abliegevorgang höher als im Kastenstand und Kastenstand zum Öffnen.

Deutliche haltungsbedingte Unterschiede zeigten sich bei den Aufzuchtverlusten. Im Kastenstand lagen die Verluste bei 17,9 %, im Kastenstand zum Öffnen bei 19,6 % und in den Bewegungsbuchten bei 26,9 % und 25,8 %. [5] berichteten von einer Verschie- bung der Verlustursachen. Sie stellten in ih- rer Untersuchung fest, dass in Bewegungs- buchten mehr Ferkel durch Erdrücken ver- enden, wohingegen im Kastenstand mehr Ferkel durch Lebensschwäche verenden.

Diese Ergebnisse konnten nicht bestätigt werden. Unabhängig von der Haltungsvari- ante war das Erdrücken durch die Muttersau die Hauptverlustursache.

Als ein optimales Geburtsgewicht nennen [6] ein Gewicht zwischen 1,6 und 1,8 kg. In den untersuchten Haltungsvarianten lag das durchschnittliche Geburtsgewicht einheit- lich bei 1,7 kg (Tab. 1). Unterschiede zeigten sich bezüglich des Absetzgewichts und der Zunahmen der Ferkel. Das Absetzgewicht der Ferkel in den Bewegungsbuchten war durchschnittlich 600 g und 200 g höher als im Kastenstand sowie 800 g und 400 g höher als im Kastenstand zum Öffnen.

Verhaltensabweichungen

In allen drei untersuchten Haltungsvarianten wurde überwiegend die Verhaltensabwei- chung Leerkauen beobachtet. Der Anteil lag in den Abteilen A1, A2, A3und A4bei 87,2 %, 77,3 %, 87,4 % und 80,4 %. Eine Reduzie- rung der Ausübung oraler Verhaltensweisen stellte [7] durch das Verabreichen von losem Stroh fest. In der vorliegenden Untersu- chung zeigten sich nur geringe Unterschiede zwischen den beiden Versuchsabschnitten bezüglich der Dauer der Verhaltensabwei- chungen. In VII mit der Vorlage von Stroh wurden die Merkmale Schaumkauen und Manipulation der Tränke länger ausgeübt als in VI ohne Strohvorlage. Ein signifikanter Einfluss der Strohvorlage war nur für das Merkmal Manipulation der Tränke nachzu- weisen.

Fazit

Eine verbesserte Bewegungsmöglichkeit für die Sauen wirkt sich positiv auf das Abliege- verhalten aus. In den Bewegungsbuchten war der Anteil der Abliegevorgänge, in de- nen die Sau ihre Hinterhand auf die entge- gengesetzte Seite der gruppierten Ferkel nie- derlegte, deutlich höher. Dennoch wurden in den Bewegungsbuchten mehr Ferkel durch die Muttersau erdrückt als im Kastenstand und im Kastenstand zum Öffnen.

58 LANDTECHNIK 5/2003

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Stallabteil

A1 A2 A3 A4

Geburtsgewicht [kg] LSM 1,7 1,7 1,7 1,7

SE 0,0 0,0 0,0 0,0

Absetzgewicht [kg] LSM 6,5ab 6,3b 7,1a 6,7ab

SE 0,3 0,2 0,2 0,2

Zunahmen [kg] LSM 4,8ab 4,6b 5,4a 5,0ab

SE 0,2 0,2 0,2 0,2

Tageszunahmen [g d -1] LSM 213,1 217,9 228,6 234,4

SE 10,3 9,4 9,5 9,6

VI, Versuchsabschnitt I, keine Strohvorlage; VII, Versuchsabschnitt II, Strohvor- lage, um Nestbauverhalten zu ermöglichen; A1, Abteil 1, konventioneller Kastenstand; A2, Abteil 2, Kastenstand zum Öffnen; A3und A4, Abteil 3 und 4, Bewegungsbuchten. LSM, least squares means; SE, standard error Werte, einer Zeile, die keine identischen Hochbuchstaben aufweisen, unter- scheiden sich signifikant (p < 0,05). Werden keine Hochbuchstaben ausgewie- sen, liegen keine signifikanten Unterschiede vor

Tab. 1: Geburtsgewicht, Absetzgewicht, Zunah- men und Tageszunah- men der Ferkel in den einzelnen Haltungsvari- anten (VI + VII) Table 1: Birth weight, weaning weight, weight gain and daily gain of the piglets in the different keeping variants (VIand VII)

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