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Biogasanlagen in Baden-Württemberg

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Academic year: 2022

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ENERGIE

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Hans Oechsner, Dieter Weckenmann und Carsten B uchenau , Hohenheim

Biogasanlagen in Baden-Wü rttemberg

Evaluierung

ln Deutschland existieren mittlerweile rund 375 landwirtschafliehe Biogasanla­

gen [ 1 ]. Baden-Württemberg ist neben Bayern das Bundesland mit der höchsten An lagendichte. Die meisten d ieser Anla­

gen wurden durch öffentl iche M ittel gefördert. Zur Erm ittlung von verfahrens­

technischen Daten wurde die Landesan­

stalt vom Ministerium Ländli cher Raum Baden-Württemberg damit beauftragt, an allen bekannten Biogasan lagen im Land verfahrenstechnische Daten zu erheben.

Die Eva luierung soll dazu beitragen, die Datenbasis im Bereich der landwirtschaft­

lichen Biogasanlagen für Baden-Württem­

berg zu vervollständigen. Durch eine Erfassung und Auswertung von Erfah­

rungswerten der Anlagenbelreiber wird für die Zukunft eine gezieltere Beratung und Planung mögl ich.

W

ichtigste Entscheid u ngsgründe für den Bau von B iogasanlagen sind d ie Erzeugu ng regenerativer Energie, d ie Re­

d uzierung von Gerüchen , die Verbesse­

rung der pfla nzen bauliehen Eigenschaf­

ten des Fl üssigmistes, die Verwertung or­

ganischer Reststoffe und die Entsorgung von häuslichen Abwässern.

Untersuchungsmethode

Von uns wurden alle bekannten Biogas­

a n lagen besucht, anha nd ei nes Erhe­

bu ngsbogens d ie Verfahrenskomponen­

ten der Anlagen vor Ort erfaßt und Lei­

stungsdaten erfragt. Zusätzlich wurde d ie Gasqualität (Methan , Kohlendioxid u nd Schwefelwasserstoffgehalt) ermittelt.

Ergebnis

Anfang 1997 existierten in Baden-Würt­

tem berg 79 1a ndwirtschaftliche B iogasan­

lagen. An 66 Anlagen wurden verfahre ns­

techn ische Daten erhoben, vier Anlagen befanden sich im Baustadium, sieben Anlagen sind vorübergehend außer Be­

trieb und zwei Betriebsleiter lehnten eine Datenerhebung ab.

Or. Hans Oechsner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Landesanstalt für landwirt­

schaftliches Maschinen- und Bauwesen, Universität Hohenheim, Garbenstr. 9, 70599 Stuttgart. Or. Oieter Weckenmann war wis­

senschaftlicher Mitarbeiter dieser Landesan­

stalt während der Erhebung der Daten, cand, agr. Carsten Buchenau war dort studentische Hilfskraft.

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Durch die Erhebung wurde erneut deutlich gemacht, daß d ie Bereitschaft von Landwirten, im Bereich B iogas zu in­

vestieren, d urch rahmenpolitische Steu­

ermaßna hmen stark beeinflußt wird . So wurden 73 % der heute existierenden An­

lagen nach lnkrafttreten des Stromein­

speisegesetzes im Jahr 1991 i n Betrieb genommen. Auch die Gewähru ng von ln­

vestitionszuschüssen wirkte sich fördernd a us. Seit l nkrafttreten des Agrarinvestiti­

onsförderprogra mmes im Jahr 1995 wur­

den 37 % der heute existierenden Bioga­

sanlagen gebaut. Förderlich war auch die verstärkte Offizialberatung d u rch zwei

Biogas-Fach berater im Land.

I n Baden-Württemberg werden zur Zeit d ie Exkremente von rund 6 000 Großvieh­

einheiten (GV) i n Biogasa n lagen vergo­

ren . Es werden durchschnittl ich 87 GV pro B iogasbetrieb gehalten . Der Anteil der größeren Betriebe stieg i n den vergange­

nen Jahren, 41 % der Betriebe m it B io­

gasanlagen haben mehr a ls 100 G roßvie­

heinheiten . Bei 36 % der Betriebe liegt der GV-Besatz zwischen 50 u nd 99 und nur 23 % der Betriebe halten wen iger als 50 GV.

Die Kofermentation

spielt inzwischen mit einem Anteil von 62 % der Betriebe eine bedeutende Rol­

le. Den größten Anteil der Kosu bstrate n im mt Frittierfett, gefolgt von Abscheider­

und Flotatfett und von S peiseresten ein.

Vor a l lem bei den neueren An lagen han­

delt es sich um fundiert gepla nte Kofer­

mentationsanlagen mit der erforderlichen periphären Aufbereitungstech n i k und entsprechenden Lageru ngsmöglich kei­

ten . I nsgesamt werden i n den B iogasan­

lagen Baden-Württem bergs rund 22 000 t!Jahr organischer Abfälle m itvergoren. Es stehen zur Zeit 23 000 m3 Fermentervolu­

men zur Verfügung. Die G rößen der Fer­

menter schwanken zwischen 23 u nd 1050 m3 pro Betrieb. Als M ittelwert er­

rechnet sich je Betrieb ein Fau l rau mvolu­

men von 330 m3 oder 3,8 m3 pro GV.

77 % der Biogasanlagen arbeiten nach dem Durchflußprinzip, (konstantes Fer­

mentervolumen). 33 % der Durchfl u ßa n­

lagen sind mit zusätzlicher Nachgä rung i m Lagerbehä lter versehen. 6 % der B io­

gasanlagen in Baden-Württem berg sind S peichera nlagen ( Fermenter kann bis zu 70 % als Lagerraum genutzt werden). Bei

den restlichen 17 % h a ndelt es sich um Speicher-Durchflußanlagen ( F ermenter fungiert zeitweise als D u rchflußanlage, kann zum Ausbringungszeitrau m teilwei­

se geleert werden).

Der ü berwiegende Tei l der B iogasanla­

gen wird bei mesophiler Tem peratur zwi­

schen 30 u nd 40 oc gefahren. Weniger a ls 3 % der Anlagen laufen bei Tem pera­

turen u nter 30 ac. 12 % der Biogasanla­

gen a rbeiten zum Tei l a ufgrund von Hy­

gieneü berlegungen i m thermophilen Tem peraturbereich ü be r 50 ac. Die hy­

d ra u l ische Verweilzeit d es S ubstrates in den Fermentern ist seh r u ntersc hiedlich.

Bei 1 7 % der Durchflußan lagen sind es wen iger als 20 Tage u n d bei 37 % liegt sie zwischen 20 und 39 Tagen . Ersta u nl ich ist, daß bei 6 % der Du rchflu ßa n lagen ei­

ne hyd ra u l ische Verweilzeit von mehr als 100 Tagen vorliegt.

Die R ü h reinrichtungen in den Biogas­

anlagen sind von entscheidender Bedeu­

tung für eine gleich mä ßige Durchmi­

sch u ng d es Su bstrates ( N ä hrstofftrans­

port zu den beteiligten M ikroorga nismen, Verhindern von Schwi m mdecken und Sed i mentschichten, Entgasen des Sub­

strates) . Mechan ische R ü h rsysteme ü berwiegen (85 %). Bei voll d u rchmisch­

ten Reaktoren finden Tauchrüh rwerke, Langachsrührwerke sowie Haspel- oder Paddelrü h rwerke Einsatz. Etwa 1 1 % der Biogasan lagen werden pneumatisch mit H ilfe von a m Boden der Fermenter einge­

preßtem Biogas durchm ischt An n u r 4 % der B iogasanlagen werden hydra ulische R ü h reinrichtungen eingesetzt.

Die Speicherung

des anfa l lenden Biogases erfolgt bei 97 % der Biogasanlagen i n N iederd ruckspei­

chersystemen (durchschnittliche Lager­

dauer 18 Stunden).

Verwertung

Das B iogas wird bei 96 % der Betriebe in B Iockheizkraftwerken verstromt. Diese wurden von insgesamt neun verschied e­

nen H erstel lern gebaut. 20 % der B lock­

heizkraftwerke sind Selbstba uan lagen (zum Teil u nter Verwend u ng von Ge­

brauchtteilen). in den verga ngenen Jah­

ren hat sich vorwiegend der Zündstrahl­

motor (67 % ) d u rchgesetzt. Seine Vortei­

le liegen im höheren Wirkungsgrad sowie der größeren Flexibilität beim Betrieb.

53. Jahrgang LANDTECHNIK 1/98

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Biogas enthält neben Methan und Koh­

lendioxid auch verschiedene Spurenga­

se. Bei der Verbrennung des Biogases kann sich der Anteil des Spurengases Schwefelwasserstoff (H2S) negativ a uf d ie Lebensdauer der Motoren a uswirken. Es ist daher erforderlich, das Biogas einem Entschwefelungsprozeß zu u nterziehen.

Die in den Anfängen der Biogastech nolo­

gie übliche Methode der chem ischen Ent­

schwefelung des Biogases mit Eisenhy­

droxid wird n u r noch bei 4 % der Biogas­

an lagen eingesetzt. I nzwischen hat sich ein biologisches Entschwefelungsverfa h­

ren bei etwa 81 % der Biogasanlagen eta­

bl ieren kön nen, bei dem der Schwefel­

wasserstoff von Schwefel ba kterien unter Zuhilfenahme von Sauerstoff zu elemen­

tarem Schwefel oxidiert wird . Zu diesem Zweck wird Luft in den Gasbereich des Fermenters oder in das Nachgärbecken eingeblasen. Es ist eine Luftrate zwischen 3 und 8 % der täglich prod uzierten Bio­

gasmenge ü blich. Bei der Ü berprüfung der Gasqualität wurde festgestellt, daß nicht alle Entschwefelungsan lagen a us­

reichend sicher funktionieren. Bei 54 % der Biogasanlagen lag der H2S-Anteil trotz Entschwefel ung ü ber 500 ppm , bei 15 % der An lagen sogar ü ber 2 000 ppm.

Erstaunlich war, daß a uch 1 5 % der Bio­

gasanlagen ohne Entschwefelungsmaß­

nahmen betrieben werden . Dementspre­

chend l iegt der H2S-Gehalt bei d iesen i m­

mer über 1 000 ppm, meist sogar ü ber

79 Biogasanlagen (blogas plants) Betrieb mlt (farm with) e Rinderhaltung (caWe) .,. Schweinehaltung (pigs)

Hühnerhaltung (poultry) + Mischbetrieb (mixed) OVO Anlage Im Bau

(plan/ in construclion)

�S�)t:t( Anlage außer Betrleb (plant not ronning)

2 000 ppm . Der Methangehalt im Biogas wa r zum Teil sehr u ntersch ied lich und schwa n kte zwischen 43 und 68,5 % . Bei 98 % der Biogasan lagen lag brennbares Gas mit mehr a ls 50 % Methanantei l vor, bei 78 % der An lagen lag der Methange­

halt ü ber 55 % (Gesamtd urchschnitt:

57,7 % Methangehalt) . Gasausbeute

Als äußerst schwierig erwies sich die Er­

mittlung der Gasprod u ktion, da d ie Be­

triebe zum Teil n icht über geeignete Meßeinrichtungen verfügen oder die Da­

ten nicht regelmäßig notiert werden. Die 65 a uswertbaren Betriebe prod uzieren täglich eine Biogasmenge von etwa 16 000 m3. Dies entspricht einer jährlich erzeugten Menge von rund 3,4 M io. m3 Methan mit einem Energieinha lt von rund 33 GWh . Bei 58 Betrieben konnte d ie er­

zeugte Elektrizität erfaßt werden, sie pro­

d uzieren rund 10,4 GWh/ Jahr.

Bei Betrieben ohne Kofermentation liegt die spezifische Biogasausbeute in der Regel u nter 2 m3/GV.d . Der Zusatz von Kosu bstrat steigert d ie spezifische Gasausbeute deutlich . Ähnliches gilt für die Betrachtung der fa u l raum bezogenen spezifischen Gasausbeute ( Tab. 1).

Notwendige Investitionen

Die spezifischen Investitionen je m3 Faul­

raumvol u men erga ben eine sehr breite Spa n ne von 124 bis 1 1429 DM/m3. Anla-

OSTUTTGIJ\T

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...

53. Jahrgang LANDTEC H N I K 1/98

Bild 1: Verteilung landwirtschaftlicher Biogasanlagen in Baden- Württemberg Fig. 1: Locations of agricultural biogas plants in Baden­

Württemberg

Tab. 1 : Durchschnittliche spezifische Gasaus­

beute beim Biogasprozeß bei unterschiedli­

chen Kotarten mit und ohne Kofermentation Table 1: Average gas yield in the biogas process with different excrements with and without co-fermentation

volumenspezifische Gasausbeute m3 Biogas1m3 Faulraum Tag

Exkremente von:

Rindern Schweinen Hühnern ( ) Zahl der Betriebe

ohne mit

Kofermentation 0,63 ( 1 8) 0,54 (4) 0,95 ( 1 )

1 ,09 (29) 1 ,23 (8) 1 ,47 (l)

gen ohne Kofermentatio n verursachten durchschnittlich I nvestitionskosten von 661 D M/m3 Fau lra u m , An lagen mit Ko­

fermentation waren entsprechend teurer mit 1004 D M/m3 Faulra u m . Bei Anlagen ohne Kofermentation ergibt sich je GV ei­

ne Kostenspanne zwischen 625 und 7 619 D M . Nach Abzug der vier teuersten und vier billigsten Anlagen liegt der d u rchschn ittliche spezifische I nvestiti­

onsa ufwa nd bei 2 01 5 D M/GV.

Bei den meisten Biogasan lagen wur­

den staatliche Förderm ittel gewährt, d ie zwischen 5 und 35 % der I nvestitions­

summe lage n . Als besonders erfreulich zeigte sich bei der Erhebung, daß vor al­

lem die Betriebe m it hohem Kofermenta­

tionsanteil sehr schnell einen R ückflu ß d e r I nvestitionen haben, wen n sie den aus .Biogas erzeugten Strom verkaufen und fü r die Abnahme d es Abfalls eine Entsorgungsgebühr erhalten.

Die Erhebung hat ferner gezeigt, daß es in der Regel von großem Vorteil ist, wen n sich La ndwirte, die eine Biogasan lage planen , zuvor von unabhängiger Seite be­

raten lasse n . Vor allem eine fund ierte, be­

triebsspezifische Wirtschaftlichkeitsbe­

trachtung kan n Fehlinvestitionen verhin­

dern.

Literatur

[ 1 ] Oheimb, R. von: Betriebserfahrungen mit Bio­

gasanlagen in der Landwirtschaft. ATV-Ta­

gungsband " Biogas, Aufbereitung und Ver­

wertung" ATV-Schriftenreihe (in Vorberei­

tung)

Schlüsselwörter

Biogas, Evaluierung, Kofermentation, In­

vestitionen, Gasertrag, Metha ngehalt, Schwefelwasserstoff

Keywords

Biogas, eva l uation, Co-fermentation, in­

vestment, gas yield, methane content, hy­

drogen sulphide

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