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lkohol wird von Jugendli- chen in fast allen europäi- schen Ländern wie eine Frei- zeitdroge genutzt, mit der schnell ein Rauschzustand er- reicht werden soll.“ Dies ist das Ergebnis einer Studie im Auf- trag der Weltgesundheitsorga- nisation (WHO), bei der je- weils 4 500 Schülerinnen und Schüler in 24 europäischen Staaten befragt wurden. Bei den befragten deutschen 15- Jährigen gaben 36 Prozent der jungen Männer und 31 Prozent der Frauen mindestens zwei al- koholische Rauscherlebnisse im zurückliegenden Jahr an.Immer häufiger kommt es zum Rauschtrinken, immer weniger wird Alkohol als Genussmittel zu Mahlzeiten konsumiert.
Prof. Dr. Klaus Hurrelmann und Dr. Wolfgang Settertobul- te von der Universität Bielefeld
deuten dies als zunehmende Bereitschaft zur Selbstmani- pulation, die durch die Alko- holwerbung noch unterstützt werde. Mit Besorgnis sehen die Wissenschaftler zudem, wie sich die Grenzen zwischen dem legalen und illegalen Schwarzmarkt verwischen und Alkohol konsumierende Ju- gendliche in den illegalen Schwarzmarkt hineingezogen werden. „Alkohol ist dabei, mit kräftiger Unterstützung von tiefenpsychologisch anset- zender Werbung, zu einer Life- style-Droge zu werden, mit der schon Jugendliche einen unkontrollierten, freizügigen
und risikofreudigen Lebensstil demonstrieren wollen.“ Drin- gend erforderlich seien wei- tere präventive Maßnahmen, um den Einstieg in den Alko- holkonsum zu erschweren.
Bundessozialgericht
Kostendeckung kein Maßstab
Vertragsärzte müssen Leistungen erbringen.
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atienten, die Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse sind, müssen bei ihrem Ver- tragsarzt für notwendige Be- handlungen nichts zuzahlen.Das gilt selbst dann, wenn der Arzt einzelne Leistungen nicht kostendeckend erbrin- gen kann. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein muss eine entsprechende Passage aus den Bestimmungen ihres Honorarverteilungsmaßstabes herausnehmen. Das hat das Bundessozialgericht entschie- den (Az.: B 6 KA 54/00 R, 36/00 R, 67/00 R).
Als Ausnahmen gelten nur gesetzlich vorgeschriebene Zuzahlungen, beispielsweise bei Massagen oder Bädern.
Generell befand das Gericht, die Vertragsarztzulassung sei mit Vorteilen verbunden (gro- ßer potenzieller Patienten- kreis, sichere Einkünfte von öffentlich-rechtlichen Institu- tionen). Damit korrespondie- re die Pflicht, typische Lei-
stungen des Fachgebiets zu er- bringen. Eine beliebige Ein- engung des Leistungsspek- trums sei bis auf wenige Aus- nahmen unzulässig. Folglich sind weder Zuzahlungen noch die ausschließlich private Li- quidation rechtens.
PID
„Glasklare Regelung“
BÄK-Präsident fordert Rechtssicherheit.
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rof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bun- desärztekammer (BÄK), for- dert eine „glasklare gesetzli- che Regelung zur PID“. Wenn die Präimplantationsdiagnostik (PID) in Deutschland zugelas- sen werden sollte, dann nur, wie es der Diskussionsentwurf der BÄK vom Februar 2000 vorse- he, wenn Rechtssicherheit und ein hohes Schutzniveau über strenge und restriktiv zu fassen- de Zulassungskriterien erreicht werden könnten.Bundesjustizministerin Her- ta Däubler-Gmelin wies in ei- nem Schreiben an einen Gynä- kologen auf die Strafbarkeit von „PID-Tourismus“ hin: Ein Arzt, der eine Frau zur PID an den ausländischen Kollegen vermittele oder die Patientin
im Rahmen der hormonellen Stimulation betreue, unterstüt- ze eine strafbare Handlung. Er könne sich als Gehilfe strafbar machen. Das gelte auch, wenn die PID in dem Land, in dem sie vorgenommen werde, nicht strafbar sei.
Krankenhaus Moabit
Zerstückelung als Perspektive
Aussichtsloser Kampf gegen die Schließung
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ie Berliner Krankenkassen haben vorgeschlagen, das Krankenhaus Moabit „abzuwickeln“ und dort bis zum Frühjahr 2001 ein Gesundheitszentrum aufzubauen. Ein- zelheiten sind noch nicht festgelegt. Gesundheitssenatorin Gabriele Schöttler (SPD) erklärte jedoch, an der Schließung führe kein Weg vorbei. Der Ärztliche Direktor der Klinik, Dr. med. Paul Gerhard Fabricius, erklärte gegenüber der Presse, man sei über Optionen im Gespräch, bis hin zum Abbau aller Betten. Der Klinik fehle das Geld, um bis zu einer Gerichtsentscheidung durchzuhalten.Moabit sollte bereits im vergangenen Sommer geschlos- sen werden, klagte jedoch dagegen. Immer wieder machten Mitarbeiter mit Aktionen auf ihre Interessen aufmerksam.
Vor kurzem musste das Krankenhaus bereits seine Zah- lungsunfähigkeit erklären. Bislang sind rund 25 Millionen DM an Schulden aufgelaufen, weil sich mehrere Kranken- kassen weigern, in Moabit erbrachte Leistungen zu bezah- len. Begründet wird dies mit zu langen Behandlungszeiten.
A K T U E L L
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A800 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 13½½½½30. März 2001
Alkohol
Unkontrollierter Konsum
Immer mehr Jugendliche nutzen Alkohol wie eine Droge.
Foto: ddp Foto: ÄK Nordrhein
Die Weltgesundheitsorganisation befragte Jugendliche aus 24 europäischen Staaten zum Umgang mit Alkohol.
Jörg-Dietrich Hoppe