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Archiv "Paris branché: Die Hauptstadt einmal anders" (08.09.2006)

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aris hat wahrscheinlich mehr bekannte Sehens- würdigkeiten als jede an- dere Metropole der Welt.

Trotzdem meinen viele, be- reits alle(s) zu kennen. Touri- sten reisen an mit einem Kof-

fer voller Erwartungen, die von grandiosen Panoramas und romantischen Spazier- gängen entlang der Seine über frivole Nachtclub-Re- vuen bis zu unfreundlichen Franzosen reichen, die weder Deutsch noch Eng- lisch sprechen (wol- len). Sind Louvre, Eif- felturm, Notre Dame und Triumphbogen als Synonyme für die Kö- nigin des Städte-Tou- rismus einmal „abge- grast“ und auch das Chanel-Kostüm, die Handtasche von Lou- is Vuitton oder der klassische Hermès- Duft noch nicht wie- der auf der Einkaufs- liste, ist – ähnlich an- deren Klassikern – auch Paris erst einmal passé. Doch im Ge- genteil: Gleich Ernest Hemingway, der die Stadt als „anregendes

Fest“ beschreibt, ist man mit Paris nie fertig.

Was für Amerikaner hip, trendy oder einfach in und für Deutsche angesagt oder krass ist, belegt der Franzose mit dem begriff branché. Die be- sonders bei jungen Leuten populäre Rue Oberkampf im Osten der Stadt mit ihren al- ten Handwerker-Traditionen und vielen Cafés und Bars aus einer anderen Epoche mag sich einfach nicht leeren, in Belleville nimmt die geruhsa- me Atmosphäre der alten Häuser mit ihren schönen Höfen und Gärten gefangen und begeistert die extreme Vielschichtigkeit der Bevöl- kerung, Pigalle ist richtig in Form, die Deep-House-Party im Folies Pigalle der Renner, und selbst die Grande Dame, die alten Champs-Elysées, macht von ihrer „Wiederauf- erstehung“ reden.

Der kleine Pariser Vorort Montreuil steckt mitten in ei-

ner Art Revolution und könnte schon über Nacht den alten, Noch-branché-Quartie- ren Bastille mit dem wieder- hergestellten Viaduct der ehe- maligen Bahnlinie Bastille/

Bois de Vincennes, unter des- sen Rundbögen nun Kunst- handwerker, Künstler und Gastronomen residieren, Mé- nilmontant und Canal Saint- Martin den Rang ablaufen.

Wie schon zuvor in ande- ren Arrondissements sind es

A

A2328 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 36⏐⏐8. September 2006

Paris branché

Die Hauptstadt einmal anders

Was für die Amerikaner hip oder trendy ist, ist für die Franzosen branché: einige Insider-Tipps.

Opulente Straßenmalerei schmückt eine triste Ecke im 20. Arrondissement

Montmartres Metro-Eingang im herrlichen Art-Nouveau-Stil

Fotos:Christian Michael

Reise

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Künstler, Stylisten, Musiker, Schriftsteller und Intellektu- elle, die neue Akzente setzen und in den alten, leer ste- henden Industriehallen und Metallstrukturen à la Eiffel ihre neuen Paradiese finden.

In metropolnaher Lage ent- steht hier eine attraktive Mélange aus intensivem Ur- banismus und ländlicher Ru- he, die eine gute Plattform zu sein scheint für das umgäng- liche Zusammenleben von

mehr als 100 verschiedenen Nationalitäten.

Ironisch nennt man Mon- treuil gerne auch Bamako nach dem größten Ort des afrikanischen Staates Mali.

Die Vietnamesen ziehen ge- rade ein, und die algerischen Cafés verleihen ihm ein medi- terranes Flair.

Wer Paris im Auto „er- fährt“, ist völlig out und be- straft sich zudem mit elender Wartezeit im Stau. Paris à vélo heißt die Lösung. In den vergangenen Jahren hat die Stadtverwaltung ein Netz von Fahrradwegen in einer Länge von rund 150 Kilometern ge- schaffen. Auch wenn geführte Routen durchaus zum Centre Pompidou, zu Louvre, Bastille und Notre Dame führen, ist es der besondere Reiz der schmalen Gässchen im Ma- rais, der vielen Stadtparks und der malerischen Ansich- ten entlang dem Canal Saint- Martin und dem Canal de l’Ourcq, der bezaubert – ganz zu schweigen vom Charme ei- ner abendlichen Tour durch die „Lichterstadt“. Die Sta- tionen der Vorortbahn RER sind nie weit von den Fahr- radwegen entfernt und erlau- ben die Mitnahme des Fahr- rads, sodass man den Rück-

weg nicht mit dem Rad zurücklegen muss. Einzigar- tig ist es, wenn sich jeden Frei- tag Abend bis zu 20 000 Sca- ter treffen, um gemeinsam rund 25 Kilometer auf ge- sperrten Straßen und wech- selnden Routen durch die Weltstadt zu rollen.

Für Energienachschub sor- gen die Pariser In-Restau- rants.Allerdings sind diese oft aufgrund ihrer außergewöhn- lichen Aufmachung vornehm- lich ein Augenschmaus, das Essen ist durchschnittlich, und die Bedienung verwech- selt ein cooles Ambiente mit (nach-)lässigem Service.

Dennoch: Auch wenn alles stimmt, muss nur Schritte von den Champs-Elysées entfernt die „Schallmauer“ von 30 Eu- ro für ein Menü nicht durch- brochen werden.

Wer es weniger cool liebt, ist richtig am table d’hôte, dem französischen Stamm- tisch. Wurde dieser früher als

„Katzentisch“ eher gemie- den, ist er im Paris branché die erste Wahl. Beim commu- nisme gastronomique ist die Etikette einfach. Niemand ist verpflichtet zu kommunizie- ren, aber hier sucht geradezu

jeder den Kontakt, sodass ei- nige Restaurants sogar Din- ner-Debatten mit einem gela- denen Gast organisieren.

In Paris wird die Wahl zur Qual: So gut wie alle Musik- Stilrichtungen sind hier vertre- ten. Queen, Rex und Gibus gehören derzeit zu den Ren- nern, und wenn hier frühmor- gens die Lichter ausgehen, trifft sich alles zur After-hours- Party mit Seineblick auf einem alten Feuerschiff vor der Bi- bliothèque Nationale. Auch Latino-Fans werden nicht ent- täuscht und erwarten mit Un- geduld die soirées der Favela Chic, und ohne die Chansons der Piaf, von Brassens, Brel, Lemarque und Lapointe wäre die Stadt nur halbherzig bran- ché. Da bleibt, nicht nur nach durchzechten Nächten – die Frage nach einem passenden Ruhekissen.

Wieder im Trend liegen die Familienpensionen im Stil der III. Republik, in deren Wän- den Geschichte steckt und die französische Lebensart ver- mitteln. Dort wird seit Jahr- zehnten in strengem Rhyth- mus das Frühstück gemeinsam um neun Uhr und das Abend- essen um 19 Uhr eingenom- men. Maman schwingt als gute Fee des Hauses das Zepter, und der nächtliche Gast darf nur nach Voranmeldung mit aufs Zimmer. Christian Michael

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 36⏐⏐8. September 2006 AA2329

Allgemeine Auskünfte:Maison de la France, Zeppelinallee 37, 60325 Frankfurt/Main, Telefon: 01 90-57 00 25, Fax: 01 90-59 90 61, E-Mail: info.de@

franceguide.com, Web: www.franceguide.com/de

Im Internet:www.timeout.com, www.novaplanet.com, www.parisavenue.fr, www.paris.org, www.radiofg.com.

Sightseeing:Paris à vélo (www.parisvelosympa.com); Balades en rollers/

Friday night fever (www.pari-roller.com); Parc de la Roseraie (www.lhayles roses.fr/roseraie); Fondation Jean Dubuffet (www.dubuffetfondation.com/

index_ang.htm); Guingette de l’Île du Martin-Pêcheur, 41 Quai Victor-Hugo, 94500 Champigny-sur-Marne,Telefon: 00 33/1/ 49 83 03 02, Fax: 49 83 76 31 (Publikum: 30 Jahre und älter)

Essen:Spicy (www.spicyrestaurant.com/en/default02.htm); Le Souk (www.

lesoukfr.com); Club Méd World (www.clubmedworld.fr); Hélices et délices, 8, Rue Thénard, 75005 Paris, Telefon: 00 33/1/43 54 59 47 (Dinner-Debatten am Stammtisch mit geladenen Gästen)

Schlafen:Hotel Opéra Richepanse (www.hotel-opera-richepanse.fr); L´Hôtel (www.l-hotel.com); Hotel des Grandes Écoles, 75 Rue du Cardinal-Lemoine, 75005 Paris, Telefon: 00 33/1/43 26 79 23, Fax: 43 25 28 15 (nicht prätentiös, aber mitten im vie branchée an der Place de la Contrescarpe); Les Marroniers

(www.hotellesmarronniers.com) )

Reise-Tipps

V A R I A

Die kleinen, charmanten Pariser Cafés verführen immer wieder zu einer kurzen Rast.

Eine überdimensionale, moderne Eieruhr im Jardin des Plantes, Paris’

Botanischer Garten

Referenzen

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