• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Patientensicherheit: Kleine Entschädigung angebracht" (18.07.2005)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Patientensicherheit: Kleine Entschädigung angebracht" (18.07.2005)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

von rapider Technologieent- wicklung, Informationsflut, Kostenexplosionen im Ge- sundheitswesen und Autono- mie und Mündigkeit unserer Patienten geprägt ist. Diesen Herausforderungen müssen wir begegnen, und ich sehe derzeit keinen anderen Weg als eine konsequente Umset- zung von epidemiologischen Methoden in den Versor- gungsalltag . . .

Dr. med. Dirk Stengel, MSc(Epi), Abteilung für Klinische Epidemiologie, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungs- chirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin, Warener Straße 7, 12683 Berlin

Keine deutsche Erfindung

. . . Es ist meiner Meinung nach unbestritten, dass die kri- tische Bewertung klinischer Studien mittlerweile und ei- gentlich doch immer schon ge- nauso zum Rüstzeug eines kli- nisch tätigen Arztes gehört wie die Anatomie, Physiologie und Pathologie. Die Gründ- lichkeit und Ausschließlich- keit, mit der EbM betrieben werden kann und die der Au- tor völlig zu Recht anprangert, habe ich so in anderen Län- dern, wie England, den USA, Kanada, aber auch in Holland oder Frankreich oder den skandinavischen Ländern noch nicht erlebt. Es ist nicht richtig, dass die Natur von Metaanalysen darin besteht,

„verschiedene Untersuchun- gen zu einem Thema zusam- menzuwerfen“ und dann neue, aussagekräftigere Statistiken zu kreieren. Richtig ist viel- mehr, dass die zu einem The- ma existierenden Studien hin- sichtlich ihres Evidenzgrades, der sich aus Methodologie der Studie, Fallzahlen, Studienab- brechern etc. ergibt, gesam- melt werden, um dann Glei- ches mit Gleichem und nicht Äpfel mit Birnen zu verglei- chen. Richtig ist schließlich, dass die Evidenzbasierte Me- dizin in ihrer jetzigen Form nicht aus Deutschland stammt.

Medizinhistorischer Hinter- grund der EbM ist eine aufklä- rerische Tradition aus dem 19. Jahrhundert in den USA

mit dem Willen zur Abkehr von tradiertem „Herrschafts- wissen“, das autoritär von oben nach unten indoktriniert wurde. Warum der Autor die Methodik, die er zuvor so scharf kritisiert hat, am Ende als „deutsche Erfindung“ hin- stellt, bleibt sein Geheimnis.

Sicher haben Paul Martini ebenso wie Sir William Osler oder andere große Kliniker bereits klinische Studien kri- tisch miteinander verglichen.

Dennoch bleibt die EbM, die ja mehr ist als das, in ihrer der- zeitigen Form eine Methodo- logie, die in anderen Ländern entwickelt und vervollkomm- net wurde. Man könnte sich viel Mühe und Energie sparen, wenn man die historische Tat- sache, dass die Wissenschafts- sprache im 21. Jahrhundert jetzt nun einmal Englisch ist, genauso wie es zu anderen Zeiten andere Sprachen (auch Deutsch im Übrigen) waren, anerkennen würde, statt sich immer wieder aufs Neue dar- über zu ärgern, dass hieraus ein – ebenfalls unbestrittener – Bias zugunsten von engli- schen und amerikanischen Studien in der Evidenzbasier- ten Medizin – noch – hinge- nommen werden muss.

Priv.-Doz. Dr. med. Dirk W.

Sommerfeldt,Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Martinistraße 52, 20246 Hamburg

Die stille Sucht

Zu dem Beitrag „Medikamentenmiss- brauch“ von Samir Rabbata in Heft 14/2005:

Ärzte haben Mitschuld

Es ist sicher wichtig, die Ärzte- schaft aufzuklären, wie ein Medikamentenmissbrauch er- kannt werden kann. Völlig ig- noriert wurde in diesem Bei- trag jedoch, dass es im Gegen- satz zum Alkoholismus ja ge- rade die Ärzte sind, die diese Medikamente wieder und wie- der verschreiben. Alten Men- schen wird kritiklos und ver- niedlichend jahrzehntelang ein „harmloses“ Schlafmittel verschrieben und so eine indi-

zierte gerontopsychiatrische Mitbehandlung verhindert.

Wenn diese Menschen dann schließlich vom Hausarzt mit dem Hinweis, „Sie haben nichts, es ist psychisch“, aufge- geben und in die psychiatri- sche Klinik eingewiesen wer- den, ist dies eine regelrechte Demütigung für die Betroffe-

nen und eine geradezu unlös- bare Aufgabe für die behan- delnden Kolleginnen und Kol- legen . . .

Dr. med. Margret Hüffer, Hausdorffstraße 117 a, 53129 Bonn

DMP

Zu der Meldung „Disease Manage- ment: AOK sieht DMP als Erfolg“ in Heft 23/2005:

Postkarte genügt

. . . „Schon jetzt“ zeichneten sich erste Erfolge ab, wie der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes an- gibt. Inzwischen gingen 70 bis 80 Prozent der im DMP Dia- betes mellitus Typ 2 einge- schriebenen Patienten zur jähr- lichen augenärztlichen Unter- suchung. Vor Einführung der Chronikerprogramme habe die Rate lediglich bei 32 Pro- zent gelegen. Es soll wohl ein schlechter Witz sein, dass diese Erhöhung der augenärztlichen Untersuchungsrate als Erfolg des DMP gelten soll . . . Zu diesem Ergebnis hätte es kei- nes milliardenschweren Chro- nikerprogramms bedurft. Um die Erhöhung einer augenärzt- lichen Untersuchungsfrequenz zu erreichen, hätten auch ko- stenneutrale Maßnahmen, wie zum Beispiel die Aufforde- rung durch den Hausarzt oder

eine unspezifische Maßnahme, wie Erinnerung durch eine Postkarte, ausgereicht . . . Dr. med. Rainer Hakimi, Schickhardtstraße 33, 70199 Stuttgart

Patientensicherheit

Zu dem Beitrag „Arzneitherapie – ein Hochrisikoprozess“ von Heike Korzi- lius in Heft 17/2005:

Kleine Entschädigung angebracht

Ärzte sind „Melde-Muffel“, was die UAW (Unerwünschte Arzneimittelwirkungen) an- geht, so steht es in obigem Bei- trag. Wer hätte das gedacht?

In dem Artikel werden dann aber auch die möglichen Gründe dafür angegeben:

Den Ärzten sei die UAW zu banal oder die Kausalität unsi- cher.

Die Ärzte würden teilweise die Meldewege nicht kennen.

Auch die Kriterien für die Meldung sei den meisten un- bekannt gewesen.

Das mag alles richtig sein.

Aber warum werden denn die (zumindest aus meiner Sicht) wichtigsten Gründe noch nicht einmal erwähnt? Den meisten Ärzten hängt die Bürokratie in Form von DRG, EBM oder DMP zum Halse raus. Wer wird sich dann noch freiwillig die Mühe machen, sich den Papierkram der Meldung ei- ner UAW aufzubürden? Die Verpflichtung in der Berufs- ordnung ist doch nur ein zahn- loser Tiger. Zumal das Ganze auch noch völlig unentgeltlich erfolgt. Wenn wirklich ein In- teresse besteht, mehr Meldun- gen von den Ärzten zu be- kommen, dann sollte eine klei- ne Entschädigung (zu zahlen von den Pharmafirmen oder vom Staat) erwogen werden.

Für jede Bescheinigung von irgendwelchen Ämtern muss jeder Arzt ständig – teilweise unverschämt hohe – Gebüh- ren zahlen. Nur die dummen Ärzte sollen wieder einmal völlig ehrenamtlich eine um- fangreiche gutachterliche Tätigkeit ausführen? . . . Dr. Volker Schmiedel, Tischbeinstraße 24, 34121 Kassel

A

A2016 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 28–29⏐⏐18. Juli 2005

B R I E F E

Foto: DAK/Wigger

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Kinder, Jugendliche und ihre Familien blicken auf eine lange Zeit mit teils harten Einschränkungen während der Pandemie zurück. Es ist derzeit noch nicht

für ein Jahr nach den von der US-Regierung für solche Fäl- le festgelegten Bedingungen aufnehmen (die Einrichtung arbeitet im Auftrag der Bun- desanstalt für Arbeit)..

Die Schüler sollen  sich darüber klar werden, dass das Bedürfnis, allein oder in Gemeinschaft zu sein, je nach Stimmung, Charakter, Situation .... unterschiedlich ausgeprägt ist,

aufzeigt und näherbringt, Š sich mit Jugendsprache, Anglizismen, politischer Korrektheit, Netzjargon und Euphemismen auseinandersetzen, Sinn und Funktionen erkennen,

Nach einer Diskussion über Vor- und Nachteile von Schüchternheit kann vertiefend Arbeitsauftrag 5 bearbeitet werden: Mehr noch als die Adjektive/Synonyme zeigen die Aussagen von M3c

Dies zeigt auch eine vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) und Bonn International Center for Conversion (BICC) durchgeführte Forschung zur lokalen

24 Dies betrifft ins- besondere Fragestellungen im Zusammenhang mit der Präimplantationsdiag- nostik, die in Deutschland noch nicht oder nicht in der gleichen Intensität wie in

Da es sich beim Abkommen von September 2005 zwischen der EU und den USA nur um eine erste Stu- fe handelt und sich beide Vertragsparteien dazu ver- pflichtet haben, spätestens 90