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Archiv "Am Anfang war der Aderlaß Hier geht es um die Kunst: Interessantes über Kalender 1985" (12.12.1984)

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MARGARETE PFANDER

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Kulturmagazin

Am Anfang war der

Aderlaß

Hier geht es um die Kunst:

Interessantes über Kalender 1985

A

uch für Kalender gilt: Der Preis wird durch die Staf- fage in die Höhe getrie- ben. Aus den Kalenderbildern, die der Datumsanzeige einen Blickfang geben sollen, werden mit steigendem Preis Bildkalen- der mit schließlich nur noch se- parater Ziffernleiste, die man notfalls auch ganz weglassen kann. Für den Käufer eines Bild- kalenders sind die Motive nicht bloß Illustration, sondern, im Ge- genteil, der Kalender im Kalen- der ein Alibi, monatlich das Bild zu wechseln, um sich den Blibk auf die Zimmerwand interessant zu halten. Unter denselben Vor- zeichen betrachten die Herstel-

ler Kalender als einen Rahmen, absatzfähige Kunst kostengün- stig in hoher Auflage zu produ- zieren. Viele Kalender verstehen sich daher von vornherein als zwölfblättrige Bildbände ohne spezifische Jahresangabe, bei denen jeder Monat lediglich die Ziffern 1 bis 29, 30 oder 31 auf- weist, nicht aber die Wochenta- ge. Der geringste Orientierungs- wert verliert sich demnach ge- nau dann, wenn man morgens vergessen hat, den Indexpfeil weiterzuschieben.

Dieser immergrüne Kalenderty- pus bleibt vom kalendertypi- schen Verkaufsendspurt zum Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 50 vom 12. Dezember 1984 (63) 3755

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Im üppigen Großformat präsentiert sich Botticellis „La Primavera" im „Mei- sterwerke"-Kalender aus dem Programm der „caesar International Art"

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Kalender, Kalender

Ende des Jahres weitgehend ausgespart, sinkt allerdings auch nicht ab in die Preiskate- gorie von Restexemplaren. In al- len anderen Fällen führt die Sai- sonbedingtheit beim Kalender- handel zu einer ausgesproche- nen Drängelei am Nadelöhr. Im späten Spätherbst fällt die Ver- kaufswelle zwangsweise mit dem Weihnachtsboom zusam- men, und die durch Neuerschei- nungen überlasteten Buchläden sollen zusätzlich noch großfor- matige Kalender mundgerecht zur Ansicht aushängen.

Kalender von der Stange Jeder, der sich schon einmal durch ein Sortiment von hundert Kalendern, lieblos aufgereiht an der Kleiderstange eines kleinen Buchladens, durchgewühlt hat, wird verstehen, warum Ausstel- lungsveranstaltungen mit weit- räumiger Ansichtsfläche in Sa- chen Kalender not tun. Seit 1982 ist auf der Frankfurter Buchmes- se eine ständige Bildkalender- schau eingerichtet, bei der zu- letzt 144 Verlage 437 Kalender ausgestellt haben; knapp dop- pelt so umfangreich ist die inter- nationale Stuttgarter Kalender- schau, die kommenden Januar bereits im 35. Jahrgang stattfin- den wird. Hier werden auch In- dustrie- und Werbekalender ge- zeigt, die mit dem Tohuwabohu auf dem Kaufmarkt genausowe- nig zu tun haben, wie der Durch- schnittsbürger, für den sich ein Kalender als Werbegeschenk, Nebenbeikauf oder Zeitungsbei- lage mehr oder minder unbe- wußt im Haushalt einfindet.

In der Tat sind es insgesamt achtzig Prozent der gesamten Produktion, die von Industriefir- men, Zeitschriften, Tankstellen oder Wohltätigkeitsorganisatio- nen auf eigene Faust unters Volk gebracht werden. Der jähr- lich erscheinende LBS-Kalender mit wechselnder künstlerischer Thematik ist ein Indiz dafür, daß auch in diesem Bereich durch-

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Statt den Sinnfür Farbenprachtspre- chen praktische Taschenkalender die jeweilige Interessencoleur an

aus nennenswerte Qualität ge- boten wird; immerhin handelt es sich oft genug um Auftragsar- beiten für Verlage, die anson- sten für den Buchhandel produ- zieren. Es liegt nahe, anzuneh- men, daß diese oft erst durch si- chere Aufträge aus der Industrie die Grundlage bekommen, sich mit Neuigkeiten auf den Markt zu wagen. Neben den alten Mei- stern besteht so die Chance, auch hauseigene Künstler popu- lär zu machen, wie es dem Heye-Verlag vor zwölf Jahren mit Mordillo gelang.

Doch Kalender gab es auch schon in einer Zeit, als noch nicht alles auf „Kunst" getrimmt sein mußte. Der älteste vollstän- dig erhaltene Druck in deut- scher Sprache war der „Türken- 3756 (64) Heft 50 vom 12. Dezember 1984 81 Jahrgang Ausgabe A

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Kalender, Kalender

kalender auf das Jahr 1455", we- niger ein Kalender, als vielmehr eine nach Monaten unterteilte Mahnschrift anläßlich der türki- schen Eroberungszüge im 15.

Jahrhundert. Das folgende Jahr, 1456, brachte den „Aderlaß- und Lexierkalender", der mit unent- behrlichen ärztlichen Regeln wegweisend wirkte für den Typ des Ratgeber-Kalenders der fol- genden Jahrhunderte. Ein aus- gesprochener Dauerbrenner un- ter den Oldies ist „Der hinkende Bote", der seit 1640 bis zum heutigen Tag nicht totzukriegen ist, Mitte letzten Jahrhunderts gar die halbe Million an Auflage überstieg.

Dali, Dali über alles

Auch in unseren achtziger Jah- ren gibt es Geschmacksrichtun- gen, in die das Beliebtheitspen- del immer wieder ausschlägt.

Nach dem schönsten Bildkalen- der der Bereiche Kunst und Gra- fik, Landschaften und Städte, Blumen und Pflanzen, Tiere, Sport und Hobby, Kinder und Jugend, Humor und Religion wird bei der regelmäßigen Um- frage auf der Frankfurter Buch- messe unterschieden. Bestimm- te Titel tauchen dabei jedes Jahr von neuem auf: Im Bereich Reli- gion die „Leuchtenden Tage"

sowie die „Impulse" vom Foto- kunstverlag Groh, bei den Tie- ren der „Mustang" von te Neues und im Bereich Humor — un- schwer zu erraten — Mordillo.

Die seriöse Grafik oder Fotogra- fie hat mit David Hamiltons Jungmädchen-Bildern und mit immer wieder neu aufgelegten Dali-Bildsammlungen ihre ewi- gen Empfehlungen. Als Motiv ohne bestimmten Künstler ha- ben sich die „Tiffany-Fenster"

eingenistet, vom Hannesschlä- ger Verlag konzipiert als über- große Dias, die sich besonders als Dekoration für Lichtquellen entfalten.

Bei Umfragen dieser Art ist nun eine für den Markt durchaus er-

hebliche Schicht nicht beteiligt

— die Kinder. Ernst Conrad, Vor- sitzender der AG Bildkalender- Verlage, weiß zu berichten, daß vor Jahren die „Biene Maja"

Verkaufsspitzen erreichte. Auch im kalenderkulturell eher noch unterentwickelten Amerika hat der fette Kater „Garfield" erst seit kürzerem Christie Brinkley, die Dame mit den bestbezahlten Kurven der Welt, zu fürchten.

Spärlich bewachsene Lichtun- gen im deutschen Kalenderdik- kicht stellen illustrierte 365-Ta- ge-Abreißkalender dar. Hier hat zweifellos der Zweitausendeins- Versand mit seinen Kinder- und Filmkalendern die Nase vorn.

Rar gemacht haben sich eben- falls Kalender vom Typ des „Ci- sianus ze dutsche", der dritte bekannte Kalender überhaupt, der wegen seiner sorgfältigen Auflistung von Heiligen- und Feiertagen beim Volk lange Zeit extrem beliebt war; vergleichba- re Sorgfalt legen heute höch- stens noch Kalender mit dem Er- scheinungsort Ost-Berlin oder Karl-Marx-Stadt an den Tag, wo die Geburtstage von Honecker und Stoph oder aber die Tage der Werktätigen der Wasserwirt- schaft, des Verkehrswesens, der Land- und Forstwirtschaft usw., usw. in den Kombinaten beina- he täglich ernsthaften Grund ge- ben, die Korken auf das Wohl des Fortschritts knallen zu las- sen.

Interessant wird es nicht zuletzt, wenn sich das Sub-Medium Ka- lender dem Sub-Medium Post- karte widmet, wie es bei einem sozialistisch gefärbten Kalender westlicher Machart, „Postkarten der Arbeiterbewegung 1900 bis 1923" von der Edition Plambeck, geschehen ist.

Ein Kalender mit Kalendertiteln aus den vergangenen Jahrzehn- ten wäre da durchaus noch eine realistische Idee, die nur darauf wartet, möglichst bald aufgegrif- fen zu werden. Christian Köhl

Für den Terminkalender

Werner Drewes in München

—Die Galerie Ralph Jentsch in München, Possartstraße 12, zeigt noch bis zum 22. Dezem- ber anläßlich des 85. Geburtsta- ges von Werner Drewes eine Ausstellung seiner Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle und Graphiken. Zur Würdigung des graphischen Schaffens des Bau- hauskünstlers erscheint außer- dem im Verlag Kunstgalerie Ess- dingen ein Werkkatalog der Druckgraphik (1919-1984) des Künstlers, der Meisterschüler von Kadindsky war und in Ameri- ka zu den Pionieren der abstrak- ten Kunst zählt. RJ

Ludwig Meidner in Darmstadt

—Erst im Zuge einer Aufarbeitung des Expressionismus wurde Lud- wig Meidner auch einem breite- ren Publikum bekannt. Anläßlich der 100. Wiederkehr seines Ge- burtstages zeigt die Saalbau-Ga- lerie, Adelungstraße 16, in Darm- stadt Ölbilder, Zeichnungen und Druck-Grafik des Künstlers bis 22. Dezember 1984. Während über Meidners Beitrag zum Ex- pressionismus heute Einigkeit besteht, wird das Spätwerk un- terschiedlich beurteilt. HK

Pablo Picasso in Bern — Das Kunstmuseum in Bern, Hodler- straße 8-12, zeigt bis zum 17.

Februar 1985 die Ausstellung

„Der junge Picasso". Vorgestellt werden frühe Werke von Pablo Picasso und eine Reihe von Bil- dern aus der „Blauen Periode".

Zum erstenmal besteht die Mög- lichkeit, den künstlerischen Werdegang des jungen Picasso in einer umfassenden Übersicht an den Orginalen nachzuvollzie- hen. Zu der Ausstellung im Ber- ner Kunstmuseum ist ein um- fangreicher Katalog erschienen.

Öffnungszeiten: Dienstag, 10 bis 21 Uhr, Mittwoch bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr. KB Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 50 vom 12. Dezember 1984 (65) 3757

Referenzen

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nen, wenn er sich zu dem Kinde bekennt. Vorsicht bei Standesbezeichnungen in Kirchenbüchern. In Bogenform, mit beigedrucktem Kirchensiegel. Genaue Übereinstimmung mit

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