Hepatitis C im Kanton Aargau – ein Überblick
Aarau, 11.04.2019 Andrea Bregenzer
Epidemiologie – Hepatitis C
• HCV-Seroprävalenz in der Schweiz:
Allgemeinbevölkerung 0,7% (Zahnd et al. 2017)
Orale Opioidsubstitutionsbehandung 26-48% (Cominetti et al. 2015)
Heroingestützte Behandlung 60-80% (Cominetti et al. 2015)
• 22’000-27’000 Opiodabhängige in der Schweiz (BAG):
18’000 in Methadon/Buprenorphin-Programmen
1’600 in Heroin-Programmen
• Zeitpunkt HCV-Infektion: durchschnittlich innerhalb der ersten 2 Jahre nach Beginn des i.v.-Drogenkonsums (1. IDU = Surrogat für Ansteckungszeitpunkt)
• In 60% Substitutionsbehandlung durch Hausarzt
• Anteil OST-Patienten mit fortgesetztem i.v.-Drogenkonsum: ~27%
(SMW 2017;147:w14543)
• 25% Spontane Clearance (negative HCV-RNA nach 4-6 Monaten bestätigen!)
→ in 75% Chronische Hepatitis C (HCV-RNA-Persistenz >6 Monate)
• Chronische Hepatitis C = «silent killer» (häufig lange asymptomatisch, aber …)
~20% innerhalb von 20 Jahren Leberzirrhose
Bei Leberzirrhose: jährlich 1-5% HCC; jährlich 3-6% hepatische Dekompensation
Im Folgejahr nach Dekompensation: 15-20% Mortalität
• 2017: Fall der Limitatio → DAA-Therapie unabhängig von Leberfibrosegrad und Genotyp von der Krankenkasse vergütet (weiterhin Verschreiber-Limitatio)
• Aktuelle HCV-Therapie = IFN- und i.d.R. auch RBV-frei, pangenotypisch wirksam, praktisch keine Nebenwirkungen, >95% Therapieerfolg
A) 12 Wo 1x tgl. 1 Tbl. nahrungsunabhängig (Epclusa® (Sofosbuvir/Velpatasvir))
B) 8 Wo 1x tgl. 3 Tbl. mit Nahrung (Maviret® (Glecaprevir/Pibrentasvir))
(Bedingung für 8 Wo: keine Zirrhose; Gt3 darf nicht vorbehandelt sein)
Hintergrund – Hepatitis C (1/2)
• Durchgemachte Hepatitis C → keine bleibende Immunität
sowohl nach spontaner Clearance (80% Chance auf erneute spontane Clearance) als auch nach erfolgreicher Therapie Reinfektionen möglich
Bei Therapieende + SVR-Kontrolle thematisieren (Sekundärprävention)
HCV-AK-Test bleibt i.d.R. lebenslang positiv → bei Frage nach Reinfektion HCV-RNA bestimmen! (Patient instruieren!)
Hintergrund – Hepatitis C (2/2)
• Unverändert Impfung gegen Hepatitis A und B, nicht aber gegen Hepatitis C möglich (bzgl. Impfstoffen zur Primär- und Sekundärprävention wird weiterhin geforscht) (Hoffmann, Suchtmedizin 2019)
• Bei Zirrhose bleibt das HCC-Risiko auch nach erfolgreicher Therapie erhöht
→ weiterhin 6monatlich HCC-Screening (Abdomen-Sono ± AFP) nötig
[Ösophagusvarizen-Screening bei kompensierter Zirrhose, Tc >150 G/l und
Fibroscan-Wert <20 kPa verzichtbar] (SASL-SSI Expert Opinion Statement, 08/2018)
Epclusa®
Sofosbuvir Velpatasvir
Maviret®
Glecaprevir Pibrentasvir Einnahme 1x tgl. 1 Tbl.;
nahrungsunabhängig
1x tgl. 3 Tbl.;
mit der Nahrung Keine Zirrhose,
therapienaiv
12 Wochen 8 Wochen
Preis (pro Therapie) 30’952.20 CHF 30’706.20 CHF Nebenwirkungen Kopfschmerzen (29%)
Müdigkeit (21%) Übelkeit (13%)
Kopfschmerzen (13%)
Erschöpfung/Fatigue (11%) Übelkeit (8%)
SVR (keine Zirrhose) Gt1:
Gt2:
Gt3:
Gt4
98% (251/255) 100% (93/93) 97% (191/196) 100% (89/89)
99% (350/353) 98% (140/143)
95% (149/157) (naiv) 94% (43/46)
Epclusa®
Sofosbuvir Velpatasvir
Maviret®
Glecaprevir Pibrentasvir
Einnahme 1x tgl. 1 Tbl.;
nahrungsunabhängig
1x tgl. 3 Tbl.;
mit der Nahrung Keine Zirrhose, therapienaiv 12 Wochen 8 Wochen
Preis (pro Therapie) 30’952.20 CHF 30’706.20 CHF Komp. Zirrhose, therapienaiv 12 Wo 12 Wo
Gt1,2,4,5,6; Vortherapie mit Peg- IFN/RBV±SOF oder SOF+RBV
±Zirrhose: 12 Wo -Zirrhose: 8 Wo +Zirrhose: 12 Wo Gt3; Vortherapie mit Peg-
IFN/RBV±SOF oder SOF+RBV
±Zirrhose: 12 Wo ±Zirrhose: 16 Wo Dekomp. Zirrhose 12 Wo + RBV Kontraindiziert
12 Wo unabhängig von Gt, Zirrhose + Vorther.
8 / 12 / 16 Wo je nach Gt, Zirrhose + Vorther.
Argumente für eine Hepatitis C-Therapie
• Individueller Nutzen:
Vermeidung von Leberzirrhose, Dekompensation, HCC, extrahepatischen Manifestationen sowie Befreiung vom Stigma, ansteckend zu sein
• Gesellschaftlicher Nutzen: Vermeidung weiterer Ansteckungen
→ i.v.-Drogenkonsumierende = Hauptquelle neuer HCV-Infektionen
→ «Treatment as prevention (TasP)-Effekt» in dieser Population am grössten
• Ziel der WHO und der Schweizer Hepatitis Strategie:
bis 2030 Elimination der Hepatitis C (80% HCV-Treatment-Uptake nötig)
• Kosteneffizienz (Blach et al. SMW 2019)
• Kostenübernahme durch die Krankenkasse
(seit 2017 unabhängig von Leberfibrosegrad und Genotyp)
• BAG-Richtlinie «Hepatitis C bei Drogenkonsumierenden» (14.3.2019)
Mögliche Argumente gegen ein HCV-Screening bzw.
eine Hepatitis C-Therapie
• «Nie i.v.-Drogenkonsum → kein Risiko → kein HCV-Screening nötig»
→ HCV-Übertragung nicht nur via Nadeln und Spritzen, sondern auch über Löffel, Wasser und Filter sowie Inhalationsröhrchen (intranasaler Konsum) möglich
• «Der Patient hat aufgrund seines langjährigen i.v.-Drogenkonsums sehr schlechte Venen.»
→ HIV/HCV-AK-Test und HCV-RNA auch mit Kapillarblut vom Finger möglich
• «Der Patient hat Angst vor der Leberbiopsie»
→ keine Leberbiopsie vor HCV-Therapie nötig
→ Nicht-invasive Alternativen zur Bestimmung des Leberfibrosegrades:
z.B. Fibroscan® (Zentrum, mobile Geräte) und APRI-Score (beim HA möglich)
• «Aber der HCV-Genotyp kann nicht kapillär bestimmt werden.»
→ Genotypisierung bei Einsatz pangenotypischer DAA verzichtbar
APRI (AST to platelet ratio index)
Beispiel: (Link zur online-Berechnung Labor Limbach)
AST 90 U/L, obere Norm von AST 45 U/L, Thrombozyten 120 G/L
→ AST-Erhöhung = 90 / 45 = 2 → APRI = (2/120) x 100 = 1,67 Interpretation:
𝐴𝑃𝑅𝐼 =
𝐴𝑆𝑇 𝑜𝑏𝑒𝑟𝑒 𝑁𝑜𝑟𝑚 𝑣𝑜𝑛 𝐴𝑆𝑇𝑇ℎ𝑟𝑜𝑚𝑏𝑜𝑧𝑦𝑡𝑒𝑛 (𝐺 𝐿 )
x 100
<0,5 Fibrose (≥F2) praktisch ausgeschlossen NPV: 80% bei 40% Prävalenz
<1,0 Zirrhose (F4) praktisch ausgeschlossen NPV: 94% bei 15% Prävalenz
>1,5 Fibrose (≥F2) sehr wahrscheinlich PPV: 70% bei 40% Prävalenz
>2,0 Zirrhose (F4) sehr wahrscheinlich PPV: 50% bei 15% Prävalenz (Hepatology 2007;46:912; Hepatology 2003;38:518)
Fibrosegrad-Verteilung gemäss Fibroscan
®bei HCV-Ersttherapie im jeweiligen Kalenderjahr
F4 (Zirrhose) >12,5 kPa F3 (Schwere
Fibrose)
>9,5 kPa und
≤12,5 kPa F2 (Signifkante
Fibrose)
>7,0 kPa und
≤9,5 kPa F0-1 (Keine/milde
Fibrose)
≤7,0 kPa
(n=189, SAMMSU-Kohorte)
≥F2 (Signifikante Fibrose):
100% (2015) → ~30% (2018) F4 (Zirrhose):
>50% (2015) → ~15% (2018)
(Suchtmedizin 2019; 21(2): 75-90)
Mögliche Argumente gegen ein HCV-Screening bzw.
eine Hepatitis C-Therapie
• «Es ist zwar seit Jahren eine Hepatitis C bekannt, die Transaminasen sind aber immer normal gewesen → keine Therapie nötig»
→ normale Transaminasen schliessen eine Leberzirrhose nicht aus
• «Der Patient hat eine Chronische Hepatitis C und ist bereits einmal beim Spezialisten abgeklärt worden, wurde damals aber nicht behandelt.»
→ bis 2017 wurde die HCV-Therapie mit den neuen DAA (Direct-acting antivirals) nur bei fortgeschrittenen Leberfibrosestadien (≥F2, Fibroscan ≥7,5 kPa) von der Krankenkasse übernommen → Patient nochmals zuweisen
• «Patient beim Spezialisten nun schon zum 3. Mal nicht erschienen
→ wird nicht mehr aufgeboten»
→ Möglichkeit einer HCV-Therapie am Ort der Drogensubstitution (Heroinprogramm, Hausarzt/Apotheke)
→ unabhängig vom Leberfibrosegrad sollten alle Patienten mit Chronischer Hepatitis C behandelt werden
Mögliche Argumente gegen ein HCV-Screening bzw.
eine Hepatitis C-Therapie
• «Adhärenz und Therapieerfolg sind bei Drogenkonsumierenden schlechter.»
→ bessere Verträglichkeit + kürzere Therapiedauer (8-12 statt 24-48 Wo) → Adhärenzprobleme + vorzzeitige Therapieabbrüche seltener
Anteil der IFN-basierten und IFN-freien HCV-Therapien mit vorzeitigem Therapieabbruch bzw. Adhärenzproblemen in der SAMMSU-Kohorte
(Suchtmedizin 2019; 21(2): 75-90)
18%
0% 9%
2%
Mögliche Argumente gegen ein HCV-Screening bzw.
eine Hepatitis C-Therapie
• «Adhärenz und Therapieerfolg sind bei Drogenkonsumierenden schlechter.»
→ bessere Verträglichkeit + kürzere Therapiedauer (8-12 statt 24-48 Wo) → Adhärenzprobleme + vorzzeitige Therapieabbrüche seltener
→ Drogensubstitutionsprogramme = ideales Setting für DOT (directly observed therapy, d.h. Medikamenteneinnahme unter Aufsicht)
→ SIMPLIFY-Studie (Ecplusa, aktiver IDU): schlechte Adhärenz (<90%, bei 1/3)
→ Therapieerfolg nicht schlechter (ITT-SVR 94% vs. 94%) (Cunningham et al. 2018)
→ fortgesetzter Drogen- und Alkoholkonsum sowie Obdachlosigkeit per se = keine Kontraindikation
→ Deutsches HepC-Register: geringere ITT-SVR-Rate bei OST-Patienten (85% vs. 91%) durch höheres Loss-to-Follow-up zwischen Therapieende und SVR erklärt (10% versus 4%) → Per-protocol-SVR-Rate: 96% vs. 95%
(Christensen et al. 2018)
→ SAMMSU-Kohorte: SVR-Rate 97%, wenn SVR bekannt (Bregenzer et al. 2019)
Anzahl HCV-Therapien/Jahr - SAMMSU-Kohorte
(Stand: 10/2018) (Schweizweit 8 Zentren: AG, BS, ZH, BE, SG, TI, GE, LS; 797 OST-Patienten)• Bis und mit 2012 ausschliesslich IFN-basiert → maximal 18/Jahr
• Seit 2016 nur noch IFN-frei → maximal 84/Jahr (Bregenzer et al., 2019)
SVR-Rate nach IFN-basierter versus IFN-freier Therapie sowie
in Abhängigkeit von der Anzahl Vortherapien in der SAMMSU-Kohorte
*kombiniert mit Telaprevir bzw. Sofosbuvir (Bregenzer et al., 2019)
Mögliche Argumente gegen ein HCV-Screening bzw.
eine Hepatitis C-Therapie
• «Das Reinfektionsrisiko ist bei fortgesetztem i.v.-Drogenkonsum hoch.»
→ Reinfektionsrate gering (2-6/100 PY, selbst bei aktivem i.v.-Drogenkonsum)
(Aspinall et al. 2013)
→ gemäss Modellstudien vorübergehend vermehrt Reinfektionen zu erwarten, wenn mehr therapiert wird (Bruggmann et al., SMW 2017)
Modellrechnung für unterschiedliche jährliche Behandlungsraten HCV-RNA-positiver i.v.-Drogenkonsumenten in der Schweiz
(SMW 2017;147:w14543)
2015 (Baseline):
10’160 aktive PWID in der CH
• ~42% HCV-RNA-pos.
• jährlich 55 neue virämische HCV-Infektionen
HCV-Elimination bis 2030: Behandlungsrate von ≥10%/Jahr nötig
Je höher jährliche Behandlungsrate, desto früher und höher der Peak der Reinfektionen
Modellrechnung für unterschiedliche jährliche Behandlungsraten HCV-RNA-positiver i.v.-Drogenkonsumenten in der Schweiz
(SMW 2017;147:w14543)
• Je höher die jährliche Behandlungsrate, desto geringer die kumulative Anzahl sekundärer Infektionen (rasche Reduktion der HCV-RNA-Prävalenz)
• Kumulative Reinfektionsrate in Abhängigkeit von jährlicher Behandlungsrate:
1% → 25,8 Reinf./100 Therapierte, 5% → 14,4/100, 10% → 8,9/100, 15% → 6,6/100
Mögliche Argumente gegen ein HCV-Screening bzw.
eine Hepatitis C-Therapie
• «Das Reinfektionsrisiko ist bei fortgesetztem i.v.-Drogenkonsum hoch.»
→ Reinfektionsrate gering (2-6/100 PY, selbst bei aktivem i.v.-Drogenkonsum)
(Aspinall et al. 2013)
→ gemäss Modellstudien vorübergehend vermehrt Reinfektionen zu erwarten, wenn mehr therapiert wird (Bruggmann et al., SMW 2017)
• «Wenn es nach erfolgreicher Therapie zur Reinfektion kommt, macht es keinen Sinn nochmals zu behandeln. Der Patient steckt sich ja ohnehin wieder an.»
→ bei Reinfektion ohne Stigma und Diskriminierung baldmöglichst erneute Behandlung, um weitere Ansteckungen zu verhindern (Grebely et al., 2017)
→ Wiederansteckung/Prävention bei Therapieende + SVR-Konktrolle thematisieren
→ spontaner HCV-RNA-Abfall um >2 log U/ml 4 Wochen nach Diagnose: PPV 88%
+ NPV 85% für spontane Clearance (Vogel et al. 2010; EACS 2018; Martinello et al. 2018)
→ wennimmer möglich, Infektionsquelle ausfindig machen und mitbehandeln
Aktivitäten im Kanton Aargau
1) Seit 07/2013: Kantonale und Nationale Kohortenstudie
«Management von Hepatitis C in Drogensubstitutionsprogrammen – Kanton Aargau»
«SAMMSU = Swiss Association for the Medical Management in Substance Users»
→ >50% der ~630 Drogensubstitutionspatienten im Kanton Aargau eingeschlossen (HIV/HCV-Schnelltests, mobiler Fibroscan®, Zuweisung Weiterabklärung/Therapie)
4) Seit 10/2018: Zusatzformular bzgl. HCV-Management (vom Kantonsarzt für alle noch nicht in die HCV-Studie eingeschlossenen Patienten an den jeweiligen
Drogen-substituierenden Arzt (Hausarzt/Psychiater) verschickt)
→ Ziel: Kopplung des jährlichen HIV/HCV-Screenings an die jährliche Erneuerung der Drogensubstitutionsverschreibung
3) Seit 09/2018: HCV-Eliminationsprogramm in der Heroinabgabe in Brugg
→ 13 HCV-Therapien vor Ort gestartet (kapilläres HCV-RNA-Monitoring) 2) Seit 11/2016 Validierung kapilläre HCV-RNA-Messung (GeneXpert®)
Zusatzformular zum HCV-Management (1/3)
Zusatzformular zum HCV-Management (2/3)
Zusatzformular zum HCV-Management (3/3)
Anzahl Drogensubstitutionspatienten pro Arzt (631 OST-Patienten, 161 Opioid-substituierende Ärzte)
Anzahl Drogensubstitutionspatienten pro Arzt
Anzahl Ärzte
• ~50% (82/161) nur ein Patient, >90% (149/161) ≤10 Patienten
• 9 Ärzte mit 14-21 Patienten, 3 Ärzte mit 35-47 Patienten
(Bregenzer et al. 2017)
Diagnostische und Therapie-bezogene Lücken in der HCV-Kaskade
A
A) 24% (49/205) noch nie HCV-AK-Test
B
Wenn HCV-positiv:
B) 19% (18/95) nie HCV-RNA-Test
C
Wenn jemals Chronische Hepatitis C:
C) 20% (12/61) kein HCV-Genotyp
D
D) 52% (32/61) kein Leberfibrosegrad
E
E) 54% (33/61) noch nie behandelt F
Falls behandelt (IFN-basiert):
F) 25% (7/28) keine SVR
(Bregenzer et al. 2017)
Weitere Lücken
ausserhalb der HCV-Kaskade G) 26% (53/205) noch nie HIV-AK-Test
H) Jährliches HIV-AK-Screening bei HIV-Negativen:
Bei nur 20% (37/187) letzter Test ≤1 Jahr alt
I) Jährliches HCV-AK-Screening bei HCV-Negativen:
Bei nur 23% (22/94) letzter Test ≤1 Jahr alt
J) Jährliches HCV-RNA-Screening bei HCV-AK-Positiven/HCV-RNA-Negativen:
Bei nur 40% (16/40) letzter Test ≤1 Jahr alt
L) If HAV/HBV-serostatus known:
46% (36/79) nicht immun gegen HAV 33% (33/100) nicht immun gegen HBV
K) Bei >50% unbekannter HAV/HBV-Serostatus
(Bregenzer et al. 2017)
Total (n=205)
Dezentral (n=104)
Zentral (n=101)
p Noch nie HIV-AK-
Screening
25,9% (53) 34,6% (36) 16,8% (17) 0,004 Wenn HIV-neg.:
HIV-AK-Test vor ≤1 J 19,8% (37/187) 10,3% (10/97) 30,0% (27/90) <0,001 Noch nie HCV-AK-
Screening
23,9% (49) 33,7% (35) 13,9% (14) <0,001 Wenn HCV-neg.:
HCV-AK-Test vor ≤1 J 23,4% (22/94) 14,8% (8/54) 35,0% (14/40) 0,022 Falls HCV-AK-pos. u.
HCV-RNA-neg.:
HCV-RNA-Test vor ≤1 J 40,0% (16/40) 31,6% (6/19) 47,6% (10/21) 0,301
Versorgungslücken HIV/HCV-Screening
(dezentral versus zentral)
Total (n=205)
Dezentral (n=104)
Zentral (n=101)
p Kein HCV-RNA-Test,
wenn HCV-positiv
22,0% (24/109) 31,3% (15/48) 14,8% (9/61) 0,039 Wenn jemals
chronische Hepatitis C:
Kein HCV-Genotyp Keine Leberbiopsie Keine HCV-Therapie
18,5% (12/65) 52,5% (32/61) 56,9% (37/65)
31,8% (7/22) 42,9% (9/21) 54,5% (12/22)
11,6% (5/43) 57,5% (23/40) 58,1% (25/43)
0,047 0,277 0,782 Wenn behandelt:
Keine SVR 25,0% (7/28) 20,0% (2/10) 27,8% (5/18) 0,649
Versorgungslücken HCV-Weiterabklärung/Therapie
(dezentral versus zentral)
Keine neuen HIV-Diagnosen (Letzte ED 2008) Effekt von kostenlosen HIV/HCV-
Schnelltests und mobilem Fibroscan® G
A
D
(53/205) (5/205)
(49/205) (4/205)
(1/65) (32/61)
14 neue HCV-Diagnosen 10 falsch-neg. Resultate
(alle HCV-RNA-negativ)
Bessere Akzeptanz, wenn
in gleicher Sitzung (94% vs. 69%)
Total (n=205)
Dezentral (n=104)
Zentral (n=101)
p HIV-AK-positiv 7,4% (15/202) 4,0% (4/101) 10,9% (11/101) 0,060 HCV-AK-positiv 53,7% (109/203) 47,1% (48/102) 60,4% (61/101) 0,057 Aktuell HCV-RNA-
positiv, wenn HCV- positiv und HCV- RNA-Test vorhanden
51,8%
(44/85)
39,4%
(13/33)
59,6%
(31/52)
0,069
HCV-RNA-Prävalenz 27,8% 18,6% 36,0%
HCV-mono-infiziert 46,0% (93/202) 42,6% (43/101) 49,5% (50/101) 0,323 HIV-HCV-koinfiziert 7,4% (15/202) 4,0% (4/101) 10,9% (11/101) 0,060 HIV-und-HCV-neg. 46,5% (94/202) 53,5% (54/101) 39,6% (40/101) 0,048
HIV-ED 1986-2008 1988-2002 1986-2008
HCV-ED 1990-2015 1990-2015 1990-2015
HIV/HCV-Prävalenz (07/2013-0/2015)
HCV-Treatment-Uptake und HCV-RNA-Prävalenz in 6 SAMMSU-Zentren
(Bregenzer et al., 2019)
2013-2015→2017→2018:
Tx-Uptake: 46→52→67%; RNA-Präv. HCV-pos.: 52→45→32%
Cobas® (Goldstandard) (650µl venöses Plasma
Positiv Negativ Total Xpert® HCV VL
(100µl kapilläres Vollblut)
Positiv (a) 96 (b) 5 101 Negativ (c) 3 (d) 90 93
Total 99 95 194
Prävalenz = (a+c)/(a+b+c+d) = 99/194 = 51,0% (95% CI: 44,1-58,0%)
Konkordante Resultate = (a+d)/(a+b+c+d) = 186/194 = 95,9% (95% CI: 92,1-97,9%) Sensitivität = a/(a+c) = 96/99 = 97,0% (95% CI: 91,5-99,0%)
Spezifität = d/(b+d) = 90/95 = 94,7% (95% CI: 88,3-97,7%)
PPV (Positiver prädiktiver Wert) = a/(a+b) = 96/101 = 95,0% (95% CI: 88,9-97,9%) NPV (Negativer prädiktiver Wert) = d/(c+d) = 90/93 = 96,8% (95% CI: 90,9-98,9%)
Qualitative Performance Xpert
®HCV VL
(105min; LOQ: 10 U/ml, LOD: 4 U/ml) (11/16-10/18)
Quantitative Performance Xpert
®HCV VL (105 min)
Bei Hkt 45%
enthalten 100 µl Vollblut 55 µl Plasma. 55 µl statt 1000 µl Plasma (~1/18) eingesetzt →
~1,3 log U/ml tiefere Werte.
Cobas® (Goldstandard) (650µl venöses Plasma
Positiv Negativ Total Xpert® HCV VL FS
(100µl kapilläres Vollblut)
Positiv (a) 12 (b) 1* 13 Negativ (c) 0 (d) 14 14
Total 12 15 27
Prävalenz = (a+c)/(a+b+c+d) = 12/27 = 44.4% (95% CI: 27,6-62,7%)
Konkordante Resultate = (a+d)/(a+b+c+d) = 26/27 = 96,3% (95% CI: 81,7-99,3%) Sensitivität = a/(a+c) = 12/12 = 100% (95% CI: 75,8-100%)
Spezifität = d/(b+d) = 14/15 = 93,3% (95% CI: 70,2-98,8%)
PPV (Positiver prädiktiver Wert) = a/(a+b) = 12/13 = 92,3% (95% CI: 66,7-98,6%) NPV (Negativer prädiktiver Wert) = d/(c+d) = 14/14 = 100% (95% CI: 78,5-100%)
Qualitative Performance Xpert® HCV VL Fingerstick (60 min; LOQ: 100 U/ml, LOD: 40 U/ml)
*HCV-Therapiewoche 4 (Gt 1): Xpert® HCV VL FS (100µl kapilläres Vollblut): detected <100 U/ml;
Cobas® (650µl ven. Plasma): NNW (<15 U/ml); Xpert ® HCV VL (1ml ven. Plasma): not detected
(seit 11/18)
Quantitative Performance Xpert
®HCV VL Fingerstick (60 min)
Xpert® HCV VL FS (100µl Vollblut)
Cobas® (650µl ven. Plasma)
y = 0,8865x + 0,7164 R2 = 0,9877
Range Cobas®: 2,83-6,55 log U/ml (678-3’558’156) U/ml n=11 (5x Gt 1, 1x Gt 2, 3x Gt 3, 1x Gt 4, 1x folgt)
HCV-Ther.-Wo. 2 (Gt 2):
Xpert® HCV VL FS:
detected <100 U/ml;
Cobas ®:
61 U/ml; 1,79 log U/ml
• Für alle Patienten ist der Hepatitits A/B/C- und HIV-Serostatus bekannnt.
• Hepatitis A/B-Negative werden geimpft.
• HCV/HIV-Negative werden jährlich getestet
• HCV-Positive mit negativer HCV-RNA werden jährlich HCV-RNA-getestet.
(Monitoring bzgl. Reinfektion)
• HCV-RNA-Positive werden umgehend behandelt («Test-and-Treat»).
«HAG (Heroinabgabe Aargau)-Hepatitis-free» - Ziele
• HAG ist und bleibt Hepatitis-frei («Hepatitis-free» label, jährliche Bestätigung):
1) Alle Patienten mit chronischer Hepatitis C sind behandelt.
2) Alle Patienten sind gegen Hepatitis A und B immun.
Mit mobilem Team und mobiler Ausrüstung alle 4 Wochen vor Ort im HAG (seit 09/2018)
• Facharzt Infektiologie
• Study nurse
HCV/HIV-Antikörper- Schnelltests
Mobiler Fibroscan®
mit M- und XL-Sonde
GeneXpert® IV
Unser Angebot
• HCV/HIV-Antikörper-Test (20 min) Mit Kapillarblut vom Finger (Vollblut):
• Quantitative HCV-RNA-Messung (60 min):
→ Akute HCV-Infektion?
→ Differenzierung zwischen Spontaner Clearance und Chronischer Infektion
→ HCV-Therapie-Monitoring (Start, Woche 4, Therapieende (EOT), SVR12)
→ HCV-Reinfektions-Screening bei HCV-AK-Positiven, d.h. nach erfolgreicher Therapie oder spontaner Clearance
Gleichentags HCV-Therapie- Verschreibung vor Ort
→ mit pangenotypischen DAA
>95% Heilung nach 8-12 Wo
Nicht-invasive Fibrosegrad-Bestimmung (5-10min)
13 HCV-Therapien vor Ort im HAG, kap. Monitoring
• 85% (11/13) ♂, med. Alter: 44 J (IQR: 31-51 J), Range: 27-58 J, beide ♀ >45 J
• 92% (12/13) jemals IDU, 25% (3/12) fortgesetzter IDU (letzte 12 Monate)
• Med. Zeit IDU-Start → akt. HCV-Ther.: 17 J (IQR: 13-29.5 J), Range: 6-33 J
• Alle HIV-neg. + keine Zirrhose (F4), 92% (12/13) therapienaiv (1x NR IFN/RBV)
• 50% (6/12) Gt 1, 25% (3/12) Gt 3, 17% (2/12) Gt 4, 8% (1/12) folgt (1x unbekannt)
• 42% (5/12) F0-1, 33% (4/12) F2, 25% (3/12) F3 (1x unbekannt → APRI = 0,15)
• 92% (12/13) 12 Wo Epclusa® (Sofosbuvir/Velpatasvir), 8% (1/13) 8 Wo Harvoni® (Sofosbuvir/Ledipasvir)
• Start: 9x 09/2018, 1x 11/2018, 2x 12/2018, 1x 03/2019
• Abgabe mit OST: 46% (6/13) ≥5x/Wo, 31% (4/13) 2-3x/Wo, 23% (3/13) 1x/Wo
Hauptgrund für bisherige Nichttherapie
• Nichterscheinen (5)
• Warten auf neue Medikamente/Limitatio (4)
• Keine Weiterabklärung mittels HCV-RNA (2)
• Übermässiger Alkoholkonsum (1)
• Erstdiagnose 2018 (1)
13 HCV-Therapien vor Ort im HAG, kap. Monitoring
HCV-RNA (log U/ml)
% not detected Start 0% (0/13)
Wo 4 33% (4/12) EOT 100% (12/12) SVR12 100% (8/8)
Nebenwirkungen:
• Keine: 33% (4/12)
• Müdigkeit (4)
• Obstipation (3)
• Kopfweh (2)
• Schwitzen (2)
• Übelkeit (1)
• Erbrechen (1) Adhärenzprobleme:
• Keine: 67% (8/12)
• 1x vergessen, Ø nachgenommen (1)
• 2x vergessen → nachgenommen (1)
• 1x 4-5h verspätet eingenommen (1)
• Evtl. 1x vergessen (1)
HAV/HBV-Management begleitend zur HCV-Therapie
HAV-Management:
• 54% (7/13) bereits bei Start immun
• Twinrix® (Start, Wo 4, SVR12) (3)
• Havrix® (Start, SVR12) (1)
• Havrix® empfohlen → abgelehnt (1)
• BE (anti-HAV-IgG) (1)
HBV-Management:
• 62% (8/13) bereits bei Start immun
5 geimpft
3 Hep. B durchgemacht (anti-HBc pos.)
• Twinrix® (Start, Wo 4, SVR12) (3)
• Engerix® (Start, Wo 4, SVR12) (1)
• BE (anti-HBs, HBs-Ag, anti-HBc) (1)
Nach Hepatitis A-Impfung keine serologische Kontrolle nötig
4 Wochen nach 3. Hepatitis B-Impfung (Twinrix® oder Engerix®) anti-HBs-Titer-Kontrolle (Ziel: >100 U/l = lebenslanger Schutz)
HCV-Therapien
Monatliche Anzahl + Verschreiber der HCV-Therapien in Australien 03/16-03/18
Behandlungsrate rückläufig,
v.a. bei Spezialisten
03/16-05/17 Anstieg des Anteils der von GPs verschriebenen DAA-
Therapien von 8% → 40%, seitdem stabil
The Kirby Institute (07/2018)
HCV-Therapien
Monatliche Anzahl und Art der HCV-Therapien in Australien 03/16-03/18
08/17 Zulassung SOF/VEL (Sofosbuvir/Velpatasvir) (Epclusa®) in Australien 08/17-03/18 mit 64%
häufigstes DAA-Regime 60% der SOF/VEL-
Verschreibungen durch Nicht-Spezialisten
(30% durch GPs)
The Kirby Institute (07/2018) Glecaprevir/Pibrentasvir
(Maviret®) in Australien noch nicht zugelassen
Monatliche Anzahl HCV-Behandlungen in der Schweiz 2015-2018
Anzahl Therapien
(n=3100) (n=330) (n=3100) (n=330)
Anzahl und Art der HCV-Therapien in der Schweiz 2018-02/2019
Quelle: Jörg Indermitte (BAG, Sektion Arzneimittelaufnahmen), IQVIA IMS
58% 53%
27% 41%
15% 6%
Zusammenfassung
• Frühzeitige Diagnose und Therapie der Hepatitis C:
Vermeidung HCV-Folgeschäden (Leberzirrhose, Dekompensation, HCC, extrahepatische Manifestationen) (individueller Nutzen)
Vermeidung weiterer Ansteckungen (gesellschaftlicher Nutzen)
• Ziel: HCV-Elimination bis ins Jahr 2030 (80% Treatment-Uptake nötig)
• HIV/HCV-Negative: jährlich Antikörper-Screening (Schnelltest mit Kapillarblut, 20min)
• HCV-AK-pos./HCV-RNA-neg.: jährliches RNA-Screening (kapillär möglich, 60min)
• HCV-RNA-pos.: Evaluation Therapie mit pangenotypischen DAA (1x tgl. 1-3 Tbl.
für 8-12 Wo, praktisch keine UAW, >95% SVR, seit 2017 unabhängig von Genotyp + Leberfibrosegrad von KK übernommen, aber weiterhin Verschreiber-Limitatio;
Interaktionen?; Zirrhose-Ausschluss (Fibroscan®/APRI); DOT?, via HA?)
• Bei Zirrhose alle 6 Mo HCC-Screening (Abdomen-Sono ± AFP) - auch nach SVR
• Bei Reinfektion erneute HCV-Therapie (2 log U/ml↓ nach 4 Wo?; Therapie Quelle)
• HAV/HBV-Serologie: bei fehlender Immunität Impfung (ggf. parallel zur HCV-Ther.)
Nützliche Links
Treatment of Chronic Hepatitis C - August 2018 Update (SASL – SSI Expert Opinion Statement): http://www.sginf.ch/files/sasl-ssi_eos_aug2018.pdf
Interaktionen-Check mit HCV-Therapie: https://www.hep-druginteractions.org/
Zusatzformular des Kantonsarztes betreffend Hepatitis C-Management:
https://www.ag.ch/media/kanton_aargau/dgs/dokumente_4/gesundheit_1/admin/fach aerzte/opiatsubstitution/DGSGSH_Drogensubstitutionspatienten-prod-V2.pdf
HCV-Therapie beim Hausarzt:
www.hepcare.ch
Hepatitis C bei Drogenkonsumierenden: BAG-Richtlinien mit settingspezifischen Factsheets:
https://www.bag.admin.ch/dam/bag/de/dokumente/mt/infektionskrankheiten/hepatitis- c/richtlinien-hepatitis-c-drogen.pdf.download.pdf/richtlinien-hepatitis-c-drogen-de.pdf
BAG-Richtlinie (am 14.3.19 publiziert)
«Hepatitis C bei Drogenkonsumierenden»
• Jährliches HIV- und HCV-Antikörper (AK)-Screening, wenn seronegativ
• Weiterabklärung mittels HCV-RNA (+ HCV-Genotyp), wenn HCV-AK-positiv
• HCV-Therapieevaluation, wenn HCV-RNA-positiv (Fibrose?, HCC?, DOT?, IA?)
• Jährliches HCV-RNA-Screening bei HCV-AK-Positiven mit negativer HCV-RNA
• HIV/HCV-Koinfizierte: HIV-Therapie unabhängig von der CD4-Zellzahl
• HAV/HBV-Serologie → Impfung gegen Hepatitis A/B, falls nicht immun
• Nach Exposition mit hohem Risiko sofortiges HIV/HCV-Screening (negative Antikörper-Tests nach 3 Monaten wiederholen!)
(Hepatology 2011;53:726
→ Metaanalyse von 40 Studien)
Fibrose (≥F2)-Ausschluss Fibrose (≥F2)-Nachweis
Zirrhose (F4)-Ausschluss Zirrhose (F4)-Nachweis
Cut-Off↓ → Sensitivität↑, Spezifität↓
Cut-Off↑ → Sensitivität↓, Spezifität↑
(Hepatology 2007;46:912; Hepatology 2003;38:518) Signifikante Fibrose (≥F2):
bei 40% Prävalenz
APRI <0,5 → NPV: 80%
APRI >1,5 → PPV: 70%
Sensitivität/Spezifität
= Prävalenz-unabhängig NPV/PPV
= Prävalenz-abhängig:
Prävalenz↑ → PPV↑
Prävalenz↓ → NPV↑
Cut-Off↑ → PPV↑
Cut-Off↓ → NPV↑
(Hepatology 2007;46:912; Hepatology 2003;38:518) Zirrhose:
bei 15% Prävalenz
APRI <1,0 → NPV: 94%
APRI >2,0 → PPV: 50%
Sensitivität/Spezifität
= Prävalenz-unabhängig NPV/PPV
= Prävalenz-abhängig:
Prävalenz↑ → PPV↑
Prävalenz↓ → NPV↑
Cut-Off↑ → PPV↑
Cut-Off↓ → NPV↑
SIMPLIFY - Studie
• 103 Patienten mit i.v.-Drogenkonsum in den letzten 6 Monaten (9% Zirrhose;
35% Gt1, 58% Gt3; 59% OST) für 12 Wo mit Sofosbuvir/Velpatasvir (Epclusa®) behandelt
(Cunningham et al. 2018)
• Schlechte Adhärenz (<90%) bei 32% (n=33) war mit kürzlicher oder fortgesetzter Injektion von Stimulanzien (Kokain und/oder andere Amphetamine) assoziiert
(Grebely et al. 2018)
• 100 komplettierten Therapie (2x lost to FUP, 1x Tod durch Überdosis)
alle HCV-RNA neg. bei Therapieende
97/103 (94%) SVR12 (Heilung) (2x lost to FUP nach EOT, 1x Reinfektion)
• Kein negativer Effekt schlechter Adhärenz auf die SVR-Rate (94% versus 94%, p=0.944)
• Mediane Adhärenz (94%)
Patientenrekrutierung für die SAMMSU-Kohorte (Stand: 10/2018)
Management von Hepatitis C in Drogensubstitutions- programmen – Kanton Aargau - Patientenrekrutierung
• 07/2013-07/2015 Einschluss von 205 (32.5%) der 631 Drogensubstitutionspatienten, welche sowohl im Kanton Aargau wohnen als auch ihre OST dort erhalten
Total (n=205)
07/13-06/14 (n=117)
07/14-07/15 (n=88) Hausarztpraxis 49,3% (101) 71,8% (84) 19,3% (17)
Apotheke 1,5% (3) 0 3,4% (3)
Dezentral 50,7% (104) 71,8% (84) 22,7% (20) Infektiologisches Ambulatorium
des KSAs
10,2% (21) 9,4% (11) 11,4% (10) Heroinsubstitutionsprogramm 24,9% (51) 15,4% (18) 37,5% (33)
Suchtkliniken 14,1% (29) 3,4% (4) 28,4% (25)
Zentral 49,3% (101) 28,2% (33) 77,3% (68)
Total (n=205) Dezentral (n=104)
Zentral (n=101)
p
Männlich 79,5% (163) 72,1% (75) 87,1% (88) 0,008 Alter (J) (Med, IQR) 38,5 (32,4-44,7) 39,5 (33,8-45,4) 37,9 (31,2-44,6) 0,110 Erscheinen:
• Täglich (5-7x/Wo)
• ≤1x/Wo
54,0% (108/200) 32,5% (65/200)
35,3% (36/102) 49,0% (50/102)
73,5% (72/98) 15,3% (15/98)
<0,001
<0,001 Opioidsubstitution:
• Methadon
• Heroin
• Methadon+Heroin
• Buprenorphin
• Retard. Morphin
63,9% (131) 8,3% (17) 4,4% (9) 18,0% (37) 5,4% (11)
82,7% (86) 0% (0)
0% (0)
16,4% (17) 1,0% (1)
44,6% (45) 16,8% (17) 8,9% (9) 19,8% (20) 9,9% (10)
<0,001
Zeit im Programm (J) (Med, IQR)
3 (0,5-8,2) (n=191)
5,9 (2,9-12) (n=92)
0,6 (0,2-4) (n=99)
<0,001
Patientencharakteristika (1/2)
Total (n=205) Dezentr. (n=104) Zentr. (n=101) p
Jemals IDU 77,8% (158/203) 70,6% (72/102) 85,2% (86/101) 0,013 Alter 1. IDU (J)
(Med, IQR)
20 (17-24) (n=148)
20 (17-25) (n=63)
19 (17-23) (n=85)
0,658 Jemals intranasaler
Drogenkonsum
89,5% (179/200) 85,2% (86/101) 93,9% (93/99) 0,043 Jemals Konsum:
• Heroin
• Cocain
• Benzodiazepine
• Cannabis
98,5% (201/204) 91,6% (186/203) 71,1% (140/197) 90,5% (181/200)
99,0% (102/103) 87,3% (89/102) 59,8% (58/97) 90,0% (90/100)
98,0% (99/101) 96,0% (97/101) 82,0% (82/100) 91,0% (91/100)
0,549 0,024 0,001 0,809 Akt. Alkohol >40g/d 24,9% (50/201) 27,5% (28/102) 22,2% (22/99) 0,391 Depression 46,0% (93/202) 42,2% (43/102) 50,0% (50/100) 0,263 Jem. Suizidversuch 22,6% (45/199) 17,8% (18/101) 27,6% (27/98) 0,101
Patientencharakteristika (2/2)
Quantitative Performance Xpert
®HCV VL (105 min)
Bei Hkt 45%
enthalten 100 µl Vollblut 55 µl Plasma. 55 µl statt 1000 µl Plasma (~1/18) eingesetzt →
~1,3 log U/ml tiefere Werte.
50%
Lücken in der HCV-Kaskade HAG (Brugg) (04/2018)
Anzahl Patienten
Noch nie HCV-AK-Test:
17% (22)
Noch nie
HCV-RNA-Test:
11% (6/53)
74%
Noch nie behandelt 40% (14/35)
Weitere Lücken:
• 21% (27/128) noch nie HIV-AK-Test
• Jährl. Screening überfällig:
→ HIV-AK: 81
→ HCV-AK: 47
→ HCV-RNA: 16
• <20% immun gegen HAV/HBV
• >50% benötigen HAV/HBV-Serologie
Lücken in der HCV-Kaskade HAG (Brugg) (04/2018 → 04/2019)
Anzahl Patienten
Noch nie HCV-AK-Test:
17% (22) → 7% (9)
50%
48%
Noch nie HCV-RNA-Test:
11% (6/53) → 5% (3/57)
74%
70%
Noch nie behandelt
40% (14/35) → 13% (5/38) Weitere Lücken:
Noch nie HIV-AK-Test:
21% (27) → 9% (11)
Cobas® (650µl ven.
Plasma)
Xpert®
(100µl kap. Vollblut;
~55µl Plasma)
Xpert®
(1ml ven. Plasma) 3 «falsch-negative» Resultate:
Ther.-Wo. 1 (Gt 4) 68 U/ml Not detected 21 U/ml Ther.-Wo. 1 (Gt 4) NW <15 U/ml Not detected 22 U/ml
Ther.-Wo. 1 (Gt 3) NW <15 U/ml Not detected Detected <10 U/ml 5 «falsch-positive» Resultate:
Ther.-Wo. 2 (Gt 1) NNW <15 U/ml Detected <10 U/ml Detected <10 U/ml Ther.-Wo. 4 (Gt 3) NNW <15 U/ml Detected <10 U/ml Detected <10 U/ml Ther.-Wo. 4 (Gt 4) NNW <15 U/ml Detected <10 U/ml Detected <10 U/ml Ther.-Wo. 4 (Gt 1) NNW <15 U/ml Detected <10 U/ml Detected <10 U/ml Ther.-Wo. 12 (Gt 4) NNW <15 U/ml Detected <10 U/ml 18 U/ml