Fitneß oder Bodybuilding, dessen primäres Ziel die Veränderung und Verschönerung des eigenen Körpers ist.
Pope (21) postuliert, daß Konsu- menten von anabolen Steroiden, im Verhältnis zur Vergleichsgruppe ohne Steroidkonsum, vermehrt zu Zigaret- ten, Alkohol und anderen Drogen greifen.
DuRant (7) kam bei 1 881 Schülern zu ähnlichen Ergebnissen.
Er stellte eine Korrelation zwischen dem Gebrauch anaboler Steroide und dem Konsum von Kokain, Marihuana und Kautabak fest sowie eine etwas deutlichere Korrelation zum Konsum von Zigaretten und Alkohol. Mit Ausnahme des Alkoholkonsums wur- den in unserer Studie die gleichen Zu- sammenhänge festgestellt, wobei der hohe Anteil von drogenerfahrenen Freizeitsportlern doch überrascht.
Die spezifische Auswertung der Ein- zelstudios konnte die Prägung der Er- gebnisse durch ein Großstadtkollek- tiv ausschließen.
Schlußfolgerungen
Angesichts der vorliegenden Er- gebnisse muß von einem leistungs- steigernden Medikamentenmißbrauch größeren Ausmaßes im ambitionierten Breitensport, insbesondere im Fitneß- bereich ausgegangen werden. Der Er- werb entsprechender Präparate auf dem Schwarzmarkt erscheint unkom- pliziert. Da Freizeitsportler, die entwe- der gar nicht oder nur an kleineren re- gionalen Wettkämpfen teilnehmen, nicht getestet werden, ist der Medika- mentenmißbrauch unkontrollierbar.
Es hat sich gezeigt, daß hochdosierte Steroideinnahmen über längere Zeit- räume keine Seltenheit sind. Wir ha- ben es daher auch in Deutschland mit einem in seinen medizinischen Konse- quenzen weitaus größeren Problem zu tun, als bislang angenommen wurde.
Aus den gewonnenen Fakten lassen sich folgende Forderungen ableiten.
Der Gesetzgeber ist aufgefor- dert, die Ab- und Weitergabe von lei- stungssteigernden Medikamenten so-
wohl auf nationaler wie auch europäi- scher Ebene strikt zu sanktionieren.
Die sportmedizinisch betreuen- den Ärzte müssen durch eine intensi- ve und offene Diskussion der Doping- Problematik sowie durch Erkennen und Aufklärung von Hochrisikogrup- pen im Breitensport einen Beitrag zur Risikoabwendung bei ihren Patienten leisten.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1998; 95: A-953–957 [Heft 16]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das über den Son- derdruck beim Verfasser und über die Inter- netseiten (unter http://www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser Dr. med. Carsten Boos Chirurgische Klinik
Medizinische Universität zu Lübeck Ratzeburger Allee 160
23538 Lübeck
A-957
M E D I Z I N DIE ÜBERSICHT/FÜR SIE REFERIERT
Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 16, 17. April 1998 (45) Das maligne Melanom im Pri-
märstadium ist heilbar, sofern es rechtzeitig erkannt und exzidiert wird.
Im fortgeschrittenen Krankheits- stadium existiert keine kurative The- rapiemöglichkeit, wodurch das mali- gne Melanom seine Reputation als ei- ner der aggressivsten Tumoren be- kommen hat. Experimentelle Be- handlungsstrategien basieren auf kli- nisch bekannten immunologischen Begleitphänomenen beim Melanom.
In den letzten Jahren sind zu- nehmend Melanom-assoziierte Tu- morantigene identifiziert worden, die als Peptide nach Präsentation durch definierte HLA-Klasse-I-Mo- leküle von T-Lymphozyten erkannt werden und zum zytotoxischen Un- tergang der Tumorzelle führen kön- nen. In einer Pilot-Studie von Nestle et al. der Züricher Universitäts- Hautklinik in Zusammenarbeit mit Kollegen der klinischen Kooperati- onseinheit für Dermato-Onkologie des Deutschen Krebsforschungszen- trums an der Hautklinik Mannheim
wurden 16 Patienten mit fortgeschrit- tener Melanomerkrankung mit pati- enteneigenen, dendritischen Zellen nach Beladung mit Tumor-assoziier- ten Peptiden immunisiert.
Dendritische Zellen sind die be- sten Antigen-präsentierenden Zellen des Organismus, die eine spezifische Immunantwort, beispielsweise auch gegen Allergene, im Körper in Gang setzen. Aus den Monozyten des peri- pheren Bluts lassen sich dendritische Zellen durch Zusätze eines Zytokin- Cocktails unter anderem mit GM- CSF und IL-4 in der Zellkultur über sieben Tage generieren. Diese dendri- tischen Zellen wurden in Abhängig- keit vom HLA-Typ des Patienten mit bekannten Melanom-assoziierten Peptiden oder auch Tumorzell-Lysa- ten beladen.
Zwei Patienten wiesen ein voll- ständiges Verschwinden sämtlicher Tumorerscheinungen auf; ein Zu- stand, der jetzt über 18 Monate an- hält. Darüber hinaus war bei drei wei- teren Patienten eine deutliche Tumor- regression (über 50 Prozent) nach-
weisbar. Metastasen der Haut, in der Lunge und des Pankreas sprachen auf die Behandlung an. Die immunologi- schen Begleituntersuchungen zeigten, daß eine spezifische Immunreaktion gegen das Melanom erzeugt werden konnte.
Insgesamt schlußfolgerten die Autoren, daß eine Vakzination von Melanompatienten mit dendritischen Zellen, beladen mit Peptiden oder Tu- morzell-Lysat, nur mit geringen Ne- benwirkungen belastet war. Dieser Ansatz stellt eine hoffnungsvolle The- rapiestrategie dar, die jedoch bei großen Patientenzahlen bezüglich ih- rer eigentlichen klinischen Effekti- vität und ihres Einflusses auf das Ge- samtüberleben prospektiv in Studien
zu überprüfen ist. scd
Nestle FO, Alijagic S, Gilliet M et al.:
Vaccination of melanoma patients with peptide- or tumor lysate-pulsed dendritic cells. Nature Medicine 1998; 4: 328–332.
Prof. Dr. med. D. Schadendorf, Klinische Kooperationseinheit für Dermato-Onko- logie (DKFZ Abt. D0900) an der Haut- klinik des Klinikums Mannheim, Theo- dor-Kutzer-Ufer 1, 68135 Mannheim.