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Ist Trumps Steuerreform schlecht für Entwicklungsländer?

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Internationale Steuerkooperation in Gefahr

Ist Trumps Steuerreform schlecht für Entwicklungsländer? Von Christian von Haldenwang

und Jakob Schwab Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

vom 12.02.2018

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Ist Trumps Steuerreform schlecht für Entwicklungsländer?

Bonn, 12.02.2018. Das erste erfolgreich durchgesetzte Projekt des seit einem Jahr im Amt stehenden US- Präsidenten Donald Trump ist gleich eines, das welt- weite Auswirkungen haben wird. Es ist die größte US- amerikanische Steuerreform seit 1986. Sie wird vor allem für ihre inländischen Verteilungswirkungen kriti- siert, weil sie große Entlastungen für besserverdienen- de Haushalte und Unternehmen, aber mittelfristig wenige bis keine Entlastungen für Geringverdiener und die Mittelschicht bringt. Gleichzeitig hat die Reform aber auch globale Auswirkungen. Finanziert werden soll sie nämlich größtenteils über die Rückführung von Auslandsvermögen, für welche die Reform die entspre- chenden Anreize setzt.

Der sogenannten „Tax Cuts and Jobs Act“ verringert erstens die US-amerikanische Unternehmenssteuer von 35 Prozent auf 21 Prozent der erzielten Gewinne.

Damit wird dieser Steuersatz, der zuvor im internatio- nalen Vergleich zu den höchsten zählte, auf einen Schlag unter den weltweiten Durchschnitt von etwa 23 Prozent gesenkt.

Zweitens wechseln die USA vom Welteinkommens- prinzip mit Anrechnungsmethode zu einem Territorial- prinzip. Das bedeutet, dass die Auslandsgewinne ame- rikanischer Unternehmen in Zukunft nicht mehr mit dem amerikanischen, sondern nur noch mit dem aus- ländischen Steuersatz besteuert werden, auch wenn dieser niedriger ist (eine Minimalbesteuerung soll aller- dings extremem Missbrauch vorbeugen).

Drittens werden als Ausnahmeregelung alle bisher geparkten ausländischen Gewinne mit einem beson- ders niedrigen Satz von 15,5 bzw. 8 Prozent besteuert.

Schätzungen sprechen von über 2,5 Billionen US- Dollar, die bisher im Ausland geparkt wurden, jetzt aber wenigstens teilweise in die USA zurückfließen werden.

Firmen wie Apple haben solche Rückflüsse bereits an- gekündigt.

Dies hat vielfältige Auswirkungen auf alle anderen Länder. Die USA sind mit einem Stock von insgesamt ca. 6 Billionen US-Dollar die mit Abstand größten Eig- ner von ausländischem Direktkapital in der Welt, auch in vielen Entwicklungsländern. Was also haben diese von der Steuerreform zu erwarten?

Wir sehen vor allem drei Effekte. Erstens könnten Ent- wicklungsländer vom erhofften Wachstumsschub profitieren. Gerade hat der IWF seine Vorhersagen zum Wachstum der US-amerikanischen wie auch der globa- len Wirtschaft im Jahr 2018 nach oben korrigiert – ausdrücklich unter Bezug auf die Steuerreform. Viele Experten befürchten allerdings, dass sich der Wachs- tumsimpuls als relativ kurzfristig erweisen könnte, weil

mehrere Aspekte der Reform dämpfend auf die heimi- sche Nachfrage wirken. Dies sind steigende Haushalts- defizite (die Rede ist von zusätzlich 0,5 bis 1,5 Billionen US-Dollar über die kommenden zehn Jahre), der mittel- fristig regressive Verteilungscharakter der Reform so- wie Kostensteigerungen einer zunehmend nationali- sierten US-Wirtschaft.

Zweitens wird sich mit der Steuerreform zwar das In- vestitionsverhalten vieler großer Unternehmen ändern.

Hiervon sind aber die anderen Industrienationen sowie Niedrigsteuerländer wie Irland und Luxemburg stärker betroffen als die meisten Entwicklungsländer. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass es in einigen Ländern mit engen Verbindungen zur US-Wirtschaft in der verarbeitenden Industrie zu niedrigeren Zuwächsen oder sogar Abflüssen bei den Direktinvestitionen kommt.

Drittens muss sich die Welt nun auf eine neue Runde im globalen Steuerwettbewerb einstellen. Ein race to the bottom bei den Unternehmenssteuern wäre für viele Entwicklungsländer keine gute Nachricht, sind sie doch oft besonders abhängig von diesen Steuern – wobei der Löwenanteil zudem häufig von einer kleinen Zahl multinationaler Konzerne getragen wird. Anderer- seits dürfte es auch heute schon kaum Investitionen im verarbeitenden Gewerbe in Entwicklungsländern ge- ben, die nicht über mehrere Jahre steuerbefreit sind. In anderen, kapitalintensiven Sektoren (wie zum Beispiel Naturressourcen, Energie, Telekommunikation etc.) spielt der Steuerwettbewerb zwischen Ländern hinge- gen eine weniger große Rolle.

Wichtiger für Entwicklungsländer dürfte daher die Frage sein, wie sich die US-Regierung im Hinblick auf internationale Steuervermeidung und -hinterziehung aufstellen wird, unter der diese Länder besonders lei- den. Trumps Reform richtet sich zwar gegen einige Praktiken der Steuervermeidung in den USA, aber das unilaterale Vorgehen der US-Regierung lässt befürch- ten, dass international abgestimmte Vorgehensweisen – etwa beim Austausch steuerlich relevanter Informa- tionen – auch künftig keinen hohen Stellenwert haben werden.

Zusammengefasst: Für die Entwicklungsländer mag der zusätzliche Wachstumsimpuls der US-Steuerreform kurzfristig eine gute Nachricht bedeuten. Mittelfristig werden die weltwirtschaftlichen Risiken vermutlich eher steigen. Die Umlenkung der globalen Finanzströ- me und der drohende Eintritt in eine neue Runde des internationalen Steuerwettbewerbs wird die meisten Entwicklungsländer kaum direkt betreffen – dort wo es solche Effekte gibt, werden sie aber negativer Natur sein.

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Die aktuelle Kolumne, 12.02.2018

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