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Abwassersysteme und Energie: Fokus auf dem urbanen Indien

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Academic year: 2022

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NEXUS BRIEF Nr. 2/2016

Die Nexus Frage

Der Energieverbrauch von Kläranlagen ist im- mens; vielerorts sind sie für den Löwenanteil des kommunalen Energieverbrauchs verantwortlich.

Dies zeigt bereits, wie verflochten Wasser und Energie in Abwassersystemen sind. Energieeffi- zienzmaßnahmen bieten für Städte, Kommunen und Abwasserunternehmen signifikante Mög- lichkeiten zur Kosteneinsparung. Solche Maß- nahmen können den Ersatz von Teilkomponen- ten oder ganzen Anlagen sowie den Einsatz solar betriebener Klärschlammtrocknung oder die Ei- genproduktion von Energie- bzw. Strompro- duktion beinhalten. Letztere kann durch Biogas- oder kombinierte Kraft-Wärme-Produktion in der Kläranlage stattfinden. Dabei kann eine Groß- kläranlage bis zu 80 Prozent des Eigenstrombe- darfs decken.

In Entwicklungsländern ist die Verbreitung sol- cher energiesparenden Technologien in Abwas- sersystemen noch nicht weit vorangeschritten.

In Indien werden überhaupt nur zehn Prozent des insgesamt anfallenden Abwassers behandelt und nur rund ein Drittel der städtischen Haushal- te ist an die Kanalisation angeschlossen. Gleich- zeitig schießen mit der rapiden Urbanisierung neue – geplante und ungeplante – Wohnvier- tel in die Höhe, sodass die Anzahl der Haus- halte zunimmt, die angeschlossen werden müs- sen. Das Angebot an verfügbarem, bezahlbarem Land – insbesondere für Großkläranlagen und lange Leitungssysteme – ist insbesondere in den Großstädten knapp. Ferner rückt auch die Wie- derverwendung und -aufbereitung von Wasser im wasserknappen Indien zunehmend in den politischen Fokus. Städtische Verwaltungen und Versorgungsunternehmen stehen also unter im- mensem Druck, Wasser- und Abwassersysteme ressourcen- und kosteneffizient zu organisie- ren, um somit die künftig steigende Wasser- und Energienachfrage zu befriedigen.

Forschungsziele

Ziel dieses Teilprojektes war die Analyse der Bedingungen und Instrumente, mit denen res- sourceneffiziente Konzepte in städtischen Ab- wassersystemen Indiens gefördert werden kön- nen. Hieraus ergaben sich folgende fokussierte Fragestellungen:

• Welche Treiber und Hindernisse wirken auf die Diffusion energieeffizienter Technologien im indischen Abwassersektor?

• Wie können Investitionen in nachhaltige und ressourceneffiziente Lösungen gefördert werden?

Um diesen Fragen nachzugehen, wurden drei Städte in Indien untersucht, die vor unterschied- lichen Herausforderungen stehen. Delhi ist eine Megacity, die mit starkem Bevölkerungswachs- tum und einem maroden, unvollständigem Ab- wassersystem umgehen muss. Nashik im Bun- desstaat Maharahstra baut eine innovative auf Abfall und Abwasser basierende Biogas-Anlage, um strikteren Vorgaben zur Energieeffizienz nachzukommen. Kochi ist das kommerzielle Zen- trum von Kerala. In der Küstenstadt mit hohem Grundwasserspiegel sind klassische Großkläran- lagen mit tief liegenden Abwasser kanälen kaum möglich.

Ergebnisse

In keiner der drei untersuchten Städte gibt es bis- her eine explizite Nexus-Governance. Allerdings existieren erste innovative Initiativen, die sich für ressourceneffiziente, Lebenszyklus-orientierte Lösungen einsetzen. Wasserpreise und -subven- tionen, verpflichtende Grenzwerte für Abwasser- einleitungen und Regulierungen zu Stromein- sparungen sind wichtige Instrumente für die Diffusion energieeffizienter Technologien. Stan- dards und Regulierung wirken vor allem dann, wenn sie schrittweise eingeführt und vor Ort kon-

Abwassersysteme und Energie: Fokus auf dem urbanen Indien

Babette Never

Investitionen in Energieeffizienz und

Stromproduktion können sich auch bei Kläranlagen in Entwicklungsländern

lohnen.

Ressourcen- und Kosteneffizienz variieren dabei je

nach Anlage.

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Investitionsplanung bisher noch nicht systema- tisch statt. Wenn dies passiert, dann in der Regel in konkreten, fallbezogenen Situationen. Für das Nexus-Konzept lassen sich aus dieser Fallstudie folgende Empfehlungen ableiten:

• Weniger abstrakte Begriffe als „Nexus“ ver- wenden: Die Nutzung der Sprache lokaler Ak- teure (z.B. lifecycle approach) erhöht das Inte- resse und die Identifikation mit dem Thema.

• Schritt 5 nicht vor Schritt 1 machen: Je nach lo- kaler Lage zunächst die Funktionsfähigkeit ei- nes Sektors sicherstellen, bevor eine weitere Komplexitätsebene eingeführt wird.

• Pragmatisches Umdenken (mind-set change) und Kostenargumentation fördern: Dies kann Investitionen in energieeffiziente Technologi- en erhöhen.

• Potenzial grüner Beschaffung nutzen: Ein Lebenszyklus-orientiertes Denken sollte geför- dert werden, um Ausschreibungen und Verträ- ge entsprechend zu gestalten.

• Investitionsfinanzierung ressourceneffizien- ter Lösungen über Klimafonds ermöglichen, da ungeklärte Abwässer und Klärschlamm viel Treibhausgas emittieren.

trolliert werden. Einspeisetarife für Biogas bilden aktuell keinen Anreiz. Regulatorische Lücken be- stehen (1) in der Besteuerung von Abwasser beim Bau neuer Gebäude, (2) bei der systematischen Bepreisung von Abwasser und (3) der Einfüh- rung von Standards für die Wiederverwendung von geklärtem Abwasser und für Klärschlamm.

Gründe für mangelnde Investitionen in energie- und ressourceneffiziente Abwassersysteme, die den lokalen Bedingungen optimal angepasst werden können, sind:

1) hohe Verluste in Leitungssystemen und man- gelnde Bepreisung von Trinkwasser ( keine Kostendeckung),

2) starke Interessen verschiedener Akteure an der Aufrechterhaltung des Status quo, 3) ein dominierendes Paradigma, welches den

Einsatz konventioneller Großkläranlagen bevorzugt,

4) eine Bandbreite prozeduraler Schwierigkei- ten bei Ausschreibungen, Management und Überprüfung im gesamten Abwassersystem.

Empfehlungen

Die intersektorale Beachtung von Wasser, Ener- gie und verfügbarem Land findet in Politik und

Indiens Abwassersystem

befindet sich größtenteils noch in einer

„Lock-in“-Situation.

Starke Interessen in den Status quo sowie

die bestehenden Preisstrukturen ermöglichen nur

graduelle Veränderungen.

Wasser- und Landverknappung

fördern Wandel.

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE) babette.never@die-gdi.de www.die-gdi.de twitter.com/DIE_GDI www.facebook.com/DIE.Bonn www.youtube.com/DIEnewsflash

Das Projekt „Anreize und Instrumente zur Umsetzung des Nexus Wasser-, Energie- und Ernäh- rungssicherheit“ wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick- lung (BMZ) gefördert. www.die-gdi.de/nexus

Weiterführende Publikationen:

Never, B. (2016). Wastewater and energy saving in urban India (Discussion Paper 12/2016). Bonn:

Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE).

Abb. 1: Schematischer Aufbau der Abwasserklärung und dabei anfallende Stoffe

Quelle: Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

Abwasser Auslass

Erste Klärstufe

Vorklärung Zweite

Klärstufe

Schlammbehandlung Biogas

Dritte/Vierte Klärstufe

Metalle, Mineralien, Pharmazeutika...

Organische Materie (Klärschlamm) Sand, Öle & Fette,

Feststoffe

Seen Flüsse ...

Referenzen

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