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Drei für die Blase

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92 DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2018 | www.diepta.de

PRAXIS

S

pätestens seit Aktuali- sierung der S3-Leit- linie zur Behandlung unkomplizierter Harn- wegsinfekte im letzten Jahr wer- den verstärkt Phytopharmaka als alternative Behandlungsme- thode eingesetzt. Gründe könn- ten die verschärfte Resistenzlage und die Zunahme rezidivieren- der Harnwegsinfekte sein – ein rationaler Antibiotikaeinsatz wird vielfach gefordert. Außer- dem ist eine antibiotische Be- handlung aufgrund einer hohen Spontanheilungsrate und dem zweifelhaften Einsatz von Re- serveantibiotika in der Vergan- genheit nicht immer zwangsläu- fig nötig. Bei unkomplizierten Verläufen steht daher eher die

Linderung der Symptomatik im Vordergrund.

Die meisten pflanzlichen Bla- sentherapeutika wirken harn- treibend und erhöhen so die Durchflussrate durch die Harn- blase und ableitenden Harn- wege, sodass Erreger ausge- spült werden können. Manche zeigen zudem antientzündliche und krampflösende Eigen- schaften oder verhindern, dass sich Bakterien an der Blasen- wand anheften können.

Die Klassiker unter den pflanz- lichen Mitteln gegen Blasen- entzündungen sind Bärentrau- benblätter, Cranberry-Beeren und das Kraut der Echten Gol- drute. Sie werden in verschie- denen Darreichungsformen

angeboten und kommen ein- zeln und teilweise auch kombi- niert zur Anwendung.

Antibakterielle Blätter Die Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi (L.) SPRENG.) ist ein immergrüner Zwergstrauch, der lediglich Wuchshöhen von 10 Zentimetern (cm) erreicht. Er ge- hört zur Familie der Erikage- wächse (Ericaceae) und ist in den gemäßigten Zonen der nördli- chen Halbkugel beheimatet. Seine kleinen, grünen, ovalen Blätter sind ledrig und glänzen auf der Oberseite. Aus den weißen oder rosafarbenen, krugförmigen Blü- ten, die in endständigen, über- hängenden Trauben stehen, ent-

wickeln sich scharlachrote beerenartige Früchte. Sie haben der Pflanze ihren Namen gege- ben, da sie Bären als Nahrung dienen sollen (Arctostaphylos von griech. arktos = Bär, staphyle

= Traube und lat. uva = Traube, ursi = Bär). Die volkstümliche Bezeichnung Moosbeere nimmt auf die weitkriechenden Äste Bezug, die dicht am Boden kissen artige Bestände bilden.

Arzneilich kommen die ge- trockneten Blätter zur Anwen- dung. Ihre desinfizierende Wir- kung wurde von den Völkern der nördlichen Regionen schon lange bei Nieren- oder Steinlei- den und Blasenentzündungen genutzt. In Deutschland er- kannte man erst Ende des 18.

Jahrhunderts ihre medizinische Bedeutung. Heute ist ihre anti- bakterielle und harndesinfizie- rende Wirkung wissenschaftlich belegt und wird hauptsächlich auf Arbutin und andere Phe- nolglykoside zurückgeführt.

Arbutin stellt ein Prodrug dar, das im Körper in das antibakte- riell wirksame Hydrochinon umgewandelt wird. Dafür ge- langt das aus dem Darm aufge- nommene Arbutin zunächst in die Leber, wo es zu Hydro- chinonverbindungen konjugiert und über die Niere ausgeschie- den wird. Pathogene Bakterien aus dem Urin nehmen die Hydro chinonkonjugate auf und spalten sie enzymatisch in freies Hydrochinon. Dies tötet insbe- sondere gramnegative Bakte-

DREI PFLANZEN

Bärentraubenblätter

, Cranberry, Echte Goldrute – Blätter, Früchte, Kraut. Die Phyto therapie hat bei der Behandlung und Vorbeugung von unkomplizierten Harnwegserkrankungen einen hohen Stellenwert.

Drei für die Blase

© Nilnate Nilprasit / iStock / Getty Images Plus

Bärentraubenblätter

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Cranberry

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Echte Goldrute

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2018 | www.diepta.de

rien ab, sodass das Wachstum der häufigsten Erreger von Harnwegsinfektionen gehemmt wird. Entgegen früherer Vor- stellungen geht man heute davon aus, dass die Umwand- lung zu freiem Hydrochinon nicht pH-abhängig ist. Da die Freisetzung zur Wirkform in- nerhalb der Bakterien stattfin- det, ist eine Alkalisierung des Harns über eine Nahrungs- umstellung oder Gabe von Natrium hydrogenkarbonat also nicht notwendig. Ebenfalls ent- haltene Gerbstoffe hemmen das Anhaften von Erregern an der Blasenschleimhaut, vermin- dern so deren Virulenz und fördern ihr Ausspülen mit dem Harnstrahl. Antiphlogistisch wirkende Flavonoide beschleu- nigen zudem den Heilungsver- lauf.

Vorbeugende Beeren Auch die ursprünglich in den Hoch- mooren Nordamerikas behei- matete Cranberry (Vaccinum macrocarpon Ait.) gehört zur Familie der Erikagewächse (Er- icaceae). Die schon bei den Ureinwohnern Nordamerikas zum Arzneischatz gehörende Pflanze wächst ähnlich wie die Bärentraube als flächig krie- chender Zwergstrauch (bis zu 15 cm hoch) und bildet mit seinen langen Ranken (bis zu einem Meter) geschlossene Teppiche. Seine kleinen, spitz zulaufenden, ledrigen Blätter sind ein bis zwei Zentimeter lang und verbleiben das ganze Jahr über an den Zweigen. Zwi- schen Juni und Juli blüht die Cranberry mit rosa-weißen Blü- ten, aus denen sich im Herbst rubinrote Beeren entwickeln.

Sie haben mit einem Durchmes- ser von 10 bis 20 cm etwa die Größe kleiner Kirschen, was ihr den Artnamen macrocarpon eingebracht hat, der sich von griech. makros = groß und kar- pos = Frucht ableitet. Auch der

deutsche Namen Großfrüchtige Moosbeere spielt darauf an.

Die Früchte von Vaccinum macrocarpon Ait. werden manchmal irrtümlicherweise mit denen der heimischen Preiselbeere (Vaccinum vi- tis-idaea) verwechselt. Auch kursiert die nordamerikani- sche Cranberry unter dem fal- schen Namen Kulturpreisel- beere. Beide Früchte stammen zwar von einem Erikagewächs, sie unterscheiden sich aber nicht nur im Erscheinungsbild,

ihre Früchte enthalten zudem andere Inhaltsstoffe. In den Beeren der Cranberry befinden sich Tannine (Cranberry-Pro- anthocyanidine vom Typ A), die das Andocken von Escheri- chia coli an den Schleimhäuten der Harnwege verhindern kön- nen, sodass bis zu 80 Prozent der uropathogenen Keime kei- nen Halt mehr in der Blase fin- den und beim Wasserlassen wieder ausgespült werden, bevor eine Infektion entstehen kann. Damit weisen sie eine vorbeugende Wirkung bei Harnwegsinfektionen auf und werden daher bei rezidivieren- den, unkomplizierten Harn- wegsinfekten eingesetzt, um ein Wiederkehren der Entzün- dungen zu verhindern oder zu- mindest hinauszuschieben.

Auf einen bereits bestehenden Infekt scheinen sie keinen Nut- zen zu haben.

Durchspülendes Kraut Auch die Echte Goldrute (Solidago

virgaureae L.) aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae) wird seit Jahrhunderten als Urologikum genutzt. Das Gold- rutenkraut hat einen festen Platz in der Phytotherapie. Es wird therapeutisch zur Durch- spülung bei entzündlichen Er- krankungen der ableitenden Harnwege sowie vorbeugend bei Harnsteinen und Nieren- grieß aufgrund der nachgewie- senen diuretischen, antiphlo- gistischen, spasmolytischen, antibakteriellen und immun-

modulatorischen Effekte ver- wendet. Ebenso ist die Reizblase inzwischen eine anerkannte In- dikation.

Auf die arzneiliche Verwen- dung des Korbblütlers nimmt der Gattungsname Solidago Bezug, der von lat. solidus = fest, hart oder lat. solidare = zu- sammenfügen, gesund machen stammt. Der Artname virgau- rea setzt sich aus lat. virga = Rute und lat. aurea = golden zu- sammen und verweist wie der deutsche Name Goldrute auf Form und Farbe des Blü- tenstandes. Von Juli bis Okto- ber erscheinen leuchtend gelbe Blütenkörbchen, die meist in zusammengesetzten Trauben oder Rispen zusammenstehen.

Wie bei allen Korbblütlern be- stehen die Blütenkörbchen aus einem Hüllkelch sowie männli- chen Röhren- und weiblichen Zungenblüten. Während aber normalerweise bei den Korb- blütlern der Zungenblüten- kranz lückenlos ist, fehlt bei der

Echten Goldrute jedes zweite Zungenblütenblatt. Aus den Röhrenblüten ragen Griffel und Narbe mit Staubgefäßen weit über die Krone hinaus. Die Frucht ist eine drei bis vier Millimeter große behaarte Achäne (einsamige Schließ- frucht).

Als anspruchslose Staude wächst die Echte Goldrute in ganz Mitteleuropa, in Nord- und Westasien sowie in Nordafrika und Nordamerika.

Sie wird bis zu einem Meter

hoch und bildet einen knotigen Wurzelstock. Daraus treiben im Frühjahr aufrechte gele- gentlich nach oben hin sich verzweigende rotbraune bis vi- olette Stängel, die nur oben kurz behaart sind. An ihnen befinden sich wenige wechsel- ständig angeordnete Laubblät- ter. Während die unteren Blät- ter Stiele aufweisen und spitz elliptisch mit gesägtem Rand sind, werden die oberen Blätter eher kurzstielig und glattran- dig, ganz oben sind sie lanzett- förmig.  n

Gode Chlond, Apothekerin

Das beste ist: Vorbeugen!

Mindestens zwei Liter Wasser sollten

täglich getrunken werden.

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