Gemeinsame Versorgungsforschungsstudie
„MUPS - Medically Unexplained Physical Symptoms“
in Kooperation der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) mit der Lilly Deutschland GmbH
Hintergrund
Patienten mit ungeklärter Schmerzdiagnose fallen mit überdurchschnittlich hoher ärztlicher Inanspruchnahme, gesundheitsbedingten Kosten sowie nachfolgender
Depressionsdiagnose auf. Im Rahmen der Versorgungsforschungsstudie erfolgte eine Untersuchung zum Einfluss einer frühen Identifizierung und gezielten Therapie auf die gesundheitsbedingte Inanspruchnahme dieser Patienten.
Methoden
Kombinierte retrospektive Fall-Kontroll-Studie von Patienten mit ungeklärter
Schmerzdiagnose mit und ohne nachfolgender Diagnose einer Depression aus Daten der KVB. Es erfolgte ein Vergleich der Inanspruchnahme diagnostischer und therapeutischer Leistungen, der Komorbiditäten ohne und mit Depressionsdiagnose und Unterschiede in der Inanspruchnahme vor und nach Diagnosestellung.
Ergebnisse
Von 91.297 analysierten Patienten mit neuer Diagnose einer Depression Q4/07-Q1/08 wiesen 45,4% eine ungeklärte, 26,8% eine geklärte und 27,8% keine Schmerzdiagnose auf.
Im Vergleich zu 74.070 durchschnittlich morbiden Patienten ohne Depression waren die Patienten mit Depression jünger und häufiger weiblich. Eine ungeklärte Schmerzdiagnose ging mit einer überdurchschnittlichen Komorbidität sowie Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen vor und nach Diagnose einher. Eine Verringerung der überdurchschnittlichen Inanspruchnahme des Gesundheitswesens ist ein Jahr nach Diagnosestellung nicht zufriedenstellend nachweisbar. Eventuell bedürfte dies einer Untersuchung mit längerfristiger Nachbeobachtungsdauer.
Die erstmalige Diagnosestellung einer Depression erfolgt zu 64% durch Hausärzte, 14%
jeweils durch die Fachgruppen der Nervenärzte, Neurologen, Psychiater, Frauenärzte, Internisten und Urologen sowie 4% durch Psychotherapeuten. Ca. 33% der
Depressionspatienten erhalten im Jahr nach der Erstdiagnose keine Folgediagnose. Die Arzneimitteltherapie mit Antidepressiva erfolgt zu ca. 13% bereits im Jahr vor
Diagnosestellung und ca. 29% erst nach Diagnosestellung. Therapeutische Leistungen nach Diagnosestellung erfolgen zu ca. 25% durch psychiatrische Therapie (Hinweis: hier sind die sog. „Gespräche“ enthalten) und ca. 40% durch psychotherapeutische Therapie (Hinweis:
12,2% Genehmigungspflichtige Psychotherapie).
Schlussfolgerungen
Patienten mit ungeklärter Schmerzdiagnose sollten bezüglich einer Depression untersucht und nach Diagnosestellung gezielt einer spezifischen Therapie zugeführt werden. Eine Verringerung der insgesamt überdurchschnittlichen Inanspruchnahme des
Gesundheitswesens ist ein Jahr nach Diagnosestellung nicht nachweisbar und bedarf einer Untersuchung mit längerfristiger Nachbeobachtungsdauer.