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Neue Medien und betriebliche Weiterbildung

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Academic year: 2022

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Henriette Freikamp

Neue Medien und betriebliche Weiterbildung

Formen und Einsatz computer- und netzbasierter Lehr-Lernsysteme in der betrieblichen Weiterbildung

Diplomarbeit

Pädagogik

(2)
(3)

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ARTIN

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NIVERSITÄT

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ALLE

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ITTENBERG Institut für Pädagogik

DIPLOMARBEIT

Thema

NEUE MEDIEN UND BETRIEBLICHE WEITERBILDUNG FORMEN UND EINSATZ COMPUTER- UND

NETZBASIERTER LEHR-LERNSYSTEME IN DER BETRIEBLICHEN WEITERBILDUNG

Diplomandin:

Henriette Freikamp

Halle, d. 28.02.2000

(4)

Inhalt

Einleitung 1

Kapitel 1

Neue Medien – Begriffsbestimmung

1.1. Medien und Bildungsmedien 4

1.2. Alte und neue Bildungsmedien 6

1.2.1. Das Buch 6

1.2.2. Anschauungsmaterialien 6

1.2.3. Der Film 6

1.2.4. Der Rundfunk 7

1.2.5. Das Fernsehen 7

1.2.6. Die Videotechnik 7

1.2.7. Die Neuen Medien 8

1.3. Zusammenfassung 11

Kapitel 2

Die historische Entwicklung computerbasierter Lehr- Lernsysteme

2.1. Die Ursprünge in Amerika 13

2.2. Die Entwicklung in Deutschland 15

2.3. Zusammenfassung 19

Kapitel 3

Lerntheoretische Ansätze und deren Einfluss auf die Konzeption medialer Lernangebote

3.1. Behavioristische Ansätze 21

3.1.1. Die theoretischen Annahmen 21

3.1.2. Die Programmierte Instruktion 22

3.2. Kybernetische Ansätze 23

3.2.1. Theoretische Annahmen 23

3.2.2. Objektivierte Lehrverfahren 24

3.3. Kognitive Ansätze 25

3.3.1. Theoretische Annahmen 25

3.3.2. Adaptivität und interaktive Medien 27

3.3.3. Intelligente tutorielle Systeme 27

3.4. Situierte Ansätze 28

3.4.1. Theoretische Annahmen 28

3.4.2. Konstruktivistische Modelle des didaktischen Design 29

3.4.3. Aktuelle Modelle 30

3.5. Zusammenfassung 31

(5)

Kapitel 4

Die Formen computer- und netzbasierter Lehr-Lernsysteme

4.1. Begriffe 34

4.2. Formen computerbasierter Lehr-Lernprogramme 35

4.2.1. Hilfesysteme 35

4.2.2. Drill & Practice-Programme 36

4.2.3. Tutorielle Systeme 36

4.2.4. Intelligente Tutorielle Systeme 37

4.2.5. Simulationssysteme 43

4.2.6. Hypertext/Hypermedia 46

4.3. Grenzen beim Umgang mit Lehr-Lernprogrammen 47

4.4. Einsatzmöglichkeiten von CBT 48

4.5. Web Based Training (WBT) 49

4.5.1. Breites und vielfältiges Informationsangebot 52

4.5.2. Kritischer Umgang mit Informationen 54

4.5.3. Eigene Informationsproduktion 55

4.5.4. Neue Formen der sozialen Interaktion 56

4.5.5. Subjektiv bedeutungsvolles Handeln 57

4.6. Der Medienverbund 58

4.7. Zusammenfassung 60

Kapitel 5

Die Merkmale computer- und netzbasierter Lehr-Lernsysteme

5.1. Interaktivität 62

5.2. Adaptivität und Individualisierung 64

5.3. Multicodierung und Multimodalität 65

5.4. Möglichkeiten des selbstorganisierten Lernens 66

5.5. Zusammenfassung 69

Kapitel 6

Der Einsatz computer- und netzbasierter Lehr-Lernsysteme In der betrieblichen Weiterbildung

6.1. Begriffsbestimmung 71

6.2. Die Betriebliche Weiterbildung 71

6.2.1. Betriebsexterne Weiterbildung 73

6.2.2. Betriebsinterne Weiterbildung 74

6.2.3. Mischformen der Weiterbildung 75

6.2.4. Weiterbildung im Weiterbildungsverbund 75

6.2.5. Überbetriebliche Weiterbildung 75

6.3. Lernszenarien in der betrieblichen Weiterbildung 76 6.3.1. Kurzeinweisung durch Kollegen und Vorgesetzte 76

6.3.2. Gründliche Einweisung 76

6.3.3. Selbststudium anhand von Bedienungshanbüchern u.a. 76

6.3.4. Weiterbildung durch Fernunterricht 77

6.3.5. Lernen im Qualitätszirkel und der Lernstatt 78

6.3.6. Kooperative Selbstqualifikation 78

(6)

6.3.7. Lehrveranstaltungen 79

6.3.8. Informationsveranstaltungen 79

6.3.9. Weiterbildung mit Hilfe interaktiver Lernsysteme 79 6.4. Rahmenbedingungen für den Einsatz computer- und

netzbasierter Lehr-Lernsysteme 79

6.4.1. Gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Wandel 80

6.4.2. Steigender Qualifikationsbedarf 82

6.4.3. Kosten für Weiterbildungsmaßnahmen 83

6.4.4. EDV-Markt 83

6.4.5. Weiterbildungspersonal 83

6.4.6. Medienmarkt 84

6.4.7. Technikentwicklung 85

6.4.8. Möglichkeit des selbstorganisierten Lernens 86 6.5. Die Anwendung computer- und netzbasierter Lehr-Lernmedien in

der betrieblichen Bildungspraxis 86

6.5.1. Computergestützte Informations- und Bedienhilfen

am Arbeitsplatz 87

6.5.2. Computergestützte Beratungshilfen am Arbeitsplatz 87

6.5.3. Selbstlernplätze 88

6.5.4. Selbstlernzentren 89

6.5.5. Interaktive Medien in Seminaren 92

6.5.6. Kombinierter Einsatz interaktiven und multimedialen

Lernens in der arbeitsplatznahen Qualifizierung 93

6.5.7. Tele-Teaching 95

6.5.8. Offenes Tele-Lernen 96

6.5.9. Tele-Tutoring 96

6.6. Zusammenfassung 100

Kapitel 7

Studien zum Einsatz computer- und netzbasierter Lehr- Lernsysteme

7.1. Technische Voraussetzungen 102

7.2. Verfügbarkeit von Lernsoftware 104

7.3. Mediendidaktische Konzeptionen 105

7.4. Die Nutzung von mediengestützten Lernsystemen in der Weiterbildung 106

7.5. Lerneffekte des mediengestützten Lernens 109

7.6. Die Effizienz des mediengestützten Lernens 110

7.7. Qualitative Effekte des Medieneinsatzes 111

7.8. Mediengestütztes Lernen und Weiterbildungsorganisation 112

7.9. Zusammenfassung 113

8. Fazit

115

Literatur 121

(7)

Einleitung

1

Einleitung

Wir leben in einer Gesellschaft, in der jede Minute auf der Welt eine neue Formel, alle drei Minuten die Erkenntnis über einen neuen physikalischen Zusammenhang, alle fünf Minuten eine medizinische Neuerung entsteht. Zur Zeit verdoppelt sich das kollektive gesellschaftliche (Fach-)Wissen alle fünf bis zehn Jahre, während die Hälfte davon in ca. drei bis sechs Jahren schon wieder veraltet sein wird.1

Der Übergang von der Industrie- zur Informationsgesellschaft2, in der „Menge, Ge- schwindigkeit und Effizienz bei der Informationsbeschaffung und –verarbeitung höchste Priorität haben“ (Europäische Kommission 1997, zitiert nach MANDEL/REINMANN- ROTHMEIER 1998, S. 193), zeigt sich in den Veränderungen nahezu aller Bereiche unse- rer Gesellschaft. Die rasante Entwicklung auf dem Sektor der Informations- und Kom- munikationstechnologien ist zu einem markanten Kennzeichen unserer Zeit geworden.

Vor allem in Industrie und Wirtschaft, aber auch in Wissenschaft, Bildung sowie im privaten Bereich des Einzelnen haben die neuen Technologien einen Wandel in Gang gesetzt. Die Vorteile der neuen Technologien, wie z.B. der rasche und leichte Zugang zu Informationen und die Unabhängigkeit von Ort und Zeit beim Umgang mit Selbigen, sind der Ausgangspunkt für die Globalisierung der Märkte. Ein Unternehmen ist nicht mehr an regionale Grenzen gebunden, sondern kann seine Produkte bzw. Dienstleistun- gen in allen Teilen der Welt vertreiben.

Neben diesen neuen wirtschaftlichen Umständen erfordern die zunehmende Flexi- libisierung und Technisierung innerhalb der Arbeitsbedingungen veränderte Qualifika- tionen der Beschäftigten. Die Notwendigkeit der Weiterbildung der Mitarbeiter eines Unternehmens, und die steigenden Kosten für Weiterbildungsmaßnahmen, ermöglichten computer- und netzbasierten Lehr-Lernsystemen den Einzug in die betriebliche Bil- dungspraxis. Allen Ortens werden die Potentiale und Möglichkeiten dieser neuen Lehr- Lernmedien thematisiert, diskutiert und propagiert. Zahlreiche Messen, Tagungen, Kongresse etc. sind geprägt von einem Thema: Das Lernen mit den Neuen Medien.

1Das gläserne Gedächtnis. Wissensmanagement: Geteiltes Wissen ist mindestens doppeltes Wissen. Pres- semitteilung Milestones. http://www.berlinews.de/archiv/447.shtml; 5.6.1999, S.1

2 Die Informationsgesellschaft meint in diesem Zusammenhang jene soziale Struktur, in welcher das Herstellen, Verarbeiten und Verteilen von Informationen eine zentrale Stellung einnimmt. Diese Gesell- schaftsform ist seit einigen Jahren am Entstehen und wird die Industriegesellschaft verdrängen. Ein Be- weis dafür ist die Tatsache, dass immer weniger Menschen innerhalb des industriellen Prozesses beschäf- tigt sind. Die industrielle Produktion wird in wachsendem Maße ohne die menschliche Arbeitskraft auskommen, die dann für die Bedienung, Kontrolle und Wartung entsprechender Maschinen zuständig sein wird. Eine steigende Zahl von Beschäftigten ist in Bereichen tätig, die sich hauptsächlich der Infor- mationsentwicklung, -verarbeitung und –verteilung widmen bzw. in denen der informative Sektor die absolute Majorität darstellt (FLUSSER 1996, S. 15f).

(8)

Einleitung

2 Aber was verbirgt sich hinter den schlagwortartig gebrauchten Begriffen? In welcher Form und in welchem Ausmaß werden diese neuen Lehr-Lernformen in der betriebli- chen Bildungspraxis eingesetzt? Besteht ein Konsens zwischen den euphorischen Aus- sagen der Hersteller und Vertreiber entsprechender Medien und den tatsächlichen Ge- gebenheiten in der betrieblichen Weiterbildung? Diese Fragen sollen in der vorliegenden Arbeit beantwortet bzw. diskutiert werden.

Allerdings entstanden bei der Bearbeitung des Themas zusätzlichen Fragen, denen ich mich nicht oder nur implizit widmen werde. Hierbei handelt es sich zum einen um die Diskussion der tatsächlichen Effektivität des Lernens mit Neuen Medien, die meist durch psychologische Studien geführt wird. Die sich daran anschließenden Fragen nach dem didaktischen Design von Lehr-Lernmedien werden ebenfalls nicht in dieser Arbeit besprochen. Der Diskussion um die Medienkompetenz werde ich mich in Rahmen die- ser Arbeit nicht widmen, da sie meiner Ansicht nach bereits in der Schulbildung veror- tet ist und nicht erst Thema der betrieblichen Weiterbildung sein darf. Die Veränderung der Lehr-Lernformen durch den Einsatz computer- und netzbasierter Lehr-Lernformen, lässt auf veränderte Funktionen bzw. Rollen des Weiterbildners innerhalb des Lehr- Lernprozesses schließen. Auch diesen Umstand werde ich in dieser Arbeit nicht weiter ausführen.

Bei der Bearbeitung des vorliegenden Themas, der Einsatz Neuer Medien in der betrieb- lichen Weiterbildung, stützte ich mich weitestgehend auf wissenschaftliche Literatur.

Die Entwicklungen, die den Einsatz computer- und netzbasierter Lehr-Lernformen in der betrieblichen Weiterbildung fördern, sind noch relativ neu. Die Veränderung von Unternehmensorganisationen, Anforderungen an die Mitarbeiter und alternative Lern- formen unterliegen einem ständigen Wandel. Aus diesem Grunde ist der Forschungs- stand relativ lückenhaft. Der Großteil der Studien untersucht die Effekte des Lernens mit Neuen Medien aus psychologischer Sicht. Dabei sind es meist Schüler und Studen- ten, auf die sich die Untersuchungen konzentrieren. Die dabei getroffenen Aussagen lassen sich nicht ohne weiteres auf den erwachsenen Lerner übertragen. Auch die Un- tersuchungen zum Einsatz computer- und netzbasierter Lehr-Lernmedien in der betrieb- lichen Weiterbildung sind rar. Bezogen auf einzelne Modellprojekte oder Fallstudien, liefern sie beispielhafte Ergebnisse, die nicht die gesamte betriebliche Weiterbildungs- landschaft abbilden können. Aus diesen Gründen kann die vorliegende Arbeit keinen umfassenden Überblick geben, sondern lediglich Trends für den Einsatz Neuer Medien in der betrieblichen Weiterbildung aufzeigen.

(9)

Einleitung

3 Im ersten Kapitel sollen die Begriffe Medien und Bildungs- bzw. Unterrichtsmedien definiert werden. Im Anschluss erfolgt die Darstellung der Technologien, die z.Zt. unter dem Begriff der Neuen Medien gefasst werden. Das zweite Kapitel geht auf die histori- sche Entwicklung computerbasierter Lehr-Lernsysteme ein. Die lernpsychologischen Ansätze und deren Einfluss auf computerbasierte Lehr-Lernsysteme ist das Thema des dritten Kapitels. Die Formen und Merkmale dieser Lehr-Lernmedien werden im vierten und fünften Kapitel vorgestellt. Das sechste Kapitel widmet sich dem Einsatz computer- und netzbasierter Formen des Lehrens und Lernens in der betrieblichen Bildungspraxis.

Studien zum Einsatz Neuer Medien in der betrieblichen Weiterbildung sollen im sieben- ten Kapitel vorgestellt werden. Den Abschluss der Arbeit bildet das achte Kapitel mit einem Fazit.

(10)

Neue Medien - Begriffsbestimmung

4

Kapitel 1

Neue Medien – Begriffsbestimmung

Dieses Kapitel soll sich der Klärung der Begriffe Medien bzw. Bildungsmedien und der Neuen Medien widmen. Der Terminus Neue Medien wird meist schlagwortartig in den Bereichen Bildung respektive Weiterbildung genutzt. Oft ist gar nicht klar, was eigent- lich darunter zu verstehen ist. Viele Autoren gehen von einer breiten Übereinstimmung, einem kollektiven Konsens, bezüglich des Begriffes aus und halten eine explizite Defi- nition nicht für notwendig. In dieser Arbeit sollen, ausgehend von der Beschreibung traditioneller Bildungsmedien, die Technologien vorgestellt werden, die aktuell unter dem Begriff der Neuen Medien zusammengefasst werden.

1.1. Medien und Bildungsmedien

In der Kommunikationswissenschaft versteht man unter Medien traditionellerweise die Mittler zwischen Sender und Empfänger. Vermittelt werden Informationen (HERBECK

1998, S. 219 und WEIDENMANN 1997, S. 197).

DICHANZ und KOLB verstehen das Medium als „...Zeichen- bzw. Informationsträ- ger...“ aber auch als „...Zeichen- bzw. Informationssystem..., welches die Kommunika- tion zwischen mindestens zwei Partnern unterstützt bzw. erst ermöglicht (DICHANZ/KOLB 1975/6, zitiert nach KERRES 1998, S.15).

TULODZIECKI definiert: „Im allgemeinsten Sinne des Wortes kann man die Form, in der ein Inhalt präsentiert wird, als Medium bezeichnen“ (zitiert nach KERRES 1998, S.15).

Unter dem Begriff der Unterrichtsmedien3 versteht HERBECK (1998, S. 219) alle Me- dien, die zur Vermittlung, Erarbeitung, Bearbeitung und Vertiefung von Lernstoff in Lehr- und Lernsituationen eingesetzt werden.

DICHANZ/KOLB definieren Unterrichtsmedien als Zeichenträger bzw. Zeichensys- teme im didaktischen Feld“ (zitiert nach KERRES 1998, S.15). Die Definitionsansätze verdeutlichen die beiden Elemente des Medienbegriffes: der Informationsträger und die medial vermittelte, codierte Information.

Eine weitere Unterscheidung trifft KERRES bezüglich der Funktion des Mediums im Lehr-Lernprozess, in Abhängigkeit davon, ob das Medium vom Lehrenden oder Ler- nenden genutzt wird. In vielen Fällen kann ein Medium sowohl als Lehr- wie auch als Lernmedium verwendet werden (ebd., S. 15f).

3 Der Begriff des Unterrichtsmediums entspricht dem von KERRES genutzten Begriff des Bildungsmedi- ums.

(11)

Neue Medien - Begriffsbestimmung

5 (a) Ein Lehrmedium dient der Kommunikation von Lehrenden, indem es durch die Darstellung bestimmter Informationen oder Lehrinhalte, die Aussage des Lehren- den unterstützt bzw. besser verdeutlicht.

(b) Ein Lernmedium dient der Beschäftigung von Lernenden mit einem Lerngegens- tand.

Bei der Diskussion des Begriffs des Bildungsmediums treffen nach KERRES (1998, S.18f) zwei Vorstellungen aufeinander:

x Bildungsmedien sind solche Medien, die im Bildungskontext zum Einsatz kommen, d.h. alle jemals im Bildungskontext verwendeten Medien sind als Bildungsmedium zu bezeichnen.

x Dem entgegen verweist der Begriff des Bildungsmediums auf einen inhaltlichen Anspruch, so dass nicht alle zu Lehr- und Lernzwecken verwendeten Medien darun- ter fallen können. Nach dieser Auffassung erhält ein Medium seine didaktische Wer- tigkeit erst in einem entsprechenden Verwendungszusammenhang. Der didaktische Anspruch kann nicht an den Merkmalen des jeweiligen Mediums gemessen werden.

Das heißt, ein Medium ist nicht grundsätzlich besser bzw. schlechter als ein ande- res. Mediale Lernangebote können die Anregung von Bildungsprozessen unterstüt- zen, doch erst der sinnvolle Einsatz in der Lernsituation bestimmt den Wert eines Mediums.

KERRES vertritt die Meinung, „dass die didaktische Wertigkeit eines Mediums nicht a priori an Merkmalen von Medien oder Mitteln (seien sie inhaltlicher, methodischer oder gestalterischer Art) festgemacht werden kann, sondern nur in dem Zusammenhang, in dem das Medium Verwendung findet" (ebd., S. 18) Gemeint ist die Tatsache, dass me- diale Lernangebote Bildungsprozesse erst anregen können, wenn die situativen Bedin- gungen der Lernumgebung dies ermöglicht – die Situation bestimmt den Wert des Me- diums. Der Begriff des Bildungsmediums unterstreicht die Zielperspektive: Der Einsatz des Mediums geschieht immer, um eine bestimmte didaktische Intention zu erreichen (ebd., S. 19). Dem schließe ich mich an, da es meiner Ansicht nach nicht reicht, irgend- ein Medium einzusetzen, nur um überhaupt ein Medium für die Veranschaulichung ei- nes Lehrstoffes im Unterricht bzw. im Seminar heranzuziehen. Wichtig ist der sinnvolle Einsatz nach den Faktoren: Welche Ziele sollen mit dem Einsatz des Mediums erreicht werden und kann das gewählte Medium diesen Anspruch erfüllen?

(12)

Neue Medien - Begriffsbestimmung

6

1.2. Alte und neuen Bildungsmedien

Bevor explizit auf die sogenannten Neuen Medien eingegangen wird, soll ein kurzer Überblick über die geschichtliche Entwicklung verschiedener traditioneller Bildungs- medien gegeben werden. Die Verwendung technischer Hilfsmittel und Medien lässt sich in der Geschichte der Pädagogik weit zurückverfolgen. Gegenstände wurden herange- zogen, um Sachverhalte zu erklären, zu veranschaulichen bzw. zu üben. Bereits aus der Antike liegen spezielle Objekte vor, z.B. Tonscherben mit Buchstaben- und Silben- übungen, die mit pädagogischer Intention angefertigt wurden (KERRES 1998, S. 13 und MEISTER/SANDER 1999, S. 8).

1.2.1. Das Buch

Die Entwicklung beweglicher Buchdrucklettern Mitte des 15. Jahrhunderts durch Jo- hannes GUTENBERG legte, zumindest in Europa, den Grundstein zur Etablierung des ersten Massenmediums, dem Buch. Mit der Verbreitung des Buchdrucks, versuchten auch die ersten Pädagogen das Potential des Mediums für die Vermittlung von Wissen zu nutzen. Im Jahr 1658 erschien eines der ersten speziell für den Schulunterricht kon- zipierten Bücher. Die Rede ist von der bebilderten Fibel Orbis sensualim pictus, die von ARMENIUS COMENIUS als Schulbuch für den Sach- und Sprachunterricht eingesetzt wurde. Das Buch etablierte sich als frühestes und bis heute bedeutendes Bildungsmedi- um (FICKERT 1992, S. 14; MEISTER/SANDER 1999, S. 9).

1.2.2. Anschauungsmaterialien

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erkannten RATKE und COMENIUS das Poten- tial realer Gegenstände als Lehr- und Lernmittel. Für den Naturkundeunterricht wurden Sammlungen mit Präparaten, Modellen etc. eingerichtet, die vor allem der Veranschau- lichung von Lehrinhalten dienten (KERRES 1998, S. 13). August Hermann FRANCKE

richtete beispielsweise in Halle ein Realienkabinett ein, in welchem den Lehrenden von Missionaren in aller Welt gesammelte Objekte zur Verfügung standen, die zur Veran- schaulichung der Lehrinhalte verwendet wurden (MEISTER/SANDER 1999, S. 9).

1.2.3. Der Film

Erste pädagogische Diskussionen um neue Medien wurden zu Anfang des 20. Jahrhun- derts mit dem Aufkommen des Films geführt. Trotz heftiger Debatten4 konnte sich der

4 Pädagogen haben schon sehr früh die Bedeutung der Medien für die Sozialisation von Kindern und Jugendlichen thematisiert. Im Brennpunkt der Diskussion stand schon immer die bewahrpädagogische Warnung vor den Gefahren medialer Kommunikation. Die Bewahrpädagogik hatte und hat die Heraus- bildung der Fähigkeit zur kritischen Distanzierung gegenüber den Medien bei den Adressaten zum Ziel.

Der Fernseh- bzw. Computernutzer wird als hilflos gegenüber den Manipulationsmechanismen der Me- dien gesehen, den es vor diesen zu schützen gilt. Diese ideologiekritischen wie moralisierenden Ansätze übersehen dabei, dass der Nutzer nicht vor den Medien bewahrt werden kann, da sie in jeden Lebensbe-

(13)

Neue Medien - Begriffsbestimmung

7 Film als Bildungsmedium etablieren. Allerdings erst zwanzig Jahre nachdem die ersten öffentlichen Filmvorführungen stattfanden5, wurde dieses Medium verstärkt als Schul- und Bildungsmedium eingesetzt. Im 1921 erschienenen Amtlichen Verzeichnis der deut- schen Lehrfilme waren bereits ca. 2000 Titel enthalten. Erst Ende der 20er Jahre, mit der Beseitigung technischer Probleme (z.B. leichte Entflammbarkeit des Filmmaterials), wurde der Film verstärkt im Schulunterricht eingesetzt (MEISTER/SANDER 1997, S. 9;

FICKERT 1992, S. 14).

1.2.4. Der Rundfunk

Die Ausstrahlung regelmäßiger Rundfunksendungen begann ab 1923 in Berlin. Nach kurzer Zeit wurde der Rundfunk verstärkt als Bildungsmedium eingesetzt. Ab 1926 wurden täglich Schulfunksendungen ausgestrahlt (FICKERT 1992, S. 15).

1.2.5. Das Fernsehen

1952 begann der Nordwestdeutsche Rundfunk von Hamburg aus mit der ständigen Aus- strahlung von Fernsehsendungen. Zwei Jahre später eröffneten die Landesrundfunkan- stalten ihr gemeinsames ARD-Programm. 1963 nahm das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) seinen Sendebetrieb in Mainz auf. Das Fernsehen begann seinen Siegeszug als Unterhaltungs-, Informations- aber auch als Bildungsmedium. Seit 1964 stellten das Schulfernsehen und dritte Programme ein systematisches Studien- und Bildungsangebot bereit. Medienverbundprogramme mit teilweise staatlich anerkannten Abschlüssen wie z.B. das ‘Telekolleg’ wurden seither angeboten (ebd., S. 15).

1.2.6. Die Videotechnik

Die Vielzahl der Bildungsangebote, die vom Fernsehen ausgestrahlt wurden, konnte erst mit der aufkommenden Videotechnik pädagogisch voll genutzt werden. Die Möglich- keit des Mitschnitts entsprechender Sendungen beendete die Gebundenheit an die Zeit- vorgaben der Rundfunkanstalten. Anfangs behinderten unerschwingliche und schwer bedienbare Videorecorder den Einsatz der Videotechnik im Unterricht. In den 80er Jah- ren erlangten die Videosysteme eine bessere technische Qualität, sie wurden handlicher und benutzerfreundlicher, gleichzeitig aber preiswerter. Diese Entwicklung führte zu einer steigenden Akzeptanz im Bildungsbereich (ebd., S. 16).

reich eingedrungen und mittlerweile alltäglich sind. Der Nutzer sollte im Gegenteil die Kompetenz zum

‘richtigen’ Umgang mit den Medien erhalten – die Medienkompetenz (LENZEN 1989, S. 1037ff).

5 Im Jahre 1895 fanden die ersten öffentlichen Filmvorführungen durch die Gebrüder LUMIERE in Paris und SKLADENOWSKI in Berlin statt. Der Film wurde überwiegend als Sensation auf Rummelplätzen und in Wanderkinos gezeigt (FICKERT 1992, S. 14).

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Neue Medien - Begriffsbestimmung

8 1.2.7. Die Neuen Medien

HÜTHER und TERLINDEN (1986, S.13) bemängelten die Irreführung durch das Schlag- wort Neue Medien. Die Neuartigkeit, so die Autoren, liegt keineswegs in den Medien selbst, sondern in der Form, in der Informationen sichtbar und hörbar werden. Die er- weiterten Nutzungsmöglichkeiten der bereits bestehenden Medien durch deren Kombi- nation und Anbindung an den Fernsehbildschirm sind neu. Diese Aussage entstammt einer Zeit, in der Bildschirmtext, Kabelfernsehen und Videotechnik zu den Neuen Me- dien zählten, bei denen der Fernsehbildschirm den Mittelpunkt des Kommunikationsge- schehens bildete. Das Internet steckte noch in den Kinderschuhen und von einer Infor- mationsflut konnte noch keine Rede sein. Wendet man die Ansicht allerdings auf den Computer an, würde diese Meinung nachvollziehbar werden: Der Computer als Mittel- punkt des Geschehens wird mit anderen Medien (z.B. Videokammera oder Beamer) kombiniert und mit anderen PCs zu einem globalen Netzwerk zusammengeschlossen.

Mittels intelligenter Softwarelösungen (z.B. Groupware, d.h. Software, die das koopera- tive und kommunikative Zusammenarbeiten mehrerer Teilnehmer unterstützt) können die Nutzungsmöglichkeiten erweitert werden. Was fällt also aus heutiger Sicht unter den Begriff der Neuen Medien?

Die Neuen unterrichtlichen Medien können Teile der Telekommunikationsmedien, z.B.

Mobilfunk und E-Mail, enthalten, die häufig unter dem Begriff Neue Medien bzw. In- formations- und Kommunikationstechnologien (IuK) zusammengefasst sind (HERBECK

1998, S. 219). Nach WILLIAMS, RICE und ROGER werden die Neuen Medien durch die Merkmale Interaktivität, Individualität und die Möglichkeit der Asynchronität des Kommunikationsprozesses, d.h. dieser kann zeit- und ortsunabhängig vollzogen wer- den, charakterisiert. Ein viertes Merkmal ist die Multimedialität:

x Interaktivität: Die Möglichkeit von Aktion und Reaktion von Lehr-Lernsystemen bzw. –programmen. D.h., die Systeme bzw. Programme reagieren auf Benutzerein- gaben, wodurch Ablaufalternativen im Lerngeschehen entstehen. Dabei handelt es sich um keine echte menschliche Interaktion6.

x Individualität: Die Möglichkeit der Kontrolle der Kommunikation durch den Me- diennutzer. Bei den Neuen Medien besteht die Möglichkeit, sich ein individuelles Informationsangebot zusammenzustellen.

x Asynchronität: Die Möglichkeit, Informationen zeitversetzt und ortsunabhängig auszutauschen. Sender und Empfänger müssen nicht zeit- und ortsgleich kommuni- zieren.

6 Interaktion (aus dem Lateinischen) ist die Wechselbeziehung zwischen den Individuen innerhalb einer Gesellschaft, bei der sich die Handlungen der einzelnen Mitglieder an den Erwartungen der anderen in Gruppen und größeren sozialen Systemen wechselseitig orientieren (Brockhaus Enzyklopädie 1986, S.

666)

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