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Einfach zu heiß!

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112 DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2013 | www.pta-aktuell.de

Schwäche und Kopfschmerzen bei schwüler Sommerhitze sind

manchmal mehr als eine Lappalie – es kann sich um echte Hitzeschäden handeln, von denen der Hitzschlag die schwerste Form ist.

D

er Körper verfügt

über verschiedene Strategien, mit denen er seine Temperatur auch unter wechselnden Außen- bedingungen relativ konstant hält.

Dies ist notwendig, da wichtige Stoffwechselvorgänge nur in einem begrenzten Temperaturbereich statt- finden können. Einem Thermostaten gleich reguliert der Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns) den Wär- mehaushalt: Bei zu hohen Werten werden die Hautgefäße weit gestellt, sodass mehr Blut zur Körperober- fläche fließt, wo die überschüssige Wärme abgegeben werden kann.

Diese thermoregulatorische Dila-

tation der Hautgefäße kann im Ex- tremfall zu einer unzureichenden Durchblutung des Gehirns führen, mit der Folge eines Ohnmachts- anfalls (Hitzekollaps). Schwitzen entzieht dem Körper über die Ver- dunstungskälte zusätzlich Wärme.

Bei sehr hohen Umgebungstempe-

raturen ist dies der hauptsächliche Mechanismus zur Verhinderung eines Wärmestaus.

Zusätzlich besitzt der Organismus auch langfristige Adaptationsmecha- nismen (Akklimatisierung). So stellt er nach einiger Zeit auf eine stark erhöhte Produktion eines salz- armen Schweißes um. Die Anpas- sungsmechanismen funktionieren bei alten und kranken Menschen oft nicht mehr so gut.

Schwül-warmes Klima – mit oder ohne Sonne – belastet den Körper erheblich. (Zu) große Wärmezufuhr und/oder unzureichende Wärmeab- gabe führen zu einer Überwärmung des Organismus (Hyperthermie).

Das Vorstadium Unter hohen Um- gebungstemperaturen und/oder gro- ßer körperlicher Anstrengung kann sich eine Hitzeerschöpfung ent- wickeln: Durch die starke Schweiß- bildung wird über einen längeren Zeitraum hinweg viel Wasser und Salz verloren, was in einer Kreislauf-

störung mündet. Die Patienten sind schwach, kurzatmig und können frösteln. Sie haben blasse, feuchte Haut, klagen über Benommenheit, Kopfschmerzen und Übelkeit.

Personen mit entsprechenden An- zeichen sollten flach liegend in einem kühlen Raum ruhen. Es ist wichtig, dass sie salzhaltige Getränke zu sich nehmen. Kommt es zu Bewusst- seinstrübung oder gar Bewusstlosig- keit, ist der Notarzt zu rufen.

Bleibt die Hitzeerschöpfung – etwa aus sportlichem Ehrgeiz – unbehan- delt, kann sich der wesentlich schwe- rere Hitzschlag entwickeln. Das Vollbild dieses Schadens trat in ge- mäßigten Klimazonen wie unserer bisher eher selten auf. Während län- gerer Hitzeperioden sowie bei Per- sonen, die sich sportlich in hohem Maße fordern, muss man jedoch immer auch an diesen höchst be- drohlichen Zustand denken.

Versagen der Thermoregula- tion Nicht rasch genug behandelt, kann ein Hitzschlag zum Tod füh- ren. Im Unterschied zu den anderen Hitzeschäden wie Hitzeerschöpfung, -kollaps und Sonnenstich greifen bei diesem Zustand die physiologischen Reaktionen zur Thermoregulation nicht mehr. Wegen der ungenügen- den Wärmeabgabe steigt die Körper- temperatur rasch über 40 °C. Durch diese Überwärmung werden Zellen zum einen direkt geschädigt, zusätz- lich „wehrt sich“ der Körper auf mo- lekularer und Zell-Ebene durch viel- fältige Reaktionen, bis ungehemmte Entzündungsreaktionen ablaufen (SIRS, Systemic Inflammatory Response Syndrome) – ähnlich

Einfach zu heiß!

PRAXIS HITZSCHLAG

Zu viel Sonne

eine starke Überwärmung des Kopfes durch direkte Sonnenbestrahlung des ungeschützten Kopfes und nackens ist die ursache des Sonnenstichs (insolation). Sie verursacht eine Reizung der empfindlichen Hirnhäute unter der Schädeldecke. Betroffene haben einen hochroten heißen Kopf und Hals und klagen über Übelkeit, müssen sich übergeben. Weitere Symptome sind Kopfschmerzen, Benommenheit, Schwindel und nackensteifigkeit. Typisch ist, dass die Probleme oft mit einer verzögerung von bis zu acht Stunden auf- treten. Besonders gefährdet sind Säuglinge und Kleinkinder. in schweren Fällen kann es auch zu einem Hirnödem kommen, einer Flüssigkeitseinlage- rung mit Druckerhöhung im Hirngewebe. Kühlende umschläge für den Kopf und Ruhen im Schatten mit etwas erhöhtem oberkörper sind die wesentlichen Maßnahmen – zur vorbeugung: Kopfbedeckung, evtl. mit nackenschutz.

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2013 | www.pta-aktuell.de

den Vorgängen bei einer Sepsis, nur ohne Infektion. Und gefährliche Ge- rinnungsprozesse im Gefäßsystem kommen in Gang.

Zunächst ist das zentrale Nervensys- tem (ZNS) betroffen. Lokale Entzün- dungsprozesse können zu Permea- bilitätsänderungen in den kleinsten Hirngefäßen führen, was dazu führt, dass Flüssigkeit aus den Adern ins Gehirn austritt, wodurch ein lebens- gefährliches Hirnödem entstehen kann. Es drohen ZNS-Schäden, Schockzustand sowie am Ende ein Multiorganversagen.

Wegen der fehlenden Schweißab- gabe ist die Haut heiß, rot und tro- cken. Betroffene haben hohes Fieber, Kopfschmerzen, einen raschen, un- regelmäßigen und schwachen Puls;

sie leiden unter Schwindel und Desorientiertheit, sind verwirrt oder haben eine Bewusstseinstrübung, manchmal auch Krämpfe. Ein Kreis- laufzusammenbruch macht sich schließlich durch den Übergang zu fahler Haut bemerkbar.

Als Klassischen Hitzschlag be- zeichnet man eine passive Überwär- mung bei anhaltend schwülheißer Witterung. Sie entwickelt sich meist im Laufe von ein bis zwei Tagen. Be- troffen sind in der Regel Ältere und chronisch Kranke. Medikamente können die Hitzeadaptation zu- sätzlich beeinträchtigen. So können beispielsweise Diuretika das Blut- volumen vermindern und damit die Regulationsprozesse behindern. Und anticholinerg wirkende Subs- tanzen, wie trizyklische Antide- pressiva oder Anti-Parkinsonmittel, hemmen die Schweißproduktion.

Aber auch junge, gesunde Menschen sind gefährdet, vor allem wenn sie sich bei extremen Temperaturen körperlich stark verausgaben (Leis- tungssport, Marathonlauf). In die- sem Fall spricht man von einem anstrengungsbedingten Hitz- schlag. Dieser tritt oft sehr schnell, ohne Vorwarnzeichen auf – unter entsprechend ungünstigen Bedin- gungen (z. B. isolierende, dichte Kleidung) sogar bei noch angeneh- men Temperaturen.

Rasch handeln! Der Hitzschlag ist ein Notfall: Es kommt darauf an, unverzüglich den Rettungsdienst zu verständigen und so rasch wie möglich die Körpertemperatur des Betroffenen zu senken. Bis zum Ein- treffen der professionellen Helfer muss er an einen kühlen Ort gelegt werden – mit etwas erhöhtem Ober- körper, um eine Erhöhung des Hirn- drucks zu verhindern. Die Kleidung muss geöffnet und der Körper ein- schließlich des Kopfes mit nassen, zum Beispiel in Eiswasser getränk- ten, Tüchern (diese ständig erneu- ern) oder Eispackungen gekühlt werden. Effektiver ist bei jüngeren Menschen, sofern verfügbar, ein kal- tes Ganzkörperbad. Auch Luftzug (Ventilator) kann beim Kühlen hel- fen. Ist die Person bewusstlos, bringt man sie in die stabile Seitenlage; hat die Atmung bereits ausgesetzt, sind sofortige Maßnahmen zur Wieder- belebung (Herzdruckmassagen mit – notfalls auch ohne – Beatmung) lebensrettend. ■

Waltraud Paukstadt, Dipl. Biologin

© jogyx / fotolia.com

eMPFeHlungen ZuR voRBeugung + Schatten, Schonung und

leichte, weite Kleidung.

+ gemüse und wasserreiches obst statt schwerer Kost.

+ Bei Reisen in warme gebiete langsam akklimatisieren.

+ Täglich mehrmaliges + Waschen mit kühlem Wasser,

kühle Fußbäder, verwen- dung kühlender lotionen oder auch Sprays.

+ Anstelle von Fruchtsäften und Tees lieber mineralstoff- haltige getränke geben; zu viel Flüssigkeit, ohne auch die elektrolyte zu ersetzen, kann zu hohem Natrium- + verlust und dadurch zu + Muskelkrämpfen führen.

+ Keine eiskalten getränke:

Damit lässt das Durstgefühl schneller nach; es wird + weniger getrunken. Außer-

dem regen sie den Stoff- wechsel an, was wiederum Wärme produziert.

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