• Keine Ergebnisse gefunden

Paare in Widerspruchsverhältnissen

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Paare in Widerspruchsverhältnissen"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

40

Ärzteblatt Sachsen 8|2019

ärztin und familiE

autorin: Kathleen Pöge

Verlag: Springer Verlag für Sozial- wissenschaften, Wiesbaden 2019, 1 . Auflage, Bd . 71 „Geschlecht und

Gesellschaft“, 270 Seiten isBn: 978-3-658-22302-1 preis: 44,99 Euro

Das Buch entstand aus einer Promo- tion im Rahmen des Forschungspro- jekts „Karriereverläufe und Karriere- brüche bei Ärztinnen und Ärzten wäh- rend der fachärztlichen Weiterbildung“

(KarMed) an der Universität Leipzig . Die Autorin untersuchte in einer qualitati- ven Längsschnittanalyse, wie Doppel- karrierepaare die Aufteilung von Arbeit organisieren und begründen, und wie sich dies wandelt . Dazu wurden Paare befragt, die zu Beginn der Studie in der Regel noch kinderlos waren, aber bereits ein Kind erwarteten und im Verlauf der Befragungen über mehrere Jahre Elternzeit, weitere Schwanger- schaften und den Wiedereinstieg in den Beruf managten . Die Hälfte der Partner waren ebenfalls Mediziner . In detaillierten Ausführungen gibt Kathleen Pöge einen Überblick über den Stand der Sozialforschung zum Thema, vor allem zu geschlechtlichen Kodierungen, Konstruktionen und Deu- tungsmustern . Deutlich wird in den Interviews, wie fest tradierte Rollen- modelle auf allen Ebenen (oft unbe- wusst) verankert sind, und wie beson- ders in der Medizin durch traditionelle hierarchische Strukturen dieses Den- ken bei beiden Geschlechtern verinner- licht ist . Auch hierin liegen Ursachen, warum sich Frauen in der Medizin trotz ihres mittlerweile hohen Anteils nur langsam in den Chefebenen durchset- zen . Pöge zeigt allerdings, wie durch

das Offen legen dieser Strukturen Bewusstsein und damit Änderungs- chancen geschaffen werden .

Doppelkarrierepaare sind Lebensstil- pioniere im Sinne einer echten gleich- berechtigten Gestaltung von Partner- schaft und Karriere . Dass gleichberech- tigte Karrieren, Elternschaft und Fami- lienleben einander nicht ausschließen müssen, beweisen einige der inter- viewten Paare . Dass es sich dabei um einen erheblichen Kraftakt handelt, der von den gegenwärtigen gesellschaftli- chen und Arbeitsbedingungen noch nicht wirklich unterstützt wird, wird jedoch auch deutlich .

Interessant ist die Wirkung politischer Maßnahmen auf „private“ Karrieren, zum Beispiel durch die Neuordnung des Elterngeldes und der Erziehungszeit . Ebenso erhellend ist die Erkenntnis, dass es wesentlich leichter für Männer ist, bisher weiblich kodierte Rollenmus- ter zu übernehmen (wie Elternzeit, nach Möglichkeit aber nicht länger als die

Mindestdauer), dass es aber nach wie vor mit hohem Rechtfertigungsdruck für Frauen einhergeht, bislang männ- lich kodierte Domänen zu besetzen . Wie bei vielen soziologischen Arbeiten gestaltet sich die Lektüre relativ sper- rig . Einzelne Fehler, zum Beispiel bei der Beschreibung des AiP und der Dauer von Weiterbildungszeiten sind ärgerlich, ändern aber nichts Grundlegendes . Es lohnt, sich in das „Kleingedruckte“

zu vertiefen, stecken doch dort die wichtigen Informationen und treffende Fachbegriffe wie „Innovationsresistenz“ . Unterhaltsam und mit Selbsterkennt- nis für die Rezensentin verbunden, lasen sich die Interviews .

Die Autorin reflektiert über sozialen Wandel und gesellschaftliche Behar- rungskräfte . Durch deren Offenlegung kann es durch vielerlei (Förder-)Maß- nahmen, aber vor allem der Bewusst- machung von Geschlechtskodierungen von Beruf, Karriere, Erwerbs- und Fa mi- lienarbeit zu Veränderungen kommen . Es führt zu einem Gewinn an Freiheits- graden und echter partnerschaftlicher Teilhabe für beide, wenn es gelingt, tra- dierte Festschreibungen und Verinner- lichungen aufzulösen . Und dies wiede- rum führt neben der erhöhten indivi- duellen Lebenszufriedenheit zu einem klaren Gewinn für die Gesellschaft . Eine Neuauflage in einer lesbareren Fassung könnte sicher zu einer weite- ren Verbreitung führen . Das Buch sei allen mit partnerschaftlichen Karriere- zielen, denen mit bereits erreichten Karrieren und unbedingt auch denen empfohlen, die die Karrieren von Ärz- tinnen begleiten und fördern (wollen) .

Dr . med . Uta Katharina Schmidt-Göhrich Stellvertretende Vorsitzende des Redaktionskollegiums „Ärzteblatt Sachsen“

Paare in Widerspruchsverhältnissen

Die partnerschaftliche Arbeitsteilung von Ärztinnen beim Übergang zur Elternzeit

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

% der Suizide im Gefolge depressiver Störungen begangen werden, wird im Vergleich zu Frauen bei Männern eine Depression nur halb so häufig diagnostiziert.. Ist die

Mehr als ein halbes Jahr nach Ausbruch der Krise sind der Interbankenmarkt und viele Verbriefungsmärkte für strukturierte Finan- zierungen noch immer nicht wieder voll

Was die Reduction der Messung‚ wegen der nach Verschiedenheit der Temperatur sich ändernden Länge der Messstangen, betrifft‚ so sind die Gelehrten über-eingekommen,

Bei der nasa- len Form der Kryptokokkose sind Atemgeräusche, Schluckbe- schwerden, ein- oder beidseitiger eitriger oder blutiger Nasenaus- fluss, nasopharyngeale Granu- lome,

gegen bahnt sich die Erkältung über zwei bis drei Tage an, wobei sich die Symptome nach und nach verstärken bevor sie nach etwa einer Woche wieder nachlassen. Die Erkältung sowie

Aufrichtig gestehe ich Ihnen, daβ Sie mich von einem Intherim befreyen, in dem auch ich bisher, zu meinem Troβe mit mehr

Grund dafür ware n einerseits die internen Streitigkeiten der Grünen, die letzten Endes zum Ausschluss der Jungen Grü- nen aus der Partei geführt haben und in Graz eine

Hier darf ich also erneut priorisieren und quasi triagie- ren, wie viel Budget für wen bleibt, gerade wenn es um die Behandlung chronisch Kranker geht, deren Erkrankungen jedoch